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Jahrhundertelang galt der schwarze Kontinent als unerreichbar - bis sich wagemutige Forscher wie Heinrich Barth oder David Livingstone Schritt für Schritt an die afrikanischen Küstengebiete und ins Hinterland vorwagten. Sie entdeckten einen völlig unbekannten Kontinent. Welchen Zauber, aber auch welche Gefahren dieses Land mit sich brachte, stellt dieser Bildband mitreißend dar.
Lange Zeit war Schwarzafrika ein unbekannter Kontinent. Durch die Wüste und die heimtückischen Winde des Atlantik blieb er für Europäer unerreichbar. Was jenseits der Sanddünen der Sahara lag, stellte man sich als
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Produktbeschreibung
Jahrhundertelang galt der schwarze Kontinent als unerreichbar - bis sich wagemutige Forscher wie Heinrich Barth oder David Livingstone Schritt für Schritt an die afrikanischen Küstengebiete und ins Hinterland vorwagten. Sie entdeckten einen völlig unbekannten Kontinent. Welchen Zauber, aber auch welche Gefahren dieses Land mit sich brachte, stellt dieser Bildband mitreißend dar.

Lange Zeit war Schwarzafrika ein unbekannter Kontinent. Durch die Wüste und die heimtückischen Winde des Atlantik blieb er für Europäer unerreichbar. Was jenseits der Sanddünen der Sahara lag, stellte man sich als wüsten Landstrich vor, der von Elefanten, Nashörnern und Tigern bevölkert ist. Erst im 15. Jahrhundert drangen die Portugiesen bis an die Küstengebiete Schwarzafrikas vor. Langsam begann auch die Erforschung des Hinterlands. Den Zauber dieser Reisen ins Unbekannte, aber auch ihre Abenteuer und Gefahren machen historische Abbildungen und Originalzitate greifbar. Sie lassen den heute unvorstellbaren Entdecker- und Abenteuergeist des 18. und 19. Jahrhunderts aufleben. Welche Konflikte der schnell beginnende Wettstreit um Kolonien mit sich brachte und wie friedliche Entdecker den Kontinent und seine Tierwelt erforschten, sind ebenso Themen dieses liebevoll gestalteten Bildbandes.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.05.2004

Im schönsten Land des Universums
Die Poesie der Entdeckung Afrikas / Von Andreas Obst

"Schlagt diese Bestien alle tot", läßt Joseph Conrad den wahnsinnigen Kolonialisten Kurtz sein Plädoyer über die zivilisatorischen Aufgaben der Weißen bei den Wilden Afrikas abschließen: Das koloniale Europa enthüllte seine Fratze. Conrads Erzählung "Heart of Darkness" wurde im Jahre 1902 veröffentlicht, achtzehn Jahre nach der Berliner Afrika-Konferenz, bei der die Mächte der Alten Welt den dunklen Kontinent, der damals noch in weiten Teilen seines Inneren Terra incognita war, untereinander aufteilten. Und noch keine drei Jahrzehnte lagen die Sensationsberichte des amerikanischen Reporters Henry Morton Stanley zurück, der von seiner Redaktion ausgeschickt worden war, einen journalistischen Coup zu landen, wie ihn die Welt noch nicht erlebt hatte: Mitten im Herzen der Finsternis sollte er den verschollenen englischen Forscher und Missionar David Livingstone aufspüren, den wohl berühmtesten aller Afrika-Entdecker. Eine Aufgabe, so grandios wie größenwahnsinnig, vergleichbar der sprichwörtlichen Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Und so war es vielleicht folgerichtig, daß sie gelang: "Dr. Livingstone, I presume."

In den achtziger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts, fast zur selben Zeit, als die Vertreter der europäischen Regierungen in Berlin über Afrika stritten, versuchte Stanley seinen Triumph zu wiederholen. Diesmal ging es um die Entsetzung des flamboyanten Emin Pascha, eines zum Islam konvertierten Arztes aus Schlesien, der als Statthalter britischer Kolonialinteressen im Sudan unter den Druck einheimischer Aufständischer geraten war. Doch die von englischen Handelsgesellschaften finanzierte Expedition wurde zum Debakel. Unterwegs verlor Stanley zahlreiche Männer und seine komplette Ausrüstung, am Ende war es eher so, daß Emin Pascha seinen Retter rettete. Doch bis die Nachrichten Europa erreichten, klangen sie ganz anders - als Variation des Triumphs der Livingstone-Mission: "Mr. Emin, I presume."

Joseph Conrad, von Beruf Kapitän und auf der Suche nach einer neuen Heuer, war in Brüssel, um sich beim Direktor der belgischen Gesellschaft für den oberen Kongo vorzustellen, als die Stadt auf Stanleys Rückkehr wartete. Vor allem König Leopold II. war an dem Schicksal des Journalisten interessiert, hatte er ihn doch wenige Jahre zuvor zum Geschäftsträger seiner imperialen Interessen im zentralen Afrika gemacht. Stanley war es, der erkannt hatte, daß jene Macht, die sich die Vorherrschaft auf dem gewaltigen Kongo-Strom sichert, den gesamten Handel entlang seiner Ufer kontrollieren könne. 1885 ließ Leopold II. den Staat Kongo ausrufen und betrachtete ihn fortan als sein Privateigentum.

Tatsächlich fand Joseph Conrad eine Anstellung bei den Belgiern. Acht Monate lang blieb er in Stanleys Afrika. 1891 kehrte er nach London zurück, krank und desillusioniert über die Rolle der Europäer. 1896 beginnt er am "Herz der Finsternis" zu schreiben, die Novelle läßt sich auch als Paraphrase der Mission Stanleys lesen, Emin Pascha zu retten. Denn der will genausowenig gerettet werden wie Kurtz, das Kolonialungeheuer in der Wildnis.

Die Geschichte der Entdeckung Afrikas also als Gespinst aus Lügen, Halbwahrheiten bestenfalls? Man kann es sich so erklären. Der schwedische Literaturwissenschaftler und Autor Sven Lindqvist hat es getan. Sein Buch "Durch das Herz der Finsternis", vor fünf Jahren auch bei uns erschienen, ist eine bittere Abrechnung mit dem Unrecht der Kolonialzeit. Kein Wort ist Lindqvist zu groß, die Verbrechen herauszuschreien: "Ein Afrika-Reisender auf den Spuren des europäischen Völkermords", heißt sein Protokoll im Untertitel. Von Anfang an macht es sich dieser Reisende nicht leicht. Er schleppte einen schweren Koffer durch die Sahara, einen sperrigen Computer und hundert Disketten, luftdicht verpackt, eine komplette Bibliothek. Auch der Kopf ist ihm von Anfang an schwer von all dem Elend, über das er schon zu Hause gelesen hatte. Es verstellt gänzlich seinen Blick auf das Afrika, das ihm auf seiner Reise begegnet. Die Sinnlichkeit, die dieser Kontinent ausstrahlt wie kein anderer Ort auf der Erde, erreicht ihn nicht. Liest man seine Aufzeichnungen, ist nichts zu spüren von Afrika, dem bis heute dunkel lockenden Kontinent, nichts wird gegenwärtig. Das Buch endet mit einem letzten verzweifelten Ausbruch: "Nicht an Wissen mangelt es uns. Was fehlt, ist der Mut, begreifen zu wollen, was wir wissen, und daraus die Konsequenzen zu ziehen."

Der französische Journalist Jean de la Guérivière hingegen hat alles richtig gemacht. Auch sein prächtiger Band beschreibt afrikanische Geschichte über den Zeitraum von fast zweitausend Jahren und nimmt dabei vorwiegend Perspektiven der Außensicht ein. Es geht um die europäischen Entdecker des Kontinents, ihre beschwerlichen Reisen, ihre Triumphe - und die Bilder, die nach ihren Erzählungen in der Alten Welt von Afrika entstanden. Manche hielten nur kurze Zeit, andere können heute noch Gültigkeit beanspruchen. Das Buch beginnt mit ersten Zeugnissen der Römer über ihre Begegnungen mit den "Negern", die der Historiker Sallust beschrieb, im Jahre 46 vor Christus Statthalter von Africa Nova, Nubien also. Und es endet mit Leni Riefenstahls ethnologischen Forschungen über die Nuba, ein Bergvolk im bis heute kaum zugänglichen Süden des Sudan.

Dazwischen findet sich ein Sammelsurium von Erzählungsschnipseln über Expeditionen durch alle Teile Afrikas und oft frei assoziativ dazugestellten Bildern. Beim Blättern in diesem wunderbaren Band liest man sich immer wieder fest. Und jedes Mal, wenn man das Buch in die Hand nimmt, wird man eine neue Entdeckung machen können.

Der Reiz von Jean de la Guérivières Blick zurück ist die Sinnlichkeit, mit der er sein umfangreiches Material präsentiert. Dabei ist es gar nicht so, daß der Autor die Verfehlungen europäischer Kolonialpolitik verschweigen oder ausklammern würde. Es ist sein Stil, der mitreißt, die Fähigkeit, an einer Stelle weite Bögen zu schlagen, geografisch und zeitlich entfernte Ereignisse klug ordnend miteinander zu verknüpfen. Hier zelebriert er die Kunst der Auslassung, dort eine dramaturgische Beschleunigung und anderswo die verschwenderische Ausbreitung von Wissen in überwältigender Detailfülle.

Das Buch kreist um zwei gewaltige Themen: die selbstgefälligen Forschungsreisen Stanleys und die jahrhundertealte Sehnsucht Europas nach der geheimnisvollen Stadt Timbuktu, der "Königin der Wüste". Diese Pole sind klug gewählt, illustrieren sie doch sinnfällig, wie sich Europas Wahrnehmung von Afrika veränderte, wie aus üppiger Phantasie kalte Sensation wurde, aus einem Ziel für Träumer ein Abenteuerspielplatz der Eroberer.

Im Mittelpunkt des Timbuktu-Kapitels steht der Franzose René Caillié. Das liegt nahe bei einem französischen Autor. Caillié war der zweite Europäer, der Timbuktu erreichte - aber der erste, der von dort zurückkehrte. Drei Jahre vor ihm war der englische Major Alexander Gordon Laing dort gewesen, doch auf dem Rückweg wurde er von seinen Begleitern ermordet. Caillié war ein Abenteurer mit dem festen Vorsatz, "durch irgendeine wichtige Entdeckung berühmt zu werden". 1824 schreibt die drei Jahre zuvor in Paris gegründete Gesellschaft für Geografie eine Belohnung von zehntausend Franc aus für den Europäer, der als erster lebend aus Timbuktu zurückkehrt. Ganz für sich und ohne Unterstützung macht sich Caillié auf den Weg. Seine Ausrüstung besteht im wesentlichen aus einem Regenschirm. Immerhin hat er sich auf seine Mission gründlich vorbereitet. Er hat die arabische Sprache und die Sitten der Muslime studiert, sich dabei mit einer angenommenen Biographie getarnt.

Doch auch so ist Caillié vor Nachstellungen seiner arabischen Mitreisenden nicht sicher. Im Gegenteil: Sein angebliches Schicksal als von napoleonischen Soldaten entführter Ägypter fordert ihren Hohn heraus, er wird beleidigt und geschlagen. Den Regenschirm muß er gegen eine Pirogenpassage für das letzte Stück auf dem Niger nach Timbuktu eintauschen. Er erreicht die Stadt am 20. April 1828, fast genau ein Jahr nach seiner Abreise. Dreizehn Tage hält er sich dort auf, zutiefst deprimiert von dem Anblick, der sich ihm bietet.

Auch der Weg zurück nach Europa wird zur Passion. In der Handelskarawane, der er sich anschließt, wird er neuerlich verhöhnt, mißhandelt, muß schwerste Arbeiten übernehmen. Er leidet Hunger, wird fast wahnsinnig vor Durst. Als er endlich Tanger erreicht, hat er Mühe, überhaupt ins französische Konsulat vorgelassen zu werden. Erst in Frankreich wendet sich das Blatt. Caillié wird als "Bezwinger Timbuktus" gefeiert, er erhält den ersehnten Geldpreis, man wählt ihn sogar zum Bürgermeister seines Heimatdorfs. Doch es verstummen auch jene Kritiker nicht, die den Wert seiner Aufzeichnungen bezweifeln, ihm sogar unterstellen, überhaupt nicht in Timbuktu gewesen zu sein. Erst nach seinem Tod wird seine Leistung von dem deutschen Forschungsreisenden Heinrich Barth bestätigt, der 1853 die Stadt in der Wüste erreicht.

Doch die eigentliche Leistung Cailliés bestand wohl darin, sich als erster eingelassen zu haben auf die Geisteswelt der Afrikaner. Er war auch der erste, der von ihren Ansichten über die weißen Entdecker berichtet. Ein Satz ist bei Jean de la Guérivière nachzulesen, es ist ein Schlüssel für das Verständnis afrikanischen Denkens bis heute: "Die allgemeine Vorstellung der Menschen im gesamten zentralen Gebiet des Sudan ist, wir bewohnten kleine Inseln inmitten von Meeren, und alle Europäer wollten sich nur ihre Heimat aneignen, die sie selbst für das schönste Land des Universums halten."

"Die Entdeckung Afrikas" von Jean de la Guérivière. Knesebeck-Verlag, München 2004. 215 Seiten mit zahlreichen Fotos, Abbildungen und einer Karte. Gebunden, 49,90 Euro. ISBN 3-89660-206-3. (Abbildungen aus dem besprochenen Band).

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 19.04.2005

BÜCHER FÜR DIE REISE
Eine Geschichte der Missverständnisse
„Die Entdeckung Afrikas”: Ein Buch erzählt mehr über die Entdecker als den Kontinent, den sie vorfanden
Kaiser gibt es ohnehin keine mehr in Europa, und auch die Könige sind längst ausgeschieden als Sponsoren waghalsiger Abenteuerreisen. Die Monarchen haben keinen direkten Nutzen mehr von solcherlei Entdeckungsfahrten, anders als noch im 19. Jahrhundert. So hat zum Beispiel Henry Morton Stanley, der den in Afrika verschollenen David Livingstone aufspürte und sich damit ewigen Ruhm erwarb, dereinst als Söldner in Diensten des belgischen Königs Leopold II. für diesen den Kongo zusammengeräubert.
Unter finanziellen Gesichtspunkten spielten für Entdecker (und Eroberer) wie Stanley deshalb Buchveröffentlichungen mit den Schilderungen ihrer Abenteuer eine untergeordnete Rolle. Anders als heute, da Buchhonorare wesentlich zum Lebensunterhalt von Extrembergsteigern und Wüstendurchquerern beitragen. Und doch haben die Pioniere vergangener Jahrhunderte fleißig publiziert. Pierre Savorgnan de Brazza - nach ihm ist Brazzaville benannt, die Hauptstadt der Republik Kongo - ist beinahe der einzige Afrikaforscher jener Epoche, der die Tinte weitgehend halten konnte. Mitteilungsdrang war das zentrale Motiv vieler Autoren und die Hoffnung auf einen Platz in den Geschichtsbüchern.
Die Sensationsberichte wurden begierig gelesen in der europäischen Heimat, sie formten das Bild, das man sich dort von fremden Kontinenten machte. Heute erzählen die Texte mehr über den Geisteshaushalt Europas im 19. Jahrhundert als über fremde Länder, und doch sind sie die maßgeblichen Quellen, will man wie Jean de la Guériviere die Geschichte der Entdeckung Afrikas erzählen.
In seinem Bildband, der neben wenigen Fotografien vor allem Reproduktionen zeitgenössischer Gemälde (unsere Abbildung zeigt „In der Tierbude” von Paul Meyerheim), Zeichnungen und Stiche enthält, unternimmt der französische Journalist gar nicht den Versuch, die Erforschung Afrikas durch Europäer als chronologische Abfolge von Entdeckungen zu erzählen. Er hat wichtige Expeditionen in sechs Kapitel gebündelt, eines spürt der Sklavenroute über Timbuktu nach, ein anderes dem Sambesi und dem Nil. Entdecker afrikanischer Kulturen werden ebenfalls vorgestellt, so hält Leni Riefenstahl mit ihren Nuba-Fotografien Einzug in das Buch, in dem es an politisch Skrupellosen nicht mangelt. Erforschung und Eroberung gingen nämlich oft Hand in Hand. Selbst die Erlebnisse Wohlmeinender wie Livingstone belegen: Die Geschichte der Entdeckung Afrikas ist die Geschichte großer Missverständnisse. Weniger als erhofft erfährt man über den so genannten schwarzen Kontinent. Über Europa indes eine ganze Menge.
STEFAN FISCHER
JEAN DE LA GUERIVIERE: Die Entdeckung Afrikas. Knesebeck Verlag, München 2004, 215 Seiten, 49,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Alles richtig hat nach Ansicht des begeisterten Rezensenten Andreas Obst der französische Journalist Jean de la Guérivière mit seinem prächtigen Buch über zweitausend Jahre afrikanische Geschichte gemacht. Beim Blättern in diesem "wunderbaren Buch" lese man sich immer wieder fest, mache stets neue Entdeckungen, freut sich Obst. Besonders begeistert den Rezensenten die Sinnlichkeit, mit der der Band sein reichhaltiges Material präsentiert. Aber auch seinen Schreibstil findet er mitreißend und klug. Vorwiegend nehme de la Guérivières Darstellung die Perspektive der Außensicht ein. Es gehe um Entdecker, ihre beschwerlichen Reisen und Triumphe. Aber auch um die Bilder, die nach ihrer Rückkehr in die Alte Welt von Afrika entstanden sind. Obst zufolge beginnt das Buch mit den ersten Zeugnissen der Römer und endet mit Leni Riefenstahls "ethnologischen Forschungen". Auch die Verfehlungen der europäischen Kolonialpolitik werden nicht verschwiegen.

© Perlentaucher Medien GmbH