Marktplatzangebote
4 Angebote ab € 15,00 €
  • Gebundenes Buch

Viele Psychoanalytiker beklagen zurecht, daß in den einschlägigen Zeitschriften explizit klinische Beiträge nur selten zu finden sind. Die Vermittlung der psychoanalytischen Theorie mit der klinischen Erfahrung hat damit keinen Ort. Dieser Mangel ist umso schwerwiegender, als die analytische Theorie kein abgeschlossenes System ist und die Symptombilder, denen Analytiker in ihrer Praxis begegnen, sich seit den Tagen Freuds bedeutend verändert haben: Franz Kafkas Brief an den Vater, in dem sich das Leid einer Epoche ausdrückte, wird heute wohl nur noch einzelnen aus der Seele sprechen. Es…mehr

Produktbeschreibung
Viele Psychoanalytiker beklagen zurecht, daß in den einschlägigen Zeitschriften explizit klinische Beiträge nur selten zu finden sind. Die Vermittlung der psychoanalytischen Theorie mit der klinischen Erfahrung hat damit keinen Ort. Dieser Mangel ist umso schwerwiegender, als die analytische Theorie kein abgeschlossenes System ist und die Symptombilder, denen Analytiker in ihrer Praxis begegnen, sich seit den Tagen Freuds bedeutend verändert haben: Franz Kafkas Brief an den Vater, in dem sich das Leid einer Epoche ausdrückte, wird heute wohl nur noch einzelnen aus der Seele sprechen. Es scheint, daß sich mit dem Erziehungsstil und den Lebensweisen auch die Schwierigkeiten grundlegend gewandelt haben, derentwegen heute jemand Hilfe sucht. So stellen Magersucht und narzißtische Störungen, diffuse Ängste und Somatologien, Grenzfälle und Perversionen neue technische und theoretische Probleme der analytischen Praxis dar.
Das Jahrbuch für klinische Psychoanalyse will diese Schwierigkeiten aufgreifen. Jeder Band wird einen thematischen Schwerpunkt haben und dazu Beiträge versammeln, die in einem weit gefaßten Verständnis des Begriffs der analytischen Klinik den heute drängenden Fragen und Problemen der analytischen Praxis nachgehen. Der erste Band wird im Mai 1998 erscheinen und dem Problem der Perversion gewidmet sein.

Beiträge von:
André Michels und Peter Müller: Vorwort
Lucien Israël: Die Perversionen und ihre Bedingungen
Eva-Marie Golder: Zur Übertragung in einem Fall von Perversion
Raymond Borens: Der Signifikant gebietet dem Genießen Einhalt
Joël Dor: Perverse Äußerungen in einem Fall von Phobie
Joël Dor: Der Perverse und sein Genießen
Serge André: Zur männlichen Homosexualität
Marianne Winterhalter / Christian Kläui: Perversion und perverse Phantasien. Bericht und Kommentar zu einem Grenzfall
Constance Borens: Fetisch sein oder Fetisch haben? Überlegungen zur weiblichen Perversion
Peter Müller: Sinn des Fetischs, Fetisch Sinn. Die Beziehung des Fetischs zur Sprache
Heinz Weiß: Perverse Objektbeziehungen und pathologische Organisation der Persönlichkeit. Eine klinische Illustration zu John Steiners Theorie der Psychic Retreats
Catherine Millot: Ein perverses Talent
Marcel Ritter: Der Zwang des Ebenbildes. Betrachtungen zu "Bekenntnis einer Maske" von Mishima
Jean-Marie Jadin: Gides Weg der "Père-version". Vaterversion und Perversion
August Ruhs: "Ein unbemalter Körper ist ein blöder Körper." Haut- und Körpermanipulationen zwischen Sublimierung und perverser Struktur
Slavoj Zizek: Gibt es ein perverses Genießen in der Politik?
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Hans-Dieter Gondek führt in verschiedenen Variationen vor, was das kleine Wörtchen "klinisch" alles bedeuten kann: zunächst einmal, so hält er fest, bedeutet es keineswegs langweilige oder langatmige Texte. Klinisch bedeute für die Autoren der beiden Bände "Perversion" und "Das Symptom" (ein dritter zum Thema "Angst" ist in Vorbereitung) "Rückbesinnung auf das Analytische der Psychoanalyse", also Rückbesinnung auf die Beobachtung, die Beschreibung, die Lehre. Die Beiträge zeigten, wie fruchtbar sich mit Freudscher und Lacanscher Theorie in der Praxis arbeiten lässt. Gerade in Bezug auf Lacan eröffneten sich neue Sichtweisen und Interpretationsmöglichkeiten: manche bislang schwer verständlichen Begriffe erhellten sich plötzlich durch praktischen Bezug. Das Spektrum der Beiträge sei weitreichend (bis hin zu Analysen der Schriften Mishimas, Gides oder Genets), außerdem enthielten sie dankenswerterweise ganze Kapitel aus bislang nicht übersetzten Büchern (Gondek erwähnt Hector Braunstein), denen hier sonst keine Marktchance eingeräumt werde.

© Perlentaucher Medien GmbH