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Im August 1921 wurde Matthias Erzberger, einer der führenden demokratischen Politiker der jungen Weimarer Republik, im Alter von 45 Jahren von Nationalisten im Schwarzwald ermordet. 2004 wurde in seinem Geburtshaus in Münsingen-Buttenhausen die erste Erinnerungsstätte für diesen deutschen Patrioten und Visionär eröffnet. Was bedeutet Erzberger für uns - mehr als 80 Jahre nach seinem Tod? In diesem Buch soll sein Wirken aus der heutigen Perspektive beleuchtet werden. Dies reicht von Erzberger als Finanzminister über seine Bedeutung als Anwalt der kleinen Leute, als Parlamentarier und als…mehr

Produktbeschreibung
Im August 1921 wurde Matthias Erzberger, einer der führenden demokratischen Politiker der jungen Weimarer Republik, im Alter von 45 Jahren von Nationalisten im Schwarzwald ermordet. 2004 wurde in seinem Geburtshaus in Münsingen-Buttenhausen die erste Erinnerungsstätte für diesen deutschen Patrioten und Visionär eröffnet. Was bedeutet Erzberger für uns - mehr als 80 Jahre nach seinem Tod? In diesem Buch soll sein Wirken aus der heutigen Perspektive beleuchtet werden. Dies reicht von Erzberger als Finanzminister über seine Bedeutung als Anwalt der kleinen Leute, als Parlamentarier und als Politiker neuen Typs bis zu Erzberger als Thema einer Erinnerungsstätte.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.04.2007

Kämpferisch
Matthias Erzbergers Funktionen

Matthias Erzberger hatte es nicht so leicht wie Erwin Teufel. Der Noch-Ministerpräsident reklamierte 2004 bei der Eröffnung der Erinnerungsstätte im Erzberger-Geburtshaus in Buttenhausen den Zentrumspolitiker als "Der ,erste Christdemokrat'" für sich und seine Politik. Heutzutage weiß man, nur erfolgreiche Werbung erlaubt in der parlamentarischen Demokratie die längerfristige Umsetzung eines Programms. Erzberger hatte es dagegen - aus der Startposition des Volksschullehrers heraus über das Reichstagsmandat für Biberach 1903 hin zu höchsten Staatsämtern gelangt - schwerer mit seinem Publikum. Als einer der ersten in Deutschland war er der Typ des kämpferischen, oft polemischen Berufspolitikers. Es gelang ihm aber nie, diese Politikauffassung salonfähig zu machen. Im Gegenteil: Wenigen deutschen Politikern ist je solcher Hass entgegengeschlagen.

Der Sammelband präsentiert Erzberger in seinen vielen Funktionen in- und außerhalb der Politik, ist allerdings teils eher impressionistisch als historisch-wissenschaftlich. Auch bleibt die eine oder andere "Aktualisierung", etwa in Paul Kirchhofs detailliertem Aufsatz über Erzbergers Finanzreform und deren Nutzanwendung (zur Verteidigung der eigenen Reformpläne) etwas vordergründig. Aber die Summe präsentiert Erzberger als höchst aktiven Politiker, der Interessen der "kleinen" Leute, vor allem der im Kaiserreich unterprivilegierten Katholiken, und der Wähler bis in höchste Stellen hinein vertrat. Mit "Politik als Beruf" kannte er auch das Problem, finanziell für sich selbst sorgen zu müssen. Damit machte er sich angreifbar. Im Weltkrieg drang er, zuvor Annexionist, 1917 auf Frieden und schuf mit dem "Interfraktionellen Ausschuss" von SPD, Zentrum und Fortschritt eine Reichstagskoalition, die in Teilen die volle Parlamentarisierung von 1918/19 vorwegnahm. Tragisch für ihn wurde, dass diese Koalition sich gegen die Dominanz der Militärs nicht durchsetzen konnte und ausgerechnet er in Compiègne den Waffenstillstand unterzeichnete. In der Legende rechter Kreise führte er damit vermeintlich ganz offen den "Dolchstoß"; zudem stellte er als Finanzminister 1919/20 mit seiner nachhaltigsten politischen Tat die Reichsfinanzen auf eine neue Basis, womit er auf die Wohlhabenden zielte - alles zusammen schuf das Klima, in dem Mitglieder der auf Umsturz zielenden "Organisation Consul" den 45-Jährigen im August 1921 im Schwarzwald ermordeten.

WOLFGANG ELZ

Christoph E. Palmer/Thomas Schnabel (Herausgeber): Matthias Erzberger: 1875-1921. Patriot und Visionär. Hohenheim Verlag, Stuttgart 2007. 270 S., 18,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Bernd Dörries begrüßt diesen Sammelband über den Reichstagsabgeordneten, Unterzeichner der Kapitulation 1918 und späteren Finanzminister Matthias Erzberger und sieht darin Schritte zur späten Rehabilitierung des 1929 einem Mordanschlag zum Opfer gefallenen Politikers. Herausgeber Christophe E. Palmer hat offenbar im Sinn, den heute im öffentlichen Bewusstsein fast verschwundenen Demokraten wieder ins Gedächtnis zu rufen und den zu seiner Zeit als "Reichsverderber" und "Novemberverbrecher" Geschmähten zu rechtfertigen, glaubt der Rezensent, der das biografische Porträt Palmers dazu als sehr anschaulich lobt. Neben Palmer schreibt Erwin Teufel, ehemaliger Ministerpräsident, der in Erzberger einen Ahnen der heutigen CDU sieht, und Paul Kirchhoff, Steuerexperte, der an das von Erzberger eingeführte einheitliche Steuersystem erinnert. Insgesamt findet Dörries, dass der Band ein guter Schritt zu einer angemessenen Würdigung des Politikers ist.

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