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Eine der beeindruckendsten und zugleich umstrittensten Forscherpersönlichkeiten der Jahrhundertwende war der Jenaer Zoologe Ernst Haeckel (1834-1919), der als begeisterter Meeresbiologe und leidenschaftlicher Kämpfer für die Abstammungslehre die engen Grenzen zunftgerechter Naturwissenschaft weit überschritt. Medusen und Meeresplankton waren für ihn nicht nur zoologische Studienobjekte, sondern als "Kunstformen der Natur" zugleich Insignien einer Religion des Guten, Wahren, Schönen. Und in seinen einen ungeheuren Sturm der Zustimmung, aber ebenso der Entrüstung hervorrufenden "Welträtseln"…mehr

Produktbeschreibung
Eine der beeindruckendsten und zugleich umstrittensten Forscherpersönlichkeiten der Jahrhundertwende war der Jenaer Zoologe Ernst Haeckel (1834-1919), der als begeisterter Meeresbiologe und leidenschaftlicher Kämpfer für die Abstammungslehre die engen Grenzen zunftgerechter Naturwissenschaft weit überschritt. Medusen und Meeresplankton waren für ihn nicht nur zoologische Studienobjekte, sondern als "Kunstformen der Natur" zugleich Insignien einer Religion des Guten, Wahren, Schönen. Und in seinen einen ungeheuren Sturm der Zustimmung, aber ebenso der Entrüstung hervorrufenden "Welträtseln" glaubte er mit der Frage nach der Abstammung des Menschen zugleich auch das Leib-Seele-Problem gelöst zu haben.
Frida von Uslar-Gleichen (1864-1903), in einem kleinen Dorf in der Nähe Göttingens lebend, stand mit Ernst Haeckel in den Jahren seiner größten Wirksamkeit in einer intensiven Korrespondenz, die sich zu einer mit ihrem frühen Tod tragisch endenden Liebesbeziehung entwickelte. Schärfer und hellsichtiger als die meisten seiner Gegner und nicht zuletzt seiner Anhänger erkannte die um 30 Jahre jüngere Autodidaktin seine Schwächen und Stärken. In dieser wissenschaftlich-kritischen Edition des Briefwechsels und der Tagebücher tritt Haeckels faszinierende wie irritierende Persönlichkeit deutlicher zutage als in all den vielen Büchern, die über ihn und von ihm geschrieben wurden. Aber wohl noch beeindruckender erscheint die Gestalt von Frida von Uslar-Gleichen, die ihm stets mit wacher Kritik begegnete und ihn dabei wie sonst kaum jemand verstanden hat.
Autorenporträt
Norbert Elsner, geb. 1940, ist Professor für Zoologie in Göttingen. Arbeitsschwerpunkte: Neuro-, Sinnes- und Verhaltensphysiologie, insbesondere Untersuchungen der neuronalen Grundlagen des Verhaltens und der akustischen Kommunikation von Insekten. Er ist Mitherausgeber des Bandes "Das Gehirn und sein Geist"
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.11.2000

Edelweiß auf der Nadelzinne
Ernst Haeckel und Frida von Uslar-Gleichen blickten von hoher Spitze hinunter / Von Gustav Falke

Für den Platz im Damenstift war bereits gesorgt. Auf der Rückreise von einem Badeaufenthalt konnte die Dreiunddreißigjährige ihre Zukunft besichtigen. Doch sie scheint nicht aufgegeben zu haben. Nachdem der Anatom Robert Wiedersheim Frau und Kinder nicht hatte verlassen wollen, schrieb Frida von Uslar-Gleichen Anfang 1898 erfolgreich den dreißig Jahren älteren Ernst Haeckel an. "Glauben Sie nicht, daß ich nicht völlig im klaren darüber bin, mit wem ich korrespondierte. Ich weiß, daß mir nicht nur viele Gelehrte die Augen auskratzen würden vor Neid über mein Glück, sondern daß die Mitwelt, vielleicht noch mehr die kommenden Jahrhunderte, Sie unter die größten Männer unseres Jahrhunderts rechnen, wenn Ihnen nicht bedingungslos einmal der erste Platz eingeräumt wird." Er schickt sogleich eigene Werke nebst zwei Fotografien. Die Bücher werde sie später genauer studieren. Aber die Fotografien. "Es ist wohl keine Frage, daß Sie mir gefallen, schon von rein künstlerischem Standpunkt aus - denn Sie sind ein schöner Mann, und ich freue mich darüber. Und ich freue mich, daß Sie spröde gegen das weibliche Geschlecht gewesen sind - ein Schutzmittel, das Ihnen wohl sehr nötig gewesen sein mag." Er schickt weitere Werke, beginnt, sein Herz auszuschütten. Bald weiß sie, "daß etwas zwischen uns liegt, was mich Ihnen sympathisch machen würde, wenn das Leben uns einmal zusammenführt". Auch er ist begierig, in der persönlichen Begegnung "die mancherlei Bedenken, welche unsere monistische, das heißt naturwahre Weltanschauung in Ihnen hervorgerufen hat, zu zerstreuen, und die vielen Fragen, welche sich dem Laien beim ersten tieferen Eindringen in den Schoß unserer Mutter Natur aufdrängen, zu beantworten".

Das Unbefriedigte ist überall zu spüren. "Nachts der liebe Traum, daß Robert neben meiner Chaiselongue saß und bat, ich möge ihm erlauben, meine Hand zu halten, was ich ebenso gehorsam und freudig erlaubte, wie ich's in Wirklichkeit nicht tun würde; er küßte sie dann, und wir erzählten uns Schönes; zuletzt half er mir gar Rad fahren." Und das Begehren wird ins Mitleid umgelenkt. Etwas Schwüles, Klebriges, Tobias-Mindernickelhaftes liegt in ihrem unentwegt wiederholten Wunsch, "mit meiner Widerstandsfähigkeit aushelfen zu können und mit meinem innigsten Mitgefühl". Doch vor dem Glück stand die Mutter. Schon der Kauf eines Velocipeds galt als ungezogen. Der Kontakt mit dem Gotteswidersacher war der Mutter ganz zuwider. Ein Besuch wird erst einmal versagt. Als sie Frida beim Auspacken von Geschenken erwischt, gibt es Szenen. Später schreibt die Mutter gar an Haeckel, um den Kontakt wenigstens auf die Korrespondenz zu beschränken. "Leicht ist es nicht, gegen eine unendlich geliebte Mutter anzukämpfen."

Erst fast anderthalb Jahre nach Beginn des Briefwechsels kommt es zu einem Treffen. "Sofort bemerkte ich, wie mein Besuch den großen Gelehrten aufregte. Seine Hände, die mir etwas zeigen wollten, zitterten leicht, ja ich ahnte, daß das Zittern durch den ganzen Körper ging - und dies Bewußtsein gab mir ein wunderbares Gefühl von innerer Freude und Sicherheit." Sie kann einer akademischen Ehrung beiwohnen, das Zoologische Institut besuchen, was dort natürlich alles in helle Aufregung versetzt. Nur bei Haeckels Haus muß sie draußen warten, da Frau und Tochter, beide schwer depressiv, nicht verängstigt werden sollen.

Doch das Ausflugsprogramm ist wie von Fontane entworfen. Sie fährt voraus, wartet in einer Papiermühle. Der mißlaunige Wirt räumt Kleidungsstücke von einem wachstuchbezogenen, unbequemen Sofa. Toilette an einem halbzerbrochenen Spiegel. Ein bildhübsches Mädchen mistet barfüßig den Stall aus. Als Zweifel aufzusteigen beginnen, kommt er auch schon mit Bergen von Plaids und Kissen, einer halben Flasche besten Rheinweins, einer halben Flasche Sekt. Forellen werden bestellt. Sie wandern Arm in Arm durch den Tannenwald. Der Regen wird stärker. In einem Unterstand trifft man auf Arbeiter, scherzt mit ihnen. Rückfahrt im prosaischen Coupé zweiter Klasse. Mäherinnen auf den feuchten Wiesen. Nebel ziehen auf. Dann Goethehaus und Wartburg. Sie wird noch eine Nacht in Eisenach bleiben, während er nach Jena zurückfährt. "Mein großes, teures Kind brachte mich in das Schlafzimmerchen, entledigte sich seines hellgrauen Rockes und wusch sich in meiner Waschschüssel Gesicht und Hände, bürstete sich vor dem Spiegel Haar und Bart glatt, während ich in Hut und Schleier auf dem Sofa saß, mir die Handschuhe zuknöpfte. In diesem Augenblick standen wir beide auf einer hohen Spitze über den Menschen."

Doch wie weiter? Man könnte auf eine einsame Insel ziehen. Andererseits gibt es Pflichten der eigenen wissenschaftlichen Begabung gegenüber. So bleibt nur, auf den Tod der Frau zu warten, die sich "die Erlösung in diesen langen traurigen Jahren mehr als tausendmal gewünscht hat". Indes ist, wie oft in solchen Fällen, ihr körperlicher Zustand derart, daß er vielleicht zehn, ja zwanzig Jahre sich hinschleppen kann. Derweilen stellt sich die sexuelle Frage. "Als Du mir freiwillig den ersten süßen Kuß schenktest, als ich Dich zum ersten Male in meine Arme schließen durfte, da erfaßte mich jener unnennbare Wonneschauer, den ich vor vierzig Jahren in der Umarmung meiner teuren ersten Frau empfand und den mir meine arme unglückliche zweite Frau - geborene Vestalin! - niemals gewähren konnte." Dreißig Jahre hindurch habe er den Angriffen verführerischer Frauen widerstanden, niemals habe er sich eine geschlechtliche Ausschweifung erlaubt. Aber so gehe es nicht. "Laß mich Dir offen bekennen, daß ich ein Mann von starker Sinnlichkeit bin - ebenso wie unser größter Freund Goethe, wie jeder große Dichter und Künstler mit wahrem Herzen."

Trotzdem wäre es falsch, hier nur Prüderie und Religion und Standesschranken, kurz: Verstaubtes, zu erblicken. Das eigentliche Problem, und darin waren sich beide einig, lag in der moralischen Unmöglichkeit, die kranke Frau mit ihrem kranken Kind sich selbst zu überlassen. Darum ist zwar viel von den Schwierigkeiten - "Ich als Monist soll Leib und Seele trennen!" - und der Größe des Sieges über Fleisch und Blut die Rede. Aber kraft dieses Redens wächst dem Beredeten schrittweise Normalität zu. "Glauben Sie nicht, daß ich nicht für Ihre Sehnsucht nach mir das tiefste, blutendste Mitleid habe; mir wäre kein Opfer zu groß, könnte ich Ihnen damit das Glück - nicht mit Unrecht - erkaufen." Auch sie sei gleich veranlagt, keine femme vierge, auch bei ihr brenne unter der stillen Oberfläche ein Feuer. "Die weiße Blume ist nicht duftlos, sondern kennt die Tiefen der Leidenschaft." Und wie ein Hund, dem das Wohnzimmer verboten ist, Stück für Stück über die Schwelle rutscht, nur noch symbolische Teile jenseits lassend, werden dann die Grenzen dessen, was noch Sünde heißen soll, verschoben. Damit verschwindet das Schwüle. Eine Silberhäschen-und-Herzblatt-Seligkeit dehnt sich aus, an der überhaupt nur teilzuhaben, sie veröffentlicht zu sehen etwas Peinliches hat.

Das ist ein seltsam Ding. Der Blick in anderer Leute Schlafzimmer sollte einem ja immer peinlich sein. Und peinlich sind in der Tat auch die Verkennungen und Überhöhungen der ersten Briefe. Dennoch scheint es da einen Unterschied zu geben. An ihnen läßt sich etwas lernen. Wie prüde war das Kaiserreich? Was ist schiefgelaufen? Was hätte man raten können? Immer den Tobias Mindernickel in einem selber beargwöhnend. Das Glück anderer Leute aber geht einen endgültig nichts mehr an. Und die beiden sind offenbar über weite Strecken glücklich gewesen. Sicher, nach wie vor wird stilisiert. "Das Gefühl des gemeinsam getragenen schönen Leides wird uns Trost geben und uns groß und stark machen." Schon die durchgängige Identifikation mit Goethe und Frau von Stein ist befremdlich. Aber wenn sie bei kurzzeitigen Anzeichen der Gesundung von Haeckels Frau Suizidgedanken hegt - Haeckel bietet ihr Cyankali und Morphium an und erörtert nüchtern die technische Seite des Problems - und sich ein Jahr später wirklich das Leben nimmt "mit dem Gefühl, das gefunden zu haben, was unsere Mitmenschen meistens, fast immer, vergeblich suchen", hat die Sache irgendwie ihre Ordnung.

Nicht in Ordnung dagegen war, daß Haeckels Erben, in Sorge um den sinkenden Absatz von Haeckels Schriften, den Briefwechsel freigaben für die Briefromancollage "Franziska von Altenhausen". Ein Werk, das für zwei Generationen das Haeckel-Bild geprägt haben dürfte. Eva Ziesche hat die übel zerschnittenen Überreste katalogisiert. Norbert Elsner hat sie zusammen mit Familienunterlagen ediert und kommentiert. Und der Wallstein Verlag hat sie mit zahlreichen Fotografien und vielen Haeckelschen Aquarellen üppig ausgestattet. So sind drei wirklich schöne Bände daraus geworden. Man kann sie als Liebesroman lesen. Man erfährt am Rande auch etwas über die Geschichte der Biologie. Aber wenn man genauer hinsieht, versteht man obendrein, warum Haeckels Monismus ein solches Aufsehen erregen konnte.

Wenn Haeckel ihr seine Siphonophoren zeigen will, hält sie sich etwas bedeckt. Trotzdem wäre die Annahme ganz falsch, es hätte nicht auch ein genuines Interesse an Haeckels Positionen gegeben. "Ich hätte gern bei diesen so wichtigen religiösen Fragen, deren gänzliche Umgestaltung das Leben und alle Ansichten von Grund aus umändert, eine hülfreiche Hand gehabt." Sie protestiert, daß ihr Freund "den Glauben, den meine Mutter als teuerstes Gut hochhält, einen Aberglauben nennt". Sie verteidigt "die veredelnden Seiten des Christentums", nimmt Jesus als "das wahre Vorbild der Selbstlosigkeit". Doch sie selbst steht nicht mehr auf christlichem Boden und sieht um sich herum das Christentum gegen die Naturwissenschaften an Bedeutung verlieren. Darum fragt sie im ersten Schritt, welche Beweise man dafür habe, daß der Mensch aus dem Affen hervorging. Letztlich aber interessieren sie die Konsequenzen für die Moral. "Lebt man wie ich auf dem Lande und hat täglich Gelegenheit, Einblick in das sittliche Leben unseres Volkes zu thun, in dem die Religion gar keine Rolle mehr spielt, so wird der Wunsch nach gesunder Aufklärung, nach höherer Bildung immer mächtiger. Und geht man weiter, so kann man nur traurig fragen, ob es in unserer so genannten gebildeten Welt besser aussieht? Ach, mein hochverehrter Lehrer, eine Hauptaufgabe der leitenden Führer der Wissenschaft sollte sein, diese Wissenschaft immer mehr allen Kreisen zugänglich zu machen, die armen Menschen zu größerer Wahrheit und Freiheit heranzuziehen, damit so manches Alte und Verrottete abfällt und sie wieder lernen, nach Höherem auszuschauen."

Damit so manches Alte und Verrottete abfällt und wir wieder lernen, nach Höherem auszuschauen. Einerseits gibt ihr der Gedanke der natürlichen Entstehung der Arten einen Fußpunkt gegen "die Fesseln, die veraltete Gesetze um uns legen", gegen die unnatürlichen Anmaßungen ihres Standes und die widernatürlichen Ideen von Sünde. "Ich selbst, mit all meinen Angehörigen und Bekannten, komme mir vor wie ein Überrest irgendeines alten aus längst verflossenen Zeiten stammenden Tierstammes." Am Ende tritt die Frauenrolle hinzu. "Du hast recht, Liebling! Die Frauen sind meistens noch auf einer so traurigen Stufe. Gebt uns mehr Einblicke in den Kampf ums Dasein, den wir meist für ein Schauspiel, das uns nichts angeht, halten, bis wir elend und jämmerlich, weil ohne moralischen Halt, mitten darin stehen." Andererseits stellt sich jetzt ebendiese Frage nach dem moralischen Halt, die Frage nach dem Sinn und Wert des Lebens, wie Rudolf Eucken wirkungsvoll titelte. "Wenn der Monismus eine Religion für die Starken an Geist ist, muß er auch die Kraft besitzen, Mut zum Ertragen von Leiden zu geben und stark zu machen. Gelingt ihm das nicht, so ist es mit dieser Lehre auch noch nicht ganz richtig." Die Moral der neuen Freiheit dürfe nicht in einem "Unrecht gegen alle menschlichen, seit Ewigkeiten her mühsam erworbenen Grundsätze von Pflicht und Recht" bestehen.

Frida von Uslar-Gleichen hat Ernst Haeckel gewiß auch angeschrieben, weil sie wissen wollte, wie sich auf dem Boden eines naturwissenschaftlichen Weltbildes Moral und Recht bestimmen lassen. Und der Ruhm des Monismus dürfte darin begründet sein, daß er von einem avancierten naturwissenschaftlichen Standpunkt her mit Rückgriff auf Goethes Spinozismus in der Natur das Wahre, Gute, Schöne zu erblicken half. Es scheinen schöne Zeiten, als selbst in Liebesbriefen naturwissenschaftliche Fragen erörtert wurden. In Wahrheit wurden sie wohl immer schon und nur dann zum Gegenstand allgemeineren Interesses, wenn sich mit ihnen Fragen des richtigen Lebens verbanden. Was einstweilen bei der künstlichen Entstehung der Arten nicht zu sehen ist.

"Das ungelöste Welträtsel". Frida von Uslar-Gleichen und Ernst Haeckel. Briefe und Tagebücher 1898-1903. Hrsg. von Norbert Elsner. Wallstein Verlag, Göttingen 2000. Drei Bände, 1342 S., 123 Abb., geb., 98,- DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

"Der Band dokumentiert - ausführlich - die merkwürdige Liebesgeschichte zwischen dem seinerzeit seiner Welträtsel wegen weltberühmten Ernst Haeckel und der dreißig Jahre jüngeren Frida von Uslar-Gleichen. An deren Anfang stand, so erfahren wir, heftigste Schmeichelei, es folgt, in den Worten des Rezensenten Gustav Falke, "Silberhäschen-und-Herzblatt-Seligkeit" und zuletzt der Selbstmord Uslar-Gleichens. Aus all dem "lässt sich etwas lernen", stellt Falke fest. Über das Kaiserreich etwa, auch über die Geschichte der Biologie. Man könne das ganze aber auch als Liebesroman nehmen und zugleich mit Wehmut an die Zeiten denken, in denen in "Liebesbriefen naturwissenschaftliche Fragen" ebenso diskutiert wurden wie solche nach dem Zusammenhang von naturwissenschaftlicher Erkenntnis und Moral.

© Perlentaucher Medien GmbH"
Rezension: "Neben dem Briefwechsel Haeckels mit Frida enthält die Edition zahlreiche weitere Dokumente, Briefe der Familie Uslar-Gleichen, testamentarische Bestimmungen sowie Briefe und Notizen des Neffen Heinrich Haeckel. Die Anmerkungen des Herausgebers sind knapp und pointiert, gemäß Frida von Uslar-Gleichens rezeptionsästhetischer Empfehlung: "Das was man sagt - in Liebe, im Zürnen, als Prediger, als Lehrer, als Kaiser, als Feldherr - man soll es knapp u. klar sagen u. den ferneren Eindruck - gleichsam als Verdauungsarbeit - den Zuhörern nicht zu leicht machen."Verdauungsarbeit bleibt gewiss. Das Bild Ernst Haeckels erschließt sich nun Stück für Stück, lässt sich nachlesen auf über 900 Seiten."
(Richard David Precht, Literaturen)