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1928 fand unter dem Slogan "Berlin im Licht" eine von der Beleuchtungsindustrie getragene Aktion statt, die als "Lichtwoche" deutschlandweit Aufsehen erregte. Damals entstanden weit über hundert Nachtaufnahmen, die wir heute als brillante Zeugnisse der neusachlichen Stadt- und Architekturphotographie schätzen. Sie bilden das zentrale Kapitel des Buches, dem frühe Nachtaufnahmen vorangestellt werden und Bilder aus der NS-Zeit folgen: "Theaterinszenierungen" ganzer Straßenzüge und auch die makabre Umkehrung des Speer'schen "Lichtdoms" durch Flakscheinwerfer. Bemerkenswerte Dokumente aus den…mehr

Produktbeschreibung
1928 fand unter dem Slogan "Berlin im Licht" eine von der Beleuchtungsindustrie getragene Aktion statt, die als "Lichtwoche" deutschlandweit Aufsehen erregte. Damals entstanden weit über hundert Nachtaufnahmen, die wir heute als brillante Zeugnisse der neusachlichen Stadt- und Architekturphotographie schätzen. Sie bilden das zentrale Kapitel des Buches, dem frühe Nachtaufnahmen vorangestellt werden und Bilder aus der NS-Zeit folgen: "Theaterinszenierungen" ganzer Straßenzüge und auch die makabre Umkehrung des Speer'schen "Lichtdoms" durch Flakscheinwerfer. Bemerkenswerte Dokumente aus den fünfziger und sechziger Jahre führen den Betrachter u. a. an den Kurfürstendamm als beliebte Kulisse der aufstrebenden Teilstadt. Ergänzt werden die Aufnahmen durch informative Texte zum Thema der Nachtphotographie. So ist nicht nur ein faszinierender Berlin-Bildband, sondern zugleich ein besonderer Beitrag zur Geschichte der Photographie entstanden.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 21.12.2002

Oh Nacht, ich nahm schon Kokain, und Blutverteilung ist im Gange
Zum Auftakt des Weihnachtsgeschäftes 1927 beschlossen die Elektrizitäts-, Handels- und Fremdenverkehrsverbände, in Berlin ein Lichtfest zu veranstalten. „Eine vieltausendköpfige, festlich bewegte Menschenmenge”, berichtete die Bauzeitung „drängte sich von Einbruch der Dunkelheit bis gegen Mitternacht durch die hellerleuchteten Straßen und Plätze der Stadt.”
Unter den Gründen, die für das ungesunde, teure Leben in der Großstadt sprechen, dürften die Nächte ganz oben stehen, die durch Laternen, Scheinwerfer, Schaufensterlicht zum Spiegelbild des Tages werden, irritierend, gleißnerisch, viel versprechend. Berlin nun kann durch Illumination nur gewinnen. Man schaue auf den „Hardenbergplatz am Bahnhof Zoo mit 65000 Watt Xenonleuchte”, die Aufnahme eines unbekannten Photographen vom Mai 1966 (unsere Abbildung rechts), und erinnere sich an eine trübsinnige Ankunft auf diesem Platz bei Tageslicht. Ob Rangierbahnhof (Abbildung links ), Haltestelle oder Straße, erst im nächtlichen Licht erscheint die städtische Szenerie wie eine, in der jeden Augenblick Unvorhergesehenes geschehen kann, wird die Stadtlandschaft zur Bühne, hat jede Vorübergehende Teil an deren Zauber. Nur auf Einlösung darf man nicht drängen. Besser ist es, den flüchtigen Augenblick auf jenen Photographien zu betrachten, die der Nicolai Verlag nun in einem bezaubernd nächtlichen Band versammelt hat. Hier sieht das Berlin des Jahres 1912 kaum anders aus als das der Gegenwart. Die Bauzeitung hatte 1927 übrigens Bedenken, „ob das finanzielle Ergebnis dem äußeren Erfolge entsprach”, ob nicht viele „über dem Schauen das Kaufen vergessen” haben. Das eben ist der Reiz der Großstadtnächte: Dass man vergisst, wozu man eigentlich da ist. JENS BISKY
JANOS FRECOT, KLAUS JÜRGEN SEMBACH: Berlin im Licht. Nicolai Verlag, Berlin 2002. 167 Seiten, 24,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Jens Bisky ist von diesem Band über das nächtliche Berlin ganz hingerissen. Denn, weiß der Rezensent, das "ungesunde" und "teure" Leben in der Stadt sei auch deswegen so reizvoll, weil ein künstlich ausgeleuchtetes Berlin des Nachts viel "vielversprechender" aussehe als bei Tageslicht. Und, gibt Bisky seinem Staunen in seiner sehr knappen Besprechung Ausdruck, mancher im Band abgebildete Ort sehe heute "kaum anders" aus als zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

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