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Über 600 nationale und internationale Flaggen, Flaggen einzelner Bundesländer, -staaten und Kantone sowie Landeswappen werden hier durchgehend farbig dargestellt. Dazu gibt es detaillierte Informationen zur historischen Herkunft und zur Symbolik der Nationalflaggen und -wappen.

Produktbeschreibung
Über 600 nationale und internationale Flaggen, Flaggen einzelner Bundesländer, -staaten und Kantone sowie Landeswappen werden hier durchgehend farbig dargestellt. Dazu gibt es detaillierte Informationen zur historischen Herkunft und zur Symbolik der Nationalflaggen und -wappen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.12.2000

Morgen in der Schlacht schwenk mit mir
Das Lexikon der Nationalflaggen bringt zuviel Farbe in die Geschichte der Fahnen

Die Frage zu stellen, seit wann es Fahnen gibt, ist müßig, wird sie doch niemand beantworten können. In Ägypten und dem Zwischenstromland scheint man keine Verwendung von Stoffbahnen zum Zwecke der Kennzeichnung, also Flaggen oder Fahnen im heutigen Verständnis, nachweisen zu können. Anders verhält sich die Sache im alten China. Beweise für Seidenweberei in dieser Region seit etwa 4700 Jahren liegen vor, und es scheint gesichert, daß Fahnen zur Einteilung von Abteilungen der Armee ungefähr zu jener Zeit eingeführt wurden.

Fahnen als Feldzeichen kamen in unsere Breiten aber wohl erst mit den römischen Legionen, wobei das Äquivalent einer Fahne, das Vexillum, eher eine untergeordnete Rolle spielte. Das Zeichen der Legion war der Adler. Besonders lächerlich ist allerdings, wenn in Sandalenfilmen und anderen antikisierenden Monumentalspektakeln die Zelte der Legionskommandanten mit Fahnen, Adlern, Signa (und manchen der Phantasie entsprungenen Standarten) geschmückt werden, waren diese doch, so sie nicht in der Schlacht den entsprechenden Einheiten vorangetragen wurden, im Legionsheiligtum, der Ara legionis oder der Principia streng verwahrt; die Legionszeichen galten als Verkörperung der Genien (Schutzgeister) der Truppe.

Als erste Fahne im eigentlichen Sinne wird gerne der tiefblaue Chormantel des heiligen Martin, des legendären Bischofs von Tours, erwähnt. Die Merowingerkönige sollen ihn laut Gregor von Tours in den Schlachten stets vorangetragen haben. Im späteren ostfränkischen Reichsteil, wo dem dortigen Herrscher die Kaiserwürde verblieben war, nahm man mit der sogenannten Reichsfahne vorlieb, die vermutlich der heutigen dänischen Fahne nicht unähnlich sah. Wann dazu übergegangen wurde, Adler in die Fahne zu setzen (zweiköpfige für den Kaiser, einköpfige für den König) ist nicht ganz geklärt, sicher aber vor 1150. Da wir damit schon in der ersten Blütezeit der Wappenkunde angelangt sind, wird von nun an alles viel unübersichtlicher.

Nun ist als Übersetzung aus dem Englischen der Band "Nationalflaggen der Welt" erschienen. Wie Verlag und Verlagsort erahnen lassen, spürt das Büchlein vor allem dem Gebrauch der Fahnen auf See nach. Gegliedert nach Kontinenten von West nach Ost und innerhalb der Erdteile in etwa von Norden nach Süden, wird der Band seinem Titel gerecht, wenn er 191 Nationalflaggen und meistens noch deren Entstehungsgeschichte vorstellt. Vorangestellt sind dem Werk ein kurzer historischer Abriß und einige vom Flag Institute in Chester, das die Originalausgabe betreut hat, für wichtig erachtete Fahnen, die, so der Text, von einer Vielzahl heute verwendeter Fahnen zum Vorbild genommen wurden, nebst einem kurzen Abriß über besondere Flaggenformen, Namen der Einzelteile der Flagge bis zu einer halbseitigen und damit arg gerafften Einführung in die Heraldik.

Die jeweiligen Abbildungen führen auch die Proportionen des Stoffes an, eine nicht unbedeutende Zusatzinformation, denn mit freiem Auge wäre wohl kaum zu unterscheiden, ob eine Flagge im Verhältnis 2:3 (sehr häufig), 5:8 (etwa Schweden, Palau oder Polen) oder gar 11:18 (wie Vanuatu oder Finnland) vom Mast weht. Zum Abschluß werden zahlreiche Internationale Organisationen (nur kurz erwähnt seien UNO, Arabische Liga oder auch das Rote Kreuz und der Rote Halbmond) sowie das unvermeidliche Signalflaggenalphabet für unsere besegelten Freunde vorgeführt.

Wer sich also mit einem bunten Bilderbuch begnügen will, das die derzeit international gültigen Flaggen der Staaten dieser Welt abbildet und referiert, ist mit diesem Büchlein gut bedient. Wer sich allerdings eingehender informieren will und Wert auf genaue Daten legt, sollte die Finger von diesem Werk lassen. Bisweilen sind die Fakten in Kinderbüchern besser recherchiert.

Viele Informationen sind nur andeutungsweise vorhanden. So erführe man gerne mehr über die papuano-neuguineanische Legende der Fünf Schwestern, ohne zu einer englischsprachigen Enzyklopädie greifen zu müssen; oder von jenem lettischen Führer, der sein Tuch so mit Blut besudelte, daß daraus die spätere Fahne seines Landes werden sollte. Manches wiederum ist schlichtweg falsch. So zeigen die Abbildungen der syrischen und libanesischen Flaggen vielleicht ein Verhältnis der Fahnenseiten von 2:3, sicher aber nicht, wie angemerkt, von 1:2.

Ob die bisweilen arg an den Haaren herbeigezogen klingenden Interpretationen der auf den Fahnen verwendeten Farben und Embleme der Mitteilung durch den jeweiligen Staat oder der Fabulierfreude der Leute des Flag Institutes zu verdanken sind, konnte auch eine Rückfrage beim Verlag nicht klären. So gilt der fünfzackige Stern mal als Sinnbild des Sozialismus, dann wieder als Symbol der afrikanischen Einheit oder, wie beim Eintrag über Pakistan, gleichzeitig für Licht und Wissen einerseits sowie den Islam andererseits.

Obwohl keine Nationalflaggen, fehlen in den Teilen der Einleitung zur kleinen Vexillologie (Fahnenkunde) so bekannte Beispiele wie der Jolly Rogers der Seeräuber, die Oriflamme der westfränkischen Könige oder auch die (sagenhafte) grüne Fahne Mohammeds. Auf letztere wird zwar bei einigen Staaten mit hauptsächlich islamischer Bevölkerung hingewiesen, aber gleichzeitig scheint auch rot oder schwarz (Jemen und Jordanien) als Farbe des Propheten durchzugehen. Und während andererseits Taiwan als unabhängiger Nationalstaat ganz im Gegensatz zum völkerrechtlichen Usus besprochen wird, sind die Fahne des palästinensischen Volkes oder der Ureinwohner Australiens die wir erst jüngst bei den Olympischen Spielen so häufig sehen durften, nicht einmal erwähnt.

Selbst die Behauptung, daß das erste Mal in der Fahne der Vereinigten Staaten Sterne zum Abzählen der Mitgliedsstaaten der Union verwendet wurden, läßt sich relativieren, wenn man bedenkt, daß es schon im Dreißigjährigen Krieg üblich war, Truppenfähnchen derart zu schmücken. Hierauf verwies schon Ottfried Neubecker in seinem Heraldik-Buch aus dem Jahr 1977.

Wenig Gutes kann man auch an der Übersetzung finden. Wenn mehrmals bei mittelamerikanischen Staaten darauf gepocht wird, daß das "Masonic-Dreieck" für Gleichheit stehe, kann man sich nicht darauf ausreden, daß die Freimaurer ja eine geheime Organisation sind, sondern muß an der Fähigkeit des Übersetzers Zweifel anmelden. Und ein Kreis aus heraldischen Rosen (Jamaika, Banner der Königin Elisabeth als Oberhaupt des Commonwealth) macht noch keinen Rosenkranz. Eine Überarbeitung des Werkes scheint dringend angeraten.

MARTIN LHOTZKY

"Nationalflaggen der Welt". Aus dem Englischen von Aloys von Hammel. Edition Maritim, Hamburg 2000. 240 S., 884 Farb- u. S/W-Abb., 3 Karten, geb., 29,80 DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

"Bei der sogenannten Vexillologie, erfahren wir von eine mit "str." kürzelnden Rezensenten, hört bei manchen der Spaß auf: schließlich handele es sich um die Lehre von der Bedeutung der "Insignien nationaler Souveränität" und "stoffgewordenen Symbolen historischer Glanzleistungen und kriegerischer Heldentaten". Und da gebe es wenig zu lachen, auch nicht in diesem Buch. Trotzdem bereite es Freude, denn dank dieses "bis zur Pedanterie kenntnisreichen Führers durch denn Fahnenwald der Erde" erfahre man nun endlich Dinge, die man beim Anblick der bunten Wimpel schon immer wissen wollte. Und die kleinen Beispiele, die "str." uns gibt, machen in der Tat in höchstem Maße neugierig, auch bekennende Non-Vexillologen.

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