Marktplatzangebote
11 Angebote ab € 0,25 €
  • Buch

Beim Run auf die letzten Energieressourcen wird derzeit die Welt neu vermessen. Die internationalen Machtverhältnisse verschieben sich entlang der Frage, wer die Ressourcen und den Zugang zum Weltmarkt kontrolliert. Das neue Sorgenkind der Weltgemeinschaft heißt Energiesicherheit. Der Begriff meint nicht nur die sichere und bezahlbare Versorgung mit Energie, sondern eine Politik, die im Kampf um Rohstoffe nicht neue Konflikte schafft und die Umwelt schädigt. Gibt es eine Alternative zu der gefährlichen Großmachtpolitik, die Länder wie China, die USA und Russland derzeit verfolgen? Als Antwort…mehr

Produktbeschreibung
Beim Run auf die letzten Energieressourcen wird derzeit die Welt neu vermessen. Die internationalen Machtverhältnisse verschieben sich entlang der Frage, wer die Ressourcen und den Zugang zum Weltmarkt kontrolliert. Das neue Sorgenkind der Weltgemeinschaft heißt Energiesicherheit. Der Begriff meint nicht nur die sichere und bezahlbare Versorgung mit Energie, sondern eine Politik, die im Kampf um Rohstoffe nicht neue Konflikte schafft und die Umwelt schädigt. Gibt es eine Alternative zu der gefährlichen Großmachtpolitik, die Länder wie China, die USA und Russland derzeit verfolgen? Als Antwort auf die weltweite Energiekrise plädiert Müller-Kraenner für eine kooperative Energiepolitik im europäischen Rahmen, die unsere Wirtschaft mit Energie aus unterschiedlichen Quellen versorgt: bezahlbar, umweltfreundlich, sicher.
Autorenporträt
Sascha Müller-Kraenner ist einer der führenden Experten für deutsche und europäische Umweltpolitik. Er arbeitete jahrelang für deutsche Umweltverbände in Bonn, Berlin und Brüssel. 1995 war er Mitbegründer des Ecologic Institutes für internationale und europäische Umweltpolitik. 1998 eröffnete er das Büro der Heinrich-Böll-Stiftung in Washington. Heute arbeitet er als Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe. Im Kunstmann Verlag erschien 2007 sein Buch Energiesicherheit - die neue Vermessung der Welt.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 31.05.2007

Sachbücher des Monats Juni
Empfohlen werden nach einer monatlich erstellten Rangliste Bücher der Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften sowie angrenzender Gebiete.
1. HORST STOWASSER: Anarchie! Idee – Geschichte – Perspektiven. Edition Nautilus, 512 Seiten, 24,90 Euro.
2. SASCHA MÜLLER–KRAENNER: Energiesicherheit. Die neue Vermessung der Welt. Verlag Antje Kunstmann, 240 Seiten, 19,90 Euro.
3. DIETER RICHTER: Der Vesuv. Geschichte eines Berges. Verlag Klaus Wagenbach, 224 Seiten, 24,50 Euro.
4-5. MARIO BORTOLOTTO: Wagner der Dunkle. Übersetzt von Nikolaus de Palézieux, Verlag Matthes & Seitz, 448 Seiten, 39,80 Euro.
AMIRA HASS: Morgen wird alles schlimmer. Berichte aus Palästina und Israel. Übersetzt von Sigrid Langhaeuser, C. H. Beck Verlag, 213 Seiten, 19,90 Euro.
6. GLENN W. MOST: Der Finger in der Wunde. Die Geschichte des ungläubigen Thomas. Übersetzt von Kurt Nett und Regina Höschele. Verlag C.H. Beck, 315 Seiten, 26,90 Euro.
7. MIKE DAVIS: Planet der Slums. Übersetzt von Ingrid Scherf. Assoziation A, 248 Seiten, 20 Euro.
8. DANIEL C. DENNETT: Süße Träume. Die Erforschung des Bewußtseins und der Schlaf der Philosophie. Übersetzt von Geron Reuter. Suhrkamp Verlag, 215 Seiten, 24,80 Euro.
9-10. KARL OTTO HONDRICH: Weniger sind mehr. Warum der Geburtenrückgang ein Glücksfall für unsere Gesellschaft ist, Campus Verlag, 280 Seiten, 19,90 Euro.
AMARTYA SEN: Die Identitätsfalle. Warum es keinen Krieg der Kulturen gibt. Übersetzt von Friedrich Griese. Verlag C.H. Beck, 208 Seiten, 19,90 Euro.
Besondere Empfehlung des Monats Juni 2007 von Florian Rötzer: FRED PEARCE: Wenn die Flüsse versiegen. Übersetzt von Gabriele Gockel und Barbara Steckhan. Verlag Antje Kunstmann, 400 Seiten, 24,90 Euro.
Die Jury: Rainer Blasius, Eike Gebhardt, Fritz Göttler, Wolfgang Hagen, Daniel Haufler, Otto Kallscheuer, Matthias Kamann, Petra Kammann, Guido Kalberer, Elisabeth Kiderlen, Jörg-Dieter Kogel, Hans Martin Lohmann; Ludger Lütkehaus, Herfried Münkler, Johannes Saltzwedel, Wolfgang Ritschl, Florian Rötzer, Albert von Schirnding; Norbert Seitz, Eberhard Sens, Hilal Sezgin, Volker Ullrich, Andreas Wang, Uwe Justus Wenzel.
Redaktion: Andreas Wang (NDR)
Die nächste SZ/NDR/BuchJournal-
Liste der Sachbücher des Monats erscheint am 30. Juni 2007.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
…mehr

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.04.2007

Kampf um letzte Ressourcen
Sascha Müller-Kraenner beschreibt die neue Geopolitik

Die Welt wird unter Energiegesichtspunkten derzeit neu vermessen. Geopolitisch ringt man zwischen den verschiedenen Machtblöcken vor allem um die Frage, wie Erdöl und Erdgas auf unserem Globus verteilt werden sollen.

Seit dem Beginn des Industriezeitalters verbrannte die Menschheit gewaltige Mengen an fossilem Kohlenstoff. Dessen Vorräte in Form von Kohle und Erdöl nehmen rapide ab. Das ist ebenso unbestritten wie die Tatsache, dass bei der Verbrennung Kohlendioxid entsteht. Es gibt etliche Indizien dafür, dass dessen Anreicherung in der Atmosphäre für die derzeitige Erwärmung des Klimas verantwortlich ist, doch mit letzter Sicherheit kann dies nicht bewiesen werden.

Sascha Müller-Kraenner ist zwar auch von der Richtigkeit der These überzeugt, dass die Zunahme von Kohlendioxid in der Atmosphäre Ursache für den Klimawandel ist, aber es ist eines seiner großen Verdienste, dass er die mögliche Verknappung von Rohstoffen ins Zentrum seiner Darstellung rückt. Jedem ist klar, dass die Menge an Kohle und Erdöl auf der Erde begrenzt ist. Genau bekannt ist aber vielen nicht, wie sehr die verschiedenen Konstellationen der Machtblöcke darüber zu entscheiden trachten, wie Erdöl und Erdgas in Zukunft weltweit verteilt werden.

Ein weiteres großes Verdienst von Müller-Kraenner ist es, über die Verbindungen zwischen Energieversorgung und Politik umfassend aufzuklären. Geopolitische Aspekte der Verteilung von Erdöl, Erdgas und Kohle nehmen in den Darlegungen des Autors den größten Raum ein. Er hat Biologie, öffentliches Recht sowie Philosophie studiert und ist Europarepräsentant der Umweltorganisation "The Nature Conservancy".

Energiesicherheit ist - der Autor hält sich an die Definition von Bundesregierung und Europäischer Kommission - die "Bereitstellung von preisgünstiger, verlässlicher und umweltfreundlicher Energie". Ressourcen für die Energiegewinnung müssen von vielen Industrieländern importiert werden. Daher sind Energie- und Außenpolitik miteinander verknüpft. Die Konsequenzen aus den derzeitigen Problemen sind klar. Es kommt erstens darauf an, Energie zu sparen. Zweitens müssen Erdöl und Erdgas ersetzt werden. Müller-Kraenner steht nicht hinter einer dritten Forderung, die etliche Politiker derzeit erheben: "Ein stärkeres Setzen auf Atomkraft ist dagegen, da sie neue Abhängigkeiten schafft und das Proliferationsrisiko erhöht, keine gute Alternative."

Der Autor geht auf die Geschichte der Verknüpfung von Außen- und Energiepolitik ein, indem er vor allem das Verhalten der Vereinigten Staaten in den letzten Jahrzehnten darstellt. Der wohl spannendste Teil des Buches ist eine Analyse der derzeitigen russischen Energie- und Außenpolitik. Nach einer Phase der Liberalisierung stiegen unter Wladimir Putin die Konzerne Rosneft (für Öl) und Gasprom (für Gas) auf; beide sind eng an den Kreml gebunden. Die Verbindung von staatlichen Stellen und pseudoliberaler Industrie kann dann besonders problematisch werden, wenn beispielsweise eine Allianz zwischen Russland und Iran entsteht.

Aufmerken lassen die folgenden Sätze: "Auch im Ausland hat Gasprom sich politische Verbindungen eingekauft. Das Konsortium zum Bau der neuen Ostseepipeline wird vom ehemaligen deutschen Bundeskanzler Gerhard Schröder geleitet. Ihm steht im Vorstand der Ex-Stasi-Agent Matthias Warnig zur Seite. Putin, als ehemaliger KGB-Verbindungsoffizier in Ostdeutschland, weiß diese alten Verbindungen zu nutzen. Der frühere DDR-Beauftragte für den Gasleitungsbau, Hans-Joachim Gornig, leitet die Europaverkaufszentrale der Gasprom in Berlin."

In den letzten Jahren kamen die Energiemärkte vor allem wegen des kaum vorhersehbar raschen Aufstiegs von asiatischen Ländern unter Druck. Müller-Kraenner weist zumal auf China hin, aber auch auf Indien und Iran. Chinas staatliche Energiekonzerne engagieren sich in Zentralasien und Afrika, um die Versorgung des Riesenlandes zu gewährleisten. Menschenrechte, Umweltschutz und Sicherheitsfragen werden dabei wenig beachtet, die anderen Teilnehmern am Welthandel mit Kohle, Erdöl und Erdgas besonders wichtig sind.

Europa tritt, das bemängelt Müller-Kraenner, nicht immer als Einheit auf den Energiemärkten auf. Deutschland plant eine Pipeline durch die Ostsee, die das Baltikum und Polen umgeht. Polen wünscht sich eine gegen Russland geschmiedete "Energie-Nato". Stattdessen sollte die unter Jean Monnet begonnene Politik der Kooperation fortgesetzt werden. Sie war bereits grundlegend für die Montanunion und die EWG; sie hat sich stets bewährt. Kooperation ist besser als Konkurrenz und Konfrontation.

Unter dem Aufbau und der Durchführung von weiteren Projekten der Ölförderung und des Öltransports leiden, so der Autor in einem folgenden Kapitel, Umwelt und Demokratie. Er führt als Beispiele Sachalin, die Kurische Nehrung und das korrupte Nigeria an. Wie ein Förderland von Öl und Gas mit seinen Einkünften umgehen soll, dafür ist Norwegen ein Beispiel. Dieses Land war bereits eine gefestigte Demokratie, als der Ölund Gasboom einsetzte; es hat einen umfassenden Zukunftsfonds aufgebaut.

Die Frage "Sonne oder Atom?" steht über Erwägungen, ob Atomkraft oder erneuerbare Energien ausgebaut werden sollten. Müller-Kraenner zitiert Carl-Friedrich von Weizsäcker: "Die weltweite Durchsetzung der Kernenergie fordert als Konsequenz eine weltweite radikale Veränderung der politischen Struktur aller heutigen Kulturen. Sie fordert die Überwindung der wenigstens seit dem Beginn der Hochkulturen bestehenden politischen Institution des Krieges." Müller-Kraenner ist zuzustimmen, wenn er dies für eine Utopie hält. Es sei nicht auszudenken, was geschehe, wenn Atomkraftwerke das Ziel von terroristischen Anschlägen werden oder die Techniken der Kernkraftnutzung in die falschen Hände geraten. Das ist richtig, genauso wie die Forderung, dass die Potentiale erneuerbarer Energien besser genutzt werden müssen, von Wasser- und Windkraft, Photovoltaik und Geothermie.

In Nordafrika könne Sonnenenergie gewonnen werden. Deutschland ist Marktführer bei der Produktion von Windkraftanlagen, Estland könne allein mit Windkraft seinen Energiebedarf decken, Island mit Geothermie. Das hört sich gut an, doch allein darauf zu setzen ist, so muss man gegen Müller-Kraenners Ausführungen einwenden, ebenfalls eine Illusion. Soeben wies der deutsche Umweltminister Sigmar Gabriel darauf hin, dass hierzulande 11,8 Prozent des elektrischen Stroms aus erneuerbaren Energien hergestellt würden. Das ist eine gute Meldung; sie zeigt aber, dass noch nicht einmal zwölf Prozent Energiesicherheit im Sinne Müller-Kraenners erreicht sind.

Um auch die übrigen 88 Prozent der Stromproduktion sicherzustellen, sind noch gewaltige Anstrengungen notwendig. Man muss bezweifeln, dass sich die Versorgungslücke allein mit sicherer Energie schließen lässt. Ohne die zeitweilige friedliche Nutzung der Atomenergie wird kaum auszukommen sein, zumal, wie Müller-Kraenner anführt, auf der Welt derzeit etliche Atomkraftanlagen gebaut werden, die nicht zu den sichersten gehören. Das hat damit zu tun, dass diejenigen Länder, die über die besseren Konzepte für Kernkraftwerke verfügen, sich aus grundsätzlichen Erwägungen gegen eine friedliche Nutzung der Kernenergie wenden.

Sascha Müller-Kraenners Buch ist eine anregende Analyse zur aktuellen Energiepolitik. Aus ihr ist die klare Folgerung zu ziehen, dass nur erneuerbare Energien und der sparsame Umgang damit eine sichere Zukunft ermöglichen. Bis es so weit ist, wird Diplomatie gebraucht, um Gewinnung, Handel und Verarbeitung von Ressourcen so sicher wie irgend möglich zu machen. Der Verbrauch von Kohle, Erdöl und Erdgas wird genauso wie die Nutzung der Kernkraft noch eine Weile Bedeutung behalten.

Müller-Kraenner fordert darüber hinaus weitere politische Verträge, über die sich möglichst viele Staaten einigen. Deutlicher als der Autor sollte man aber feststellen: Das Umdenken beginnt bei jedem Einzelnen, nicht nur beim Staat oder gar der Gemeinschaft der Staaten. Jeder Einzelne sollte davon überzeugt sein, dass er neue Formen von Energie braucht und sparsam damit umzugehen hat. Auf politische Verträge zur Energieeinsparung oder zu der Verminderung von Emissionen kann man nicht allein setzen. Es gibt dann immer zu viele andere, denen man die vermeintlich eigentliche Schuld an der Misere zuschieben kann.

Bevor Erdöl und Erdgas aufhören, Massengüter zu sein, kommt es zu Konflikten. Jeder ist gut beraten, in einer Position zu sein, die es erlaubt, sich aus diesen drohenden Auseinandersetzungen heraushalten zu können. Sascha Müller-Kraenners Buch trägt mit wichtigem Informationsmaterial dazu bei, dass sich diese Ansicht verbreitet.

HANSJÖRG KÜSTER.

Sascha Müller-Kraenner: "Energiesicherheit". Die neue Vermessung der Welt. Verlag Antje Kunstmann, München 2007. 240 S., geb., 19,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Lobend beurteilt Hansjörg Küster diese instruktive Analyse zur aktuellen Energiepolitik, die Sascha Müller-Kraenner vorgelegt hat. Sie rückt für ihn die Verknappung von Rohstoffen wie Erdöl und Erdgas und den geopolitischen Kampf um ihre Verteilung nachdrücklich ins Bewusstsein. Eine Stärke des Buchs sieht er dabei in der Aufklärung über die Verbindungen zwischen Energieversorgung und Politik. Besonders erhellend scheint ihm in diesem Zusammenhang Müller-Kraenners Analyse über die Zusammenhänge von Energie- und Außenpolitik am Beispiel der USA und Russlands. Auch die Folgen des Aufstiegs von asiatischen Ländern wie China und Indien für die Energiemärkte werden seines Erachtens angemessen berücksichtigt. Zudem lernt Küster einiges über die negativen Folgen für Umwelt und Demokratie, die zahlreiche Ölförderprojekte in Ländern wie Nigeria nach sich ziehen. Etwas skeptisch betrachtet er den Optimismus des Autors im Blick auf die Rolle der erneuerbaren Energien. Deutlich wird für ihn aber auch, dass ein sparsamer Umgang mit Energie und die Ausweitung erneuerbarer Energien eine sichere Zukunft gewährleisten können.

© Perlentaucher Medien GmbH