Marktplatzangebote
Ein Angebot für € 12,50 €
  • Buch mit Leinen-Einband

Ausgesetzt in Sibirien - Stalins grausames Experiment Nicolas Werth erzählt ein Kapitel der Geschichte des Stalinismus, das bislang sowohl der Öffentlichkeit als auch der Forschung unbekannt war. Anfang der 30er Jahre befahl Stalin die massenhaften Deportationen von so genannten "sozial schädlichen Elementen" auf die Insel Nasino in Sibirien. Am Rande der Zivilisation kam es zu Gewaltexzessen und zu Fällen von Kannibalismus. Frühsommer 1933. Während in Deutschland die Nationalsozialisten an die Macht kommen, befiehlt Stalin die "Säuberung der Städte". Im Klartext bedeutete das die massenhafte…mehr

Produktbeschreibung
Ausgesetzt in Sibirien - Stalins grausames Experiment Nicolas Werth erzählt ein Kapitel der Geschichte des Stalinismus, das bislang sowohl der Öffentlichkeit als auch der Forschung unbekannt war. Anfang der 30er Jahre befahl Stalin die massenhaften Deportationen von so genannten "sozial schädlichen Elementen" auf die Insel Nasino in Sibirien. Am Rande der Zivilisation kam es zu Gewaltexzessen und zu Fällen von Kannibalismus. Frühsommer 1933. Während in Deutschland die Nationalsozialisten an die Macht kommen, befiehlt Stalin die "Säuberung der Städte". Im Klartext bedeutete das die massenhafte Deportation von - tatsächlichen und vermeintlichen - Regimegegnern der Sowjetunion. Sie wurden vor allem aus den russischen Großstädten in die unwirtlichen Regionen Sibiriens gebracht und dort ihrem Schicksal überlassen. Nicolas Werth hat eine besonders grausame Episode dieser "Säuberungswelle " erforscht und erzählt erstmals die Vorkommnisse auf der "Insel der Kannibalen". Stalin ließ Tausende von Menschen auf Nasino aussetzen - einer Insel inmitten eines sibirischen Flusses. Moskau nahm bewusst in Kauf, dass viele Menschen dabei verhungerten. Es kam zu Menschenjagden und einigen dutzend Fällen von Kannibalismus unter den Deportierten. Nicolas Werth kann sich bei seiner Darstellung auf bisher unbekannte Dokumente aus dem zentralen Archiv des russischen Geheimdienstes stützen, das für Forscher in der Regel unzugänglich ist. In diesem vergessenen Gulag, so kann Werth eindrucksvoll zeigen, führte die stalinistische Utopie einer neuen Gesellschaft zum vorzivilisatorischen Krieg aller gegen alle.
Autorenporträt
Nicolas Werth ist Dozent für Geschichte und forscht am französischen Institut für Zeitgeschichte CNRS (Centre national de la recherche scientifique) mit dem Schwerpunkt Geschichte der UdSSR. Zahlreiche Veröffentlichungen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.12.2006

Von der Utopie zum Kannibalismus
Nicolas Werth beschreibt stalinistische Säuberungen, Chaos und Gewalt in den dreißiger Jahren / Von Helmut Altrichter

Der Flußinsel fehlte alles, was man zur Unterbringung so vieler Deportierter brauchte. Es gab niemanden, der die Schwachen vor den Kriminellen schützte. Wachen und Gauner errichteten ihr Schreckensregime.

Ende der zwanziger Jahre, als die Getreideproduktion ins Stocken geriet und das ehrgeizige Industrialisierungsprogramm zu gefährden schien, beschloß die Parteiführung die Zwangskollektivierung der Landwirtschaft. Parteiaktivisten, Jungkommunisten und bewaffnete Arbeiterbrigaden trieben die Bauern in die neugegründeten Kollektivwirtschaften. Wohlhabendere und Renitente wurden als "Kulaken" deportiert und am Rande der Zivilisation in "Sondersiedlungen" ausgesetzt. Die Maßnahmen erwiesen sich rasch als gigantischen Fehlschlag. Die erhoffte Produktionssteigerung blieb aus, auf den Dörfern grassierte der Hunger, Millionen flohen in die Städte. Unerträglich war vor allem die Lage in den "Sondersiedlungen", Hunderttausende kamen um, Hunderttausende flohen.

Die Schwierigkeiten waren allgegenwärtig und die Vorboten jener Hungerkatastrophe, der schließlich fünf bis acht Millionen Menschen zum Opfer fallen sollten, schon deutlich sichtbar. Da faßte die politische Führung im Winter 1932/33 einen neuen "grandiosen" Plan: Er sah die "Säuberung" der Städte von "kulakischen", "parasitären" und "sozial gefährlichen" Elementen vor. Vom Chef der Geheimpolizei und vom Leiter der Lagerverwaltung entworfen und von Stalin für "gut" befunden, ergänzte er die gleichzeitige Einführung von obligatorischen Inlandspässen und sollte obendrein zur Entlastung der überfüllten Gefängnisse beitragen. "Kulaken", die in Betrieben oder auf Baustellen Unterschlupf gefunden hatten, Personen, die ohne die neuen Papiere aufgegriffen wurden, Bettler, Landstreicher, Straßenkinder, Schieber, Spekulanten, Kleinkriminelle und Gewohnheitsverbrecher waren laut Plan nach Westsibirien und Kasachstan zu verbringen, in "Sondersiedlungen" ansässig zu machen und zur wirtschaftlichen Erschließung dieser Randregionen zu nutzen. Die dafür eingesetzten Ressourcen würden sich rasch bezahlt machen.

Noch bevor nötige Transitlager in Westsibirien auch nur errichtet waren, karrten die Güterzüge bereits Hunderte, Tausende, Zehntausende an, die die Miliz aufgegriffen hatte und die Städte und Regionen loswerden wollten. Jeden zweiten, dritten Tag kam ein neuer Transport: Sowjetbürger, die das Pech hatten, ohne Ausweis oder die "richtigen" Papiere unterwegs zu sein; Personen, die im Ruf standen, "Ehemalige" (Hauseigentümer, Beamte, Kleingewerbetreibende) zu sein; Mittellose, Alte und Invalide, selbst Hochbetagte, Blinde und Taubstumme waren dabei; und ein hoher Prozentsatz von Kriminellen. Häufig fehlten selbst Namenslisten, meist Begleitdokumente mit Angaben über die Gründe der Deportation; von 6500 Personen, die fünf Züge aus Schwarzmeer- und Kaukasusbädern nach Tomsk ins Transitlager brachten, wurden nach einer ersten Überprüfung über die Hälfte hier wieder freigelassen (allerdings ohne die Erlaubnis, zurückzukehren oder sich in Städten mit Sonderstatus wie Moskau, Leningrad, Kiew, Charkow, Minsk und Odessa niederzulassen). Da die Deportierten nur besaßen, was sie zur Zeit der Festnahme auf der Haut hatten, kamen viele nur mit dürftiger Kleidung, ohne das nötige Schuhwerk in Sibirien an. Da die unterwegs ausgegebenen Brotrationen nie reichten, verließ ein Viertel den Zug in Tomsk bereits äußerst geschwächt, ja "krank".

Hunderte verstarben im Transitlager, Hunderte hatten schon den Transport nicht überlebt. War schon die Lage im Transitlager chaotisch, so erst recht in jenen Gebieten, die die Deportierten aufnehmen sollten. Die Bezirkskommandantur Alexandro-Wachowskaja etwa, 900 Kilometer nordwestlich von Tomsk, wurde Mitte Februar 1933 angewiesen, sich auf 25 000 "Elemente" vorzubereiten. Obwohl 50 000 Quadratkilometer groß, hatten in diesem unwirtlichen, sumpfigen, bewaldeten, vom Ob und seinen zahlreichen Nebenflüssen durchzogenen Land bis Anfang der dreißiger Jahre nur circa 4000 Menschen gelebt. Schon 1931 waren im Rahmen der ersten Deportationswelle rund 2900 "kulakische Sondersiedler" und 800 "sozial gefährliche Elemente" (Kriminelle) hierher gebracht worden. Weitgehend auf sich allein gestellt, war es zu zahllosen Übergriffen und heftigen Auseinandersetzungen mit der ortsansässigen Bevölkerung, barbarischer Gegenwehr und Lynchaktionen gekommen. Das war zwei Jahre her. Als nun Mitte Mai 1933 der Ob kein Eis mehr führte und sich die ersten beiden Schiffskonvois mit 5000 Deportierten auf den Weg von Tomsk nach Alexandro-Wachowskaja machten, wußte sich der ortszuständige Kommandant nicht anders zu helfen, als sie auf eine Flußinsel des Ob, gegenüber dem kleinen Dorf Nasino, zu dirigieren.

Drei Kilometer lang und einen halben Kilometer breit, fehlte der Insel alles, was man zur Unterbringung und Verköstigung so vieler Menschen brauchte: Unterkünfte; Material und Geräte, um sie zu bauen; Öfen, um aus dem bereitgestellten Mehl Brot zu backen; Baracken für eine Krankenstation; und eine Wachmannschaft, die die Ordnung aufrechterhielt und die Schwachen vor den Kriminellen schützte. Gauner und Wachen errichteten rasch ihr Schreckensregime; verbliebene warme Kleidung, Schuhe und Goldkronen wurden zu Zahlungsmitteln, es kam zu Fällen von Menschenjagden und Kannibalismus. Die Ankunft eines weiteren Konvois Ende Mai mit 1200 "deklassierten Elementen" verschärfte die Situation. Als im Juni die Insel geräumt wurde, die verbliebenen Deportierten an fünf neue Bestimmungsorte - das Flüßchen Nasina aufwärts - verlegt wurden, waren von den über 6000 nur noch knapp die Hälfte übriggeblieben. Sie waren an Entkräftung, Auszehrung, Seuchen verstorben, Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen, bei Fluchtversuchen erschossen worden - und einige hundert waren wohl auch geflohen. Ob sie sich Banden anschlossen, eigene Banden bildeten, darüber läßt sich nur spekulieren. 1930 hatte die Obrigkeit die Zahl der "Banden" in Westsibirien auf 880, die Zahl der "Banditen" ("entlaufene Kulaken", "kriminelle Elemente") auf 12 000 geschätzt, und sie wußte auch, daß sich die Sache inzwischen nicht erledigt hatte.

Ein überzeugter Jungfunktionär brachte die skandalösen Vorgänge von Nasino seinem Vorgesetzten, dem Parteichef von Westsibirien, und Stalin persönlich zur Kenntnis. Für die Parteiführung stand von vornherein fest, daß alle Schuld bei den Lokalinstanzen lag, und sie setzte eine Untersuchungskommission ein. In der Perestroika-Zeit erinnerte man sich vor Ort an die Vorgänge. Die Öffnung der Lokalarchive erlaubte, ihnen weiter nachzugehen, die Gesellschaft "Memorial", zur Aufarbeitung dieser Vergangenheit gegründet, unterstützte die Recherchen, 2002 erschien in Tomsk ein Dokumentenband über die Tragödie, die auch die Ergebnisse der erwähnten Untersuchungskommission einbezog. Nicolas Werth, Verfasser des Sowjetunion-Kapitels im "Schwarzbuch des Kommunismus" und weiterer einschlägiger Studien zu den dreißiger und vierziger Jahren, konnte darauf aufbauen. Es gelang ihm, auch die Vorgeschichte und die Hintergründe zu recherchieren, dabei Bestände des Präsidentenarchivs und des Zentralarchivs des SFB (besser bekannt unter seinen früheren Bezeichnungen GPU/NKVD/KGB) einzusehen, was durchaus als "ungewöhnlich" bezeichnet werden kann. Herausgekommen ist eine eindringliche Darstellung, die an Einzelvorgängen paradigmatische Züge der Zeit deutlich zu machen versteht: eines Regimes, das von utopischem Denken, bürokratischem Handeln, Widerstand und Verfolgungswahn gleichermaßen getrieben, kaum wahrzunehmen schien, daß das eine mit dem anderen eng zusammenhing - und einer paralysierten Gesellschaft, die in hohem Maße an Gewalt litt und zugleich gewaltbereit war.

Vieles liest sich wie die Vorgeschichte zu jenen Vorgängen, die - in der Gewerkschaftszeitung "Trud" Anfang Juni 1992 erstmals bekanntgemacht - heute als ein Schlüsselereignis der großen Säuberungen gelten: Ende Juli 1937 warnte ein Einsatzbefehl des NKVD, gedeckt durch einen entsprechenden Politbürobeschluß, die regionalen Partei- und NKVD-Organe vor "ehemaligen Kulaken, Kriminellen und anderen sowjetfeindlichen Elementen" und wies sie an, die ganze "Bande" schonungslos zu zerschlagen. Die aktivsten seien unverzüglich zu verhaften und zu erschießen, die etwas weniger aktiven zu verhaften und zu einer Lagerhaft zwischen acht und zehn Jahren zu verurteilen. Eine beigefügte Liste gab für jeden administrativen Bereich die Quoten für beide Kategorien vor. Danach waren landesweit für die Liquidierung (erste Kategorie) 76 000, für die Lagerhaft (zweite Kategorie) 193 000 vorgesehen. Besondere "Wachsamkeit" der Lokalbehörden sorgte dafür, daß im Rahmen der "Operation Nr. 00447" 767 000 Menschen verhaftet und 387 000 erschossen wurden. In Westsibirien brachte ihr Eifer zwischen August 1937 und November 1938 rund 30 000 ins Lager, 50 000 wurden hingerichtet.

Nicolas Werth: Die Insel der Kannibalen. Stalins vergessener Gulag. Aus dem Französischen von Enrico Heinemann und Norbert Juraschitz. Siedler Verlag, München 2006. 222 S., 19,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 23.07.2007

Die Insel der Unglücklichen
Ein schreckliches Kapitel der stalinistischen Deportationen
Dies ist – trotz des Titels – keine Gruselgeschichte, sondern eine äußerst profunde Studie zum stalinistischen Terror. Nicolas Werth, der Ende der 90er Jahre als Autor des zentralen Beitrages des „Schwarzbuchs des Kommunismus” und als Kritiker von dessen Herausgeber Stéphane Courtois auch in Deutschland einem breiteren Publikum bekannt wurde, ist einer der profiliertesten Sowjetunion-Historiker in Europa. In seinem neuen Buch geht es um das Schicksal von mehr als 6000 Menschen aus Moskau, Leningrad und anderen sowjetischen Großstädten, die 1933 nach Westsibirien deportiert wurden. Die beim Dorf Nasino gelegene gleichnamige Insel im Ob wurde für die meisten zur tödlichen Endstation. Dort erwartete die durch den Transport und die miserablen Verhältnisse im 900 Kilometer südlich gelegenen Transitlager von Tomsk bereits stark Geschwächten eine Hungersnot. Ein Massensterben setzte ein und es kam zu Dutzenden Fällen von Kannibalismus. Die entsetzten Bewohner Nasinos sprachen von der „Kannibaleninsel”. Im August 1933 war von über 6000 Deportierten nur noch ein Drittel am Leben.
Es ist die Stärke von Werths Buch, dass er es versteht, das Horror-Szenario in eine differenzierte Analyse der stalinistischen Deportationspolitik einzuordnen. Aber gerade die minutiöse Nachzeichnung der Entscheidungswege vom Politbüro in Moskau bis zu den Verantwortlichen vor Ort macht begreiflich, welch erbarmungslose, kafkaeske Mechanik hier wirkte. Nach der Kollektivierung der Landwirtschaft 1929-1932, die mit der Zwangsumsiedlung von zwei Millionen Menschen einherging, unterbreiteten der Chef der Geheimpolizei und der Leiter des Gulag Stalin den „großartigen Plan”, weitere zwei Millionen „antisowjetische Elemente” nach Kasachstan und Westsibirien zu deportieren. Sie sollten das Land urbar machen und sich in den menschenleeren Weiten innerhalb von zwei Jahren selbst ernähren.
In Westsibirien hatte man indes schon Schwierigkeiten, mit den 300 000 dorthin deportierten „Kulaken” zurechtzukommen. Doch trotz der Proteste des regionalen Parteichefs wurde die Aktion eingeleitet. Über die Zahlen wurde in Moskau auf abenteuerliche Weise gefeilscht. Innerhalb von nur drei Tagen war einmal von zwei Millionen und dann wieder von 500 000 zu Verbannenden die Rede, doch eines wusste Stalins Adlatus Molotow ganz sicher: dass die vorgesehenen Versorgungssätze für die Verbannten zu hoch waren. Die vor Ort eilends angeworbenen Wachleute fragten sich, ob es die Mächtigen bewusst darauf abgesehen hatten, die Opfer zugrunde gehen zu lassen.
Wohl nicht, wie der Fall Wassilij Welitschko zeigt. Der junge Parteiinstrukteur und Journalist führte drei Monate nach Eintreffen der Unglücklichen auf Nasino eine Untersuchung durch, über deren Ergebnisse er Stalin brieflich informierte. Er nahm kein Blatt vor den Mund und führte eine Vielzahl von loyalen und unverdächtigen Personen an, die deportiert worden waren, etwa weil sie den erst kurz zuvor eingeführten Pass auf der Straße nicht bei sich hatten oder weil Behörden die Chance genutzt hatten, Unterstützungsbedürftige loszuwerden. In der Folge wurde der „großartige Plan” aufgegeben; die „antisowjetischen Elemente” kamen statt in Sondersiedlungen vermehrt in die Lager des Gulag. Auch einige lokale Verantwortliche für die Tragödie von Nasino landeten dort, wegen „Sabotage des Kolonisationsplans”. Der westsibirische Chef der Sondersiedlungen, Iwan Dolgich, erhielt indes nur eine „strenge Rüge” und brachte es in den 50er Jahren zum Gulag-Chef.
Werth, der sich bei seiner Untersuchung unter anderem auf die Arbeiten von Memorial-Aktivisten und russischen Historikern stützt, rückt nicht nur den wenig beachteten „zweiten Gulag”, das System der Sondersiedlungen, in den Blick, sondern liefert auch einen wichtigen Beitrag zur Entstehungsgeschichte des Großen Terrors der Jahre 1937/38, über dessen Ursachen noch kontrovers debattiert wird. JÜRGEN ZARUSKY
NICOLAS WERTH: Die Insel der Kannibalen. Stalins vergessener Gulag. Aus dem Fränzösischen von Enrico Heinemann und Norbert Juraschitz. Siedler Verlag, München 2006. 212 Seiten, 19,95 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Helmut Altrichter hebt hervor, dass Nicolas Werth auf seine Recherchen für das "Schwarzbuch des Kommunismus" aufbauen und in den Beständen des russischen Präsidentenarchivs und des Zentralarchivs des SFB, zurückgreifen konnte, was nur wenigen Autoren erlaubt wird. Das Ergebnis sei eine "eindringliche Darstellung", die an Details "paradigmatische Züge der Zeit" deutlich macht. Diese sei geprägt worden durch ein Regime, das von "utopischem Denken, bürokratischem Handeln, Widerstand und Verfolgungswahn beherrscht" wurde, und einer Gesellschaft, die gleichzeitig an Gewalt litt und selbst gewalttätig war. Das Buch lese sich im Übrigen wie eine Vorgeschichte zu den Erschießungen und Massendeportationen während der großen Säuberungen in den Jahren 1937 und 1938.

© Perlentaucher Medien GmbH