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Siegfried Unseld, ohne Zweifel der bedeutendste Verleger der Bundesrepublik, ist eine Figur von antiker Wucht. Als Eigentümer des Frankfurter Suhrkamp Verlags, als Freund und Förderer großer deutscher Autoren prägt er seit Jahrzehnten das Geistesleben in Deutschland. Er, der letzte Verleger alten Typs, der persönlich für sein Programm mit hohem kulturellen, ästhetischen und intellektuellen Anspruch einsteht, ist ein Herrscher mit allen - positiven wie negativen - Zügen eines Patriarchen. Peter Michalzik zeigt den erfolgreichen Verleger als schillernde Persönlichkeit voller Widersprüche. Im…mehr

Produktbeschreibung
Siegfried Unseld, ohne Zweifel der bedeutendste Verleger der Bundesrepublik, ist eine Figur von antiker Wucht. Als Eigentümer des Frankfurter Suhrkamp Verlags, als Freund und Förderer großer deutscher Autoren prägt er seit Jahrzehnten das Geistesleben in Deutschland. Er, der letzte Verleger alten Typs, der persönlich für sein Programm mit hohem kulturellen, ästhetischen und intellektuellen Anspruch einsteht, ist ein Herrscher mit allen - positiven wie negativen - Zügen eines Patriarchen. Peter Michalzik zeigt den erfolgreichen Verleger als schillernde Persönlichkeit voller Widersprüche.
Im Kulturleben Deutschlands kommt man an Siegfried Unseld nicht vorbei. Niemand kann sich der Faszination dieses Mannes entziehen. Man begegnet ihm mit Scheu oder Bewunderung, Häme oder Ehrerbietung. Um sich herum hat Unseld eine viel kolportierte gloriose Fama aufgebaut. Peter Michalzik zeigt die Geschichte dahinter. Das Leben des 1924 geborenen Unseld ist eine einzigartige Erfolgsstory. Schon 14 Jahre nach Ende des Krieges hat Unseld den Suhrkamp Verlag in seiner Hand. Er arbeitet nicht nur mit den größten Schrifstellern seiner Zeit, er ist auch ihr Freund: Hesse, Frisch, Johnson, Enzensberger, Walser, Handke, Bernhard und Habermas. Wie kein anderer glaubt Siegfried Unseld an sich und seinen Verlag. Er kann sich gleichzeitig bis zur Grenze der Selbstverleugnung seinen Autoren unterordnen und mit unwiderstehlichem Machtwillen für sie kämpfen. Peter Michalziks "Unseld." zeigt viele Facetten des überragenden Verlegers und beleuchtet die Abgründe einer schillernden Persönlichkeit. Die Position des Biographen bleibt die der kritischen Distanz. Eines wurde dem Autor während seiner Recherchen klar: In Siegfried Unseld vereinen sich Selbstverleugnung und Liebe zur Literatur, Größenwahn und Durchschnittlichkeit, bezwingender Charme und Rücksichtslosigkeit in eigentümlicher Weise. Seit Jahren kreisen Unselds Gedanken darum, sein gewaltiges Erbe zu bewahren. Und doch scheint ihm alles zu entgleiten. Richtet der Mann am Ende seine Kräfte gegen sein großartiges Lebenswerk? Glanz und Tragik liegen hier dicht beieinander.

Autorenporträt
Peter Michalzik, Jg. 963, ist freier Journalist, Literaturkritiker und ein hervorragender Kenner des deutschen Buchmarkts. Er schrieb längere Zeit für die 'Süddeutsche Zeitung', die 'Frankfurter Rundschau', 'Focus', das 'Börsenblatt des deutschen Buchhandels' und den Deutschlandfunk. Zur Zeit ist er Mitglied der Redaktion der 'Frankfurter Rundschau'. Er lebt in Frankfurt am Main.
Rezensionen
Enttäuschter Liebender
Wie viel Jünger der "Generation Suhrkamp" gehört auch der Autor der ersten Biografie des Verlegers dieses ehrwürdigen Verlags zu der Gruppe der enttäuschten Liebenden. Ihre übertriebener Verehrung wandelte sich - aus unterschiedlichen Gründen, wie wir aus dem Buch erfahren - in Hass und Verachtung. Bei Peter Michalzik kommt noch dazu, dass er sich dem Gegenstand seiner Verehrung näherte. Wie jeder Gott verlor auch Siegfried Unseld in den Augen dieses Ex-Gläubigen dabei das Göttliche. Die Enttäuschung äußert sich nun in einer zum Teil diffamierenden und forciert kritischen Biografie des letzten großen deutschen Verlegers.
Die Karriere
1924 geboren, trifft Unseld als 11-jähriger im Jungvolk der Hitlerjugend auf Hans Scholl, den er für seine literarische Initiation verantwortlich macht. Michalzik beschreibt mit Genuß Unselds sonst verschwiegene "Karriere" im Jungvolk, bevor er 1942 zur Marine eingezogen wird. 1946 findet schließlich die berühmte Begegnung Unselds mit Hermann Hesse statt, die als Wendepunkt im Leben des späteren Verlegers gilt. 1947 nimmt er das Studium bei Wilhelm Weischedel in Tübingen auf und beginnt zur gleichen Zeit seine Arbeit im Verlag J.C.B. Mohr. 1951 tritt er in den ein Jahr zuvor gegründeten Verlag von Peter Suhrkamp, der während der Nazizeit den S.Fischer Verlag geleitet hatte, ein. 1958 - inzwischen ist er promoviert - wird er neben Peter Suhrkamp gleichberechtigter Komplementär des Suhrkamp Verlags. 1959 stirbt Peter Suhrkamp und seitdem ist Dr. Siegfried Unseld alleiniger Verleger des Suhrkamp Verlags. Der Rest ist Geschichte.
Michalzik erzählt von Treffen der Gruppe 47, von Lektorenaufständen, von der ersten und der zweiten Ehe Unselds. Auch die für den Verlag wichtigen Autoren werden erwähnt und ihre Bedeutung für Unseld dargestellt. Schließlich sind es noch die Gründung der berühmten Suhrkamp Reihen und der Erwerb des altehrwürdigen Inselverlags, die zur Erwähnung kommen.
Ein Muss
Trotz einiger Mängel bezüglich ungenauer Fakten ist diese umfassende Biografie für jeden ein Muss, der sich mit der deutschen Geistesgeschichte der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts auseinandersetzen will. Im Programm des Suhrkamp Verlags spiegeln sich die wichtigsten geisteswissenschaftlichen Strömungen dieser Zeit. Der Verleger Siegfried Unseld hat dieses Programm zu verantworten, und es lohnt sich zu erfahren, welcher Geist ein so gewaltiges Unternehmen geschultert hat. (Andreas Rötzer)
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.09.2002

Ein Leben, stärker als jedes Wort
Peter Michalziks leider mißlungene Biographie Siegfried Unselds

Nein, das Ereignis einer ersten Biographie von Siegfried Unseld ist hier nicht anzuzeigen, auch wenn Peter Michalzik sein Buch "Unseld" so nennt. Der Suhrkamp Verlag schickt (an alle, außer dem Blessing Verlag) noch vor Veröffentlichung des Buches eine Art offenen Brief herum: eine gewaltige Liste mit größeren und kleineren Fehlern, die im Kern einen desaströsen Eindruck von dem Werk vermitteln. Man könnte dem Verfasser zugute halten, daß bei Lebenden der Positivismus immer mißrät, weil viele Quellen unzugänglich bleiben. Aber es gähnen so viele Lücken und Abgründe unter der flotten Handschrift, daß man sich fragt, was den intellektuell ausgewiesenen Journalisten Peter Michalzik so in die Irre geführt hat.

Um nur dieses Beispiel zu nennen: Eine Biographie Unselds kann nicht geschrieben werden, ohne gleichzeitig die Wirkungsgeschichte seines Frankfurter Mitspielers Marcel Reich-Ranicki zu erzählen. Klar, die "Lindenstraßen-Tapes", die Mitschnitte der Telefonate, die die beiden seit 1973 zeitweise fast stündlich führten, sind leider unauffindbar. Aber die Korrespondenz ist da, teilweise publiziert, von seiten Reich-Ranickis sicherlich zugänglich, und auskunftswillig sind überdies in diesen Dingen viele - warum also diese Zurückhaltung? Wen interessiert dagegen die für die unmittelbar Beteiligten gewiß erregende, für den Leser allerdings eher langweilige Zusammenarbeit zwischen Siegfried Unseld und seinem Lektor Raimund Fellinger?

Michalziks Biographie, die also keine Biographie für Leser ist, ist aber nicht einmal ein Buch für die Suhrkamp-Mitarbeiter. Die Fehler in der Beurteilung der rechtlichen Konstruktion des Verlags sind grotesk. Aber die Irrtümer bei der Charakterisierung von Personen und ihren Rollen sind schlicht töricht. Man kann ja über Unselds Anwalt Heinrich Lübbert mancherlei denken; aber er ist ohne Zweifel nicht nur, wie Unseld meint, einer der besten, sondern gewiß auch einer der intellektuell gefährlichsten Vertreter seiner Zunft. Den ausgebildeten Philosophen als "philosophischen Lebemann" zu charakterisieren, der sich angeblich sein Brot als Scheidungsanwalt verdient, heißt den Herrn des Dschungels mit dem Pflücker von Maiglöckchen zu verwechseln.

Die Schriftstellerin Ulla Berkéwicz, Unselds Ehefrau, mußte, seit sie den großen Verleger heiratete, stets mit Herabsetzungen durch den ebenso intriganten wie neiderfüllten Literaturbetrieb leben. Ihre Bücher wurden oft nur deshalb verrissen, weil sie Ehefrau ist, ihr Einfluß auf den Verlag andererseits entweder grob überschätzt oder ins Lächerliche minimiert. Hätte Michalzik die in diesem Jahr unter Dach und Fach gebrachte Neukonstruktion des Suhrkamp Verlags (F.A.Z. vom 5. Juni) wirklich verstanden, dann hätte er als durchaus kundiger Schreiber die Chance zu einem aufregenden Porträt gehabt: Tatsächlich hat Berkéwicz nicht nur Siegfried Unselds Leben, sondern - durch ihren Erbverzicht zugunsten der neugegründeten "Unseld Familienstiftung" - auch die Zukunft des Verlags gerettet.

Weil der Autor sich der Dramatik solcher vorurteilslosen Schilderung entschlägt, taugt sein Buch leider auch nicht als Sittengemälde. Ganz amusisch beschreibt er den Alltag des Verlegers, ohne Gespür für das Genie und die Findelust seines Helden, gerade so, als habe Siegfried Unseld Gebrauchtwagen verkauft.

Merkwürdig sind die Wut und der Neid, den dieser Mann provoziert. Vielleicht deshalb, weil Unseld eine Zeitlang mit seinem Programm den Intellektuellen des Landes das Denken vorgeschrieben hat. Als reue sie diese selbstverschuldete Entmündigung, haben ihm die Medien in sonderbarer Amtsanmaßung schon seit Jahren die ungelöste Nachfolgefrage vorgehalten und also indirekt den Rücktritt nahegelegt. Ganz in diesem Stil plaudert der Rezensent der "Süddeutschen Zeitung" nun aus, daß Unseld momentan so krank sei, daß ihm nichts mehr von öffentlichen Diskussionen mitgeteilt werde, und daß er überhaupt so gut wie nichts mehr mitbekomme. Das ist voreilig. Unselds Leben ist groß und stark; es sprengt jeden Satz dieser Biographie.

FRANK SCHIRRMACHER.

Peter Michalzik: "Unseld". Eine Biographie. Karl Blessing Verlag, München 2002. 400 S., 16 S. Abb., geb., 23,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Vollkommen misslungen findet Frank Schirrmacher Peter Michalziks Biografie des Suhrkamp-Verlegers Siegfried Unseld. Noch vor der Veröffentlichung des Buches ließ der Suhrkamp Verlag Medien und Verlagen eine umfangreiche Liste mit größeren und kleineren Fehlern zukommen, berichtet Schirrmacher, "die im Kern einen desaströsen Eindruck von dem Werk vermitteln". Tatsächlich finden sich unter der "flotten Handschrift" so viele "Lücken und Abgründe", dass sich Schirrmacher die Frage stellt, was den intellektuell ausgewiesenen Journalisten Peter Michalzik so in die Irre geführt haben mag. Statt beispielsweise über die wichtige und spannende Zusammenarbeit von Unseld mit Marcel Reich-Ranicki zu berichten, kritisiert Schirrmacher, lässt sich Michalzik über die recht uninteressante Zusammenarbeit zwischen Unseld und seinem Lektor Raimund Fellinger aus. So sieht keine Biografie für Leser aus, urteilt Schirrmacher. Und nicht einmal ein Buch für die Suhrkamp-Mitarbeiter, finden sich doch bei Michalziks Beurteilung der rechtlichen Konstruktion des Verlags Fehler, die der Rezensent nur noch "grotesk" nennen mag. Auch diese Negativ-Bewertung wird noch überboten: Die Irrtümer bei der Charakterisierung von Personen und ihren Rollen bei Suhrkamp, beispielsweise Michalziks Einschätzung von Unselds Anwalt Heinrich Lübbert oder der Schriftstellerin Ulla Berkéwicz, Unselds Ehefrau, hält Schirrmacher schlicht für "töricht". Insgesamt wird dieses Buch dem Leben des Suhrkamp-Verlegers in keiner Weise gerecht, resümiert Schirrmacher, "Unselds Leben ist groß und stark; es sprengt jeden Satz dieser Biografie".

© Perlentaucher Medien GmbH
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