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Ein geistreich-boshafter Roman über die großen Themen des Lebens - Liebe und Tod, Ruhm und Schönheit.
Eli Gold, 92, liegt im Sterben. Das wäre nicht weiter erwähnenswert, wäre er nicht der Welt größter lebender Autor. Er hat den Pulitzer abgeräumt, den National Book Award bekommen und den Nobelpreis abgelehnt. Er hat in Talkshows mit Germaine Greer gestritten, ist ein alter Freund von Philip Roth. Der hat schon seinen Besuch im Mount Sinai Hospital in New York angekündigt, ebenso wie Bill Clinton.
Vor dem Krankenhaus versammelt sich die Weltpresse, an Elis Bett seine weitläufige
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Produktbeschreibung
Ein geistreich-boshafter Roman über die großen Themen des Lebens - Liebe und Tod, Ruhm und Schönheit.

Eli Gold, 92, liegt im Sterben. Das wäre nicht weiter erwähnenswert, wäre er nicht der Welt größter lebender Autor. Er hat den Pulitzer abgeräumt, den National Book Award bekommen und den Nobelpreis abgelehnt. Er hat in Talkshows mit Germaine Greer gestritten, ist ein alter Freund von Philip Roth. Der hat schon seinen Besuch im Mount Sinai Hospital in New York angekündigt, ebenso wie Bill Clinton.

Vor dem Krankenhaus versammelt sich die Weltpresse, an Elis Bett seine weitläufige Verwandtschaft: Seine Tochter Colette aus der fünften und jüngsten Ehe des weltberühmten Autors beobachtet mit dem schonungslosen Blick einer Achtjährigen den absurden Medienzirkus, der um ihren Vater veranstaltet wird. Extra angereist aus London ist ihr Halbbruder Harvey, Anfang vierzig, gescheiterter Romancier und Ghostwriter, der nicht nur mit dem Erbe seines Übervaters ringt, sondern auch mit seiner jungen Stiefmutter Frieda. Auf dem Weg nach New York ist auch Elis Exschwager, mormonischer Fundamentalist und Bruder von Elis vierter Frau, mit der Eli einen Doppelselbstmord geplant hatte, bei dem allerdings nur sie ums Leben kam. Er will die Gelegenheit beim Schopfe packen und seine Schwester rächen, bevor Eli von selbst sein Leben aushaucht. Eine großartige menschliche Komödie voller lebendiger Figuren, voll geistreichem Witz und psychologischem Tiefgang.
Autorenporträt
David Baddiel ist in England bekannt geworden durch die Comedy Show The Fantasy Football League, die über sechs Millionen Zuschauer erreichte. Für seine Radiosendungen und TV-Comedy Shows wurde er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.06.2013

An Satans Totenbett
David Baddiel erzählt eine Familiensaga mit Übervater

Harvey Golds Verhalten ist zwanghaft. Keiner Frau kann er hinterherschauen, ohne sich zu fragen, wie sie wohl von vorn aussieht, selbst wenn er in einem Auto oder im Bus sitzt. Er muss sie unbedingt für einen Blick auf ihr Gesicht überholen. Meistens ist er dann enttäuscht: zu alt, zu runzelig das Antlitz. Aber immer noch besser, eine Enttäuschung zu erfahren, als dass sie seinem Wunschbild entspräche. Denn schon verliebte er sich in sie und hätte dann seiner schönen Ehefrau gegenüber noch mehr Schuldgefühle. Die wachsen ohnedies, seit er in einem flüchtigen Moment ungünstiger Lichtverhältnisse ein paar Fältchen rund um ihre Augen entdeckt zu haben glaubt.

Diese Schönheitsbesessenheit ist beileibe nicht die einzige Obsession einer der Hauptfiguren in David Baddiels Roman "Halb so wild". Dazu kommen bei Harvey noch ständige, manchmal nur eingebildete Kränkungen durch quasi jedermann, Selbstbefriedigung vor Internetpornos oder die Sucht nach Anerkennung der eigenen schriftstellerischen Leistungen. Das führt so weit, dass er über seinen weitgehend unbeachtet gebliebenen Roman mit dem verheißungsvollen Titel "Blablabla" unter Pseudonym lobende Besprechungen im Leserforum des Internetbuchhandels absondert. Als Ghostwriter von Autobiographien Halbprominenter hält er sich gerade so über Wasser.

Immerhin ist er, Jahrgang 1966, wegen depressionsfördernder Umstände bereits in therapeutischer Behandlung, seit er ungefähr acht war. Mittlerweile ist er bei seinem achten Therapeuten angelangt. Während Harvey noch darüber nachdenkt, ob sein sechster Seelenklempner nicht eventuell doch ein Zwerg war (und ob man kleinwüchsige Menschen überhaupt so nennen darf), stellt ihm sein aktueller Therapeut, ein Schotte, der sich "Dizzy" rufen lässt, auch Sitzungen in Rechnung, bei denen der Patient gar nicht anwesend ist. Harvey weilt nämlich derzeit bei seinem Vater Eli, der im Koma liegt.

Eli nun ist der bedeutendste lebende Autor Amerikas. Sein Kumpel Philip Roth hat ihn schon am Krankenbett besucht, demnächst will auch Bill Clinton vorbeischauen. Und natürlich ist seine fünfte Frau Freda, Harveys Stiefmutter, mit der gemeinsamen Tochter Colette da. Vor dem Spital wiederum wartet einer von Elis Ex-Schwagern. Als fundamentalistischer Anhänger der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage nennt er den todgeweihten Autor nur "großer Satan", seit sich seine Schwester Pauline, die vierte Ehefrau von Eli, vor beinahe zwanzig Jahren das Leben genommen hat. Die Pistole für seinen Racheplan trägt er so selbstverständlich bei sich wie das Buch Mormon. Und jenseits des Atlantiks erfährt mit Violet Gold eine weitere frühere Gattin des Erfolgsautors vom Geschehen.

Ob David Baddiel, in Großbritannien ein bekannter Komiker (angeblich hat er als erster Vertreter dieses Fachs mit einem Auftritt das Wembley-Stadion gefüllt), Drehbuchschreiber und Autor, die Charakterisierung seines vierten Romans als "eine menschliche Komödie um die großen Themen des Lebens: Liebe und Tod, Ruhm und Schönheit" (so der Klappentext) ähnlich wie der Protagonist Harvey Gold selbst verfasst hat, ist nicht von Belang. Außerdem hätte er dann das im Buch nicht gerade unwichtige Thema "Sex" unterschlagen. Tatsächlich nämlich geht es neben der fleischlichen Begierde in "Halb so wild" weniger um Ruhm und Schönheit als um die seelischen Störungen, die daraus erwachsen, zumindest für Harvey. Er, dessen Geschichte und Auseinandersetzung mit dem stimm- und reglosen, aber immer noch dominanten Vater der meiste Platz eingeräumt wird, ist nur einer von vier Hauptakteuren in dieser transatlantischen Familienaufstellung.

Harvey ist der klare Antagonist zum in jeder Hinsicht erfolgreichen Übervater - "der verkorkste Sohn einer Erzfeministin und eines Erzfrauenhassers - und verhält sich anständiger gegenüber seiner Frau Stella und dem Sohn Jamie (der, etwas übertrieben, auch noch am Asperger-Syndrom leiden muss). Dennoch sind Harveys Kapitel nicht die besten im Roman. Noch schlechter trifft es Colette, die als Einzige in die Rolle einer Ich-Erzählerin gedrängt wird und in altklugem Stil und mit viel zu vielen typographischen Kniffen wie etwa Kursivsetzungen spricht.

Doch die stärksten und gleichzeitig berührendsten Momente sind die um Violet im britischen Seniorenheim, genauer gesagt, wenn die Verflossene dort ihren Erinnerungen nachhängt. Da fehlt es nie an Witz und leiser Ironie, und der sonst vorherrschende Sarkasmus bleibt außen vor. Wenn "Halb so wild" auch einige schwer erträgliche Längen und viele Oberflächlichkeiten aufweist, kann man in diesen Passagen eine leise, bittersüße Melodie heraushören. Sie kündet davon, dass es ein Leben nach Eli Gold gibt, auch für Violet.

MARTIN LHOTZKY

David Baddiel: "Halb so wild". Roman.

Aus dem Englischen von Friedrich Mader. Karl Blessing Verlag, München 2013. 543 S., geb., 19,99 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Martin Lhotzky hat "Halb so wild", den neuen Roman des britischen Komikers, Drehbuchschreibers und Autors David Baddiel, mit gemischten Gefühlen gelesen. Durchaus amüsiert folgt er dem ständig gekränkten, stets vor Internetpornos masturbierenden Neurotiker Harvey Gold, der nicht nur unter seiner eigenen Erfolglosigkeit als Autor, sondern auch unter einem berühmten Übervater leidet. Nach und nach lernt der Kritiker auch die anderen grotesken Protagonisten dieser Familiensaga kennen und liest neben den großen Themen - Liebe, Tod und Ruhm - vor allem viel über Sex. Bald muss Lhotzky allerdings feststellen, dass der Roman nicht nur viele Oberflächlichkeiten, sondern auch "schwer erträgliche" Längen aufweist. Die wunderbar berührende, ironische und "bittersüße" Geschichte um Violet, eine der verflossenen Ehefrauen von Harveys Vater Eli, die traurig ihren Erinnerungen an den sterbenden Exmann nachhängt, hat dem Rezensent allerdings ausgesprochen gut gefallen.

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