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Formulare visualisieren einen stummen Dialog. Das Formular fragt. Wer ausfüllt antwortet. Was erzählt werden kann, bestimmt das Formular - wie es dem Antwortenden dabei geht, erfährt das Formular nicht ...Aber genau das sollte fragestellende Unternehmen und Institutionen beschäftigen: Führt das Formular den Ausfüllenden schnellstmöglich und gut zu seinem Ziel? Oder zum Nervenzusammenbruch?Von der Wiege bis zur Bahre begleiten uns Formulare, sie sind Bestandteil jeden Corporate Designs und jedes Online-Auscheckvorgangs. Dennoch werden sie oft stiefmütterlich konzipiert, getextet und gestaltet,…mehr

Produktbeschreibung
Formulare visualisieren einen stummen Dialog. Das Formular fragt. Wer ausfüllt antwortet. Was erzählt werden kann, bestimmt das Formular - wie es dem Antwortenden dabei geht, erfährt das Formular nicht ...Aber genau das sollte fragestellende Unternehmen und Institutionen beschäftigen: Führt das Formular den Ausfüllenden schnellstmöglich und gut zu seinem Ziel? Oder zum Nervenzusammenbruch?Von der Wiege bis zur Bahre begleiten uns Formulare, sie sind Bestandteil jeden Corporate Designs und jedes Online-Auscheckvorgangs. Dennoch werden sie oft stiefmütterlich konzipiert, getextet und gestaltet, sind unangenehm, bürokratisch, beschränkend, diskriminierend, bevormundend und unverständlich.Das muss nicht so sein, findet Borries Schwesinger und geht dem Formular auf den Grund.»Formulare sind Zeugnisse ihrer Zeit. Das Ausfüllen verwandelt das banale Medium in ein einzigartiges Dokument, den Existenzbeweis eines Menschen. Eines Menschen, dessen Spuren in der Welt sich im Formular lesen lassen und dessen Individualität sich im Duktus seiner Handschrift zeigt.«»Formulare wollen alle Möglichkeiten vorhersehen und für jeden Fall gewappnet sein. In ihrem unermüdlichen Versuch, die Komplexität der Welt zu kontrollieren und ihrer Maßlosigkeit, jede Eventualität erfassen zu wollen, rühren uns Formulare jedoch. Denn ihr häufiges Scheitern scheint zwangsläufig und tragisch.«Je tiefer Boris Schwesinger forscht, umso mehr ist er davon überzeugt, dass alles einfacher sein könnte, wenn Auftraggeber und Gestalter Formulare mögen und ernst nehmen würden. Wenn sie den Kunden kennenlernten und ernst nähmen und begännen zu denken, wie Kunden denken. Dann könnten Formulare Unternehmen Identität und Stil verleihen - und vielleicht sogar Freude machen.Das ist das Ziel dieses ausgezeichneten Buches. Systematisch und klar, untermauert mit vielen Good-Practise-Beispielen weist Borries Schwesinger Ihnen den Weg zu einer Entwurfs-Philosophie, die Kunden nicht ein Formular mehr, sondern einProblem weniger verschafft.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.01.2008

Eine Landkarte für Amtsschimmel
Der Designer entwirft den Dialog zwischen Mensch und Verwaltung: Ein Handbuch zur Formulargestaltung
Welche Drucksache erregt am ehesten Unwilligkeit? Das am wenigsten gemochte bedruckte Papier ist das Formular. Es belegt einen Unterschied an Macht, es tritt autoritär auf. Ein Formular ist starrer Teil eines Dialoges, an dem der Benutzer nach gegebenen Regeln teilnimmt oder nicht. Beeinflussen kann er ihn kaum. Formulare werden größtenteils von Behörden verwendet, die es bislang selten für nötig hielten, dem Individuum das triste Zwiegespräch auf vorgedruckten Linien und in anzukreuzenden Kästchen leicht oder sogar verständlich bis angenehm zu machen. Formulare waren bis heute kaum Gegenstand schöpferischer Arbeit von Typographen und Designern.
Einen Studenten des Kommunikations-Designs an der Fachhochschule Potsdam hatte das Thema derart gefangen, dass seine Diplomarbeit den Verlag Hermann Schmidt Mainz von der Idee überzeugte, ein Handbuch daraus zu machen: „Formulare gestalten”, geschrieben, entworfen und gesetzt von Borries Schwesinger, auf feines Papier untadelig gedruckt und vortrefflich in Halbleinen gebunden. Ein Musterbeispiel für ein Buch unserer Zeit, das Konventionen still aufnimmt und zugleich zum Leser unserer Tage spricht. Ein Typographie-Buch in guter Sprache, sauber und gepflegt entworfen, und mit Humor. Also ohne das witzelnde Anbiedern und das weit verbreitete redundante Animationsgehabe einer Design-Boheme, die auf die Umhängetasche einer Tagung größeren Wert legt als auf die Vorträge.
Die Begeisterung von Borries Schwesinger für seine umfangreiche Arbeit ist so feurig, dass sie auf den Leser dieses Buches überspringen kann, auch wenn dieser kein Designer ist. Oder wenn er schon viele andere Bücher über Typographie gelesen hat.
Wir werden knapp bekannt gemacht mit den frühen vorgefertigten Urkunden des Mittelalters und den ersten gedruckten Formularen: Ablassbriefen aus der Presse Gutenbergs. Wir sehen gepflegte Formulare, die Kurt Schwitters für die Stadt Hannover entworfen hat. Schwesinger beleuchtet das Formular als Gesprächsmedium und wie wir damit etwas beantragen, belegen, berechnen, berichten, beantworten, bescheiden, melden, erklären, quittieren, protokollieren, wählen, wie wir uns ausweisen und beurkunden lassen.
Der Autor zeigt, dass ein Antrag auf einen französischen Führerschein nicht weniger scheußlich aussieht als der „Antrag auf Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts nach dem Zweiten Buch Sozialgesetzbuch (SGB II) - Arbeitslosengeld II/Sozialgeld” oder dass manche Versicherung und manche Bank ihre Kunden ebenso schmählich behandeln wie der Staat die Empfänger von Finanzhilfe. Die Formulare, die Schwesinger in Europa und Amerika eingesammelt hat, erinnern an eine Landkarte für Amtsschimmel. Dabei wird kein negatives Wort über die Bürokratie verloren, sie bildet immerhin eine Grundlage des demokratischen Staates, um seinen Bürgern möglichst vernünftig und effizient zu dienen. Und ebendiesen Charakter, diese Deutung der Beziehungen zwischen Bürger und Institution kann ein gutes Formular sichtbar machen.
Wir lernen, dass der Designer nicht nur Kästchen umverteilt, sondern dass er sich hineindenkt in den Dialog zwischen Mensch und Verwaltung. Er entwirft kein Papier, sondern eine Beziehung. Er muss ein Dokument schaffen, das von beiden Seiten verstanden wird, und im günstigsten Falle ordnet der Designer die ganze Beziehung neu, beispielsweise vom Antrag zum Auftrag, und greift wohltuend in die Verwaltung ein.
Das Handbuch belehrt mit vielen Details über den guten Entwurf, zeigt Formularentwürfe für das Internet, und ein Kapitel ist der kommentierten Abbildung gelungener Arbeiten unserer Tage gewidmet. Dieses Werk nährt die Hoffnung, eines Tages ein Päckchen versenden zu können, ohne sich Gedanken über die „Vorausverfügung” machen zu müssen, und dass die Anmeldung eines Gewerbes oder eines Radios nicht schon beim Anblick der hässlichen Formularfratzen den Gefühlshaushalt blockiert. Möge dieses schöne Werk bald überall Verbreitung finden, wo der Mensch standardisiert sprechen soll, auf dass uns der Amtsschimmel freundlich anwiehert statt undeutlich Befehle zu kläffen.
MARTIN Z. SCHRÖDER
BORRIES SCHWESINGER: Formulare gestalten. Handbuch. Hermann Schmidt, Mainz 2007. 336 Seiten, 89 Euro.
Das Formular steigert den Ärger ins Unerträgliche: Steuererklärung. Foto: dpa
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Freudig preist Martin Z. Schröder dieses aus einer Diplomarbeit hervorgegangene Handbuch zur Gestaltung von Formularen und er findet die Leidenschaft, mit der sich Borries Schwesinger seinem Thema widmet, richtig ansteckend. Da das Formular bekanntermaßen ein höchst unbeliebtes Schriftstück ist, das bislang eher ein Stiefkind der Typografen und Designer war, findet der Rezensent es sehr begrüßenswert, dass sich der Autor nun mit seinem geradezu mustergültig geschriebenen und gestalteten Buch dieser Brache annimmt und dabei erfreulicherweise sogar "Humor" beweist. Nach einer Einführung in die Geschichte des amtlichen Formulars untersucht Schwesinger das Formular als "Gesprächsmedium" und bringt viele Beispiele, die das Formular in seiner ganzen amtlichen Scheußlichkeit zeigen. Das Handbuch bietet zahlreiche Tipps zur Gestaltung eines guten Formulars und zudem viele Beispiele für gelungene Exemplare, die der Autor eingehend kommentiert, lobt Schröder, der auf weite "Verbreitung" des Buches hofft.

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