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Produktdetails
  • Argumente der Freiheit Bd.7
  • Verlag: Academia Verlag
  • Seitenzahl: 227
  • Deutsch
  • Abmessung: 210mm
  • Gewicht: 331g
  • ISBN-13: 9783896652126
  • ISBN-10: 3896652125
  • Artikelnr.: 10509241
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.02.2002

Gesundbeter
Rentendebatte in fünf Akten

Gisela Babel: Die Gesundbeter. Rentendebatten in Deutschland. Academia Verlag, St. Augustin 2001, 228 Seiten, 17,90 Euro.

Die gesetzliche Rente wird derzeit einmal nicht reformiert. Wer das Buch der liberalen Sozialpolitikerin Gisela Babel gelesen hat, weiß jedoch, daß dieser Zustand hierzulande nie lange währt. Zwischen großen Reformen der deutschen Alterssicherung liegen im günstigsten Fall zehn Jahre, in denen die Politik mit kleineren Reparaturen am Umlagesystem über die Runden kommt. Warum es nie zur Grundsanierung gereicht hat, hat weniger mit unzureichenden Prognosen über Demographie, Erwerbstätigkeit und Wirtschaftswachstum zu tun, als alle Parteien glauben machen wollen. Viele Versäumnisse in der Rentenpolitik sind in einem politischen Prozeß angelegt, der keinen Anreiz bietet, die Weichen in der Altersvorsorge richtig zu stellen. Wer sich alle vier Jahre zur Wiederwahl stellen muß, sorgt sich um die Stimmen der heutigen Rentner und Beitragszahler und nicht darum, ob das Rentensystem auch in fernerer Zukunft bezahlbar ist und ein auskömmliches Einkommen bietet. Eben darauf richtet Babel die Aufmerksamkeit in ihrer Analyse der ersten fünf großen Rentenreformen - 1957, 1967, 1971, 1977 und 1989. Sachkundig, aber auch scharfzüngig zeigt die Politikerin, die für die FDP zwei Legislaturperioden lang im Bundestag die Auseinandersetzungen über die Altersvorsorge geführt hat, wo die Wurzeln für die aktuellen Finanzschwierigkeiten des Systems liegen: Stets aufs neue sind die Regierungen, auch unter liberaler Beteiligung, der Versuchung erlegen, dem Bürger alle Verantwortung für die Zukunftsvorsorge abnehmen zu wollen. In ihrem Ausblick erhascht Babel einen Hoffnungsschimmer. Die Entscheidung von SPD und Grünen, das Umlagesystem durch kapitalgedeckte Eigenvorsorge zu entlasten, bezeichnet sie anerkennend als ein "Wunder" - das allerdings möglicherweise zwanzig Jahre zu spät gekommen ist. Babels zitatenreiche Studie verschafft einen guten, wenn auch manchmal sprunghaften Überblick über die Rolle der Politik in der deutschen Rentenproblematik.

HEIKE GÖBEL

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Zwei Legislaturperioden lang wirkte die FDP-Politikerin Gisela Babel an diversen kleinen und größeren Reformversuchen zur Erneuerung der Alterssicherung mit, ihr Fazit ist im großen und ganzen offenbar eher resigniert. Langfristige Reformen scheitern, so ihre Erkenntnis, am allzu kurzfristigen Denken der Politiker, denen ihre Wiederwahl in vier Jahren wichtiger ist, als es die Folgen ihrer Politik in zwanzig Jahren sind. Wenig überraschend ist es, dass sie als Liberale für verstärkte Eigenvorsorge plädiert - und immerhin erscheinen ihr die ersten Schritte von Rot-Grün in diese Richtung als begrüßenswertes, wenngleich arg verspätetes "Wunder". Heike Göbel hat das Buch offenbar mit Gewinn gelesen, findet die Autorin so "sachkundig" wie "scharfzüngig" und meint, dass man einen guten, nur manchmal etwas "sprunghaften Überblick" über den Gegenstand erhält.

© Perlentaucher Medien GmbH