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Ein zutiefst persönlicher und zugleich spannender Bericht: über die Komplexe und Ängste der Österreicher, das Zerrbild und die Mythen der Zweiten Republik, den Aufstieg und Fall ihrer prägenden Persönlichkeiten, das Erlebte im "guten Österreich" und die einzigartige Erfolgsbilanz eines halben Jahrhunderts. Im Spiegel der Begegnungen mit herausragenden Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Medien (u.a. mit Josef Klaus, Bruno Kreisky, Kurt Waldheim, Rudolf Kirchschläger und Thomas Klestil) entsteht ein unverwechselbares Bild des neuen Österreichs, geschildert von einem einstigen…mehr

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Produktbeschreibung
Ein zutiefst persönlicher und zugleich spannender Bericht: über die Komplexe und Ängste der Österreicher, das Zerrbild und die Mythen der Zweiten Republik, den Aufstieg und Fall ihrer prägenden Persönlichkeiten, das Erlebte im "guten Österreich" und die einzigartige Erfolgsbilanz eines halben Jahrhunderts. Im Spiegel der Begegnungen mit herausragenden Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Medien (u.a. mit Josef Klaus, Bruno Kreisky, Kurt Waldheim, Rudolf Kirchschläger und Thomas Klestil) entsteht ein unverwechselbares Bild des neuen Österreichs, geschildert von einem einstigen Ungarn-Flüchtling, der den Kampf gegen österreichfeindliche Klischees - gerade in Krisenzeiten - stets als eine Art Verpflichtung angesehen hat. Persönliche Gespräche mit bekannten Persönlichkeiten (von Androsch bis Vranitzky, von Busek bis Schüssel, von Haider bis Gusenbauer) über brisante Details der Wendezeiten ergänzen die persönlichen Erlebnisse eines, trotz Dankbarkeit für das ihm gewährte Heimatrecht, stets kritisch und wachsam gebliebenen Publizisten.
Autorenporträt
Paul Lendvai, geboren 1929 in Budapest, lebt seit 1957 in Wien. Er ist Leiter des ORF-»Europastudios«, Kolumnist für den »Standard« und Autor von 18 Sachbüchern. Er war Korrespondent der »Financial Times«, Chefredakteur der ORF-Osteuropa-Redaktion, Intendant von »Radio Österreich International« sowie Gründer und 47 Jahre Chefredakteur der »Europäischen Rundschau«. Sein Wirken wurde vielfach preisgekrönt, u. a. mit dem Großen Goldenen Ehrenzeichen der Republik Österreich.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.11.2007

Auf die Kanzler kam es an
Paul Lendvai porträtiert seine Wahlheimat Österreich

Paul Lendvai war einer von jenen 200 000 Ungarn, die nach dem sowjetischen Angriff auf die Regierung von Imre Nagy zwischen dem Spätjahr 1956 und Anfang 1957 ins Nachbarland Österreich flohen. Lendvai hatte gute Gründe für seine Flucht: Zeitweise war er interniert gewesen, drei Jahre lang hatte er als Journalist Berufsverbot gehabt. Seine neue Heimat hat es gut mit ihm gemeint: Lendvai, ein herausragender Kenner dessen, was man früher abgekürzt "Ostblock" nannte, war zwei Jahrzehnte lang Mitarbeiter europäischer Zeitungen, unter anderem der "Financial Times", dann machte er Karriere in Rundfunk und Fernsehen; zuletzt war er Intendant des Kurzwellensenders Radio Österreich International. Mit diesem Buch will er, so die erklärte Absicht, einem Land seinen Dank abstatten, in dem er erfolgreich war und ist, das aber auch selbst zu einer Erfolgsgeschichte geworden ist - politisch wie wirtschaftlich.

Das hört sich nach Verklärung an, doch dieser Gefahr erliegt Lendvai nicht; dazu hat er als Journalist zu viel gesehen und gehört. Eher ist es eine Selbstermahnung zur fairen Betrachtung auch dunkler, schwieriger Kapitel der österreichischen Geschichte: so etwa der Neugründung der Republik nach dem Krieg, die nicht zuletzt auf dem Mythos beruhte, "das erste Opfer" Hitlers gewesen zu sein. Lendvai behandelt das - abgewogen und kritisch-verständnisvoll - zu Beginn seines Buches, bevor er zu den selbsterlebten Zeiten kommt, in denen er tatsächlich einen Blick "hinter die Kulissen der Macht" werfen konnte.

Lendvai glaubt an die Bedeutung der Individuen in der Politik, die an Wendepunkten den Lauf der Geschichte verändern können. So ist sein Buch nicht zuletzt eine Geschichte Österreichs, die sich am Wirken (oder Versagen) seiner führenden Politiker, insbesondere der Bundeskanzler orientiert. Sieht man von der schwierigen Phase des Anfangs mit den "Gründervätern" Karl Renner, Julius Raab und Leopold Figl ab, deren Leistungen Lendvai als Historiker würdigt, ist sein Fixstern am politischen Himmel Österreichs Bruno Kreisky (über den er auch eine Biographie verfasst hat). Der von Spöttern gerne als "Sonnenkönig" bezeichnete Großbürger ist für Lendvai "der bedeutendste Politiker, den das Österreich der beiden Republiken hervorgebracht hat", jener Kanzler, der dem Land in der Weltpolitik ein Gewicht verschafft hat, das über seine Größe und Bedeutung hinausging.

Lendvai verschweigt nicht die Schattenseiten dieses "berufsmäßigen Zauberkünstlers", der selbst gerne Journalist geworden wäre und es als großer Kommunikator hervorragend verstand, Presseleute für sich einzunehmen: seine Launenhaftigkeit, das Festhalten an der Macht als gealterter, schwerkranker Kanzler, seine Fehde mit dem "Nazi-Jäger" Simon Wiesenthal. Überhaupt behandelt eines der interessantesten Kapitel die schwer begreifliche Großzügigkeit, mit der Kreisky, selbst Jude, über das Versagen vieler seiner Landsleute in der Zeit des Nationalsozialismus hinwegsah und auch Politiker verteidigte, deren Vergangenheit tiefbraun war. Dass es diese nicht nur bei den "Bürgerlichen" gab, also in der anfangs notorisch verdächtigen FPÖ und in der Volkspartei, sondern im gleichen Maß bei den Sozialisten, beschreibt Lendvai an einigen Fällen eindringlich.

Doch neben Bruno Kreisky kommen andere Kanzler nicht zu kurz: Da ist der als unpolitisch verschrieene Josef Klaus, der schon als Finanzminister Grundlagen für das österreichische Wirtschaftswunder gelegt hatte und "Ziehvater" vieler späterer ÖVP-Größen war; da gibt es Fred Sinowatz (SPÖ), von dem Lendvai meint, "dieser kenntnisreiche, grundanständige und gesundheitlich angeschlagene Politiker" werde bis heute unterschätzt.

Neben der kurzen Zeit der Kanzler Sinowatz und Viktor Klima nehmen sich die Regierungsjahre von Franz Vranitzky, der zwar ein Langweiler war, aber äußerst telegen, geradezu unendlich aus. Und dann kam Wolfgang Schüssel (ÖVP), der es wagte, den großkoalitionären Konsens aufzukündigen, und mit Jörg Haiders Freiheitlicher Partei Österreichs (FPÖ) eine schwarz-blaue Regierung bildete. Die internationalen Proteste und die EU-Sanktionen - eine einmalige Aktion, die man einem größeren Land gegenüber nicht gewagt hätte - hat Lendvai schon damals, unter anderem in dieser Zeitung, "eine Wolke von falscher Selbstgerechtigkeit, von doppeltem Maßstab und von einem bestürzenden Mangel an Fairness" genannt. Schließlich hat Schüssel mit seiner Umarmungspolitik Haider entzaubert, die FPÖ gespalten und damit den österreichischen Rechtspopulismus zurückgestutzt. Warum der erfolgreiche Kanzler die Wahlen dann trotz günstiger Ausgangslage gegen den SPÖ-Vorsitzenden Gusenbauer verlor, bleibt auch für Lendvai ein wenig rätselhaft.

Dies ist ein Buch für alle, denen wissenschaftliche Werke zu unhandlich sind, die aber dennoch etwas über die neuere Geschichte unseres Nachbarlandes erfahren wollen. Lendvais subjektiver Blick hinter die Kulissen ist in summa - entgegen dem Titel - doch eine objektive, zuverlässige, vor allem aber anschauliche und gut lesbare Geschichte seiner Wahlheimat.

GÜNTHER NONNENMACHER

Paul Lendvai: Mein Österreich. 50 Jahre hinter den Kulissen der Macht. Ecowin Verlag, Salzburg 2007. 328 S., 23,60 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Sehr positiv hat Rezensent Günther Nonnenmacher dieses Porträt Österreichs aufgenommen, das Paul Lendvai vorgelegt hat. Er attestiert dem Autor, der 1957 aus Ungarn ins Nachbarland Österreich geflohen war und dort als Journalist bei diversen Zeitungen, beim Rundfunk und beim Fernsehen Karriere machte, einen wohlwollenden und differenzierten Blick auf die Geschichte seiner Wahlheimat. Fairness und Verständnis zeichnet nach Ansicht Nonnenmachers auch Lendvais Betrachtung der schwierigen Kapitel dieser Geschichte aus. Erhellend scheint ihm die Ausrichtung der Darstellung an den Bundeskanzlern des Landes, allen voran an Bruno Kreisky. Auch wenn das Buch kein Werk der Wissenschaft ist, kann Nonnenmacher die Lektüre empfehlen, sieht er darin doch eine "objektive, zuverlässige, vor allem aber anschauliche und gut lesbare Geschichte" Österreichs.

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