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Die vergangenen Jahrzehnte sind für den indischen Subkontinent verhängnisvoll gewesen: Indira Gandhi wird ermordet, die indische Regierung führt Atomtests in der Wüste Thar durch, ein Tsunami fordert Tausende von Opfern. Der hierzulande bislang nur als Romanautor bekannte Inder Amitav Ghosh erzählt von den wesentlichen politischen, sozialen und kulturellen Ereignissen seiner Heimat seine Essays, die nun erstmals auf Deutsch erscheinen, überzeugen durch ihre scharfsinnige Analyse und berühren durch ihre Menschlichkeit. Der Inder Amitav Ghosh wird gern als "Weltbürger" bezeichnet. Er lebt seit…mehr

Produktbeschreibung
Die vergangenen Jahrzehnte sind für den indischen Subkontinent verhängnisvoll gewesen: Indira Gandhi wird ermordet, die indische Regierung führt Atomtests in der Wüste Thar durch, ein Tsunami fordert Tausende von Opfern. Der hierzulande bislang nur als Romanautor bekannte Inder Amitav Ghosh erzählt von den wesentlichen politischen, sozialen und kulturellen Ereignissen seiner Heimat seine Essays, die nun erstmals auf Deutsch erscheinen, überzeugen durch ihre scharfsinnige Analyse und berühren durch ihre Menschlichkeit.
Der Inder Amitav Ghosh wird gern als "Weltbürger" bezeichnet. Er lebt seit einem Jahrzehnt in New York, hat in Oxford studiert, in ägyptischen Dörfern das Entstehen des islamischen Fundamentalismus erforscht, er schreibt englisch, zitiert Rilke und dennoch ist Ghoshs Kompass auf jene Region geeicht, die seine erste Heimat war. Alle seine Werke sind auf dem indischen Subkontinent verortet und spiegeln das dortige Leben.
Seit gut zwei Jahrzehnten schreibt Ghosh Essays. Schon mehrfach wurden seine fein geschliffenen Prosastücke, die mal Reiseschilderung, dann Reportage, mal sachliche Analyse, dann Autobiographie sind, mit journalistischen Preisen ausgezeichnet. Er hat sich weltweit einen Namen als scharfsinniger Kommentator der indischen Gegenwart gemacht, als einer, der aktuelle Ereignisse in einen großen historischen Zusammenhang einordnen kann.
In ZEITEN DES GLÜCKS IM UNGLÜCK sind jene Artikel versammelt, in denen sich Ghosh mit den wesentlichen Themen, die die indische Gesellschaft beschäftigt hat, auseinander setzt: die Konfrontation mit Pakistan wegen Kaschmir; das Katastrophenjahr 1984, als Indira Gandhi ermordet wurde; der Auszug der Intellektuellen in die Diaspora. Doch egal wie sachlich-abstrakt das Thema ist, der Aufklärer und Chronist Ghosh scheut sich nicht, das Denken, Empfinden und Erleben der Betroffenen in den Mittelpunkt seines Schreibens zu stellen. Sein ungewöhnlich persönlicher Fokus ermöglicht einen unverstellten Blick aufdiese Weltregion, die mit Siebenmeilenstiefeln in die Zukunft schreitet und zugleich noch tief im Mittelalter steht und er ermöglicht Verständnis.
Autorenporträt
Amitav Ghosh, wurde 1956 in Kalkutta geboren und studierte Geschichte und Sozialanthropologie in Neu-Delhi. Nach seiner Promotion in Oxford unterrichtete er an verschiedenen Universitäten Indiens und Amerikas. Ghosh lebt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in New York, verbringt jedoch jedes Jahr mehrere Monate in Indien.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.10.2006

Tanzschritt
Erstmals auf Deutsch: Amitav Gosh als Reporter
Was macht eine Frau in Kambodscha damit, dass sie mit dem Bruder von Pol Pot verheiratet ist? Chea Samy schüttelt verzweifelt den Kopf. Sie sei seit fünfzig Jahren verheiratet. „‚Ich kann ihnen sagen, dass mein Mann ein guter Mensch ist, ein freundlicher Mensch. Er trinkt nicht, er raucht nicht, er hat nie mit seinen Freunden Streit gehabt, hat nie seine Neffen geschlagen. . . ‘ Sie verstummte. Ratlos hob sie die Hände und ließ sie dann in den Schoß fallen.”
Amitav Gosh, dessen Roman „Der Glaspalast” zum Weltbestseller wurde, hat seine Geschichte über Kambodscha, die jetzt in einer Auswahl von Reportagen zum ersten Mal auf deutsch erscheint, natürlich anders begonnen, ohne Pol Pot. Vorsichtig, subtil, mit einem historischen Detail: Am 10. Mai 1906 stach in Saigon ein französisches Passagierschiff, die „Amiral Kersaint” in See. An Bord hundert klassische Tänzerinnen aus dem Königspalast von Phnom Penh, die im Rahmen der großen Kolonialausstellung in Marseille auftreten sollen, sowie der frankophile kambodschanische König Sisowat und seine Tochter Soumphady. „Nur ein einziges Mal”, so Gosh, sei er jemandem begegnet, „der sowohl die Prinzessin als auch den König” kannte. Dieser Jemand ist Chea Samy. Sechsjährig wurde sie an den Hof gerufen und zu einer der berühmtesten Tänzerinnen in der Geschichte Kambodschas gemacht. Luk Kun Meak, auch Tänzerin und Lieblingsmätresse von Sisowats Nachfolger Monivong, holte einen Mann aus ihrem Dorf in den Palast: Chea Samys Mann, der Sekretär wurde und zwei seiner Brüder nachzog.
Fünfzig Buchseiten umfasst die Reportage, die 1993 im Magazin „Granta” zu lesen war. Immer tiefer schraubt sie sich in die Geschichte des Diktators. Amitav Gosh lässt sich Zeit. Und oft stellt er Familiengeschichten in den Mittelpunkt. Seine schon legendäre Tsunami-Reportage beginnt er mit einem historischen Abriss über die Inselgruppen der Andamanen und Nikobaren, um dann das Einzelschicksal eines zufälligen Flugzeugnachbarn in den Mittelpunkt zu stellen, der am 26. Dezember 2004 auf einer anderen Insel war und jetzt auf der Suche nach seiner Familie ist. Seine Tochter und seine Frau sind tot, sein zehnjähriger Sohn ist an einem Kirchturm hängen geblieben, dem einzigen steinernen Gebäude im Umkreis von Hunderten von Metern. er hat überlebt. Gosh und sein neuer Bekannter streifen fünf Tage nach der Katastrophe durch die Trümmer, entdecken einen Koffer, Dias.
Gosh, 1956 in Kalkutta geboren, lebt seit Jahren in New York, „Indira Gandhis Geister” wurde schon 1995 als Best American Essay ausgezeichnet. Doch wie tief Goshs indische Bindungen sind, kann man an seinem wunderbar eindringlichen Text „Indiens vergessener Unabhängigkeitskampf” sehen. Hier begibt sich Gosh in die Geschichte seiner eigenen Familie. Die Erinnerung ist gespalten. Für die Mutter aus Kalkutta war Gandhi der große Mann. Goshs Vater, ein aufstiegswilliger Provinzler aus Bihar, ging 1942, als Gandhi gerade die Kolonialherrschaft als „Gift” bezeichnete, „das alles verdirbt”, als Offizier zur britischen Armee. Hans-Peter Kunisch
Amitav Gosh
Zeiten des Glücks im Unglück
Indische Augenblicke. Aus dem Englischen von Barbara Heller. Karl Blessing Verlag, München 2006. 341 Seiten, 19,95 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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"Kürzlich hat Ghosh in einem erschütternden Bericht die Folgen des Tsunami geschildert. Hier zeigt sich die wahre Meisterschaft des studierten Sozialanthropologen: in der literarischen Reportage. Auch der Reiz seiner Romane liegt vor allem in diesem unbestechlich scharfen Blick für die Kleinigkeiten, die das große Ganze ausmachen." -- die tageszeitung

"Mit seiner klaren, unverblendeten Sicht, seiner Einfühlsamkeit und kritischen Brillanz konterkariert der in Harvard lehrende Ghosh die auf den schwindelerregenden Aufstieg der Wirtschaftsmacht Indien fixierte Berichterstattung." -- Ulrich Baron, Die Welt

"Es bedarf gar keines Anlasses, um Amitav Ghoshs Essays zu empfehlen. Mit ihrer klaren, unverblendeten Sicht, ihrer Einfühlsamkeit und kritischen Brillanz bereichern sie jeden Leser - und die Weltliteratur." -- Ulrich Baron, Tages-Anzeiger

Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Ausgesprochen glücklich ist Rezensentin Bernadette Conrad, dass deutsche Leser nun auch das leichthändige essayistische Werk dieses Schriftstellers kennen lernen können. Amitav Goshs Essays und Reportagen stammen ihren Informationen zufolge aus dem vergangenen beiden Jahrzehnten, und ließen sich "in ihrem großen Bogen" auch als "fragmentarische Autobiografie" dieses Autors lesen, der sich entlang der in seinen Essays beschriebenen Ereignisse zum Autor bildete. Einem Autor, in dessen Werk aus Sicht der Rezensentin "das Politische und das Poetische" Aspekte einer einzigen Perspektive seien. Conrad zeigt sich besonders beeindruckt von der Neugier und Empathie, mit der sich Gosh seinen Themen widmet. Ob er den 2005 "Verwüstungen des Tsunami" oder 1984 den Überlebenden der Lynchjustiz an den Sikhs nach dem Mord an Indira Gandhi, ob er in Burma den Verwüstungen der Terrorherrschaft oder Erdbebenopfern nachgehe - immer macht die Rezensentin die "Kategorie der verletzten Würde" als entscheidend für Goshs Ansatz des Verstehens aus.

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