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Roboter spielen nicht nur in der Science-Fiction, sondern zunehmend in unserem Alltag eine wichtige Rolle. Dieser reich bebilderte Band zeichnet die faszinierende Geschichte dieser "lebenden Maschinen" nach und zeigt, wie sie entwickelt und wo sie eingesetzt werden: in der Schule und im Haushalt, in der Industrie und in der Medizin, im Weltraum und in der Tiefseeforschung.

Produktbeschreibung
Roboter spielen nicht nur in der Science-Fiction, sondern zunehmend in unserem Alltag eine wichtige Rolle. Dieser reich bebilderte Band zeichnet die faszinierende Geschichte dieser "lebenden Maschinen" nach und zeigt, wie sie entwickelt und wo sie eingesetzt werden: in der Schule und im Haushalt, in der Industrie und in der Medizin, im Weltraum und in der Tiefseeforschung.
Autorenporträt
Daniel Ichbiah ist Journalist und Sachbuchautor, Veröffentlichung mehrere Bücher zu modernen Technologien, künstlicher Intelligenz sowie der Zukunft unserer Zivilisation veröffentlicht. Er publiziert regelmäßig für IT-Zeitschriften.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.07.2005

Schrille Grüße: Die ganze Welt der Roboter auf einen Blick

Wer nach vorne schaut, sieht Roboter. Er sieht sie in Küchen und Wohnzimmern, am Krankenbett und im Kinderzimmer. Er sieht sie mähen und schrubben, plaudern und tanzen. Tatsächlich verzeichnete die Robotikbranche in den letzten zehn Jahren enorme Fortschritte. Sie konnte die Bewegungsabläufe ihrer Produkte optimieren, ihre Umweltwahrnehmung und Kommunikationsfähigkeit erweitern. Roboter sind leistungsfähiger und billiger geworden. Als Service- und Unterhaltungsgeräte halten Roboter in ständig erweiterter Funktionalität Einzug. Kaum ein Thema ist zugleich derart von verschwommenen Realitäten beherrscht wie die Robotik, die seit ihren frühesten Anfängen mythenbeladen und utopiegeschwängert ist. Bei schrillen Visionären wie Hans Moravec etwa sollen Roboter den Menschen entmachten und die eschatologische Fracht vordergründig säkularisierter Gesellschaften schicksalslos auf ihre metallenen Schultern laden. Bestimmten Bereichen der analytischen Philosophie liefert der Roboter die Matrix eines möglichen Selbstverständnisses. Der einflußreiche amerikanische Philosoph Daniel Dennett etwa beschreibt die Seele als Agglomeration unzähliger Roboter.

Das umfassend angelegte Überblickswerk "Roboter. Geschichte - Technik - Entwicklung" des französischen Publizisten Daniel Ichbiah kommt insofern zur rechten Zeit, um mit handfesten Informationen für die Dämpfung allzu kühner Prognosen zu sorgen. Mit kompaktem Wissen führt Ichbiah an die Schwelle des "Zeitalters der Robotik", das er 1990 beginnen läßt, mit vorsichtigem Visionarismus überschreitet er sie gelegentlich. Nach einer konzisen kulturgeschichtlichen Herleitung fächert der Autor die Anwendungsbereiche des Roboters weit auf. In Gebieten, welche auf die Reichweite menschlicher Organe nicht angelegt sind oder den Menschen einer unzumutbaren Gefährdung aussetzen, finden Roboter verstärkten Einsatz - im All, in der Präzisionschirurgie, im Erdinnern. Daneben versprechen oberflächlich gefühlsbegabte humanoide Roboter im Alltag als charmante Unterhalter aufzutreten. Von einem tiefgreifenden Verständnis ihrer Umwelt bleiben sie dabei jedoch weit entfernt (unsere Abbildung).

Die Frage nach körperinvasiven, lernfähigen und sich selbst replizierenden Nanobots überläßt Ichbiah dem vorsichtigen Urteil von Experten. "Wir werden in Zukunft Maschinen einer neuen Generation erleben, die unsere Lebensweise, vor allem aber unsere Selbstwahrnehmung verändern", sagt etwa der Robotiker Frédéric Kaplan. Wie weit sich Mensch und Maschine dabei zu verschalteten Wesen vereinen werden, ist eine hartnäckig debattierte Frage. Techniksoziologisch offen ist, wie weit die Menschen dem Roboter in der Funktionalisierung ihrer Verhaltensweisen entgegenzukommen bereit sind und wie stark eine funktional ausdifferenzierte Gesellschaft sie dazu drängt. (Daniel Ichbiah: "Roboter". Geschichte - Technik - Entwicklung. Knesebeck Verlag, München 2005. 544 S., br., 35,- [Euro].)

THOMAS THIEL

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 03.06.2005

Wollen sie wirklich nur spielen?
Vorsicht, sie werden klüger: Ein Kompendium zur Geschichte und Entwicklung der Roboter
In einem der schönsten Werbespots der letzten Jahre proben ein paar Sklaven den Aufstand. Es ist ein von vornherein zum Scheitern verurteiltes Unterfangen. Doch sie unternehmen es trotzdem. Denn wie eingemauert stehen sie da, eigentlich kann jeder nur einen Arm bewegen. Zur unsäglichen Fron in monotoner Schwerstarbeit. Doch da, in einem unbewachten Moment, entdecken sie das revolutionäre Potenzial der Kunst. Nein, sie nutzen ihre Chance nicht zur ohnehin unmöglichen Befreiung, sondern sie greifen zu Farbtopf und Pinsel und bemalen in grellen, runden, bunten individuellen Formen und Farben eben das, was sie demütigt. Und abschließend unterzeichnen sie es. Wunderbar! Der Gefangenen-Chor als Farborgie, in der das geknechtete Ich zu Zeichen und Signatur wird.
Doch der Wächter kommt unversehens zurück, und die Sklaven haben ihre Kunstwerke schnell wieder ausradiert, bevor es bemerkt wurde. Vorbei der Spuk, das stumme, farblaute Aufbegehren. Vorbei die Chance zum manifesten Ich - die Chance, eine Wahrheit gegen die Wirklichkeit zu behaupten. Das ist groß, das ist traurig, das ist anrührend.
Allein, die Sklaven hier sind Roboter, genauer gesagt: Sie sind gewaltige Ein-Arm-Industrie-Roboter, festgeflanscht an einem Fließband, die in der Lackiererei der Firma Citroën für den üblicherweise monochromen Glanz des Automodells Xsara Picasso sorgen. Der Ausflug in die Ich-Werdung war ein Werbegag und nicht weiter der Rede wert - dabei hätten die Kunstwerk-Kreationen der Gigantenarme vermutlich nicht wenig Chancen, das recht monotone Straßenbild bürgerlichen Verkehrs auch in der Wirklichkeit ordentlich aufzumischen.
In diesem Spot steckt die gesamte Mythologie der gesteuert-programmierten Halbwesen, die sich unsere vollends aufgeklärte Welt immer noch im sanften Glimmen moderner und postmoderner LED-Lagerfeuer erzählt. Und endlich ist diese Großerzählung von den untoten Apparaten akribisch exakt aufgeschrieben worden. Sie liegt nun in einem reich illustrierten Band über das Phänomen der Roboter vor, einem Standardwerk, einem lesenswerten Kompendium.
Daniel Ichbiah gliedert den Maschinen-Mythos sowohl historisch wie systematisch: Von den beweglichen Masken und Statuen der Antike bis hin zu den hypertrophen Terminatoren, die uns aus dem Dunkel einer fernen Zukunft heimsuchen, benennt und bebildert der Autor alle entscheidenden zivilisatorischen Wegmarken in der Entwicklung der künstlichen Menschen bis hin zur misstrauisch beäugten künstlichen Intelligenz der Neuzeit. Angereichert mit zahlreichen Interviews der Macher von Filmen und der Autoren von Büchern notiert er zudem auch den „ernsthaften” Entwicklungsstrang der Roboter in Industrie, Forschung und Fertigung.
Dem tschechischen Schriftsteller Karel Capek gebührt die Ehre, den Begriff „Roboter” erfunden zu haben. „Robota” meint eigentlich „Leibeigener”, „Sklave”, „Arbeiter” - und darin steckt die komplette Metaphorik, die sich seit je um den künstlichen Arbeitssklaven rankt. Die industrielle Revolution entließ ihre mechanischen Kinder noch als recht tumbe Gesellen: Als Leibeigene mit Stückelleib tauchen sie etwa in Frankensteins Ausgeburten auf, deren wesentliche Charakteristika unbändige Kraft und ein Kinderherz waren.
Muttergefühle für Androiden
Doch wirkte gerade diese Mischung wie ein Magnet auf die fortschreitenden Ängste der Menschen: Was wäre, wenn die Maschinen sich kognitiv entwickelten und ihre Stärken auf einmal intelligent und dann nach eigenem Plan einsetzten? Wie etwa „HAL” in Stanley Kubricks Raum-Odyssee? Was, wenn sie sich den Befehlen der kontrollierenden Menschenvernunft widersetzten? War man ihnen denn nicht jetzt schon völlig ausgeliefert? Ridley Scotts charmante Replikanten in dem Film „Blade Runner” und Steven Spielberg mit „AI” wecken dann, tiefenpsychologisch deutbar, so etwas wie Verständnis und Sympathie für das suchende, mutterlose Ich des Androiden. Der Satz: „All meine Erinnerungen werden sich in der Zeit auflösen wie Tränen im Regen”, den der sterbende Replikant Roy in Blade Runner vor seinem finalen Shut-Down aushaucht, stellt gar die Frage nach dem Sinn von Existenz überhaupt.
Die gefesselte, gleichwohl heitere Kreativität der Lackierautomaten in der Werbung der Automobilindustrie fällt dahinter wieder zurück: „Sie wollen nur spielen” lautet momentan die Devise. Beruhigend - und doch mit Vorsicht zu genießen: Denn die Ökonomie unserer Ängste kennt bereits einen neuen Aufsteiger: Es droht der Angriff der bionischen Kreaturen, der Posthumanen und Cyborgs, jener Mensch-Maschinen-Mischwesen, die dem realen Menschen Maschinenteile implantieren. Und damit nun im „eigenen Haus” jene unberechenbaren Allmachts-Phantasien verkörpern, für die der Dr. Jekyll-Mr. Hyde-Mythos einsteht. Sie kehren den Verzweiflungssatz der Moderne um. Nicht mehr: „Ich ist ein Anderer”. Sondern: „Das Andere ist ich.”
BERND GRAFF
DANIEL ICHBIAH: Roboter. Geschichte, Technik, Entwicklung. Aus dem Französischen von Monika Cyrol, Ulrich Jamin-Mehl und Marion Pausch. Knesebeck Verlag, München 2005. 544 Seiten, 35 Euro.
In seiner Installation „Skeletal Reflections” hat Chico MacMurtrie Roboter programmiert, menschliche Emotionen zu reproduzieren.
Abb. aus dem bespr. Band
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

"Standardwerk"! ruft Bernd Graff kurz und bündig. Ein opulent bebildertes "Kompendium" der Geschichte, Mythologie und (technologischen) Realität des Roboters - "von den beweglichen Masken und Statuen der Antike bis hin zu den hypertrophen Terminatoren". Wegmarken, Interviews, Geschichten. Was will man mehr? Eine Systematisierung der Projektionsfläche Roboter natürlich, und auch die erfolgt: Die intelligente Maschine als Bedrohung, der tragische Androide als Verkörperung von Existenz und der Suche nach dem Sinn. Alles da, sagt der Rezensent.

© Perlentaucher Medien GmbH