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Eine Begegnung mit der Ewigen Stadt, eine Liebe im Echo des Krieges.
Rom, an einem strahlend sonnigen Tag im Januar 1943: Eine junge Deutsche, die kurz vor der Geburt ihres ersten Kindes steht, begibt sich auf einen Spaziergang in der ihr fremden Stadt. Ihr geliebter Mann, Pfarrer in der kleinen evangelischen Gemeinde, ist an die afrikanische Front versetzt worden, der Zeitpunkt seiner Rückkehr ungewiss. Trotz der verwirrend schönen Eindrücke und all der rätselhaften Dinge, die ihr auf ihrem Weg begegnen, ist sie mit jedem Gedanken bei ihm, der doch versprochen hatte, die "römischen…mehr

Produktbeschreibung
Eine Begegnung mit der Ewigen Stadt, eine Liebe im Echo des Krieges.
Rom, an einem strahlend sonnigen Tag im Januar 1943: Eine junge Deutsche, die kurz vor der Geburt ihres ersten Kindes steht, begibt sich auf einen Spaziergang in der ihr fremden Stadt. Ihr geliebter Mann, Pfarrer in der kleinen evangelischen Gemeinde, ist an die afrikanische Front versetzt worden, der Zeitpunkt seiner Rückkehr ungewiss. Trotz der verwirrend schönen Eindrücke und all der rätselhaften Dinge, die ihr auf ihrem Weg begegnen, ist sie mit jedem Gedanken bei ihm, der doch versprochen hatte, die "römischen Freuden" mit ihr zu teilen. Doch sie beginnt zu ahnen, dass der Krieg verloren gehen könnte. In dieser opulent sinnlichen Erzählung greift Friedrich Christian Delius seine eigene Familiengeschichte auf. Die junge Frau, die mit offenen Augen, bangem Herzen und nicht nachlassender Hoffnung durch die Ewige Stadt geht, ist seine Mutter. Ob es nun dieser autobiographische Bezug ist oder der Zauber Roms, die Ängste des Krieges oder die einfühlsam geschilderte Liebesgeschichte - dieses Buch entwickelt eine Sogkraft, der man sich kaum entziehen kann.
Autorenporträt
Friedrich Christian Delius, geboren 1943 in Rom, in Hessen aufgewachsen, lebt heute in Berlin. Mit zeitkritischen Romanen und Erzählungen, aber auch als Lyriker wurde Friedrich Delius zu einem der wichtigsten deutschen Gegenwartsautoren. Bereits vielfach ausgezeichnet, erhielt Delius den Walter-Hasenclever-Literaturpreis, den Fontane-Preis, den Joseph-Breitbach-Preis, den Georg-Büchner-Preis sowie 2012 den Gerty-Spies-Literaturpreis.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 12.10.2006

Die ewige Stadt und das neue Leben
Friedrich Christian Delius zeichnet das „Bildnis der Mutter als junge Frau”
Ungezählte Wege führen durch Rom, einer bedeutungsvoller als der andere. Wer mag, kann auf den Spuren von Caesaren, Märtyrern oder Päpsten gehen, noch schöner sind vielleicht die Pfade der vielen Fremden, die ihre Blicke und ihre Gedanken zu Papier gebracht haben. Jede große europäische Literatur hat ihr Rom-Kapitel, und über den Trümmern und Kuppeln der Ewigen Stadt türmt sich ein unsichtbarer Berg von Poesie und Reflexion. An keinem Ort der Welt sieht man so viel Gesehenes, ist das Hier und Jetzt so durchleuchtet von vorhergehender Erfahrung. Schön ist das und auch furchtbar.
Friedrich Christian Delius hat diesem wispernden Berg eine neue Stimme hinzugefügt, der es gelingt, seiner erdrückenden Gewalt zu entrinnen und doch der Stadt Rom ihre ganze hintergründige Poesie zu lassen. Seine Erzählerstimme begleitet über gut hundert Seiten eine junge, erst 24 Jahre alte Frau an einem Samstagnachmittag im Januar 1943 auf ihrem Weg von einem deutschen evangelischen Mütterheim zur deutschen protestantischen Kirche, wo ein Konzert stattfinden wird.
Diese Frau ist hochschwanger, trotzdem geht sie zu Fuß, weil es ihr guttut, wie ihr der Arzt versichert hat, und weil sie sich vor Zudringlichkeiten im Autobus fürchtet. So spaziert sie die nicht ganz kurze Strecke von der Via Alessandro Farnese im Viertel Prati über den Ponte Margherita zur Piazza del Popolo, vorbei an der Spanischen Treppe quer über die Via Veneto bis zu Via Sicilia, wo die deutschen Lutheraner ihre Kirche haben – der Weg ist so genau markiert, dass der Verlag ohne weiteres einen Stadtplan ins Vorsatzblatt hätte drucken können.
Die wandernde Frau ist auch innerlich heftig bewegt, und alles fließt ihr zusammen: der schöne milde Winternachmittag, die bedrängenden Eindrücke von Denkmälern und Gebäuden, aber auch ihre eigene Situation, das zur Geburt reifende Kind, der in Afrika zum Militär eingezogene Ehemann, ein deutscher Geistlicher, der sie in Rom zurücklassen musste, wo es ihr gut geht bei den evangelischen Schwestern, in der Stadt von Kunst und Papst, die wohl nicht bombardiert werden wird – und wo sie doch zugleich unglücklich ist, fern vom ersehnten Mann und fern von der geliebten Heimat Mecklenburg mit ihren strengen schönen Backsteinkirchen.
Seit der französische Dichter Du Bellay im sechzehnten Jahrhundert mitten im herrlichen Rom von der Sehnsucht nach den schlichten grauen Häusern an der heimatlichen Loire gepackt wurde, kennt die Rom-Literatur auch das Heimweh – die Sehnsucht weg von der Pracht und dem Übermaß Roms. Delius’ wundervolle Erzählung hat diesen Zwiespalt – die berauschende Präsenz Roms und die Heimatliebe des nördlichen Fremden – zu einer vielstimmigen Musik gemacht. Gabelgötter und Fischmenschen, also Neptun mit dem Dreizack und einen Tritonen, sieht die evangelische Frau, mythologisch und kunsthistorisch wenig versiert, auf ihrem Weg, heidnische Bilder, auf den Schnauzen stehende Fische, einen Bienenbrunnen, girlandenschwingende Putten, die Nadeln der Obelisken, geschwungene Treppen: Bei diesen mag sie nicht an „Barock” denken, sondern, als treue Bibelleserin und Tochter eines Erweckungspredigers, eher an die Jakobsleiter im Alten Testament.
Damit kommt die historische Situation ins Spiel: Deutschland und Italien, in diesem Augenblick noch verbündet, sind im Krieg, und die Feinde heißen auch hier Bolschewisten und Juden. Rom scheint sicher, aber der Hass dröhnt auch durch diese Stadt, wo eine gebildete deutsche Gemeinde – Delius’ Text nennt für Kenner berühmte Namen wie Leo Bruhns – sich durchaus mit nationalsozialistischer Ideologie ins Benehmen setzen muss. Die fromme evangelische Frau, den Kopf voller Bibel, also voller Judentum, aber auch ansprechbar von völkischen Gemeinschaftserlebnissen, mag den lauten Hass nicht. Sie mag auch die katholische Pracht nicht, die ihr heidnisch vorkommt. Hoch über dem Kapitol und der den Glauben bedrückenden Peterskuppel schwebt ihr im Kopf Luthers Wartburg. Und die Kirche an der Piazza del Popolo ist ihr nahe, weil in ihrem Konvent Luther auf seiner Romfahrt wohnte und weil ein großes Bild darin, die Bekehrung des Paulus von Caravaggio, ihr evangelisch erscheint in seiner realistischen Direktheit.
So gerät der Spazierenden der Weg, den sie geht und auf dem sie nicht Bildung, sondern Religion begleitet, zu einem moralisch-ästhetisch-politischen Geisterkampf, zu einer regelrechten Psychomachie. Mecklenburgische Heimatliebe kämpft mit lateinischer Schönheit, schlichter Bibelglaube mit katholischer Machtgebärde, alttestamentarisches Wissen mit aktuellem Antisemitismus, Erleichterung über einen sicheren, wenn auch fremden Ort mit Sehnsucht nach dem Geliebten. Und im Kern des ganzen Gefühlsaufruhrs, der die Frau durch Rom wie auf Flügeln trägt, ruht das Kind, das schon bald das Licht dieser widersprüchlichen Welt erblicken wird – der Autor des Buches. Sein Titel verrät, dass die Frau, von dem es erzählt, seine Mutter ist, die ihn wenige Wochen später in Rom zur Welt brachte.
Liebe in allen Formen, Gattenliebe, Mutterliebe, Heimatliebe, Nächstenliebe, liegt diesem makellosen, klassisch modernen Stück Prosa zugrunde, das nicht umsonst an den Schlussmonolog des „Ulysses” mit seinem großen Lebens-Ja erinnert. Am Ende übernimmt die Musik das Wort, in dem festlichen deutschen Kirchenkonzert, zu dem die erschöpfte und bewegte Frau sich endlich niederlässt, Musik, die alle Gegensätze ausspielt und ins Gleichgewicht bringt. GUSTAV SEIBT
FRIEDRICH CHRISTIAN DELIUS: Bildnis der Mutter als junge Frau. Erzählung. Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2006. 127 Seiten, 14,90 Euro.
Auf dem Weg durch Rom auf der Suche nicht nach Bildung, sondern nach Religion
Jede große europäische Literaturgeschichte hat ihr Rom-Kapitel.
Foto: Ullstein
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.10.2006

Die römische Wanderin und ihr Schatten
F. C. Delius malt ein großes Zeitbild auf kleinem Raum / Von Heinrich Detering

Eine einundzwanzigjährige Frau geht durch die Stadt Rom. Sie ist auf dem Weg zu einem Konzert in der evangelischen Kirche in der Via Sicilia. Die Frau ist erst kürzlich aus Mecklenburg nach Rom gekommen, weil ihr Mann dorthin versetzt worden war. Dieser Mann aber ist, einer Verwundung zum Trotz, neun Wochen zuvor überraschend nach Tunis abkommandiert worden, seine Heimkehr bleibt ungewiß. Sie ist allein, und sie ist im achten Monat schwanger. Es ist fünfzehn Uhr. Es ist ein Samstag im Januar 1943.

Der Gang der Dinge: Das ist in F.C. Delius' Erzählung dieser Weg durch eine Stadt, dem die Erzählung folgt und deren inneren Bewegungen sie sich anschmiegt - in der Unmittelbarkeit sensibler Einfühlung und in der distanzwahrenden Diskretion der dritten Person Singular. Eine knappe Stunde wird die junge Frau brauchen vom Verlassen ihrer Wohnung bis zur Ankunft in der Kirche. Von der ersten bis zur einhundertsechsten Seite dauert dieser Weg, dann folgt auf den letzten zwanzig die Schilderung des Kirchenkonzerts, auf das der Text mit seiner Heldin zuläuft. Und er endet mit dem Ausblick auf den Abend, an dem sie dies alles für ihren fernen Ehemann aufschreiben wird, "in einem langen, langen Brief".

Der Schlußpunkt ist der erste und einzige Punkt im ruhigen Fortschreiten dieser Prosa, die bis dahin allein durch die Kommata und Leerzeilen gegliedert wird. Nur wenige Zeilen umfaßt jeder der ineinander übergehenden Absätze, die dem Weg der Wanderin folgen, sich im leichten Rhythmus ihres Gangs bewegen, eilig und verharrend, angstvoll hastend und beruhigt schlendernd und so trittsicher zwischen den naheliegenden Gefährdungen der Sentimentalisierung oder der Denunziation seiner Figur, wie es nur einem völlig souveränen Wanderer gelingt.

Delius ist ein Nachfolger Wolfgang Koeppens, im schönsten Sinne: mit dessen Gespür für musikalische Phrasierung, für Leitmotivik und das rhythmische Gefälle der Assoziationen, aber ohne Manierismen. So beiläufig und genau, wie er seine Stadtansichten historisch situiert - nur im Augenwinkel werden die politischen Plakate und die "Radfahrer in schwarzen Hemden" sichtbar, das genügt -, wie er den Wechsel des Lichts während dieser Nachmittagsstunden protokolliert, so aufmerksam beobachtet er seine Heldin. Was immer er an Kunstmitteln aufbietet, es wird ganz durchsichtig auf diese in ihrer Selbstlosigkeit wie in ihrer Selbstwerdung anrührende Gestalt, eine Taube im römischen Gras.

Aufgewachsen ist diese deutsche Tochter in einer Gutsherrenfamilie des mecklenburgischen Landadels. Ihr Vater, einst Korvettenkapitän der kaiserlichen Marine, tut nun Dienst im Marineamt zu Kiel, ein lutherischer Diener der Obrigkeit und "glaubensstrenger Volksmissionar". Auch der junge Ehemann hätte seinen Platz eigentlich auf der evangelischen Kanzel in der katholischen Hauptstadt.

In der Vergegenwärtigung dieser norddeutsch-protestantischen Sprachwelt bewährt sich am eindrucksvollsten die Balance von sympathetischem Verstehen und leise ironischer Distanz, die F.C. Delius' Erzählung ausmacht. Im Umgang mit den Zitaten aus Gesangbuch und Psalter (und dazwischen Versen des Börries von Münchhausen), in Wortwahl und Satzbau stimmt hier jedes Wort: wie sich die Kindheitserinnerungen aus Doberan mit den römischen Szenerien vermischen, wie das Bild der deutschen Wartburg sich vor das der Peterskirche schiebt, wie die Beunruhigte sich "getröstet und geführt und gehalten" weiß vom Glauben und ihre Gedanken "im Herzen bewahren" will. (Daß sie in Rom bei den Kaiserswerther Diakonissen wohnt, versteht sich fast von selbst.) Und so nebenbei und indirekt wie fast alles Wesentliche erfahren wir, daß dieses deutsche Mädchen Margarete heißt.

Wenn Delius die Gedankenfragmente seiner Heldin mit Zitaten aus Bibel, Kirchenliedern und Kriegsberichten montiert, dann macht er die Stimmen hörbar, die mit von außen kommen und sich wie von innen anhören, die im Ich umgehen wie Wiedergänger und zwischen denen hindurch es einen Weg finden muß, der sein eigener ist. Denn kaum merklich ist dies auch die Geschichte des zögernden Beginns einer Emanzipation. Die Tochter, die hier zur Mutter wird, ist geschult an "deutscher Ordnung oder an frommer Ordentlichkeit"; sie weiß vor allem, "was sie alles nie lernen und verstehen würde", findet sich folglich ungebildet zwischen den deutschen Kunstfreunden und Diplomaten in Rom und hat doch gerade deshalb einen offenen Blick.

Mit jedem Schritt klärt sich im Fluß der Assoziationen und Themenwechsel ihr Blick auf sich selbst und die Welt. Hat sie sich zu Beginn ihres Weges noch die Frage verboten, warum bei fortwährenden Siegen eigentlich das Brot immer knapper werde ("so durfte man nicht fragen, es war eine Prüfung"), hat sie noch um den Sieg für Volk und Führer gebetet; so fällt ihr Blick im Gehen zurück auf den "ganzen Weg, den sie gekommen war", und mit jedem Schritt werden die "Versuchungen" der aufsässigen Gedanken schwerer abzuweisen. Erst während des Konzerts erreicht der Umstand ihr Bewußtsein, daß ja Stalingrad "jetzt in aller Munde" sei. Und obwohl man darüber doch "nicht sprechen durfte", erwacht ihre Neugier darauf, wo eigentlich die Juden geblieben seien hier in Rom. Mit dieser Frage aber stellt sich die Mahnung des Vaters ein, dem Führer die Gefolgschaft zu verweigern, wenn er "sich über Gott erhebt": die kategoriale Differenz zwischen der Nennung Gottes auf den Koppelschlössern der deutschen Soldaten und im Gesangbuch, zwischen BDM und Bibelstunde, zwischen Deutschen Christen und Bekennender Kirche. So unaufdringlich wie nur möglich wird diese beginnende Läuterung notiert, an deren Ende der "schmale Weg", zu dem die Monatslosung mahnt, als ein möglicher Weg in die Freiheit erkennbar wird. Vor sich selbst "Respekt" zu haben - einmal hat dieser "eitle Gedanke" doch das Wort gehabt, ehe sie ihn eilig wieder beiseite schiebt, ebenso wie das Eingeständnis einer Sehnsucht, die erst mit der Rückkehr ihres Mannes zu stillen wäre. Denn die Öffnung des Blicks geht hier einher mit der erinnerten Liebesgeschichte; sie kulminiert hier, komisch und rührend zugleich, in "der vorsichtigen Frage, ob er denn schon das Du anbieten dürfe".

Am Ende erhebt sich die Apotheose der Bachschen Musik, unterbrochen durch Haydns weltlich-widerständiges Streichquartett. Man liest eine solche Kontrastierung nicht zum ersten Mal, diese Engführung von Kriegsangst und Klangzauber, von Albtraumerinnerungen und einer Friedensvision, die aus dem Inneren der Musik aufzusteigen scheint. Aber man liest sie hier mit einer Bewegung, die sich der langen und behutsamen Hinführung ebenso verdankt wie der diskreten Doppelperspektive von Innen- und Außensicht; umso mehr, als auch hier ein Vorbehalt als Vorhalt bleibt. Denn noch im solidarischen Nachvollzug wird die seelische Bewegung in die Versatzstücke zerlegt, deren sie sich in Ermangelung anderer Bilder bedienen muß: die Heimatkunst-Bilder vom guten Leben, die Illustrationen der Kinderbibel.

"Bildnis der Mutter als junge Frau" ist diese Geschichte überschrieben. Das Kind, das sie erwartet, ist jetzt der Erzähler, der dies alles imaginiert. Man vergißt es, weil dieser Erzähler von sich absieht, weil er ganz Auge und Ohr für seine Heldin ist. Gerade dank dieser unsentimentalen Selbstlosigkeit aber wird seine Geschichte zum großen Zeitbild auf kleinem Raum. Am Ende ist der Leser wie die römische Spaziergängerin "jeden einzelnen Schritt mit Vergnügen gelaufen, aber eine längere Strecke wäre zu viel gewesen, es war genau die richtige Entfernung".

F.C. Delius: "Bildnis der Mutter als junge Frau". Erzählung. Rowohlt Berlin 2006. 128 S., geb., 14,90 [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Hingerissen zeigt sich Rezensent Gustav Seibt von dieser "wundervollen Erzählung", die Friedrich Christian Delius verfasst hat. Das "Bildnis der Mutter als junge Frau", das der Autor darin zeichnet - es handelt sich um das Porträt seiner eigenen Mutter -, schildert nach Darstellung Seibts den Spaziergang einer jungen, hochschwangeren Frau an einem Samstagnachmittag im Januar 1943 durch Rom. Auf ihrem Weg zur Kirche der deutschen evangelischen Gemeinde geht der frommen Frau vieles durch den Kopf: Eindrücke von Denkmälern und Gebäuden, ihre eigene Situation, der in Afrika zum Militär eingezogene Ehemann, Heimweh nach ihrer Heimat Mecklenburg, die politische Lage. Seibt attestiert dem Autor, die "berauschende Präsenz Roms" und die Heimatliebe der jungen Frau zu einer "vielstimmigen Musik" zu vereinen. Das Resümee des Rezensenten: ein "makelloses, klassisch modernes Stück Prosa", das nicht umsonst an den Schlussmonolog des "Ulysses" mit seiner großen Bejahung des Lebens erinnert.

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"Ein kleines Meisterwerk ... eine Liebeserklärung an die Stadt Rom und an die Mutter." -- DIE ZEIT
Ein Meisterwerk an Anmut und historischem Scharfblick Neue Zürcher Zeitung