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Viele können sie summen, einige können sie singen, aber fast niemand weiß, wer die Nationalhymne der Bundesrepublik Deutschland vorgeschlagen hat: Albert Finck ist der vergessene Vorkämpfer von Einigkeit und Recht und Freiheit. 50 Jahre nach der umstrittenen Entscheidung von 1952 erzählt der Historiker Theo Schwarzmüller aufgrund von neuen Quellen erstmals die fesselnde Lebensgeschichte des Hambacher Demokraten, der mit seinem Bruder Johannes Finck auch der wichtigste Wegbereiter des jungen Helmut Kohl war.
Weitere Informationen finden Sie unter: www.AlbertFinck.de

Produktbeschreibung
Viele können sie summen, einige können sie singen, aber fast niemand weiß, wer die Nationalhymne der Bundesrepublik Deutschland vorgeschlagen hat: Albert Finck ist der vergessene Vorkämpfer von Einigkeit und Recht und Freiheit. 50 Jahre nach der umstrittenen Entscheidung von 1952 erzählt der Historiker Theo Schwarzmüller aufgrund von neuen Quellen erstmals die fesselnde Lebensgeschichte des Hambacher Demokraten, der mit seinem Bruder Johannes Finck auch der wichtigste Wegbereiter des jungen Helmut Kohl war.

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Autorenporträt
Dr. Theo Schwarzmüller, geboren 1961 in Annweiler am Trifels, ist Historiker und Publizist. Er lebt in Schwanheim.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.04.2002

Finck & Kohl
Pfälzische Ziehväter, deutsches Lied, europäischer Staatsmann

Theo Schwarzmüller: Albert Finck und die Nationalhymne. Eine Lebensreise vom Kaiserreich zur Bundesrepublik. Verlag Plöger, Annweiler 2002. 176 Seiten, 16,80 Euro.

Am 18. April 1950 forderte Bundeskanzler Adenauer im Titania-Palast in Berlin das Publikum auf, mit ihm die dritte Strophe des Deutschlandliedes zu singen. Die Menge stimmte begeistert ein: "Einigkeit und Recht und Freiheit". Das Staatsoberhaupt in Bonn war empört, weil die Bestimmung einer Nationalhymne "nach deutschem Staatsrecht als Teil des Organisationsgebietes zum Prärogativ des Bundespräsidenten" gehöre. Dafür sei aber - so Theodor Heuss an den Regierungschef - "die Zeit politisch noch nicht reif".

Der Titania-Auftritt ist oft geschildert worden. Wer aber weiß schon, daß Adenauer als wahlkampfreisender Präsident des Parlamentarischen Rates am 9. August 1949 - fünf Tage vor den Wahlen zum 1. Deutschen Bundestag - in Landau die dritte Strophe der Hymne von Hoffmann/Haydn zwar nicht angestimmt, aber mitgesungen hatte? Hans-Jürgen Wünschel wies 1999 in einem wenig beachteten Artikel darauf hin. Demgegenüber verfolgt Theo Schwarzmüllers akribische und gelungene Pfälzer Spurensuche jetzt das Ziel, die Brüder Finck der Vergessenheit zu entreißen und deren Berührungspunkte mit Helmut Kohl aufzuzeigen. So will der Autor "die lebensgeschichtlichen Voraussetzungen eines herausragenden europäischen Staatsmanns des 20. Jahrhunderts" beleuchten.

Albert Finck (1895-1956), Reserveleutnant im Ersten Weltkrieg, trat nach dem Philosophie-Studium und einem Volontariat beim "Rheinpfälzer" in Landau Ende 1921 in die von Johannes Finck (1888-1953) mit bischöflicher Erlaubnis gegründete "Neue Pfälzische Landeszeitung" in Ludwigshafen ein. Wegen eines Herzleidens übergab der Geistliche im Dezember 1923 die Schriftleitung an seinen jüngeren Bruder, übernahm die kleine Pfarrei Billigheim, war bis 1932 Abgeordneter des Zentrums im Landtag in München und wirkte anschließend als Seelsorger in Limburgerhof bei Ludwigshafen.

Als Chefredakteur unterstützte Albert Finck das von dem Zentrumspolitiker Brüning geführte Präsidialkabinett und sympathisierte Ende 1932 mit dem "sozialen General" und Zweimonatskanzler von Schleicher. Nach der "Machtergreifung" Hitlers hatte er trotz einer Redaktionsbesetzung durch SA und SS den Mut, in einem Leitartikel vom 30. März 1933 den neuen Machthabern seine Interpretation der dritten Strophe des Deutschlandliedes entgegenzuschleudern: "Wir singen nicht umsonst ,Einigkeit und Recht und Freiheit sind des Glückes Unterpfand'. Das gilt nach außen und nach innen!" Die Deutschen müßten brüderlich zusammenhalten, wollten "aber auch ein freies Volk sein".

Es folgten mehrere Verbote der "Landeszeitung", im Juli 1933 wurde der als "Schmierfink" oder "Dreckfink" beschimpfte Chefredakteur für 16 Tage verhaftet, und am 4. Juni 1935 setzte ihn das Reichspropagandaministerium ab. Finck schlug sich als Versicherungsvertreter und Aushilfslehrer durch das "Dritte Reich". Nach Kriegsende nahmen die Finck-Brüder Abschied von der katholischen Zentrums-Tradition und wollten eine eigene überkonfessionelle Volkspartei gründen. Ende Januar 1946 traten sie dann aber der CDU bei, während in Ludwigshafen-Friesenheim Hans Kohl zu den Unions-Männern der ersten Stunde zählte. Der Friesenheimer Ortspfarrer entdeckte damals den 1930 geborenen Kohl-Sohn Helmut und schickte ihn "zur politischen Sonntagsschule bei Johannes Finck" nach Limburgerhof. Dort lernte er auch den mittlerweile zum Studienrat aufgestiegenen Albert Finck kennen, der 1948/49 dem Parlamentarischen Rat angehörte und von 1951 bis zu seinem Tode 1956 Kultusminister in Mainz war.

Albert Fincks große Stunde in der Nationalhymnen-Frage schlug am 9. August 1949 in Landau, und unter den begeisterten Zuhörern Adenauers in der Festhalle befand sich der 19 Jahre alte Helmut Kohl. "Wir singen unsere Nationalhymne", erklärte der jüngere Finck unter Beifallsstürmen. Schwarzmüller schildert die Szene: "Während die Besatzungsoffiziere die Halle verlassen, singen die Menschen, manche mit Tränen in den Augen, von Einigkeit und Recht und Freiheit. Adenauer erkennt an den Reaktionen, daß Finck den richtigen Ton getroffen hat."

Generalstabsmäßig hatte Finck diesen patriotischen Vorstoß vorbereitet: Auf der Rückseite des Programmzettels für die Parteiveranstaltung konnte die kaum bekannte dritte Strophe des Deutschlandliedes nachgelesen werden; außerdem ließ er weitere hektographierte Textzettel verteilen, damit kein Anwesender aus alter Gewohnheit das 1945 von den Alliierten verbotene "Deutschland, Deutschland über alles" intonierte.

Nach der Adenauer-Heuss-Entscheidung vom April 1952 war Finck stolz darauf, daß die dritte Strophe des Deutschlandliedes 1949 von der Pfalz aus "ihren Siegeszug in alle Länder der Bundesrepublik Deutschland angetreten hat". Wie stolz wäre er erst gewesen, wenn er den Aufstieg des unbekannten Friesenheimers zum großen Oggersheimer miterlebt hätte. Der dankbare Helmut Kohl ließ seinen geistigen Ziehvätern immerhin am 14. September 1998 - zwei Wochen vor der Abwahl als Bundeskanzler - noch eine besondere Ehrung zuteil werden. Am Geburtshaus der Fincks im pfälzischen Dorf Herxheim enthüllte er eine Bronzetafel.

RAINER BLASIUS

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Es geht um die Ehrenrettung der Pfalz. Denn die hat, Nicht-Pfälzer aufgemerkt, einen großen Anteil daran, dass die dritte Strophe der deutschen Nationalhymne nach Kriegsende politik- und konsensfähig wurde. Theo Schwarzmüller hat in einer "akribischen und gelungenen Arbeit", wie Rainer Blasius schreibt, dieses Stück Heimatgeschichte wieder aufgerollt. Leider erhält der Leser keinerlei Information darüber, in welchem Rahmen sich der Autor auf die regionalhistorische Wanderschaft begeben hat, die sogar bis nach Berlin und Bonn zu Heuss und Adenauer führt. Zurück in die Pfalz: da gab es ein Brüderpaar, Albert und Johannes Finck, die als Zentrumspolitiker schon 1933 "den neuen Machthabern ihre Interpretation der dritten Strophe des Deutschlandliedes entgegenschleudern" wollten, so Blasius enthusiastisch. Nach Kriegsende verfolgten sie ihre Vision erfolgreich in der CDU weiter. Wie es der Zufall so will, besuchte auch Helmut Kohl einmal die "politische Sonntagsschule bei Johannes Finck". Da kommen wir dem eigentlichen Ziel der Studie, von Blasius abgedeutet, schon näher: die "lebensgeschichtlichen Voraussetzungen" eines anderen großen Pfälzer zu beleuchten.

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