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Diese umfangreiche Bildersammlung vom Alltag in der DDR und von den besonderen Tagen ist mit den Original-Bildunterschriften von ADN/Zentralbild versehen. Aus diesen, von Wunschdenken und Schönfärberei geprägten Texten entsteht eine andere Wahrheit: die von der Verlogenheit der Partei-Agitation, welche alle so abgestoßen hat. Der Herausgeber hat seine Texte dazu geschrieben, aber die sind nun ebenfalls wieder eine Wahrheit - der zugestimmt oder widersprochen werden kann. Entstanden ist ein Buch gegen die Einseitigkeit der Erinnerung, ein Buch, das nichts beschönigt und nichts ironisiert,…mehr

Produktbeschreibung
Diese umfangreiche Bildersammlung vom Alltag in der DDR und von den besonderen Tagen ist mit den Original-Bildunterschriften von ADN/Zentralbild versehen. Aus diesen, von Wunschdenken und Schönfärberei geprägten Texten entsteht eine andere Wahrheit: die von der Verlogenheit der Partei-Agitation, welche alle so abgestoßen hat. Der Herausgeber hat seine Texte dazu geschrieben, aber die sind nun ebenfalls wieder eine Wahrheit - der zugestimmt oder widersprochen werden kann. Entstanden ist ein Buch gegen die Einseitigkeit der Erinnerung, ein Buch, das nichts beschönigt und nichts ironisiert, sondern das helfen will, Gräben zuzuschütten. Entstanden ist ein Buch der Annäherung und der Distanz.
Autorenporträt
Günther Drommer, geb. 1941 in Ufhoven/Bad Langensalza. Studium der Germanistik und Geschichte in Berlin. Dramaturg beim DDR-Fernsehen, Lektor für deutsche Gegenwartsliteratur. Lebt als freier Lektor, Herausgeber und Autor in Berlin. Veröffentlichungen von u. a. Bild-Textbänden und Anthologien.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.04.2000

Böhmes beim Abendbrot, müde Heldengesichter
Gemeinsam erzählen sie die Wahrheit: Zwei Bildbände über die DDR

Günther Drommer (Herausgeber): 50 Jahre DDR. Der Alltag der DDR, erzählt in Fotografien aus dem Archiv des ADN. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 1999. 320 Seiten, 500 Abbildungen, 49,80 Mark.

Östlich von Eden. Von der DDR nach Deutschland 1974-1999. Herausgegeben von der Ostkreuz-Agentur der Fotografen. Verlag Christian Brandstätter, Wien 1999. 208 Seiten, Abbildungen, 78,- Mark.

Ein Buch "50 Jahre DDR" zu nennen ist nicht eben trefflich, denn die DDR gab es nur vierzig Jahre lang. Außerdem handelt das Buch nur von diesen vierzig Jahren, der Titel führt also in die Irre. Der Herausgeber hat mehr als fünfhundert Fotos ausgesucht, die aus dem Archiv von Zentralbild (ZB) stammen, der Bildredaktion innerhalb der DDR-Nachrichtenagentur Allgemeiner Deutscher Nachrichtendienst (ADN). Das Bildarchiv selbst befindet sich heute im Bundesarchiv in Koblenz. Es enthält fast sieben Millionen Fotos, eine reichlich bebilderte DDR-Geschichte also.

Die Auswahl im Buch wirkt beliebig wie auch die Kapiteleinteilungen. Über dem ersten Kapitel steht "Ein fatales Symbol", der Titel lässt eine kritische Distanzierung erkennen, in diesem Fall zum DDR-Staatssymbol. Mal wird eine typische Propagandalosung als Frage verfremdet: "Geht alle Macht vom Volke aus?" Mal dient eine Propagandalosung selbst als Titel ("Jedermann an jedem Ort, jede Woche einmal Sport"), mal ein typischer DDR-Witz ("Die größte DDR der Welt"), ein Ulbricht-Zitat ("Unsere Menschen") oder die Zeile eines DDR-Liedes ("Soldaten sind vorbeimarschiert"). Ein Konzept ist nicht erkennbar, aber gerade die Beliebigkeit hat auch ihren Reiz. Obwohl ZB-Fotos den Sozialismus zu preisen hatten und kritisch nur wurden, wenn es gegen den "Klassengegner" ging, vermitteln sie etwas vom Lebensgefühl in der DDR. Ja, so war es, wird sich mancher Betrachter sagen. Und mancher setzt vielleicht den inzwischen populär gewordenen Satz hinzu: Es war nicht alles schlecht. Der Bildband hat, da es seinen Gegenstand nicht mehr gibt, sogar einen Unterhaltungswert, zumal allen Fotos die Original-Bildunterschriften beigegeben sind. Das klang 1953 so: "Familie Böhme in der Berliner Stalinallee. Abends sitzt Familie Böhme in ihrem gemütlichen Wohnzimmer beim Abendbrot. Frau Böhme erzählt ihrem Mann, wie sich ihre Hausarbeit in der neuen, schöneren Umgebung gestaltet und wie die Kinder von all dem Neuen, Niegesehenen beeindruckt sind." Die Fotos von SED-Parteitagen, seinerzeit die größten Langweiler auf den Titelseiten der DDR-Tageszeitungen, wirken heute albern mit den Riesentribünen und den Riesensälen, den sich küssenden Parteifunktionären und den begeistert klatschenden Delegierten. Unterhaltsam ist es auch, den kleinen Honecker zwischen lauter hochgewachsenen Spitzensportlern zu sehen. Oder Walter Ulbricht vor einer Küchenmaschine.

In dem Bildband "Östlich von Eden" ist das anders. Nicht das nachrichtliche, sondern das künstlerische Foto aus der Ostkreuz-Agentur in Berlin erzählt von der DDR und dem Ende der DDR, nicht das Jubelfoto, sondern der kritische Blick. Die Ostkreuz-Bilder zeigen scheinbar eine ganz andere DDR. Was bei Zentralbild den Sieg des Sozialismus symbolisieren soll (der Aufmarsch der Armee und der Kampfgruppen), bekommt bei Ostkreuz einen karikierenden Zug (der fette Kampfgruppenkommandeur auf einer Parade). Zentralbild preist die Helden der Arbeit, Ostkreuz zeigt die müden Gesichter. Bei Zentralbild lieben sich die Liebenden im frischen Grün, bei Ostkreuz hat das gegen ein Auto gelehnte Paar vor einer Plattenbaukulisse etwas Gewalttätiges. Zentralbild setzt einen stolzen Einheitskanzler Helmut Kohl vor den Mikrofonen in das Bild, Ostkreuz fotografiert Kohl von hinten, während er nach vorn winkt. Beide Bände, nebeneinander gelegt, erzählen viel über die DDR. Es hat sogar den Anschein, gemeinsam erzählten sie die Wahrheit.

FRANK PERGANDE

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Frank Pergande bespricht in seiner Rezension zwei Fotobände über die DDR: "50 Jahre DDR" von Günther Drommer (Verlag Schwarzkopf und Schwarzkopf) und "Von der DDR nach Deutschland 1974-1999", herausgegeben von der Fotoagentur Ostkreuz (Christian Brandstätter Verlag).