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Von einem kleinen Jungen, der aus Versehen das Ende der Welt einläutet Er ist erst sechs Jahre alt, weiß aber schon genau, was er einmal werden will: Prediger wie sein Papa. Und deshalb erbettelt er sich einen seriösen schwarzen Anzug und verfasst auf seiner Schreibmaschine Predigten, am liebsten Begräbnisreden auf noch Lebende. Doch dann kommt der Tag, an dem er aus Versehen eines der Zehn Gebote bricht Göran Sahlberg gewährt uns einen Blick in die Seele dieses Jungen, der glaubt, das Weltenende durch seinen Ungehorsam heraufbeschworen zu haben ein Roman, der in seinem Ernst verstört und in…mehr

Produktbeschreibung
Von einem kleinen Jungen, der aus Versehen das Ende der Welt einläutet
Er ist erst sechs Jahre alt, weiß aber schon genau, was er einmal werden will: Prediger wie sein Papa. Und deshalb erbettelt er sich einen seriösen schwarzen Anzug und verfasst auf seiner Schreibmaschine Predigten, am liebsten Begräbnisreden auf noch Lebende. Doch dann kommt der Tag, an dem er aus Versehen eines der Zehn Gebote bricht Göran Sahlberg gewährt uns einen Blick in die Seele dieses Jungen, der glaubt, das Weltenende durch seinen Ungehorsam heraufbeschworen zu haben ein Roman, der in seinem Ernst verstört und in seiner Lebenslust beglückt.
Er schmeckt nicht einmal mehr die Veilchenpastillen, die er von seinem Vater geschenkt bekommt. Bei dem Versuch, sich so viele Stecknadeln wie möglich zwischen die Lippen zu klemmen, hat er nämlich seinen Geschmackssinn verloren. Und noch etwas unterscheidet den Sechsjährigen von anderen Kindern: Er glaubt fest daran, dass er mit einem Schlips zur Welt gekommen sei, um seinem Vater, einem Prediger, als Kollege zur Seite zu stehen. Während ihm seine Mutter eine unbeschwerte Kindheit wünscht, unterstützt sein Vater ihn in seinem ständigen Bestreben, das Böse zu bannen. Doch dann kommt der Tag, an dem der Junge aus Versehen ein Fahrrad aus dem Keller stiehlt und damit das Weltenende einläutet. Während seine gehorsam-gläubigen Eltern zur Versammlung im Himmel gerufen werden, bleibt er allein zurück allein mit der Schuld, Gottes Zorn über die Menschheit gebracht zu haben. Ein bestürzender Roman über das Leben, die Liebe und Gott.
Autorenporträt
Göran Sahlberg, geboren 1954, wohnt in Vintrosa in der schwedischen Provinz Närke. Er promovierte im Fach Philosophie und lehrt heute Göran Sahlberg, Jahrgang 1954, wohnt in Vintrosa in der schwedischen Provinz Närke. Er promovierte im Fach Philosophie und lehrt heute Religionspsychologie. Nebenbei arbeitet er als freier Journalist für verschiedene schwedische Kulturzeitschriften, gibt Anthologien heraus, verfasst Kurzgeschichten und Opernlibretti.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 03.06.2008

Was Gott mit den Seinen so alles vorhat
Eine alternative Apokalypse: Göran Sahlberg erzählt in „Sieben wunderbare Jahre” von Schwedens Freikirchen
Die Welt in der Nussschale einer schwedischen Kleinstadt im Herzen des schönen, langgestreckten Landes nehmen wir mit Ikea und Pippi Langstrumpf vertrauter wahr, als es uns eigentlich erlaubt ist – das Romandebüt des Religionspsychologen Göran Sahlberg zeichnet dagegen ein Bild, das Schweden als eine ferne, ganz andere Welt entwirft. Dass Sahlberg kein weiterer Krimiautor aus dem Norden ist, mag dabei helfen. Von den freikirchlichen Evangelisationsbewegungen des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts in Schweden erzählte vor ein paar Jahren P. O. Enquist in „Lewis Reise”. Sahlberg schildert eine Kindheit in diesem Milieu mitten in den fünfziger Jahren. Der Vater ist freikirchlicher Pastor und möchte seinen Sohn so früh wie möglich zum Kollegen machen, denn nichts braucht ein Prediger mehr als erstens Zuhörer und zweitens Nachahmer. Der Bub kriegt noch vor der Einschulung Schreibmaschine, Anzug und Schlips und hält eine in Freikirchenkreisen berühmt gewordene Kleine-Jungs-Pfingstpredigt mit dem schönen Titel „Die Ausgießung in Skrömsta”. Er vertieft sich in Berechnungen über den Zeitpunkt, zu welchem die Gemeinde in den Himmel entrückt werden würde. Kein Problem für ein Kind, dessen Vater erzählt, dass es schon im Mutterbauch Schreibmaschine geschrieben habe und mit einer Trevirahose auf die Welt gekommen sei. Und das außerdem mit Hilfe einer unfreiwilligen Akupunktur erst einen überdimensionierten und dann gar keinen Geruchssinn mehr hat.
Nur die Mutter sorgt für stabile Verwurzelung. Es passiert allerdings ein schlimmes Unglück, und Mutter und Vater sind von heute auf morgen verschwunden. Viola, die weiche und hübsche junge Frau aus dem Einkaufsladen nebenan, kümmert sich um den Jungen, und der Schauplatz verlagert sich zur Familie von Viola nach Schonen im äußersten Süden Schwedens. Dort verbringt Dag Hammarskjöld, der kluge und heldenhafte UN-Generalsekretär, seine Ferien. In ihn ist Viola mächtig verliebt – und tatsächlich kann der Junge für ein Happyend sorgen.
Die inneren Umschlagseiten auch der deutschen Ausgabe von „Sieben wunderbare Jahre” schmücken bunte und komplizierte Pläne von 1934, welche Gottes Plan mit und in den verschiedenen Zeitaltern darstellen. Sie stammen von C. A. Chader, einem in die USA ausgewanderten schwedischen Prediger mit dem Ursprungsnamen Tjäder, der seine Wurzeln in der schwedischen Missionskirche hatte (womit P. O. Enquist und Levi Petrus wieder anklingen), jedoch an den Erfinder einer alternativen Apokalyptik, an John Nelson Darby anschließt und die Wiederkunft Christi in zwei Etappen geschehen lässt: Teil 1 schildert die Heimholung der reinen Gemeinde in den Himmel, Teil 2 die Rückkehr Christi zur Erde. Um die leichthin erzählte, von Anfang bis Ende anrührende Geschichte gern zu lesen, muss man die Weltsicht Chaders nicht kennen. Aber die Kompositionsbegabung dieses Autors, seine offenbar gediegene Vertrautheit mit den Gottesplänen außerhalb der päpstlichen und lutherischen Hauptstraßen der Christenlehre, seine kraftvolle erzählerische Lust (die Verena Reichel wunderbar adäquat ins Deutsche gebracht hat) und seine intelligente, spielerische Distanz zum eigenen Erzählen sollte man auf keinen Fall unterschätzen.STEPHAN OPITZ
GÖRAN SAHLBERG: Sieben wunderbare Jahre. Aus dem Schwedischen übersetzt von Verena Reichel. Karl Blessing Verlag, München 2008. 302 Seiten, 19,95 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.06.2008

Hoppla, die Apokalypse
Göran Sahlbergs Roman über einen Predigersohn

Der Montag ist der Sonntag des Predigers. Er, der Feiertag für Feiertag um die rechten, wahrhaftigen Worte ringen muss, darf am Montag ausnahmsweise Scherze machen oder in Illustrierten blättern. Als an einem klaren Montag Mitte der fünfziger Jahre ein Laienprediger und sein Sohn durch Nyckelberget schlendern - der Vater erzählt irrwitzige Geschichten, in der Einkaufstüte hat er ein neues Farbband für die Schreibmaschine -, herrschen nahezu paradiesische Zustände: Ausnahmsweise riecht es in dem kleinen schwedischen Dorf nicht nach Schwefel aus der Kunstdüngerfabrik. In der Bäckerei duftet es nach Brot, in der Käserei nach Käse. Welt und Wort sind im Einklang. Doch alle Tage ist kein Montag. Spätestens dienstags beginnt das Kreuz mit den Worten aufs Neue.

Den fatalen Drang zur Sprache hat der namenlose Erzähler, der in Göran Sahlbergs Romandebüt "Sieben wunderbare Jahre" seine Kindheit Revue passieren lässt, von seinem Vater geerbt. Ebenso ein Unmaß an Phantasie und ein überscharfes Erinnerungsvermögen. Natürlich will auch der Junge Prediger werden. Er verschmäht die sportliche Trainingshose und die "zeitgemäße Erziehung", die seine Mutter für ihn vorgesehen hat, und beginnt, auf der Schreibmaschine Begräbnisreden für noch lebende Dorfbewohner zu verfassen. Die entbehren in ihrem hohen Duktus nicht einer unfreiwilligen Skurrilität, aber früh spricht, was der nächste Prophet werden will. Der Vater nennt ihn stolz "Kollege".

Hier könnte der Autor zu einer heiter-komischen Kindheitsverkitschung anheben. Stattdessen lotet Sahlberg, der in Schweden als Religionspsychologe arbeitet, die Abgründe, die ihm das Sujet - Frömmigkeit, gepaart mit Phantasie und Einsamkeit - bietet, bis in den letzten Winkel aus. Ins Paradies der Kindheit ragen von Anfang an die Schatten der Sorge. Über dem Schreibtisch des Vaters hängt eine grafische Darstellung des Alten und des Neuen Testaments, ein Zeitstrahl vom Fall Luzifers bis zum Jüngsten Tag. Auf "sieben wunderbare Jahre" der Unschuld, so ist darauf zu erkennen, wird eine Zeit der Mühsal folgen. Die Ankunft des Antichrist, auf der Grafik ein kleines Männchen in Uniform eines Zirkusdompteurs, ist nahe. Der Vater lässt sich von der Tafel beim Schreiben seiner Predigten inspirieren, und sie entfaltet ihre Wirkung auch im Hinblick auf den Sohn. Mit Kindereien will der sich angesichts des nahenden Untergangs nicht abgeben. Als der einzige Freund prahlt: "Mein Vater spuckt zehn Meter weit", fällt ihm als Replik ein: "Mein Freund, wo wirst du die Ewigkeit verbringen?"

Einen Tag vor dem siebten Geburtstag gerät der Erzähler endgültig in den Strudel seiner selbstgezimmerten apokalyptischen Visionen. Als ihm eine harmlose Notlüge herausrutscht, glaubt er, eine Todsünde begangen und dadurch tatsächlich das Ende der Welt eingeleitet zu haben. So wundert es ihn nicht, als seine Eltern kurz darauf verschwinden. Sie waren rein von Sünde, wie er denkt, und sind der "Zeit der Mühsal" entgangen. Als Strafe für die Lüge muss er bei der Nachbarin Viola zurückbleiben, bis zum Jüngsten Tag, versteht sich. Auch wenn er sie nicht in Frage stellt, macht seine Einsamkeit den Siebenjährigen sprachlos: "Für die Ohnmacht, die mich ergriff, gab es keine Worte." Er beginnt wahllos auf die Tasten der Schreibmaschine einzuhämmern. Im zweiten Teil des Romans weitet sich die Perspektive. "Dass man überhaupt auf den Gedanken kommen könnte, während der Zeit der Mühsal in die Ferien zu fahren, hätte ich mir nie vorstellen können. Aber das war genau das, was wir machten."

Viola nimmt den verwaisten Jungen im Juli 1954 mit ans Meer. Dort trifft er auf die historische Figur des damals wohl populärsten Schweden, Dag Hammarskjöld. Als dritter Generalsekretär der Vereinten Nationen ist er ein Mensch mit "Mission". Hammarskjöld, dem es in jenem Sommer nach intensiven Gesprächen gelungen war, amerikanische Kriegsgefangene zu befreien, zeichnete sich auch als Autor spiritueller Reflexionen und Aphorismen aus. Im Jahr 1961 wurde ihm postum der Friedensnobelpreis verliehen. Einen Sommer lang wird er für unseren Helden zur neuen Identifikationsfigur, eine Gegenfigur zum Vater. Der schreckliche Grund für dessen plötzliches Verschwinden wird sich dem Jungen erst nach und nach erhellen.

Sahlberg verschont den Leser mit psychoanalytischen Weisheiten über kindliche Religiosität, das Theodizee-Problem bleibt unberührt. "Sieben wunderbare Jahre" als Kritik an einer radikalen und zugleich naiven Wortgläubigkeit, wie sie der Vater vertritt, zu lesen wäre zu kurz gegriffen. Leicht und lebensbejahend ist Sahlbergs Erzählton, stets getragen von einer feinen Ironie, die nicht spöttelnder Überlegenheit, sondern tiefer Menschlichkeit entspringt. Er beschreibt ganz einfach die Inkompatibilität der kindlichen, phantasiereichen Seele mit der profan-banalen Welt. Man könnte bemängeln, dass die Figur Dag Hammarskjölds sich nicht von ihrer historischen Folie löst. Auch Sahlbergs Versuch, das individuelle Trauma des Protagonisten an historischen Begebenheiten wie dem Kalten Krieg oder der um sich greifenden Angst vor einem Atomkrieg festzumachen, bleibt im Ansatz stecken. Gleichwohl ist ihm mit "Sieben wunderbare Jahre" ein unangestrengtes Plädoyer für das Leben gelungen, das zugleich die Macht von Sprache und Literatur zeigt. Was für den um Worte ringenden Prediger gilt, gilt für jeden Menschen. Hoffnungslos verloren ist er erst, wenn er keine Sprache mehr hat.

FRANZISKA SENG

Göran Sahlberg: "Sieben wunderbare Jahre". Roman. Aus dem Schwedischen übersetzt von Verena Reichel. Karl Blessing Verlag, München 2008. 304 S., geb., 19,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Göran Sahlberg ist ein äußert talentierter Erzähler, der in seinem Debüt einfühlsam seinen jungen Helden und die Zeit, in der der Roman spielt, beschreibt. Er verleiht seiner Hauptfigur eine glaubwürdige Stimme und malt ihn und seine Welt voller Wärme und Mitgefühl aus. Nie plump und nie überzogen wechselt er zwischen großer Ernsthaftigkeit und wundervollem Humor. Ein starker Erstling!" Svenska Dagbladet

"Göran Sahlbergs Kindheitsschilderung zeugt von großem Einfühlungsvermögen und literarischer Finesse. 'Sieben wunderbare Jahre' ist ein vielschichtiger und faszinierender Roman." Göteborgs-Posten

"Was diesen Roman aus der Masse der Bücher heraushebt, ist die Freude am Erzählen, die sich vereint mit der Kunst des Erzählens. Meisterlich gelingt es dem Autor, die Gedankenwelt seines frühreifen jungen Helden zu schildern, mit sprachlicher Präzision, erfrischendem Humor - und liebevoller Herzlichkeit. 'Sieben wunderbare Jahre' wird dem Namen Sahlberg zweifellos Bekanntheit verleihen!" Sundsvalls Tidning

"'Sieben wunderbare Jahre' ist ein perfekter Roman, geistreich, originell und voller Menschlichkeit. (...) Ich wünschte mir, dass dieses Buch ungelesen auf meinem Nachttisch läge - und ich noch einmal in diese Geschcihte eintauchen könnte." Nerikes Allehanda

"Ein bezauberndes Buch, mit dem man sich wegträumen kann." Aftonbladet

"Ein richtig guter Roman - das ist Gymnastik fürs Herz! 'Sieben wunderbare Jahre' ist ein solcher Roman. Denn niemals hätte ich geglaubt, dass mich die Geschichte von einem rechtgläubigen Prediger und seinem ernsten und immer schwarz gekleideten Sohn berühren würde - und doch: 'Sieben wunderbare Jahre' hat mich zutiefst berührt!" Asa Larsson…mehr

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Franziska Seng zeigt sich beeindruckt von diesem Romandebüt. Dass Göran Sahlberg seine Kindheitsgeschichte eines Predigersohnes weder in komischem Kitsch noch in psychoanalytischen Weisheiten über Religion und die Macht der Sprache versenkt, sondern sein Sujet gut ausgeleuchtet und dennoch unangestrengt und mit respektvoller Ironie in Szene setzt, findet sie bemerkenswert. Seng leuchtet die nachgezeichnete Kollision kindlicher Fantasie mit den profanen Realitäten unmittelbar ein - als Aufruf für das Leben.

© Perlentaucher Medien GmbH
Was Gott mit den Seinen so alles vorhat

Eine alternative Apokalypse: Göran Sahlberg erzählt in „Sieben wunderbare Jahre” von Schwedens Freikirchen

Die Welt in der Nussschale einer schwedischen Kleinstadt im Herzen des schönen, langgestreckten Landes nehmen wir mit Ikea und Pippi Langstrumpf vertrauter wahr, als es uns eigentlich erlaubt ist – das Romandebüt des Religionspsychologen Göran Sahlberg zeichnet dagegen ein Bild, das Schweden als eine ferne, ganz andere Welt entwirft. Dass Sahlberg kein weiterer Krimiautor aus dem Norden ist, mag dabei helfen. Von den freikirchlichen Evangelisationsbewegungen des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts in Schweden erzählte vor ein paar Jahren P. O. Enquist in „Lewis Reise”. Sahlberg schildert eine Kindheit in diesem Milieu mitten in den fünfziger Jahren. Der Vater ist freikirchlicher Pastor und möchte seinen Sohn so früh wie möglich zum Kollegen machen, denn nichts braucht ein Prediger mehr als erstens Zuhörer und zweitens Nachahmer. Der Bub kriegt noch vor der Einschulung Schreibmaschine, Anzug und Schlips und hält eine in Freikirchenkreisen berühmt gewordene Kleine-Jungs-Pfingstpredigt mit dem schönen Titel „Die Ausgießung in Skrömsta”. Er vertieft sich in Berechnungen über den Zeitpunkt, zu welchem die Gemeinde in den Himmel entrückt werden würde. Kein Problem für ein Kind, dessen Vater erzählt, dass es schon im Mutterbauch Schreibmaschine geschrieben habe und mit einer Trevirahose auf die Welt gekommen sei. Und das außerdem mit Hilfe einer unfreiwilligen Akupunktur erst einen überdimensionierten und dann gar keinen Geruchssinn mehr hat.

Nur die Mutter sorgt für stabile Verwurzelung. Es passiert allerdings ein schlimmes Unglück, und Mutter und Vater sind von heute auf morgen verschwunden. Viola, die weiche und hübsche junge Frau aus dem Einkaufsladen nebenan, kümmert sich um den Jungen, und der Schauplatz verlagert sich zur Familie von Viola nach Schonen im äußersten Süden Schwedens. Dort verbringt Dag Hammarskjöld, der kluge und heldenhafte UN-Generalsekretär, seine Ferien. In ihn ist Viola mächtig verliebt – und tatsächlich kann der Junge für ein Happyend sorgen.

Die inneren Umschlagseiten auch der deutschen Ausgabe von „Sieben wunderbare Jahre” schmücken bunte und komplizierte Pläne von 1934, welche Gottes Plan mit und in den verschiedenen Zeitaltern darstellen. Sie stammen von C. A. Chader, einem in die USA ausgewanderten schwedischen Prediger mit dem Ursprungsnamen Tjäder, der seine Wurzeln in der schwedischen Missionskirche hatte (womit P. O. Enquist und Levi Petrus wieder anklingen), jedoch an den Erfinder einer alternativen Apokalyptik, an John Nelson Darby anschließt und die Wiederkunft Christi in zwei Etappen geschehen lässt: Teil 1 schildert die Heimholung der reinen Gemeinde in den Himmel, Teil 2 die Rückkehr Christi zur Erde. Um die leichthin erzählte, von Anfang bis Ende anrührende Geschichte gern zu lesen, muss man die Weltsicht Chaders nicht kennen. Aber die Kompositionsbegabung dieses Autors, seine offenbar gediegene Vertrautheit mit den Gottesplänen außerhalb der päpstlichen und lutherischen Hauptstraßen der Christenlehre, seine kraftvolle erzählerische Lust (die Verena Reichel wunderbar adäquat ins Deutsche gebracht hat) und seine intelligente, spielerische Distanz zum eigenen Erzählen sollte man auf keinen Fall unterschätzen.STEPHAN OPITZ

GÖRAN SAHLBERG: Sieben wunderbare Jahre. Aus dem Schwedischen übersetzt von Verena Reichel. Karl Blessing Verlag, München 2008. 302 Seiten, 19,95 Euro.

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