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Marina war 14 Jahre alt, als Ayatollah Khomeini im Iran die Macht übernahm. In der Schule rebellierte die junge Christin gegen die islamistischen Indoktrinierung, gab eine verbotene Schülerzeitung heraus. Eines Abends wurde sie abgeholt, im berüchtigten Evin-Gefängnis verhört und gefoltert. Ein Schnellgericht verurteilt sie zum Tode; in letzter Minute rettet Ali, ihr Gefängniswärter, sie vor dem Schießungskommando. Der Preis: Sie musste ihn heiraten. Erst als er von radikalen Revolutionswächtern ermordet wurde, konnte sie der Gewaltherrschaft der Islamisten entkommen.
Als sie 16 war, wurde
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Produktbeschreibung
Marina war 14 Jahre alt, als Ayatollah Khomeini im Iran die Macht übernahm. In der Schule rebellierte die junge Christin gegen die islamistischen Indoktrinierung, gab eine verbotene Schülerzeitung heraus. Eines Abends wurde sie abgeholt, im berüchtigten Evin-Gefängnis verhört und gefoltert. Ein Schnellgericht verurteilt sie zum Tode; in letzter Minute rettet Ali, ihr Gefängniswärter, sie vor dem Schießungskommando. Der Preis: Sie musste ihn heiraten. Erst als er von radikalen Revolutionswächtern ermordet wurde, konnte sie der Gewaltherrschaft der Islamisten entkommen.
Als sie 16 war, wurde sie zum Tode verurteilt. Mit 17 heiratete sie unter Zwang ihren Gefängniswärter, der sie vor dem Exekutionskommando gerettet hatte. Marina, die iranische Christin, war 26, als sie dem Terror der Mullahs entfliehen konnte.
Der bewegende Bericht einer jungen Iranerin, die als Mädchen zum Tode verurteilt, aber von ihrem Gefängniswärter gerettet wurde.
Aus eigener Erfahrung kann Marina Nemat über den Terror der Ayatollahs und die bedrohliche Lage der christlichen Minderheit im Iran erzählen.
Autorenporträt
Marina Nemat wird 1965 als Marina Moradi in Teheran geboren. Ihre Eltern entstammen der westlich orientierten Mittelschicht und gehören zur kleinen christlichen Minderheit. Wegen ihrer Proteste gegen das Regime wird Marina 1982 verhaftet und zum Tode verurteilt. Ihr Gefängniswärter ist bereit, sie zu retten, jedoch nur unter der Bedingung, dass sie seine Frau wird. Nach dessen Ermordung heiratet sie heimlich ihren Jugendfreund Andre Nemat und flieht mit ihm nach Kanada. Mit ihrem Mann und ihren beiden Söhnen lebt sie heute in einem Vorort von Toronto.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.07.2007

Ich war die Gefangene von Teheran
Grauenvolles aus Iran: Marina Nemat schildert die Jahre ihrer Haft im Evin-Gefängnis

Die ersten Stunden, die Marina Nemat im Evin-Gefängnis erlebt, sind Augenblicke der puren Gewalt. Das Geräusch von Gummislippern, die an leblosen Körpern über Steinböden schleifen; wütende Stimmen; das Knallen von Kabeln auf nackter Haut und Schreie - unter der Augenbinde kann die Iranerin nicht sehen, was um sie herum geschieht. Das Grauen kriecht in ihre Ohren, der Schock legt sich wie eine Bleiplatte auf ihre Seele und tötet alle Empfindungen ab. Ob das Evin-Gefängnis ein Ort sei, an dem alle menschlichen Gefühle erstickt werden, ohne dass man sich den Luxus leistet, dagegen anzukämpfen? So fragt sich Marina Nemat.

Sie habe in der Schülerzeitung Artikel gegen die Regierung geschrieben und einen Streik ausgelöst, wirft ihr der Revolutionswächter im Verhör vor. Nun wolle er die Namen ihrer Komplizen wissen. Marina Nemat schweigt - es gibt nichts, das sie erzählen könnte. Aus Protest gegen die politische Indoktrinierung hatte die Schülerin den Mathematikunterricht verlassen, die anderen Mädchen schlossen sich ihr einfach an. Marina Nemat lauscht der Stimme ihres Peinigers, der ihr, der Christin, aus dem Koran vorliest. Dann wird sie geschlagen, bis sie die Besinnung verliert. Als sie erwacht, hat ein Schnellgericht ihr Todesurteil schon unterschrieben.

Sechzehn Jahre ist Marina Nemat alt, als Revolutionswächter sie am Morgen des 15. Januar 1982 in der Wohnung ihrer Eltern verhaften und sie in das Evin-Gefängnis am Stadtrand von Teheran bringen. Zwei Jahre, zwei Monate und zwölf Tage bleibt die Iranerin in Haft. Sie wird gefoltert, vergewaltigt, gezwungen, zum Islam zu konvertieren und einen Wärter zu heiraten. Einzig ihre Erinnerungen an ihre Kindheit und ihr Glaube boten ihr damals Halt, schreibt sie. Als sie nach Hause zurückkehrt, fragt niemand nach dem Martyrium, das sie durchlebte - wie so oft bei Opfern von Gewalt, bemühen sich auch Nemats Eltern und Freunde verzweifelt um Normalität. Marina Nemat verdrängt das Erlebte, bis das Schweigen zum Knebel ihres ganzen Lebens wird.

Erst zwanzig Jahre später, im Exil in Kanada, als sich die Bilder ihrer Haft wieder in ihr Bewusstsein drängen, beginnt sie, ihre Erinnerungen niederzuschreiben. "Ich glaubte, wenn ich erst alles aufgeschrieben hätte, würde es mir besser gehen. Doch dem war nicht so. Ich war Zeugin und musste aussprechen, was ich erlebt habe", erinnert sie sich. Was als persönliche Aufarbeitung begann, wird für die Iranerin zur Mission. "Prisoner of Teheran" lautet der Originaltitel ihres Buches, "Ich bitte nicht um mein Leben", machte - etwas pathetisch - der Verlag Weltbild daraus. Doch anders als der ungeschickt gewählte Titel befürchten lässt, ist das Buch weit mehr als einer der therapeutisch anmutenden Selbsterfahrungsberichte aus weiblicher Feder, die sich seit einiger Zeit auf den Büchertischen großer Buchhandlungen stapeln: Marina Nemat gelingt eine Innenansicht der iranischen Gesellschaft der achtziger Jahre, die binnen kürzester Zeit von ihrer westlichen Orientierung in den religiösen Fanatismus abrutschte.

Die Haft steht im Zentrum des Buches, gleichzeitig nimmt Nemat ihre Leser in das Teheran ihrer Kindheit und Jugend mit - seine lebendigen Cafés und pulsierenden Straßen gehören der Vergangenheit an. Sie beschreibt die Islamisierung der iranischen Gesellschaft, die den Alltag des Mädchens mit einem Teppich aus Verboten überzieht, welche schließlich zu ihrer Verhaftung führen. Sie erzählt von der Willkür und Doppelzüngigkeit der neuen religiösen Machthaber, die das Land in einen Albtraum stürzen. Ihre Erinnerungen sind die Beobachtungen eines jungen, lebenshungrigen Mädchens, das sich entschlossen weigert, seine Träume, Freiheiten und seinen christlichen Glauben dem neuen Regime zu opfern. Der nüchterne Ton, mit dem Marina Nemat zwanzig Jahre später von ihren Erlebnissen berichtet, ist der einer analytisch denkenden, durch das Erlebte politisierten Frau.

Marina Nemat wurde im Jahr 1965 in einem christlichen Elternhaus in Teheran geboren, wenige Monate nachdem der iranische Premierminister Hassan Al Mansur von Anhängern Ajatollah Chomeinis getötet worden war. Schon unter Schah Muhammad Reza Pahlavi galt das am Fuße des Alborzgebirges liegende Evin-Gefängnis als grausame Haftanstalt - unter Chomeinis Regime entwickelte es sich zum Sinnbild für Folter und Tod.

Dies ist es bis heute geblieben: Erst kürzlich haben iranische Politiker Massenverhaftungen als selbstverständlichen Bestandteil der Reformbewegung bezeichnet. Die Teheranerinnen, die immer wieder gegen die Unterdrückung der Frauen demonstrieren; der Pilot, der beim Verlassen des Flugzeugs den Stewardessen die Hände schüttelt; die Schülerin, die ihren Schleier nur nachlässig über ihren Haaren gebunden hat, oder der Schriftsteller, der sich kritisch gegenüber der Regierung zeigt - sie alle werden nach ihrer Verhaftung ins Evin-Gefängnis gebracht.

Besuchen ausländische Beobachter oder Menschenrechtsorganisationen das Gefängnis, dann werden ihnen große, saubere Zellen präsentiert, in denen zumeist Intellektuelle, Politiker und Journalisten inhaftiert sind, deren gesellschaftliche Stellung das Regime befürchten lässt, dass sie nach ihrer Entlassung über ihre Haftzeit sprechen. Nur selten dringt nach draußen, was in den übrigen Gefängnistrakten passiert - die vielen namenlosen Inhaftierten finden nach ihrer Entlassung kein Gehör oder schweigen aus Angst oder Scham. Genaue Zahlen, wie viele Menschen in den vergangenen Jahren im Evin-Gefängnis zu Tode gekommen sind, gibt es nicht. Schätzungen gehen in die Tausende.

Rund sechshundertfünfzig Frauen und Mädchen leben in Trakt 246, in dem Marina Nemat einige Tage nach ihrer Verhaftung eine Zelle zugewiesen bekommt - während des Schahregimes waren etwa fünfzig Personen in der Abteilung untergebracht. Nachts schlafen die Mädchen auf dem nackten Fußboden in den Fluren, weil der Platz in den Zellen nicht reicht; jede Zelle hat einen Fernseher, in dem nur religiöse Programme laufen, auch die Bücher, die man den Gefangenen gibt, handeln vom Islam. Der Alltag der inhaftierten Mädchen ist von Gewalt geprägt.

Einfühlsam porträtiert Marina Nemat ihre Zellengenossinnen, von denen keine überlebte - ihre Schicksale stehen für zahllose andere Frauen, von denen man nie erfahren wird. Da ist die sechzehn Jahre alte Sarah, die ihren Bauch, die Arme und Beine immer wieder über und über mit Worten der Erinnerung bedeckt, aus Furcht, den Anker an glückliche Tage zu verlieren; da ist die zwanzig Jahre alte Sheida, deren Hinrichtung nur so lange aufgeschoben wird, bis ihr Kind geboren ist; da ist die ebenfalls zwanzig Jahre alte Taraneh, die panische Angst hat, vor ihrer Erschießung vergewaltigt zu werden, weil die Wächter glauben, nur Jungfrauen kämen in den Himmel; und da ist die siebzehn Jahre alte Mina, die im Verhör zu Tode geprügelt wird, weil sie "Chomeini ist ein Mörder" an eine Hauswand gesprayt hatte, nachdem ihre kleine Schwester bei einer Kundgebung erschossen worden war. Trotz ihrer Verzweiflung ist das Miteinander der Gefangenen von einer erschütternden Solidarität geprägt.

Als im Jahr 2003 die kanadische Fotojournalistin Zahra Kazemi im Evin-Gefängnis verstarb und wenig später Details über die brutale Vergewaltigung und Folter, die sie in ihren letzten Stunden erleiden musste, bekannt wurden, tat sich ein Abgrund für all diejenigen auf, die bis dahin an die menschenwürdigen Haftbedingungen des Gefängnisses geglaubt hatten. Auf einmal hatte der Schrecken des Evin-Gefängnisses und seine Gefangenen ein Gesicht. Als Marina Nemat das Bild der Toten in der Zeitung sah, hatte sie gerade die zweite Fassung ihres Buches beendet. Sie schreibt: "Hätte die Welt früher hingesehen, hätte sie sich früher darum gekümmert, wäre Zahra noch am Leben. Doch die Welt schwieg dazu, zum Teil auch, weil Zeugen wie ich sich davor gefürchtet hatten, laut darüber zu berichten."

Mit ihrem Buch legt Marina Nemat ein lesenswertes Zeugnis der iranischen Verhältnisse der achtziger Jahre ab - bis heute hat sich nur wenig an ihnen geändert. Gleichzeitig hat sie damit nicht nur ihren Mitgefangenen ein Denkmal gesetzt, sondern auch den politischen Gefangenen in Iran eine Stimme gegeben, der es sich lohnt zuzuhören.

KAREN KRÜGER

Marina Nemat: "Ich bitte nicht um mein Leben". Aus dem Amerikanischen von Holger Fock und Sabine Müller. Weltbild Verlag, Augsburg 2007. 392 S., Abb., geb., 12,95 [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Als Stimme aller Insassinnen des berüchtigten Teheraner Evin-Gefägnisses und der politischen Gefangenen im Iran bezeichnet Rezensentin Karen Krüger die Autorin: Marina Nemats "nüchtern" intonierte Erinnerungen ihrer Haftzeit gewähren Krüger zugleich eine Innenansicht der iranischen Verhältnisse der 80er Jahre. Wichtig findet Krüger das Buch nicht zuletzt deshalb, weil sich diese Verhältnisse ihrer Meinung nach bis heute wenig geändert haben. Die "Willkür und Doppelzüngigkeit" der Machthaber sieht Krüger durch den rückschauenden analytischen Blick der Autorin deren eigenem jugendlichen Lebenshunger gegenübergestellt. Die Schilderungen der Gefangenschaft haben die Rezensentin sichtlich mitgenommen, das dokumentierte Miteinander der Gefangenen sei geprägt von "erschütternder Solidarität".

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