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Zwecks Profitmaximierung haben Jake Skowrans Arbeitgeber ihre Fabrik in eine Billiglohnregion verlegt. Nun lebt er in einer sterbenden Stadt, arbeitslos, von seiner Freundin verlassen und verschuldet wie beinahe alle, die er kennt. Doch Jake gibt die Hoffnung auf wenigstens bescheidene Teilhabe am amerikanischen Traum in Form von Arbeitsplatz, Familie und Eigenheim nicht auf. Er will arbeiten und er ist wütend auf die Welt des Turbokapitalismus, in der seine Zukunft verloren zu gehen droht. Als ihm eine Chance geboten wird, ergreift er sie und geht seinen eigenen Weg: Er schlägt die Laufbahn…mehr

Produktbeschreibung
Zwecks Profitmaximierung haben Jake Skowrans Arbeitgeber ihre Fabrik in eine Billiglohnregion verlegt. Nun lebt er in einer sterbenden Stadt, arbeitslos, von seiner Freundin verlassen und verschuldet wie beinahe alle, die er kennt. Doch Jake gibt die Hoffnung auf wenigstens bescheidene Teilhabe am amerikanischen Traum in Form von Arbeitsplatz, Familie und Eigenheim nicht auf. Er will arbeiten und er ist wütend auf die Welt des Turbokapitalismus, in der seine Zukunft verloren zu gehen droht.
Als ihm eine Chance geboten wird, ergreift er sie und geht seinen eigenen Weg: Er schlägt die Laufbahn eines Auftragsmörders ein. Der Tätigkeit des Tötens geht er nun mit derselben sorgfältigen Gewissenhaftigkeit nach, wie seinen bisherigen Jobs - er entsorgt nun seinerseits angeblich wertlos gewordenes Humankapital.
Der Revolver wird dabei zum Instrument seiner Revolte und zur Grundlage neuen Selbstbewusstseins: Jake wird sich nicht nur eine neue Existenzgrundlage, sondern auch Respekt verschaffen ... Und während gleichzeitig die Polizei ihr Netz um ihn herum immer enger zieht, erhält die Geschichte vom Wandel des ehrlichen Fabrikarbeiters Jake zum bezahlten Killer zunehmend die Züge eines paradoxen Bildungsromans.
Autorenporträt
Iain Levison, Sohn deutscher Eltern, ist 1963 in Schottland geboren und lebt in den USA. Nach dem Dienst bei der britischen Armee war er lange Zeit arbeitslos und schlug sich mit Gelegenheitsjobs durch.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.05.2006

Das Bajonett gehört dazu
Aus der Arbeitswelt: Iain Levisons Roman „Betriebsbedingt gekündigt”
Erstaunlicherweise werden kaum Romane über das Arbeitsleben geschrieben. Es gibt zwar vieles über einzelne Berufsgruppen oder Gewerke, die Beschreibung des Alltags zwischen neun und fünf hat aber vor allem im Cartoon Furore gemacht, in Person des ewigen Angestellten Dilbert, der immer wieder aufs Neue zwischen Großraumbüro und Besprechungszimmer aufgerieben wird. Seit Dilbert in den neunziger Jahren erfunden wurde, hat sich der Arbeitsmarkt stark verändert. Es gibt jetzt Arbeitsagenturen, Minijobs und Fallmanager, und der Tag wird kommen, an dem man sich nach dem banalen sozialversicherten Dasein, wie Dilbert es verkörpert, sehnen wird. Von dieser Sehnsucht erzählt Iain Levisons zweites Buch.
„Betriebsbedingt gekündigt” setzt dort ein, wo die klassische Arbeitswelt in Trümmern liegt, in einem Kaff in den USA. Der einzige Arbeitgeber im Ort, eine Schwermetallfabrik, hat dicht gemacht. Nach und nach entvölkert sich die Stadt, als Erstes gehen die Autohändler, „Arbeitslose kaufen nicht viele neue Autos”, heißt es lapidar. Bald gibt es nicht viel mehr Attraktionen als eine Tankstelle und die örtliche Bücherei, dort können die, die bleiben mussten, für ein paar Stunden abhängen.
Auch Jake Skowran, der Ich-Erzähler, wurde entlassen. Von seinem wohlgeordneten Leben als Angestellter in der Warenausgabe eines Kaufhauses ist nichts mehr übrig. Die Heizung wurde abgestellt, die Freundin hat sich aus dem Staub gemacht, und alle paar Tage ruft jemand von der Bank an und fragt, was nun mit den Schulden passieren soll. Das einzige lukrative Jobangebot, das Jake Skowran bekommt, ist, jemanden umzubringen. Er nimmt es an. „Irgendein moralisches Problem?”, fragt er sich. „Eigentlich nicht.” Vom Arbeitslosen zum Auftragsmörder ist es in „Betriebsbedingt gekündigt” nur ein kleiner Schritt. Mit dem gebotenen Zynismus beschreibt Iain Levison die neue Laufbahn seines Helden. Jake Skowran braucht ein Alibi, also nimmt er eine Stelle als Aushilfskraft im Tankstellenshop an. Nachts putzt er, dazwischen fährt er kurz weg, um einen Mordauftrag zu erledigen - ein Job dreckiger als der andere.
In der Arbeitswelt, wie sie in „Betriebsbedingt gekündigt” geschildert wird, spielt der „ToDo-ism”, die Substanz des amerikanischen Traumes, keine Rolle mehr. Der Gedanke, sich hocharbeiten zu können, ist in einer Stadt, in der es nichts mehr gibt, genauso irrwitzig wie die Hoffnung, es könnte eine neue Fabrik aufmachen. So bleibt allen Beteiligten nur, ihre Haut zu Markte zu tragen. Selbst der Pfarrer, der die Arbeiter nach ihrer Entlassung aufsucht, spendet seinen Trost auf Honorarbasis. Die abwandernde Firma hat ihn engagiert, damit die Gekündigten nicht gewalttätig werden. Iain Levison könnte fast selbst eine Figur seines Romans sein. Nach dem Militärdienst hielt er sich zehn Jahre lang mit 41 verschiedenen Jobs über Wasser.
Auch ein stressiger Job
Plastisch schildert Levison eine amerikanische Kleinstadt zwischen Hoffnungslosigkeit und Unbarmherzigkeit. Die Moral ist dabei immer dick eingepackt in schwarzen Humor. Jobangebote kommen etwa so zustande: „,Du Jake, einer meiner jungen Kassierer wurde letzte Nacht erschossen‘, sagte er zu mir. ‚Wir werden jemand Neues einstellen müssen.‘” Umgekehrt ist Mord nur eine von vielen Begleiterscheinungen, die betriebliche Umstrukturierungen mit sich bringen. „Corinne Gardocki wird sterben, weil irgendein Wallstreet-Wunderkind beschlossen hat, unsere Fabrik könnte einen größeren Gewinn erzielen, wenn sie in Mexiko wäre. Bis später, Corinne.”
Fünf Menschen tötet Jake. Als Erstes die Frau des örtlichen Mafia-Bosses, weil die sich mit einem Piloten eingelassen hat. Die Pistole will Jake nach der Tat behalten. „Ich betrachte sie als ein Werkzeug, und Werken ist etwas Ehrenhaftes.” Das ist es schließlich, was sich Jake Skowran am meisten wünscht: Abends müde nach der Arbeit zu Frau und Kindern heimzukehren, wie die Leute in den Fernsehserien. Was er zwischen neun und fünf tun muss, ist ihm egal.
Mit böser Konsequenz vertauscht Levison nach und nach die Vorzeichen. Das Abnorme ist das Alltägliche, Mord eine Arbeit wie jede andere. Man hat einen Grund, morgens aufzustehen, und freut sich, wenn man produktiv war. „Ich erschoss den Hund rein instinktiv, und Corinne auch. Die Situation ergab sich einfach so, und ich reagierte mit einer Effizienz, von der ich vergessen hatte, dass sie in mir steckt.” Manchmal ist die Arbeit auch einfach nur frustrierend. „Als ich mich auf dem Bett zurücklehne, wird mir deutlich, dass dieser Job genauso stressig ist wie die Arbeit in der Warenausgabe zur Hauptgeschäftszeit.”
So erleben wir im zweiten Teil einen Jake Skowran, der als Auftragsmörder genauso ausgebeutet wird wie in seinem alten Beruf. War das Töten anfangs „so leicht, ging so rasch, dass ich es nicht glauben kann, damit meine Spielschulden los zu sein und achthundert Dollar obendrein zu kriegen”, wird Jake bald nach Strich und Faden ausgenutzt. Das Scharfschützengewehr, das Jake für Mord Nummer fünf versprochen wurde, entpuppt sich als verrostete Flinte. Um die zu bekommen, muss er durch die halbe Stadt laufen. Es folgt eine der komischsten Szenen: Der Ich-Erzähler landet in einer Bruchbude, wo er gemeinsam mit einem Drogensüchtigen das Haus nach der versprochenen Waffe absucht. „Beim Hinausgehen bittet mich Jerry, ihm ins Badezimmer zu folgen. Er fummelt ein paar Sekunden hinterm Klo herum und zieht dann ein Bajonett hervor. ‚Das gehört dazu‘, klärt er mich auf.”
Das ist zugleich witzig und gemein, vom Humor her rangiert Levisons Milieuschilderung irgendwo zwischen den „Simpsons” und den frühen Filmen von Michael Moore. Leider geht durch die holprige Übersetzung einiges von der kaugummikauenden Lässigkeit verloren, die Levisons Sprache ausmacht. Da ist von einem Körper die Rede, „der träge in den Wellen rollt”, man ist „zu” etwas geeignet, und für „they hired me” müsste es auch eine bessere Übertragung geben als „sie haben mich angeheuert”. Dessen ungeachtet ist „Betriebsbedingt gekündigt” der Roman zum Heute - zu einer Zeit, in der Arbeit oft nicht mehr wert ist als einen Euro. VERENA MAYER
IAIN LEVISON: Betriebsbedingt gekündigt. Aus dem Amerikanischen von Hans Therre. Verlag Matthes & Seitz, Berlin 2005. 219 Seiten, 19,80 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Das richtige Buch zur richtigen Zeit, meint Rezensentin Verena Mayer, auch wenn es in Amerika in einer undefinierbaren Kleinstadt spielt und von einer amerikanischen Vision der Ich-AGs erzählt. Der Held und Ich-Erzähler Jake verdingt sich quasi aus Not als Auftragskiller, nachdem er erst seinen Job und postwendend seine Freundin verloren hat. Jakes bizarre Jobs in einer Kleinstadt "zwischen Hoffnungslosigkeit und Unbarmherzigkeit" versteht die Rezensentin als "Milieuschilderung" zwischen "Simpsons" und den frühen Michael Moore Filmen. Das "Abnorme" werde als das "Alltägliche" beschrieben. Humorvoll zynisch, aber auch witzig, wobei der Held eine "kaugummikauende Lässigkeit" ausstrahle, der die Übersetzung laut Mayer leider nicht immer gewachsen ist.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Dieses Buch ist radikal, anarchisch und mit ziemlich viel schwarzem Humor ausgestattet." (Handelsblatt)
"Schwarzer Humor,Mitgefühl für die Arbeitssklaven unserer Zeit und das Wissen um ihr Leid - Levison hat das Gespür eines echten Literaten." (The Wall Street Journal)
"Spannend und fröhlich zugleich trifft er den Nagel auf den Kopf." (New York Times)