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Das hier vorliegende kleine Buch des in England lebenden Oratorianers Uwe M. Lang untersucht die Frage nach der Gebetsrichtung der Liturgie historisch, theologisch und pastoral. Es nimmt damit in einem - wie mir scheint - günstigen Augenblick eine Debatte wieder auf, die dem äußeren Anschein zuwider auch nach dem Konzil nie verstummt war. Ohne den Anspruch, große neue Einsichten zu bringen, stellt es sorgsam die Forschungsergebnisse der letzten Jahrzehnte heraus und bietet so die für ein sachliches Urteil nötigen Einsichten... Auf dieser Basis werden die theologischen Antworten entwickelt, die…mehr

Produktbeschreibung
Das hier vorliegende kleine Buch des in England lebenden Oratorianers Uwe M. Lang untersucht die Frage nach der Gebetsrichtung der Liturgie historisch, theologisch und pastoral. Es nimmt damit in einem - wie mir scheint - günstigen Augenblick eine Debatte wieder auf, die dem äußeren Anschein zuwider auch nach dem Konzil nie verstummt war. Ohne den Anspruch, große neue Einsichten zu bringen, stellt es sorgsam die Forschungsergebnisse der letzten Jahrzehnte heraus und bietet so die für ein sachliches Urteil nötigen Einsichten... Auf dieser Basis werden die theologischen Antworten entwickelt, die sich aus der inneren Richtung des historischen Befunds ergeben. Ich hoffe, daß dieses Buch eines jungen Gelehrten eine Hilfe werden kann für das in jeder Generation nötige Ringen um das rechte Verstehen und um das würdige Feiern der heutigen Liturgie. Ich wünsche dem Werk daher viele und aufmerksame Leser.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Seit der Liturgiereform von 1964 zelebriert der Priester den Gottesdienst mit dem Gesicht zur Gemeinde - und nicht mehr, wie zuvor in aller Regel, das Gesicht der Ostwand der Kirche zugewandt, wie Rezensent Alexander Kissler berichtet. Diese Umorientierung hat einst für viel Kritik gesorgt (ein Gottesdienst sei nun mal "kein gemütlicher Austausch", meinte der Theologe Urs von Balthasar) - und es scheint, als würden neuerdings die Stimmen lauter, die die Rückwendung nach Osten fordern. Zu ihnen gehört auch der Autor dieses Buches, der vor allem die historischen Argumente der Reformfreunde zu entkräften sucht - und tatsächlich, wie Kissler feststellt, entkräftet. Das freilich ist dem Rezensenten eher egal. Nicht weil er der Reform besonders freundlich gegenübersteht - im Gegenteil -, sondern weil für ihn nicht das historische, sondern das theologische Argument zählt.

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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 20.11.2004

Christus kommt aus dem Osten
Uwe Michael Lang über die richtige Richtung des Betens
Wer eine katholische Kirche betritt, sieht sofort die am weitesten reichende und mittlerweile umstrittenste Folge der Liturgiereform von 1964: den so genannten Volksaltar. Der Priester zelebriert nicht mehr an der östlichen Kirchenwand, mit dem Rücken zur Gemeinde, sondern hinter dem weit nach vorne verschobenen Volksaltar, die Bankreihen fest im Blick. Auf diese Weise soll das liturgische Geschehen stärker zum Dialog werden; auch will man den Mahlcharakter der Eucharistie zu Lasten des Opfergedankens herausstellen. Seit einigen Jahren aber munitionieren sich die Gegner des Volksaltars und des damit verbundenen Vis-à-Vis von Zelebrant und Gemeinde. Auch der im ganzen sachliche, kenntnisreiche Abriss Uwe Michael Langs riecht zuweilen nach Pulverdampf: Die Reform habe aus dem Kirchenraum eine „Sinnruine” gemacht, ein neuer Klerikalismus sei entstanden, der Altar stelle eine Barriere dar.
Schon 1978 kritisierte der liberale Theologe Hans Urs von Balthasar die „geschmacklose . . . Anbiederung des Zelebrierenden mit der Gemeinde”, die „zum Beten und nicht zu einem gemütlichen Austausch gekommen” sei. Allerspätestens seit dem 2003 erschienenen Überraschungserfolg des Schriftstellers Martin Mosebach, „Häresie der Formlosigkeit”, ist solche Fundamentalkritik auch außerhalb versprengter Traditionalistenzirkel statthaft.
Lang will das Hauptargument der Reformfreunde entkräften, die sich auf die „vermeintliche Praxis der Alten Kirche” berufen. Er zitiert viele Texte, die das Gegenteil belegen: Dass schon in früher Zeit die Christen gemeinsam nach Osten beteten, der aufgehenden Sonne zu. Erst während der Renaissance und vollends im 18. Jahrhundert habe sich die kreisförmige Anordnung der Gemeinde und die celebratio versus populum durchgesetzt. Die apokryphen Paulus-Akten aus dem Jahr 180, Tertullians Schriften von 197, Clemens von Alexandrien im zweiten, Origines im dritten, Johannes von Damaskus und Moses bar Kepha im achten nachchristlichen Jahrhundert: Sie alle beschreiben, wie Christen nach Osten beten, weil sie von dort die Rückkehr Jesu erwarten. Lang fordert eine Rückbesinnung auf diese Ursprünge. Dann wäre der Priester wieder „der sichtbare Anführer des pilgernden Gottesvolkes im gemeinsamen Aufbruch zum wiederkommenden Herrn”.
Nicht aus historischen, sondern aus theologischen Gründen ist der Volksaltar problematisch. Wenn die Gemeinde dem Priester permanent auf die Finger und der Priester der Gemeinde permanent ins gelangweilte, ergriffene oder müde Gesicht schaut, mutiert der Zelebrant zum Darsteller und seine Rede zur werbenden Botschaft. Der Gottesdienst wird Menschendienst, der Alltag triumphiert. Deshalb wäre es gewiss einen Versuch wert, das Quasi-Monopol des Volksaltars aufzubrechen.
ALEXANDER KISSLER
UWE MICHAEL LANG: Conversio ad dominum. Zur Geschichte der christlichen Gebetsrichtung. Johannes Verlag, Einsiedeln 2004. 158 Seiten, 13 Euro.
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