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Adnan ist 13 Jahre alt und lebt auf der tunesischen Insel Djerba. Seine Mutter ist arbeitslos, sein Vater nach einem Schlag auf den Kopf während einer Demonstration gegen den früheren Machthaber Ben Ali Invalide. Die Not der vierköpfigen Familie ist groß. Deshalb wird Adnan, der älteste Sohn, auf die glückverheißende Reise nach Europa geschickt. Er soll mit dem Boot nach Lampedusa geschleust werden und von dort weiter nach Frankreich, ins vermeintliche Paradies. Nach einer lebensgefährlichen Überfahrt in einem überfüllten Flüchtlingsboot erreicht Adnan gemeinsam mit der neugewonnenen…mehr

Produktbeschreibung
Adnan ist 13 Jahre alt und lebt auf der tunesischen Insel Djerba. Seine Mutter ist arbeitslos, sein Vater nach einem Schlag auf den Kopf während einer Demonstration gegen den früheren Machthaber Ben Ali Invalide. Die Not der vierköpfigen Familie ist groß. Deshalb wird Adnan, der älteste Sohn, auf die glückverheißende Reise nach Europa geschickt. Er soll mit dem Boot nach Lampedusa geschleust werden und von dort weiter nach Frankreich, ins vermeintliche Paradies. Nach einer lebensgefährlichen Überfahrt in einem überfüllten Flüchtlingsboot erreicht Adnan gemeinsam mit der neugewonnenen somalischen Freundin Dhura, die ebenfalls allein unterwegs ist, die italienische Insel und später Deutschland. Dort wird es einen Neuanfang für ihn geben.
Das neue Jugendbuch von Iris Lemanczyk beruht auf Tatsachen und beleuchtet die aktuelle Geschichte Tunesiens sowie zwei Schicksale von minderjährigen Flüchtlingen.
Autorenporträt
Iris Lemanczyk ist 1964 in Kirchheim/Teck bei Stuttgart geboren. Sie studierte Germanistik und Geographie, wurde Zeitungsredakteurin und reiste auf allen Kontinenten. Seit 1997 arbeitet sie als Autorin und freie Journalistin. Lemanczyk erhielt zahlreiche Stipendien und war Stadtschreiberin von Rottweil.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Eva-Maria Magel sieht im Jugendbuch von Iris Lemanczyk das Buch zur Lage. Was ein junger Flüchtling auf seiner Irrfahrt zwischen Djerba und Europa durchstehen muss, erlebt der Leser laut Magel hautnah mit. Die genaue Recherche und das schnörkellose Erzählen entlang tatsächlichen Schicksalen beeindrucken die Rezensentin am meisten. Vor allem, wenn Lemanczyk die Stationen der Flucht ohne Pathos, aber farbig genug ausmalt. Die Angst und das Heimweh der Figur rühren die Rezensentin. Einige wenige Passagen, wo die Autorin ihre Nüchternheit aufgibt, kann Magel dem Buch verzeihen. Ein Text, der in der Klasse und zu Hause für Gesprächsstoff sorgen wird, versichert sie.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.11.2015

Von Djerba übers Meer
Iris Lemanczyk erzählt eine Fluchtgeschichte

"Inobhutnahme" ist nur beim ersten Hören ein Wortungetüm, über das sich am liebsten die Deutschen selbst lustig machen. Beim zweiten, dritten Mal, wenn das Wort durch denKopf gerollt ist, in diesem Kontext, klingt es gut. Vertrauenerweckend. Als ob man auch selbst einmal loslassen darf. In der Obhut.

Als Adnan am Ende im Garten des Wohnheims steht, in der Inobhutnahme, die bloßen Füße im Sandkasten, die Augen geschlossen, fühlt er sich für einen kurzen Moment so geborgen wie zu Hause, am Strand der tunesischen Insel Djerba. Er wird bleiben können, zur Schule gehen, vielleicht jobben. Bis er 18 Jahre alt ist. Wochen zuvor hat ihm der Onkel eintausend Euro in die Hand gedrückt. Die Aufgabe: Finde ein Schiff, mach dich auf nach Europa, finde Arbeit und zahle jeden Monat so viel zurück, dass das Schleppergeld erstattet wird und deine Familie, Vater, Mutter und zwei Geschwister, davon leben können.

Iris Lemanczyks Jugendroman "Ins Paradies?" ist ein Buch zur Lage. Für Leser von 12 Jahren an, also etwa im Alter von Adnan, der während seiner schrecklichen Reise 14 Jahre alt wird, erzählt sie, orientiert an tatsächlichen Schicksalen, die Geschichte eines Jungen, den man hierzulande als "Wirtschaftsflüchtling" bezeichnet. Und jene von Dhura, dem traumatisierten somalischen Mädchen, die Adnan am Strand kennenlernt, bevor sie beide in eine Nussschale Richtung Lampedusa steigen.

Die Zwangslage der Familie, die beinahe alltäglichen Dramen der Flucht schildert Lemanczyk, die offenbar gut recherchiert hat, schnörkellos und der Reihe nach: Am wenigsten gut gelingt das zu Beginn, als der arabische Frühling in Tunesien recht platt gerät, der Sturz Ben Alis, die Verletzung des Vaters in den Wirren der Demonstrationen. Doch trotz des eher unbeholfenen Titels "Ins Paradies?" beschreibt die weitgereiste Autorin dann farbig, aber weder pathosüberzogen noch künstlich aufgeplustert die Stationen Adnans. Er sitzt betrügerischen Schleppern auf, muss einem Mitflüchtling beim Ertrinken zusehen, er friert, hungert, hat Angst und immer Heimweh, er wird verfolgt und rennt um sein Leben. Zu insistierend wird der Text nur an jenen Stellen, an denen die Autorin sich daran versucht, ihre schlichte, geradlinige Schreibweise zu verlassen, die weder sprachlich noch strukturell versucht, ein Kunstwerk zu bauen. Sondern eine Geschichte, die wahr sein könnte. Dafür ist sie, in der Klasse oder zu Hause, für die Leser Gedanken- und Gesprächsstoff. Bis zum Aufatmen, in der "Inobhutnahme". Jenem Moment, in dem Adnan, den der Onkel und die Erwartungen der Familie allzu früh zum Mann erklärt haben, wieder ein Kind sein darf. Vorerst.

EVA-MARIA MAGEL.

Iris Lemanczyk: "Ins Paradies?"

Horlemann Verlag, Angermünde 2015. 184 S., br., 9,90 [Euro]. Ab 12 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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