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Da steht sie mitten in einer Restaurantküche in Shanghai und walkt den Teig, als ginge es um ihr Leben, und das tut es auch. Ein Strudel soll es werden, ein süßer natürlich, aber dann füllt sie, was noch übrig ist, mit zartem Gemüse, und auf einmal hat sie der chinesischen Küche etwas hinzuerfunden, was niemand mehr missen möchte: die Frühlingsrolle. Franziska Tausig ist eine von vielen, der Berliner Buchhändler Ludwig Lazarus ist ein anderer, und am Ende waren es achtzehntausend Juden, die seit 1938 eines der letzten Schlupflöcher noch nutzen konnten und so im fernen fremden Shanghai…mehr

Produktbeschreibung
Da steht sie mitten in einer Restaurantküche in Shanghai und walkt den Teig, als ginge es um ihr Leben, und das tut es auch. Ein Strudel soll es werden, ein süßer natürlich, aber dann füllt sie, was noch übrig ist, mit zartem Gemüse, und auf einmal hat sie der chinesischen Küche etwas hinzuerfunden, was niemand mehr missen möchte: die Frühlingsrolle. Franziska Tausig ist eine von vielen, der Berliner Buchhändler Ludwig Lazarus ist ein anderer, und am Ende waren es achtzehntausend Juden, die seit 1938 eines der letzten Schlupflöcher noch nutzen konnten und so im fernen fremden Shanghai überlebten. Sie kamen ohne Visum und Illusionen mit einem Koffer und zehn Reichsmark in der Tasche, Anwälte, Handwerker, Kunsthistoriker, und wenn sie in dieser überfüllten Stadt und dem feucht drückenden Klima zurechtkommen wollten, dann waren Erfindungsgabe und Tatkraft gefordert. Nicht jeder war, nach dem, was hinter ihm lag und vor ihm, dazu imstande. Atemberaubend vielstimmig und vielschichtig erzählt Ursula Krechel davon. Aus langjährigen Recherchen entstand so der Stoff zu einem weitgespannten erzählerischen Bogen, der den Leser in eine Welt bringt, die einem näher ist als erwartet.
Autorenporträt
Ursula Krechel, geboren 1947 in Trier. Studium der Germanistik, Theaterwissenschaften und Kunstgeschichte. Lehrtätigkeit an verschiedenen Universitäten. Erste Lyrikveröffentlichungen 1977, danach erschienen Gedichtbände, Prosa, Hörspiele und Essays. 2009 erhielt Ursula Krechel den "Joseph-Breitbach-Preis". 2012 erhielt Sie den Deutschen Buchpreis für den Roman "Landgericht" Die Autorin lebt in Berlin.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.07.2009

In den Sommer mit Büchern von zu Hause

Sie wollen Buchtipps für die Ferien? Die Gegend, in der Sie leben, hält sie für Sie bereit. An Rhein und Main wohnen Schriftsteller, deren Bücher zum Urlaub passen, hier sind aber auch Literaturpreise zu haben, die Jahr für Jahr bedeutende Autoren nach Darmstadt oder Frankfurt locken. Sie alle haben uns in diesem Sommer das eine oder andere zu sagen.

Von Florian Balke

F. C. Delius:

Die Frau, für die ich den Computer erfand

In seinem neuen Roman, den Friedrich Christian Delius während seiner Zeit als Stadtschreiber von Bergen-Enkheim beendet hat, geht es um hohe und gewichtige Dinge: um die Erfindung des Computers und eine große Liebe. Aber Delius wäre nicht er selbst, wenn das Hohe nicht ausgesprochen geerdet daherkäme. Eine ganze Nacht lang erzählt ein alter Mann, dessen Lebenslauf dem des deutschen Ingenieurs Konrad Zuse folgt, einem Journalisten von seiner Rolle bei der Erfindung des Computers. Und von seiner tiefen Zuneigung zu Lord Byrons Tochter Ada Lovelace, die sich schon im 19. Jahrhundert mit dem Bau einer Rechenmaschine herumschlug. Herausgekommen ist ein wundervoller Monolog, der den Leser voller Tempo durch Geschichte und Technik führt und dabei einige kluge Bemerkungen zur Logik, zum Erfinden und zur Kunst zu machen hat. Zu kaufen gibt es das Buch erst nach dem 17. Juli, aber Fans aus dem Rhein-Main-Gebiet haben Glück. Am Tag, an dem der Roman herauskommt, stellt Delius ihn in Frankfurt vor - am 17. Juli um 20 Uhr in der Berger Nikolauskapelle, Marktstraße 56.

Friedrich Christian Delius, "Die Frau, für die ich den Computer erfand", Rowohlt Berlin, Hamburg 2009, 288 S., geb., 19,90 Euro.

Eva Demski:

Gartengeschichten

Als Sommerlektüre braucht dieses Buch über Freud und Leid des Gärtnerns keine besondere Fürsprache mehr. Leser, die die Geschichten, die neben der Kultivierung von Pflanzen auch von der Hege und Pflege des Lebens handeln, noch nicht gekauft, weiterempfohlen oder verschenkt haben, dürfen sich freuen, weil man sie auf den Erfolgstitel der Frankfurter Schriftstellerin noch hinweisen kann. Ein Buch aus kleinen Leseportionen, das die meisten in einem Rutsch lesen.

Eva Demski, "Gartengeschichten", Insel Verlag, Frankfurt am Main 2009, 234 S., geb., 19,80 Euro.

Claudio Magris:

Ein Nilpferd in Lund

Ja, es wirkt alles ein wenig abgestanden, was der diesjährige Friedenspreisträger des deutschen Buchhandels in diesem Band an Reisebeobachtungen versammelt. Viele der Texte stammen aus den späten achtziger und frühen neunziger Jahren, als Europa den Kalten Krieg abschüttelte und Claudio Magris ihm seine habsburgische Mitte und das wieder in den Blick des Westens rückende Osteuropa erklärte. Dafür, dass seitdem andere Weltgegenden wichtiger geworden sind, kann allerdings Osteuropa nichts, und viel von dem, was Magris dort gesehen und gedacht hat, ist noch immer gültig. So wie die Formulierung, zwischen den mechanischen Musikinstrumenten des Grafen Gerersdorfer in Zagreb begreife man, wie unsinnig es sei, "in der Technik das Ende der Poesie zu sehen". Daran sollten Sie am Strand denken, wenn das Radio aus der Sandburg nebenan zu Ihnen herüberplärrt. Und von einer Iran-Reise des Jahres 2004 bringt Magris ein Zitat mit, das die Lage vor und nach der gefälschten Präsidentenwahl dieses Jahres bündig zusammenfasst: "Du kannst tun, was du willst, aber sie können mit dir machen, was sie wollen." Insofern kann man sich mit der Tatsache, dass Magris im Oktober in der Frankfurter Paulskirche den Friedenspreis erhält, fast schon wieder aussöhnen.

Claudio Magris, "Ein Nilpferd in Lund - Reisebilder", Carl Hanser Verlag, München 2009, 224 S., geb., 17,80 Euro.

Walter Kappacher:

Selina oder das andere Leben

Hand aufs Herz: Als die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt mitteilte, den diesjährigen Büchner-Preis erhalte Walter Kappacher, was haben Sie da getan? Einen Sekt aufgemacht, weil er ihn endlich bekommen hat, oder Ihrer Umgebung verschwiegen, dass Sie nicht wussten, wer Kappacher war? Eben. So wie Ihnen ging es vielen, aber bis Herbst ist genügend Zeit, Ihre Unwissenheit zu korrigieren. Zum Beispiel mit der Lektüre von "Selina oder das andere Leben". Nach diesem Roman werden Sie mit dem Büchner-Preisträger dieses Herbstes völlig einverstanden sein. Obwohl er seine Leser an der Nase herumführt: "Selina" tut so, als sei das andere Leben des Titels nur das gute Leben, das Stefan, ein österreichischer Lehrer, zwei Sommer lang in der Renovierung eines verfallenen Bauernhauses in der Toskana erhaschen will. Dabei geht es, während der Leser noch in dieser Illusion befangen ist, schon lange um viel mehr - um den Tod und die Vergänglichkeit, das aber so ruhevoll, gelassen und klar, dass der Roman trotz dieser Wendung in vielerlei Hinsicht der perfekte Ferienroman ist.

Walter Kappacher, "Selina oder das andere Leben", Deuticke, München 2005, 254 S., geb., 19,90 Euro.

Wilhelm Genazino: Das Glück in glücksfernen Zeiten

Wenn Sie diesen Genazino mit in den ersehnten Urlaub nehmen, wissen Sie, dass das Buch auf Ihrer Seite ist: "Ausgepumpte, fast reglos in ihren Stühlen liegende Menschen empfinde ich als besonders schön", heißt es gleich in den ersten Zeilen. Geben Sie sich dieser Schönheit hin - in den Strandkörben an der Ostsee oder den Liegestühlen von Sossenheim. Sie tun auf diese Weise etwas für Ihren Smalltalk nach der Rückkehr aus den Ferien. Schließlich kann es gut sein, dass Ihnen das Buch im August auf der Longlist oder im September auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises wiederbegegnet. Wenn der Preis zum Auftakt der Buchmesse im Frankfurter Römer vergeben wird, wissen Sie, wovon die Rede ist. Außerdem bilden Sie durch die Lektüre dieses Romans Ihr Herz. Die Geschichte von Gerhard, den die Lebensforderungen seiner Freundin Traudel aus der Bahn werfen, zeigt Ihnen nichts weniger als den Menschen, lächerlich und groß zugleich. Zum Schluss des ganzen Unglücks stolpern Sie über Gerhards Gedanken, "Fremdkompliziertheit" habe ihn dorthin gebracht, wo er sich jetzt befindet. Dann wissen Sie: Der Roman hat kein Happy End, macht aber trotzdem glücklich.

Wilhelm Genazino, "Das Glück in glücksfernen Zeiten", Carl Hanser Verlag, München 2009, 160 S., geb., 17,90 Euro.

Ulrich Peltzer:

Vom Verschwinden der Illusionen - und den wiedergefundenen Dingen

Ende August löst Ulrich Peltzer seinen Vorgänger F. C. Delius als Stadtschreiber von Bergen-Enkheim ab. Im Festzelt auf dem Berger Marktplatz werden er und sein Laudator Heribert Prantl von der "Süddeutschen Zeitung" Reden halten, auf die man gespannt sein darf. Wenn Sie sich bis dahin auf Peltzer einstimmen wollen, lesen Sie die Rede, die er im vergangenen Jahr vor Abiturienten der saarländischen Stadt Merzig hielt - eine Reihe mit Tradition, auch Wilhelm Genazino hat dort schon gesprochen. Peltzers Rede enthält viel Biographisches und viel von dem, was ihn beim Verfassen seiner Romane interessiert. Ein Zitat: "Wer seine Neugierde verliert, der steht schon vor der Zeit mit einem Fuß im Grab, und das ist nicht der Sinn der Sache - sollte sie denn einen haben."

Ulrich Peltzer, "Vom Verschwinden der Illusionen - und den wiedergefundenen Dingen: Rede an die Abiturienten des Jahrgangs 2008", herausgegeben von Ralph Schock, Gollenstein Verlag, Merzig 2008, 55 Seiten, brosch., 9 Euro.

Ursula Krechel:

Shanghai fern von wo

Für dieses Buch hat Ursula Krechel in den vergangenen Monaten gleich drei Preise bekommen - erst den Rheingau-Literatur-Preis, dann den mit 50 000 Euro dotierten Joseph-Breitbach-Preis der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz und zum Schluss den Kunstpreis des Landes Rheinland-Pfalz. Die etwas entmutigende Panzerung mit Auszeichnungen sollte die Leser allerdings eher dazu bringen, auch weiterhin zu diesem Roman zu greifen, der die Geschichte der deutschen Juden schildert, denen kurz vor dem Krieg die Flucht nach Shanghai gelang. Und was der Apfelstrudel mit der Frühlingsrolle zu tun hat, erfährt man auch.

Ursula Krechel, "Shanghai fern von wo", Jung und Jung Verlag, Salzburg und Wien 2008, 500 S., geb., 29,90 Euro.

Reinhard Jirgl:

Die Stille

Zum Schluss ein weiteres Buch, das sein Verfasser während seiner Stadtschreiberzeit in Bergen-Enkheim beendet hat. Jirgls "Stille" ist unter den hier empfohlenen Titeln das Buch mit den meisten Seiten, dem größten Anteil an deutscher Geschichte und der auf den ersten Blick am schwierigsten zu lesenden Sprache - lauter dem Autor liebe Eigenheiten in der Schreibung der Wörter sehen aus, als seien sie absichtlich aufgestellte Verständnisfallen. Das sind sie nicht, alles macht Sinn - verwiesen sei nur auf die wunderbar erfundenen "wirrtuellen Welten". Nebenbei ist "Die Stille", ein Roman über zwei Familien zwischen Kaiserreich und Nachwendezeit, auch ein großer Roman über Deutschland im 20. Jahrhundert.

Reinhard Jirgl, "Die Stille", Carl Hanser Verlag, München 2009, 533 S., geb., 24,90 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.02.2009

Dreißig Quadratkilometer Exil
Europäische Juden und Kommunisten an einem ihrer fernsten Zufluchtsorte: Ursula Krechels bewegender Roman „Shanghai fern von wo”
Am Ende muss man sich selbst noch einmal vorsagen, wie es denn möglich gewesen ist, dass in Schanghai in den dreißiger Jahren 100 000 Ausländer leben konnten, darunter fast 15 000 deutsche und etwa 3000 österreichische Juden, genauer: in zwei Stadtteilen innerhalb Schanghais, und diesem halb-exterritorialen Status machten allmählich erst die Japaner und dann nach deren Niederlage die Rotchinesen 1949 ein Ende.
In diese rechtlich geradezu bizarre Enklave konnte man bis Anfang 1940 von Europa aus noch einwandern, und wenn es auch schon Autobiographisches und Dokumentarisches zum jüdischen Emigrantenleben auf diesen dreißig Quadratkilometern gibt, so können wir uns doch erst jetzt mit Ursula Krechels Bericht vom Leben eines Dutzends dieser Insassen von erst Enklave, dann Ghetto ein Bild machen, wie es gewesen ist, wie es sich lebte oder wie man zugrunde ging in Schanghai und nach 1945 aus dem Chaos nach New York oder Haifa, London oder Hongkong entkam.
Ursula Krechel verfolgt das Schicksal von eine paar Juden, jüdischen Paaren oder Kommunisten im Exil jener Jahre, Menschen aus Berlin und Wien, vom Buchhändler und Kunsthistoriker bis zum Kaufmann, die sich – wenn sie überhaupt etwas dort Brauchbares oder Erlaubtes konnten – , als Autoschlosser, Apfelstrudelbäcker, Berater im Kunsthandel und Kleinhändler skurrilst verzweifelter Art am Leben hielten, notfalls über Jahre durch täglichen Besuch der Küche von Wohlfahrtsorganisationen und in Unterkünften, in denen es mehr Ratten als Menschen gab, und dies alles in der feuchten Hitze von Schanghai. „Die Flüchtlinge trugen eine Vergangenheit in sich, die keinen Ort mehr fand.”
Obwohl das Buch im Untertitel „Roman” heißt, ist es der strengen jahrelangen Recherche verpflichtet und erlaubt sich nicht, ins Fiktionale abzuheben. Aber die Autorin erzählt ihren historischen Stoff in einer Folge von Szenen oder Episoden mit einer Sprache und einem Einfühlungsvermögen, einer distanzierten ‚compassion’, die dem psychologischen Roman des zwanzigsten Jahrhunderts verpflichtet ist. Sie erzählt mit einer Art unterdrücktem Pathos, im Tonfall eines völlig desillusionierten Mitgefühls für jenes Dutzend Passions-Geschichten (hinter denen 1000 andere stehen), die nicht nur die Nazis in Deutschland, sondern auch ihre Emissäre in Gestalt von Angehörigen des Auswärtigen Amtes und des deutschen Konsulats und dazu die Japaner in Schanghai veranstalteten und zu verantworten hatten.
Beeindruckend ist nicht zuletzt, wie Krechel auch die Schicksale nach Deutschland zurückgekehrter Schanghai-Exilanten etwa in Berlin und Hannover ab 1945 verfolgt und dokumentiert, wie sie, fast ohne die Stimme zu heben, von der Art und Weise berichtet, wie die deutschen Behörden für „Wiedergutmachung” in den fünfziger Jahren mit Schanghai-Rückkehrern verfuhren.
Bewegend ist, wie Ursula Krechel weder kalt dokumentarisch noch summarisch verfährt, sondern auf einzelne Menschen eingeht, sich sowohl atmosphärisch wie psychologisch Zeit lässt für sie und für das, was sie tagtäglich und lebensgeschichtlich ‚erfahren’, im emphatischen Sinne des Wortes. Vor allem die 20 Seiten, in denen erzählt wird, wie das war, als Franziska Tausig ihren toten Mann ganz allein zu dem außerhalb des Ghettos gelegenen Friedhof begleitet, begleiten muss und eben auch nur ganz allein (auf Anweisung der Japaner) hinter einem schäbigen Leichenkarren herlaufend begleiten darf, das ist große, bewegende Prosa.JÖRG DREWS
URSULA KRECHEL: Shanghai fern von wo. Roman. Jung und Jung Verlag, Salzburg und Wien 2008. 504 S., 29,90 Euro.
Ursula Krechel Foto: Brigitte Friedrich
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Fast dreißig Jahre Recherchen in Archiven, auf Konferenzen, in Briefwechseln und bei Treffen mit Überlebenden liegen diesem Roman über Schicksale nach Schanghai geflohener europäischer Juden zugrunde, berichtet Sarah Elsing. Die Lyrikerin und Essayistin Ursula Krechel hat diese Arbeit unternommen und ihre Funde zu einem Roman verarbeitet, den Elsing etwas genauer als "Mosaik aus Dokumenten, Briefen, Tonbandaufnahmen und Beschreibungen" beschreibt, mit dem die Autorin die Leben einer kleinen Gruppe von Personen nacherzähle. Krechel gelinge es dabei "auf einzigartige Weise", so die Rezensentin, überzeugende Figuren zu erzeugen. Krechel berichte "knapp und sachlich" die "Fakten" und erliege nicht der Gefahr, die Schicksale pathetisch zu überhöhen. Sie zeige jedoch auch, wie Elsing an Beispielen ausführt, ihr Können als Lyrikerin, indem sie "Bilder für das Unaussprechliche" finde. Und gerade in "präzisen Charakterisierungen und der Beschreibung kleiner, eindrücklicher Szenen" gelinge es Krechel, "berührende" und "todtraurige" Geschichten von Flüchlingen zu erzählen, die nach anfänglichem Elend und einer Gettoisierung in Schanghai zumeist noch eine bittere Rückkehr erwartete.

© Perlentaucher Medien GmbH