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3 Kundenbewertungen

Lynn Zapatek putzt im Hotel Eden, und sie putzt gründlich. Wo andereZimmermädchen nichts mehr sehen, fängt es bei Lynn erst an. Immer längerbleibt sie in den Zimmern, gebannt von allem, was sie dort sieht und findet: Zettel, Bücher, Kulturbeutel, Medikamente. Zunächst ist Lynn noch vorsichtig, dann wird sie immer dreister. Sie beschnuppert nicht nur die fremden Kleider, sie zieht sie auch an.An einem Dienstag hört Lynn Schritte auf dem Flur und weiß sofort, siewerden Halt machen vor dem Zimmer, in dem sie steht und längst nicht mehrstehen darf. Sie hört den Schlüssel im Schlüsselloch und ihr…mehr

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Produktbeschreibung
Lynn Zapatek putzt im Hotel Eden, und sie putzt gründlich. Wo andereZimmermädchen nichts mehr sehen, fängt es bei Lynn erst an. Immer längerbleibt sie in den Zimmern, gebannt von allem, was sie dort sieht und findet: Zettel, Bücher, Kulturbeutel, Medikamente. Zunächst ist Lynn noch vorsichtig, dann wird sie immer dreister. Sie beschnuppert nicht nur die fremden Kleider, sie zieht sie auch an.An einem Dienstag hört Lynn Schritte auf dem Flur und weiß sofort, siewerden Halt machen vor dem Zimmer, in dem sie steht und längst nicht mehrstehen darf. Sie hört den Schlüssel im Schlüsselloch und ihr bleibt nur eineinziger Zufluchtsort: Lynn kriecht unters Bett und verbringt die Nachtdort. Mit dem Gast über ihr.Den anderen auf den Leib rücken, ihrem Leben nachspüren: Lynn weiß schnell,dass sie es wieder tun wird, tun muss. Von nun an liegt sie jeden Dienstagunter den Betten der Gäste und lauscht auf das, was über ihr geschieht. DenMenschen nah und zugleich fern: wie unsichtbar. Das Zimmermädchen ist das intensive Porträt einer eigenwilligen, obsessivenjungen Frau. Es ist die intime Geschichte einer Suchenden, die wissen will,wie den Menschen gelingt, was ihr selbst so schwerfällt - das Leben. Einsist sicher: Nach der Lektüre des Zimmermädchens wird man nie wieder in einemHotel übernachten, ohne vorher unters Bett zu schauen.
Autorenporträt
Markus Orths, 1969 in Viersen geboren, lebt in Karlsruhe. Seine Romane wurden vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Limburgpreis (2003), dem Förderpreis des Landes NRW (2003), dem Marburger Literaturpreis (2002) und mit dem Goldenen Lorbeer für den besten historischen Roman (2006)
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.08.2008

Putziges Fräulein

In Klagenfurt, beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb, wo Markus Orths mit einem Ausschnitt aus diesem Roman den zweiten Preis gewann, hieß es schon, man werde künftig kein Hotelzimmer mehr ohne mulmiges Gefühl betreten, könnte doch das Zimmermädchen Lynn unterm Bett lungern und spionieren. Die Idee des schmalen Romans ist hinreichend bedrohlich, ihre konsequente erzählerische Durchführung beachtlich. Die Leere Lynns, die sich an fremden Leben labt, frisst sich subtil unter die Haut. Seine Hauptfigur beschreibt Orths als gerade noch lebenspraktisch, stattet sie aber doch mit pathologischen Zügen aus. Mit der Mutter pflegt Lynn bedrückend inhaltslose Telefonpflichtgespräche; ihren Therapeuten unterhält sie mit erfundenen Träumen. Lynn philosophiert gern über "Dinge". Kein Wunder, denn täglich berührt sie während ihrer durch den Beruf legitimierten, aber doch nahtlos ins Zwanghafte übergleitenden Putzanfälle sehr viele davon: "Die Dinge, sagt sie, haben ihren eigenen Charakter. Immer ist uns die Hälfte verborgen. Die Flasche Sprudel, der Bleistift, die Lampe, alles sehen wir nur halb, nur von vorn, von schräg vorn, von oben, aber nie komplett, nie ganz." Trotzdem - und gerade hier liegt der Reiz dieser Erzählung - erliegt der Autor nur selten der Versuchung, die Dinge, die er durch Lynn vergrößert, unnötig aufzuladen. Schließlich, unterm Bett Stellung beziehend, verbindet sich das Voyeuristische auf irritierende Weise mit Lynns Sehnsucht nach Stille. Hier ist der Text mehr als nur die Geschichte einer Sucht: ein feiner Widerspruch. (Markus Orths: "Das Zimmermädchen". Roman. Verlag Schöffling & Co., Frankfurt am Main 2008. 138 S., geb., 16,90 [Euro].) hir

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 26.08.2008

Alle Wege führen ins Hotel
Markus Orths erzählt vom Zimmermädchen Linda
Was für ein seltsamer Ort ist doch ein Hotelzimmer! Ein intimer Raum, den Blicken der Außenwelt entzogen wie das eigene Zuhause, doch zugleich auch ein Ort für jedermann. Hotelzimmer bieten Intimität auf Zeit, eine serielle und wahllose Intimität, die jedem zur Verfügung steht, der dafür bezahlt. Sie sind, um es drastisch zu sagen, die Huren unter den Räumen. Ihre Sauberkeit ist nicht nur eine Frage der Hygiene. Es geht um die Spuren der Anderen. Sie müssen gelöscht werden, damit ein Hotelzimmer funktioniert, wie es soll: als eine Sphäre, die man für die eigene hält, trotz all der Fremdheit, die sich dort abgelagert hat.
Ein Hotel ist der ideale Ort für die Heldin des neuen Romans von Markus Orths. Linda Maria Zapatek, 1975 geboren, 165 Zentimeter groß, Augenfarbe grün, Haarfarbe braun, ist Zimmermädchen des Hotels Eden, und zwar ein ziemlich ungewöhnliches. Denn Linda, die sich Lynn nennt, macht die Arbeit Spaß. Sie putzt mit Leidenschaft und vollem Körpereinsatz, robbt auf Knien, kriecht unter Betten, lässt sich extra den Daumennagel wachsen, um jederzeit ein Instrument zum Schaben und Kratzen zur Hand zu haben. Am liebsten würde sie auch noch die Fliesen von den Wänden nehmen, um das letzte bisschen Dreck zu erwischen, das sich dahinter versteckt. Normal ist das nicht, das merkt der Leser bald, dem diese Lynn gleichermaßen sympathisch wie unheimlich ist.
Lynn ist ein Zimmermädchen, wie man es sich wünschen würde, bevor man ein Hotelzimmer bezieht. Sieht man das Zimmer aber erst einmal als das eigene an, wollte man auf keinen Fall, dass eine solche Person dort verkehrt. Lynn partizipiert an der Intimität der Gäste. Sie ist eine Art Lebens-Vampir, delektiert sich an jeder Spur, die der Hotelgast hinterlässt. Und sie zieht ihre Schlüsse. „Pantoffeln? Längerer Aufenthalt. Geplünderte Minibar? Maßlosigkeit. Kein Schlafanzug im Bett? Der Gast hat nackt geschlafen, nein, der Schlafanzug findet sich im Schrank, er hat ihn reingepfeffert.” Selbst Unterhosen schaut sie sich an, wirft sich auch mal ein Kleidungsstück über, untersucht Kulturbeutel und kippt sie aus, um sie gründlich zu reinigen.
Dienstag unterm Bett
Was ist los mit dieser Frau? Markus Orths will ganz offensichtlich kein Etikett auf die Störung kleben, zu deren Behandlung Lynn in einer psychiatrischen Klinik war. Es fällt das Stichwort „Konfrontationstherapie”, und es gibt Hinweise darauf, sie könnte Kleptomanin sein. Auf jeden Fall hat sie ein gestörtes Verhältnis zum Raum, zu Schmutz und Körperlichkeit – und zu ihrer Mutter. Weder Berührungen noch ernsthafte Gespräche sind zwischen den beiden möglich, dafür bräuchten sie einen „Gefühlsdolmetscher”. Noch immer hofft sie beim wöchentlichen Telefongespräch, die Mutter werde einmal einen Satz sagen, den sie nicht schon auswendig kennt und der sie auf irgendeine Weise berühren könnte.
Doch eines Tages begegnet ihr Chiara, zunächst nur ihre Stimme, die wie ein Cello klingt. Denn Lynn liegt unter dem Bett eines Hotelgastes (einer Leidenschaft, der sie jeden Dienstag frönt) und wird Zeugin, wie dieser sich mit der Prostituierten vergnügt. Sie klaut deren Visitenkärtchen und ruft bei ihr an. Und zum ersten Mal erfährt Lynn so etwas wie Nähe und Resonanz, „ist nur noch Körper, der spürt und die Kontrolle verliert”.
Obwohl sie sich regelmäßig mit Chiara trifft und dafür zahlt, liegt sie weiterhin einmal pro Woche unterm Bett eines willkürlich ausgesuchten Hotelgastes. Dort fühlt sie sich geborgen, nah an der Existenz eines Fremden. Und sie empfindet ihr Tun sogar als eine Art Liebesdienst. Am Schluss wünscht sie sich, im atemlosen Präsens, in dem der ganze Roman erzählt ist, wenigstens einmal möge jemand unter ihrem Bett liegen, „ich möchte, dass einmal nur jemand meinem Leben horcht”. Was für andere Menschen ein Alptraum wäre, scheint für diese Frau das reinste Glück zu sein.
Markus Orths hat für Auszüge aus „Das Zimmermädchen” den Telekom Austria Preis bei den Tagen der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt erhalten. Zu Recht. Allerdings überzeugt der Roman weniger als Porträt einer Frau denn als Spiegel allgemeiner Ängste. Geschickt spielt er auf der Klaviatur unseres gestörten Raumempfindens. Das Verhältnis von Nähe und Distanz, von Enge und Weite, von Anwesenheit und Abwesenheit hat sich durch elektronische Medien und zunehmende Mobilität drastisch verändert. Ein gestörtes Verhältnis zum Raum ist längst nicht mehr pathologisch. Es ist schlichter Alltag. Der Mensch der Gegenwart ist permanent unterwegs, ob virtuell oder real. Er nimmt nur noch selten Kontakt zu seiner Umgebung auf, er isoliert sich freiwillig (mit Kopfhörern, Lektüre, verschlossenem Gesicht), ist abwesend selbst dort, wo er anwesend ist. Das Hotelzimmer ist der Fluchtpunkt jeder Reise.
„Das Zimmermädchen” legt den Finger auf die Wunde der mobilen Dienstleistungsgesellschaft und zeigt uns, dass wir gesehen und gehört werden: von all den Helfern, die uns das Leben erleichtern und deren Blick und Gehör wir vergessen müssen, um den erkauften Komfort zu genießen. In knapper Prosa geht Markus Orths ein Thema an, das an eine tiefe Angst der Gegenwart rührt: die eigene Intimsphäre nicht mehr schützen zu können. MEIKE FESSMANN
MARKUS ORTHS: Das Zimmermädchen. Roman. Schöffling & Co., Frankfurt am Main 2008. 144 S., 16,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Das ist ja mal eine originelle Hauptfigur, eine Putzfrau mit Putzzwang, den sie aber einfach fröhlich akzeptiert und durch das Naheliegendste bewältigt: putzend. Andreas Wirthensohn ist von dieser Erfindung Orths' zunächst geradezu bezaubert und folgt dem jungen Autor, der beim Bachmann-Wettbewerb auffiel auch bei weiteren Eigentümlichkeiten seiner Hauptperson: Sie legt sich unter die Hotelbetten der Gäste, belauscht sie, aber ohne Voyeurismus, mehr um sich ein Bbild von der Welt zu machen. Bis dahin hätte es Wirthensohn gereicht - aber die Geschichte geht weiter, wird zum kleinen Roman gedehnt und hier scheint sich der Autor dann doch etwas zu verheddern. Weniger wäre mehr gewesen. Aber man merkt, dass Wirthensohn dem Autor mehr zutraut und hofft, dass weitere Versuche folgen.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Das Zimmermädchen überzeugt als Spiegel allgemeiner Ängste. Geschickt spielt der Roman auf der Klaviatur unseres gestörten Raumempfindens.« Meike Fessmann, Süddeutsche Zeitung »Die Idee des schmalen Buches ist bedrohlich, ihre konsequente erzählerische Durchführung beachtlich.« Frankfurter Allgemeine Zeitung »Vergessen wird man die urkomische und todtraurige Geschichte nicht. Man wird an Das Zimmermädchen denken, bei der nächsten Buchung eines Vier- oder Fünf-Sterne-Hotels.« Hajo Steinert, Die Welt »In der Tat ist bewundernswert, mit welcher Beiläufigkeit Orths es schafft, Lynns (...) suchtartiges Verlangen nach (...) Nähe zu fremdem Leben plausibel, ja notwendig erscheinen zu lassen.« die tageszeitung »Die temporeiche Erzählung wechselt zwischen intimer Nähe beim Belauschen der Gäste und der (...) Enge, unter der Lynn in ihrem (...) Versteck leidet. Beklemmend und komisch zugleich.« Saarbrücker Zeitung »Preiswürdig ist auch sein neuer, äußerlich novellenartig kurzer, atmosphärisch jedoch außergewöhnlich dichter Roman Das Zimmermädchen.« Michael Raus, Letzebuerger Journal »Spannungsvoll, verstörend, unheimlich und ein bisschen "spooky", das ist Orths neuer preisgekrönter Roman Das Zimmermädchen.« Gerhild Wissmann, Rheinpfalz »Eine beunruhigende Geschichte, mit knappen, höchts wirkungsvollen Sätzen erzählt.« fiftyfifty »Ein genialer erzählerischer Kunstgriff, (...) es geht nicht nur um Voyeurismus, sondern auch um das Rätsel, das wir uns selbst sind.« Nicole Henneberg, Frankfurter Rundschau »Orths Roman ist eine emotional (und stellenweise erotisch) hoch aufgeladene Geschichte zwischen Realität und (Alb-)Traum.« Gerd Klee, Allgemeine Zeitung »Der Roman zeichnet sich durch seine distanzierte Haltung aus. Gerade weil er auf Erklärungen und Wertungen verzichtet, entfaltet er eine starke Wirkung.« Hannoversche Allgemeine Zeitung »In knappen Sätzen beschreibt Orths eine Obsession. Mitzulesen ist eine Skepsis über eine Gesellschaft, in der das Verhältnis zwischen Distanz und Nähe gestört ist.« Karin Grossmann, Sächsische Zeitung »Das Zimmermädchen ist beklemmend, angsteinflößend, grotesk - aber trotz der Überspitzung sehr real. (...) Markus Orths spricht einem aus der Seele.« Pascal Cames, Mannheimer Morgen »Es gibt in der Literatur der jüngeren Vergangenheit nur wenige Autoren, die mit einem solchen Einfühlungsvermögen pathologisches Verhalten sezieren.« Thomas Schaefer, Badische Zeitung »Markus Orths trifft sehr genau die Stimmung zwischen Sexualität und Verklemmtheit, zwischen Voyeurismus und Verlangen.« NDR Kulturjournal »Unstillbare Neugierde und panische Angst alternieren in Orths' temporeicher Erzählung. Das Zimmermädchen liest sich beklemmend und komisch zugleich. Peter Mohr, Wiener Zeitung »Das Scheitern des alten Mottos (...) 'Werde, der du bist', die Nichtidentität der Figur mit sich selbst, (...) all das hat Orths sprachlich meisterhaft in Szene gesetzt.« Oliver Seppelfricke, Deutsche Welle »Orths ist mit diesem Kurzroman eine knappe, dichte Fallstudie geglückt, die mit psychologischer und stilistischer Behutsamkeit ein glaubwürdiges Frauenschicksal sehr gegenwärtig werden lässt (...).« Helmut Haberkamm, Nürnberger Zeitung »Orths gelingt es, viel Sympathie herzustellen für das junge, hilf- und sprachlose Zimmermädchen und dessen existenzielle Lebensgier, die es nur als unsichtbare Zuschauerin befriedigen kann.« Frankfurter Neue Presse »Das Zimmermädchen ist die konsequente Weiterentwicklung von Orths' Kurzgeschichten, in denen er immer wieder die Grenzen der Realität zum Surrealen auslotet.« Frank Schorneck, Titel-Magazin »Markus Orths zeichnet das Bild einer einsamen Seele. Mit guter Beobachtungsgabe und knappen, aber treffenden Worten beschreibt der Autor ein Schicksal, das berührt und bewegt.« Konrad Dittrich, dpa »Das Zimmermädchen überzeugt als Spiegel unserer Ängste. Der Roman legt den Finger auf die Wunde der (...) Dienstleistungsgesellschaft und zeigt, daß wir gesehen und gehört werden.« Meike Feßmann, Deutschlandradio Kultur »Dieses Buch über Einsamkeit, Täuschung, Selbsttäuschung und Enttäuschung ist großartig beobachtet und schön geschrieben: In einer Sprache, die sehr genau dem Leben abgehorcht ist.«…mehr