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Wer nicht wegkommt aus der schäbigen Provinz, die sich Leben nennt, der bringt sich um. Und wer selbst das nicht schafft, der bekommt in Martin Beckers Erzählungen eine zweite Chance: Erzählungen, als würde Fellini einen heruntergekommenen Wanderzirkus leiten und Tom Waits dazu die Schelle schlagen. Wir betreten eine Welt voll von sprechenden Hunden, folgenlosen Morden und anrührend abseitigen Hobbies. Mit einem ungehörten, unerhörten Ton treibt Becker uns durch seine wilden, wüsten, traumschön schlimmen Welten, überbringt er uns Nachrichten von der Schatten- und Nachtseite des Lebens.…mehr

Produktbeschreibung
Wer nicht wegkommt aus der schäbigen Provinz, die sich Leben nennt, der bringt sich um. Und wer selbst das nicht schafft, der bekommt in Martin Beckers Erzählungen eine zweite Chance: Erzählungen, als würde Fellini einen heruntergekommenen Wanderzirkus leiten und Tom Waits dazu die Schelle schlagen. Wir betreten eine Welt voll von sprechenden Hunden, folgenlosen Morden und anrührend abseitigen Hobbies. Mit einem ungehörten, unerhörten Ton treibt Becker uns durch seine wilden, wüsten, traumschön schlimmen Welten, überbringt er uns Nachrichten von der Schatten- und Nachtseite des Lebens. Parallel zu Martin Beckers Debüt im Luchterhand Literaturverlag erscheinen zwei der Erzählungen als Hörstücke: Ein schönes Leben mit Ueli Jäggi sowie Gesellschaft mit Raphael Clamer.
Autorenporträt
Martin Becker, geboren 1982, ist in Plettenberg aufgewachsen. Er ist freier Autor für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, Literaturkritiker beim Deutschlandfunk und bei Deutschlandradio Kultur und berichtet in Features und Reportagen unter anderem aus Frankreich, Kanada und Brasilien.Martin Becker lebt und arbeitet in Leipzig.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 26.05.2008

Heraklit beim Herrenausstatter
Martin Becker liefert mit „Ein schönes Leben” Talentproben seines grotesken Humors
Die Welt der Erzählungen Martin Beckers ist eng, provinziell und bevölkert von traurigen Figuren. Gleich in der ersten Geschichte heißt es: „Wer dableibt, schafft sich Hunde an. Wer es nicht schafft, wegzukommen, geht auf den Dachboden und hängt sich auf.” Damit ist der Grundton angeschlagen. Man könnte noch hinzufügen: Wer geht, kommt meistens zurück; besser ist dadurch nichts geworden, noch nicht einmal anders. Beckers Geschichten sind motivisch eng verknüpft; nicht selten tauchen Hunde auf, die durchaus auch einmal sprechen können; auch alte Menschen am Rande einer verzweifelten Existenz gehören zum Inventar. Und über all dem liegt stets der Hauch der Unwahrscheinlichkeit der Groteske.
Besonders jener Text, der den Band eröffnet, hat allerdings eine Prise zuviel Beckett und Kafka abbekommen – nicht nur, dass der Protagonist den Namen Odradek trägt, noch dazu stellt ein Zigarren rauchender Neuankömmling namens Heraklit von Ephesos das Leben einer Kleinstadt auf den Kopf, lässt sich vom dortigen Herrenausstatter mit einem Anzug versorgen, um sich später ebenso plötzlich wieder aus dem Staub zu machen. Danach ist alles wieder, wie es zuvor war: das Leben – ein langer Fluss.
Man kann diese Erzählungen ganz prächtig und glatt herunterlesen und ist dabei sogar amüsiert und angetan von einem distanzierten Tonfall der Ironie, der die Figuren begleitet. Man lernt Herrn Schliff kennen, der auf die Handwerker wartet, die den Schimmel in seiner Wohnung bekämpfen sollen und stattdessen einen Kaffeeautomaten installieren, in seiner Größe ausreichend für einen mittelständischen Betrieb.
Man begegnet einem desillusionierten Vertreter, der in auswegloser Lage und trostloser Umgebung plötzlich einen grandiosen Abschluss tätigt. Oder, in der wahrscheinlich besten Geschichte, einem Jubilar, der den Feierlichkeiten zu seinem 70. Geburtstag (mit Entertainer und Chor) aus der Ferne zusieht und währenddessen auf den Auftragskiller wartet, der seinem Leben ein Ende setzen soll, sich aber zuvor erst einmal kräftig betrinkt. Ein tristes Dasein führen sie alle auf ihre Weise; es wirkt, als würden sie auf etwas warten, was sie selbst noch nicht kennen. Erlösung möglicherweise.
All das ist ziemlich gut ausgedacht und vor allem auch sauber erzählt – Martin Becker, Jahrgang 1982, hat am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig studiert und dort fraglos eine Menge gelernt. Er hat einen Sinn für Dramaturgie und die Instrumentierung von Texten, er hat Humor und kann schreiben. Und trotzdem werden dem Leser die gescheiterten Existenzen, die hier vorgeführt werden, zusehends gleichgültiger, weil recht schnell der Verdacht aufkommt, dass Martin Becker sich in seiner Ästhetik des Heruntergekommenen ungeheuer wohl fühlt. Das Scheitern der Figuren produziert technisch höchst gelungene Texte, munter und in heiterem Tonfall erzählt. Die existentielle Angegriffenheit, Trauer, Liebesunfähigkeit, Todesnähe – all das wird zwar in den Texten behauptet, findet sich jedoch in der Form nicht wieder.
Noch einmal: Becker ist ein begabter Erzähler; er beherrscht die unterschiedlichsten Tonfälle und Stillagen, allein es scheint so, als wisse er noch nicht allzu viel damit anfangen zu können – die Mehrzahl der Texte in „Ein schönes Leben” wirkt darum steril und leblos, hört sich aber gut an, wobei sich auch nicht immer erschließt, warum etwas so und nicht anders erzählt worden ist, warum bestimmte Motive wieder aufgenommen werden, andere jedoch nicht. Martin Becker hat sich ein großes Spielfeld erschlossen; eines, auf dem der skurrile Humor auf dem Nährboden der Verzweiflung prächtige Blüten treiben kann. Auf diesem Spielfeld erscheinen Beckers Erzählungen als Talentproben, die zwar eine Richtung haben, jedoch noch kein Ziel. CHRISTOPH SCHRÖDER
MARTIN BECKER: Ein schönes Leben. Erzählungen. Luchterhand Literaturverlag, München 2007. 188 S., 17,95 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Einen ambivalenten Eindruck haben Martin Beckers Erzählungen bei Rezensent Christoph Schmaus hinterlassen. Nicht nur ein Mann namens Odradek, ein Name den sich der Autor aus einem Text Kafkas geliehen hat, wirkt auf ihn befremdlich. Bei Becker wimmele es geradezu vor kuriosen Situationen und skurrilen Figuren: Heraklit, der aus einem Bummelzug steigt und in einer Kleinstadt Reden hält, Hunde, die sprechen, und Herrenausstatter, die pürierte Leber servieren. Klar ist für Schmaus, dass es in beiden Erzählungen um die Enge der Kleinstadt, Einsamkeit und bedrückende Sozialgefüge geht, nicht ganz klar dagegen, warum der Autor so erzählt, wie er erzählt: "Was das soll?", fragt sich Schmaus. Andererseits attestiert er Becker, keinesfalls nur "Effekthascherei" zu betreiben, sondern eine "befreiende Komik" zu entfalten. Die beiden Erzählungen habe für ihn etwas kaum Greifbares. Er findet sie "komisch und schwermütig", gleichzeitig auch modellhaft und "ausgedacht". Er vermisst an ihnen "Fleisch und Blut". Dieser Eindruck wiederum wird für ihn durch die vorliegende wunderbar atmosphärische Hörbuchfassung ein wenig zerstreut. Denn den beiden Sprechern Ueli Jäggi und Raphael Clamer gelingt es zu Schmaus' Freude, dem Text Leben einzuhauchen.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so etwas Originelles, Überraschendes, Freches, Turbulentes, Kluges, Drastisches und dabei Warmherziges gelesen habe. Martin Becker geht aufs Ganze - so und nicht anders stelle ich mir gute Literatur vor." Terézia Mora

"Ein bemerkenswertes Debüt." MDR-Sputnik

"Martin Beckers Sprachwitz, seine Übertreibungskunst und seine stille Sympathie mit den Helden seiner Geschichten, die machen diese Balladen vom komischen Unglück lesenswert." Deutschlandradio Kultur

"Flottes Debüt." Literaturen

"Gewitzte Provinzposse." Süddeutsche Zeitung

"In Beckers besten Erzählungen verschmilzt er die Albträume der kleinen Leute, ihre Ängste, Schulden, Gebrechen und ihre sprachlose Einsamkeit mit surrealen Elementen." Frankfurter Neue Presse

"Wie aus der Zeit gefallen, was nicht nur mit ihren skurillen Figuren zu tun hat. Der 25-Jährige knüpft auch formal an etwas beinahe Vergessenes an ... ist die Kurzgeschichte mit kafkaeskem Touch und pathetischer Symbolik, wie sich noch in der Nachkriegszeit en vogue war, verschwunden. Aber genau diese ... schreibt Martin Becker ... fort." Meier

"Seine Erzählungen sind vielleicht kein Vergnügen auf den ersten Blick. Aber auf die Dauer sind kliniksaubere Oberflächen doch viel langweiliger als dunkle Ecken, in denen der Schimmelpilz abstrakte Bilder an die Wand malt. Die Ecken, die das eigentliche Leben ausmachen." Bayern 2

"Im Kontrast zu der langweiligem Idylle der Provinz steht Beckers Sprache: dicht, prägnant, komisch sogar, manchmal fast flapsig. (...) Man fühlt sich danach ein bisschen so, als hätte man wirr geträumt, nichtsdestotrotz aber gut unterhalten." Public - das GALORE Kulturjournal

"Diese Literatur ist zuviel, um sie mal eben hinter sich zu bringen. Und sie wäre damit verschenkt. Georg Christoph Lichtenbergs Aphorismen aus 33 Jahren möchte man schließlich auch nicht in einer Nacht lesen müssen." Literarische Welt
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