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Er ist ein Hoffnungsträger für viele Menschen, nicht nur in Amerika: Der Demokrat John F. Kerry wird bei den Präsidentschaftswahlen 2004 George W. Bush herausfordern. Und er hat gute Chancen, neuer Herr im Weißen Haus zu werden. Wer ist der "neue JFK"? Die Wurzeln seiner Familiengeschichte sind weitverzweigt: Ein Teil seiner Vorfahren gehörte zum puritanischen Uradel, sein Großvater, ein böhmischer Jude, wanderte vor hundert Jahren nach Amerika ein. Kerry, ein langjähriger Freund des Kennedy-Clans und hochdekorierter Vietnam-Veteran, wurde landesweit bekannt, als er 1971 gegen die Fortsetzung des Krieges in Vietnam protestierte.…mehr

Produktbeschreibung
Er ist ein Hoffnungsträger für viele Menschen, nicht nur in Amerika: Der Demokrat John F. Kerry wird bei den Präsidentschaftswahlen 2004 George W. Bush herausfordern. Und er hat gute Chancen, neuer Herr im Weißen Haus zu werden. Wer ist der "neue JFK"? Die Wurzeln seiner Familiengeschichte sind weitverzweigt: Ein Teil seiner Vorfahren gehörte zum puritanischen Uradel, sein Großvater, ein böhmischer Jude, wanderte vor hundert Jahren nach Amerika ein. Kerry, ein langjähriger Freund des Kennedy-Clans und hochdekorierter Vietnam-Veteran, wurde landesweit bekannt, als er 1971 gegen die Fortsetzung des Krieges in Vietnam protestierte.

Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.07.2004

Herausforderer mit Chancen
Lebensgeschichte des Senators John F. Kerry

Michael Kranish/Brian C. Mooney/Nina J. Easton: John F. Kerry. Der Herausforderer. Aus dem Amerikanischen von Hainer Kober. Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2004. 335 Seiten, 19,90 [Euro].

Friedrich Mielke: John F. Kerry. Eine amerikanische Biographie. Herbig Verlag, München 2004. 223 Seiten, 19,90 [Euro].

Jochen Arntz, Holger Schmale: John Kerry. Kandidat gegen Bush - Amerika vor der Entscheidung. Verlag Kiepenheuer & Witsch 2004. 159 Seiten, 7,90 [Euro].

Es ist Wahlkampf in Amerika. Die Konkurrenz um das Oval Office im Zentrum des machtvollsten politischen Systems der Welt wird traditionell als alle Emotionen des Wahlvolkes hochputschendes Endspiel zweier Personen inszeniert, die nach längeren Ausscheidungskämpfen bei den Republikanern und den Demokraten übriggeblieben sind. Die jeweiligen Vizepräsidenten-Kandidaten spielen dabei nur eine unterstützende Nebenrolle. Daß es neben den Kandidaten der beiden großen Parteien häufig auch noch einen dritten oder vierten Kandidaten gibt, wird kaum wahrgenommen.

Im November 2004 heißt die Endspielpaarung George W. Bush, Republikaner und 43. Präsident mit bisher ziemlich gemischter Amtsbilanz, gegen John F. Kerry, Demokrat und langjähriges Mitglied des Senats. Bush ist durch seine Familienbande, die bizarre Geschichte seines Wahlsiegs in Florida, seine religiös-konservativen Anschauungen und seine Selbstwahrnehmung als "Kriegspräsident" hinreichend bekannt und wirkt durch sein politisches Profil ungemein polarisierend. Von Kerry hingegen wissen bislang nur die wenigsten etwas Genaueres. Entsprechend liegt es gleichermaßen in seinem eigenen und im Interesse der amerikanischen Öffentlichkeit, daß sich dies ändert. Denn wer die Wahl hat, hat die Qual, und da will man doch wenigstens wissen, warum oder für wen man sich quält. Deswegen schießen in Amerika derzeit die Berichte und biographischen Versuche über den Herausforderer wie Pilze aus dem Boden. Es handelt sich dabei um eine andere Pilzsorte als die ebenfalls sehr zahlreichen biographischen Versuche über den amtierenden Präsidenten - die sind in der Regel giftig. Das kann man von den Kerry-Biographien nicht behaupten, weder von den amerikanischen noch von den diesseits des Atlantiks niedergeschriebenen.

Kerry sei, schreiben etwa Michael Kranish und seine Koautoren, für die Öffentlichkeit ein ziemliches Rätsel, nicht zuletzt wegen seines ebenso verschlungenen wie faszinierenden Werdegangs. Der fleißige Gebrauch des Adjektivs "faszinierend" zur Charakterisierung von Kerry legt die Vermutung nahe, daß die Autoren ihm zumindest nichts Böses anhaben wollen. Und tatsächlich zeichnen sich alle drei hier besprochenen Biographien durch eine Grundstimmung tiefer Sympathie und innerer Übereinstimmung aus. Sie stimmen auch in ihren Inhalten weitgehend überein, halten sich also an eine einzige und, sagen wir: werbende Lesart von Kerrys Werdegang und politischem Wirken. Insofern handelt es sich bei allen drei Büchern um Verbrauchsmaterial mit dem Verfallsdatum 2. November 2004. Denn entweder wird Kerry dann zum 44. Präsidenten gewählt, oder er verliert gegen Bush. Im ersten Fall wird all das, was bis jetzt im Zentrum von Kerrys Lebensweg steht, zur Vorgeschichte seiner eigentlichen Biographie und diese ganz neu geschrieben werden. Im zweiten Fall wird sich schon bald kaum noch jemand für den "faszinierenden Werdegang" des abgeschlagenen Senators interessieren.

Die Kennzeichnung als Verbrauchsmaterial ist im übrigen nicht herabsetzend gemeint. Denn es ist ja durchaus wichtig, über Leben und politische Vorstellungen des Herausforderers Bescheid zu wissen, zumal seine Siegchancen derzeit gar nicht schlecht stehen. Das ausführliche Buch von Kranish, Mooney und Easton beruht auf einer zehnteiligen Serie in der angesehenen Tageszeitung "Boston Globe", bei dem die Autoren als Journalisten angestellt sind. Außerdem hat John Kerry ihnen insgesamt zehn Stunden lang Rede und Antwort gestanden. Auf diese Weise ist eines der typischen amerikanischen Journalisten-Bücher entstanden: sachlich und fair, voller Informationen und Daten, von denen manche auch entbehrlich wären, nicht ohne kritische Untertöne, die aber in diesem Fall eher sparsam eingesetzt werden.

Kerry wird im Dezember 1943 geboren. Sein Vater arbeitet nach dem Zweiten Weltkrieg im Außenministerium und wird 1954 zum Rechtsberater im Hochkommissariat der Vereinigten Staaten in Berlin ernannt. Die Familie zieht oft um, John besucht verschiedene Internate und später Eliteschulen an der amerikanischen Ostküste. In Yale wird er wie George W. Bush Mitglied des geheimnisumwitterten, jedenfalls aber spätere Karrieren begünstigenden "Scull and Bones"-Klubs. Schon damals gibt es persönliche Beziehungen zum Kennedy-Klan. Im August 1966 beginnt Kerrys Militärdienst, um den er sich nicht, wie viele seiner Jahrgangskameraden aus der Oberschicht, herumdrückt. Er wird zum Marineoffizier ausgebildet und übernimmt Ende 1968 das Kommando über ein Schnellboot, das im Mekong-Delta eingesetzt wird. Nach etlichen Verwundungen und Auszeichnungen wird er Anfang 1970 aus der Marine entlassen. In der Folgezeit wird er amerikaweit bekannt als einer der Sprecher der Anti-Vietnamkrieg-Bewegung. Danach beginnt seine Karriere als Politiker in der Demokratischen Partei, eine Karriere mit einigen Auf- und Abschwüngen. Seit 1984 ist Kerry Mitglied des Senats. Lange hat er dabei im Schatten des anderen Senators aus Massachusetts gestanden, Edward Kennedys. Spätestens seit seiner Heirat mit Teresa Heinz, der Witwe des Ketchup-Produzenten John Heinz, gehört Kerry zu den reichsten Politikern in Amerika.

Kerry ist ein durch und durch professioneller Politiker, das macht zugleich seine Stärke und seine Schwäche aus. Sein Weltbild und seine Vorstellung von Amerika stehen zweifellos in der liberalen Tradition eines John F. Kennedy. Sein Abstimmungsverhalten und seine politischen Wenden und Windungen sind jedoch fast immer auch von taktischem Kalkül bestimmt. Das Image vom Vietnam-Helden, der zum Kriegsgegner geworden ist, vom weltläufigen Liberalen, der Amerika aus den Fängen des evangelikalen Fundamentalismus errettet, das macht ihn zum Wunschkandidaten vieler Europäer. Ganz bestimmt ist er das für Friedrich Mielke, der ihn "hart in der Sache, aufrichtig und verantwortungsbewußt" nennt. Sein Buch ist eine einzige Lobeshymne auf Kerry. Das trifft ebenso auf die besonders gut lesbare und konzentrierte Darstellung von Leben und Politik John Kerrys aus der Feder von Jochen Arntz und Holger Schmale zu. Die beiden deutschen Bücher unterscheiden sich vor allem in ihrem Stil. Mielke liebt kurze Sätze und bevorzugt eine Art Stakkato-Kommuniqué-Stil. Arntz und Schmale schreiben entspannter, gönnen sich und den Lesern auch ein paar Abschweifungen, was ihren Text schmückt, ohne ihn ungebührlich zu verlängern.

Kennt man Kerry durch diese Bücher besser? Ein bißchen. Die Persönlichkeit dieses Politikers und das, was sie im Innersten antreibt, bleiben intransparent. Zuviel an seinem Auftreten ist Stilisierung, nicht zuletzt die demonstrative Teilnahme der Schnellboot-Crew aus dem Mekong-Delta an seinem Wahlkampf. An solchen Stilisierungen führt allerdings im amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf kein Weg vorbei.

WILFRIED VON BREDOW

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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Dieses Gemeinschaftswerks von Journalisten des "Boston-Globe" hält Norbert Finzsch für den Hecht im Karpfenteich der unzähligen Kerry-Publikationen. Noch die Bebilderung empfindet Finzsch als "liebevoll", und dem deutschen Verlag fällt er beinahe um den Hals, weil es ihm gelungen ist, ein "kongeniales Übersetzerteam" zu finden. Sachlich gesehen stellt das Buch die gebundene Fassung einer siebenteiligen Artikelserie dar, die im "Boston Globe" erschienen ist. Dass "erstklassiger politischer Journalismus", der von "wissenschaftlichem Erkenntnisdrang" gespeist ist, den Rezensenten begeistert, leuchtet ein; aber was will Finzsch uns sagen, wenn er das Buch als "ordentlich gedruckt" preist?

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