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Markus Günther führt die Leser tief in den Bauch der amerikanischen Politik hinein. Unterwegs mit Barack Obama enthüllt er auch die merkwürdigen Widersprüche und ernsthaften Probleme des Wahlkampfes 2008 mit der überraschenden Kandidatur eines jungen schwarzen Mannes, der zur Hoffnung von Millionen geworden ist, die am Ende der Ära Bush verzweifelt sind. Mit seinem hautnahen, manchmal hartnäckigen Reportagestil und mit der intimen Kenntnis der USA, wo Wahlkämpfe auch Show-Business sind und die Politik vom Geld besessen ist, untersucht Günther die Bedeutung von Rasse, Ideologie und…mehr

Produktbeschreibung
Markus Günther führt die Leser tief in den Bauch der amerikanischen Politik hinein. Unterwegs mit Barack Obama enthüllt er auch die merkwürdigen Widersprüche und ernsthaften Probleme des Wahlkampfes 2008 mit der überraschenden Kandidatur eines jungen schwarzen Mannes, der zur Hoffnung von Millionen geworden ist, die am Ende der Ära Bush verzweifelt sind. Mit seinem hautnahen, manchmal hartnäckigen Reportagestil und mit der intimen Kenntnis der USA, wo Wahlkämpfe auch Show-Business sind und die Politik vom Geld besessen ist, untersucht Günther die Bedeutung von Rasse, Ideologie und Selbstzweifeln in einem Wahlkampf, der die USA, das Verhältnis zu den Europäern und der Welt völlig neu gestalten könnte. Marc Fisher, Washington Post Ein wunderbar plastisches und präzises Porträt - und das klügste und kritischste deutsche Buch zum US-Wahlkampf 2008 Robert von Rimscha, Autor Die Kennedys und Die Bushs
Autorenporträt
Markus Günther, geboren 1965 in Bottrop, berichtet als Korrespondent für zahlreiche deutsche Tageszeitungen aus den USA. Für seine Reportagen wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er lebt in Washington, D.C.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.02.2008

Ruhm auf Kredit
Ein Porträt des demokratischen Präsidentschaftskandidaten Barack Obama

Noch vor drei Jahren war Barack Obama nicht einmal Bewerber im Präsidentschaftswahlkampf. Allerdings galt er bereits als hoffnungsvoller Kandidat der Demokraten für das höchste Amt im Lande; immerhin verschaffte man ihm schon 2004 den "prominentesten Auftritt", den die Partei einmal in vier Jahren zu vergeben hat: Der Mann, dem 1997 der Sprung in den Senat von Illinois gelungen war, hielt die keynote speech beim Nominierungsparteitag der Demokraten in Boston und katapultierte sich, wie der Verfasser dieses interessanten Bandes schreibt, binnen "17 Minuten aus der hintersten Reihe amerikanischer Politik in die erste Reihe". Das Geheimnis seines Erfolges: Obama, der sich auch im aktuellen Wahlkampf in fast all seinen Reden geschickt der erfolgreichen Denk- und Redemuster jener bedient, mit denen amerikanische Kommentatoren ihn inzwischen vergleichen (am häufigsten genannt werden Martin Luther King und John F. Kennedy), setzte schon damals den richtigen Ton. Wechsel, Veränderung, Mut und Hoffnung - das sind die Themen, die er mit Empathie und der ihm eigenen Naturbegabung zum Geschichtenerzähler in diesem Wahlkampf präsentiert, und das spricht die Bürger an, denn daraus wurde die amerikanische Erfolgsgeschichte geschrieben.

Markus Günther bietet zweierlei: Zum einen beschreibt er anschaulich die Suche des jungen Mannes nach der eigenen Identität. Obama fühlt sich lange Zeit weder den Schwarzen noch den weißen Amerikanern zugehörig. Als Sohn eines kenianischen Einwanderers und einer weißen Farmerstochter aus dem Mittleren Westen tritt der talentierte und ehrgeizige junge Mann erst mit 27 Jahren in Chicago aus eigenen Stücken, aber zögerlich in die evangelische "United Church of Christ" ein. Fortan kämpft er dennoch weiter mit dem Image des in der Welt der "Weißen" lebenden erfolgreichen Politikers, der bei den eigenen "Brüdern" und "Schwestern" aber aufgrund seiner Kritik an ihrer eigenen Gleichgültigkeit und Lethargie auf Vorbehalte stößt. Zum anderen bietet das Buch einen guten Einblick in die Mechanismen und Eigentümlichkeiten des Präsidentschaftswahlkampfes. Günther hat Obama über mehrere Monate im Kampf um die Kandidatennominierung bei den Demokraten beobachtet und Eindrücke vom Menschen und vom Politiker bekommen. Er zeichnet Obama zwar als durchaus sympathischen Visionär und Idealisten, der die Welt verändern will, aber eben auch als ehrgeizigen, bisweilen rücksichtslosen Machtpolitiker, der nicht nur versöhnt und ausgleicht, sondern sich auch als schlechter Verlierer, überheblich und aufbrausend erweisen kann. Treffendes Beispiel: Obamas Neigung zur Selbststilisierung, die nachgewiesenen Falschaussagen in den 1995 veröffentlichten Erinnerungen "Dreams from my Father", mit denen er die Bereitschaft erkennen ließ, seinen Lebenslauf, wo immer es sinnvoll erschien, für den späteren politischen Zweck zu manipulieren und zu instrumentalisieren.

Obamas große Chance in diesem Wahlkampf ist denn weniger in seinen konkreten politischen Positionen zu sehen; sie unterscheiden sich im Übrigen in fast allen wichtigen Fragen - sieht man einmal vom Irak-Krieg ab - nur unwesentlich von denen seiner Widersacherin Hillary Clinton. Dies gilt vor allem für die innenpolitischen Herausforderungen in den Bereichen Wirtschaft, Energie und Umwelt, Gesundheit, Bildung und Armut. Was die Menschen an Obama fasziniert, ist vielmehr die Gabe, die ganze Nation anzusprechen. Er spaltet nicht, er verbindet, und er vermittelt in offenbar schlechten Zeiten Hoffnung und die frohe Botschaft von der besseren Zukunft für alle Amerikaner. Günther bezeichnet Obama in seinem Porträt am Ende als "Kulturphänomen", eine "Projektionsfläche heimlicher Wünsche und Ängste einer verunsicherten Nation".

Es sind demnach nicht die Sachthemen, die die Wahlen entscheiden, sondern Sympathie, Emotionen, Vertrauen, Ängste, Sehnsüchte, kurz: "das ganze Spektrum emotionaler Regungen zwischen Menschen". Sie können am Ende auch Menschen zusammenführen, die geglaubt hatten, einander unversöhnlich gegenüberzustehen - Demokraten und Republikaner im Innern, Amerikaner und Syrer oder Iraner im Äußeren. So zumindest lautet Obamas Botschaft, und diese Botschaft spricht viele in einem Land an, das seit einigen Jahren zerrissener denn je ist. Eine Gefahr ist allerdings damit verbunden: Die enorme Popularität und der Ruhm Obamas sind ein Ruhm auf Kredit. Viele derer, die Obama derzeit begeistert unterstützen, wissen im Grunde gar nichts über ihn. Und seine programmatischen Aussagen verraten nur wenig darüber, wie er die Vision eines Amerika, das die Unterschiede von Hautfarbe, Klasse und Partei überwindet und der Nation zu neuer Eintracht verhilft, zu verwirklichen gedenkt.

STEFAN FRÖHLICH

Markus Günther: Barack Obama. Amerikas neue Hoffnung. Wißner Verlag, Augsburg 2007. 198 S., 16,80 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Thomas Leuchtenmüller kann beinahe vorbehaltlos die beiden Biografien zu Barack Obama loben, die pünktlich zu den amerikanischen Vorwahlen auf den deutschen Markt gekommen sind. Den Unterschied zwischen ihnen sieht er nicht in der Qualität, sondern nur in der Herangehensweise. Während Markus Günthers Biografie ihn vor allem durch die "spannende Dramaturgie" seiner Reportage beeindruckte, schätzt er an Christoph von Marschalls Buch den analytischen Charakter. Beide zeichnen Obama offenbar als durchaus ehrgeizig, aber auch talentiert und charismatisch, wie sich Leuchtenmüllers Rezension entnehmen lässt, die beide Bücher sehr eng miteinander verschränkt. Einige Mankos können sie ihm dabei schon vorwerfen, aber , wie der Rezensent verzeichnet, keine wirklichen charakterlichen Fehler.

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