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Ein Berliner Ehepaar wagte einen aussichtslosen Widerstand gegen die Nazis und wurde 1943 hingerichtet. Von ihrem Schicksal erfuhr Hans Fallada aus einer Gestapo-Akte, die ihm durch Johannes R. Becher in die Hände kam. Fieberhaft schrieb Fallada daraufhin im Herbst 1946 in weniger als vier Wochen seinen letzten Roman nieder und schuf ein Panorama des Lebens der normalen Leute im Berlin der Nazizeit: Nachdem ihr Sohn in Hitlers Krieg gefallen ist, wollen Anna und Otto Quangel Zeichen des Widerstands setzen. Sie schreiben Botschaften auf Karten und verteilen sie in der Stadt. Die stillen,…mehr

Produktbeschreibung
Ein Berliner Ehepaar wagte einen aussichtslosen Widerstand gegen die Nazis und wurde 1943 hingerichtet. Von ihrem Schicksal erfuhr Hans Fallada aus einer Gestapo-Akte, die ihm durch Johannes R. Becher in die Hände kam. Fieberhaft schrieb Fallada daraufhin im Herbst 1946 in weniger als vier Wochen seinen letzten Roman nieder und schuf ein Panorama des Lebens der normalen Leute im Berlin der Nazizeit: Nachdem ihr Sohn in Hitlers Krieg gefallen ist, wollen Anna und Otto Quangel Zeichen des Widerstands setzen. Sie schreiben Botschaften auf Karten und verteilen sie in der Stadt. Die stillen, nüchternen Eheleute träumen von einem weitreichenden Erfolg und ahnen nicht, dass Kommissar Escherich ihnen längst auf der Spur ist.
Autorenporträt
Fallada,
Rudolf Ditzen alias Hans Fallada wurde 1893 in Greifswald als Sohn eines hohen Justizbeamten geboren. Mit dem vielfach übersetzten Roman Kleiner Mann - was nun? (1932) wurde Fallada weltbekannt. In der Zeit des Nationalsozialismus lebte er als »unerwünschter Autor« zurückgezogen auf seinem Sechs-Morgen-Anwesen in Mecklenburg. 1945 siedelte er nach Berlin über, wo er 1947 starb. Hans Falladas Roman Jeder stirbt für sich allein avancierte rund sechzig Jahre nach der Entstehung noch einmal zum internationalen Publikumserfolg.

Noethen,
Ulrich Noethen wurde durch den Kinofilm Comedian Harmonists bekannt und war seitdem in zahlreichen preisgekrönten Film- und Fernsehproduktionen zu sehen, darunter Der Untergang, Oh Boy oder Hannah Arendt. Mit seiner warmen, vielseitigen Stimme und seinem Gespür für Charaktere und Situationen begeistert Noethen auch als Hörbuchsprecher. Für seine Lesung von Friedrich Anis Nackter Mann, der brennt wurde er 2017 in der Kategorie »Bester Interpret« mit dem Deutschen Hörbuchpreis ausgezeichnet.
Trackliste
CD 1
1Erster Teil - Die Quangels00:00:18
2Die Post bringt eine schlimme Nachricht00:05:16
3Die Post bringt eine schlimme Nachricht00:05:16
4Die Post bringt eine schlimme Nachricht00:05:16
5Ein Mann namens Barkhausen00:05:37
6Ein Mann namens Barkhausen00:05:37
7Ein Mann namens Barkhausen00:05:37
8Trudel Baumann verrät ein Geheimnis00:05:06
9Trudel Baumann verrät ein Geheimnis00:05:06
10Trudel Baumann verrät ein Geheimnis00:05:06
11Enno Kluges Heimkehr00:05:19
12Enno Kluges Heimkehr00:05:19
13Enno Kluges Heimkehr00:05:19
14Enno Kluges Heimkehr00:05:19
15Enno Kluges Heimkehr00:05:19
16Enno Kluges Heimkehr00:05:19
CD 2
1Otto Quangel gibt sein Amt auf00:05:56
2Otto Quangel gibt sein Amt auf00:05:56
3Otto Quangel gibt sein Amt auf00:05:56
4Otto Quangel gibt sein Amt auf00:05:56
5Was am Tag darauf geschah00:05:31
6Was am Tag darauf geschah00:05:31
7Was am Tag darauf geschah00:05:31
8Enno und Emil nach dem Schock00:05:28
9Enno und Emil nach dem Schock00:05:28
10Enno und Emil nach dem Schock00:05:28
11Siegestanz im Elysium00:04:49
12Siegestanz im Elysium00:04:49
13Siegestanz im Elysium00:04:49
14Siegestanz im Elysium00:04:49
CD 3
1Sonnabend: Unruhe bei Quangels00:05:45
2Sonnabend: Unruhe bei Quangels00:05:45
3Sonnabend: Unruhe bei Quangels00:05:45
4Auch Anna Quangel macht sich frei00:05:06
5Auch Anna Quangel macht sich frei00:05:06
6Auch Anna Quangel macht sich frei00:05:06
7Auch Anna Quangel macht sich frei00:05:06
8Auch Anna Quangel macht sich frei00:05:06
9Die erste Karte wird geschrieben00:05:25
10Die erste Karte wird geschrieben00:05:25
11Die erste Karte wird geschrieben00:05:25
12Die erste Karte wird geschrieben00:05:25
13Die erste Karte wird geschrieben00:05:25
14Die erste Karte wird abgelegt00:06:02
15Die erste Karte wird abgelegt00:06:02
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 12.03.2011

„Mutter! Der Führer wird auch deine Söhne ermorden!“
Hans Falladas Erfolgsroman „Jeder stirbt für sich allein“ aus dem Jahr 1947 liegt jetzt erstmals in der ungekürzten Fassung vor
Über die Schicksale des letzten Romans von Hans Fallada ließe sich gut ein ganzes Buch schreiben, voller berührender, aufwühlender Geschichten, voller Sterben. „Jeder stirbt für sich allein“, aktuell ein Bestseller in England und Israel, erschien zuerst 1947, kurz nach Falladas Tod, in Ost-Berlin. Erzählt wird die Geschichte der Eheleute Quangel, die sich zum Widerstand gegen Hitler aufraffen, nachdem ihr Sohn im Frankreich-Feldzug gefallen ist.
Sie schreiben Postkarten und legen sie in Berliner Häusern aus, dort, wo viele Leute verkehren. „Mutter! Der Führer wird auch deine Söhne ermorden!“, steht auf der ersten Karte. Lange geht das gut, Wochen, Monate, ein Jahr . . . dann häufen sich Missgeschicke, Unvorsichtigkeiten, Zufälle. Die Gestapo verhaftet Otto und Anna Quangel, der Volksgerichtshof verurteilt sie zum Tode.
Das Buch über den Roman „Jeder stirbt für sich allein“ könnte im Berliner Wedding beginnen, in der Amsterdamer Straße 10. Dort hängt heute eine Gedenktafel: „Hier stand das Haus, in dem Otto Hampel (21.6.1897 - 8.4. 1943) und Elise Hampel (27.10.1903 - 8.4.1943) von 1943 bis zu ihrer Verhaftung lebten. Das Arbeiterehehepaar wurde am 8. April 1943 in Berlin-Plötzensee hingerichtet.“ Leben und Taten der Hampels waren, soweit er sie aus der Gestapo-Akte kannte, das Vorbild für die Quangels im Roman Falladas. Die Akte hatte ihm Johannes R. Becher gegeben – man könnte das Buch über den Roman auch gut mit der Begegnung beider Autoren in der Sowjetischen Besatzungszone anfangen lassen.
Becher und Fallada schätzten einander, verstanden sich schnell, hinter ihnen lagen ähnliche Erfahrungen. Sie hatten beide unter ihren autoritären Vätern – Juristen des wilhelminischen Kaiserreichs – gelitten. Beide hatten sie im Kleist-Jahr 1911 den Ausweg in der Kleist-Imitation und einem Doppelselbstmord gesucht. Becher war dabei die Geliebte gestorben, Fallada, der bürgerlich Rudolf Ditzen hieß, verlor den Freund. Becher wie Fallada überlebten schwer verletzt, kamen straffrei davon, wurden suchtkrank, anhängig: der eine mehr vom Alkohol, der andere vom Morphium.
Dann aber gingen sie sehr verschiedene Wege, das expressionistisch überbordende lyrische Talent Becher wurde Kommunist und emigrierte in die Sowjetunion. Als er nach Deutschland zurückkam, wollte Becher alle geistigen, kulturellen Kräfte für ein anderes, besseres Deutschland vereinen, gründete den Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands und, eng mit diesem verbunden, den Aufbau-Verlag.
Becher gab Hans Fallada, der als Autor neusachlicher Romane bekannt geworden war, die Gestapo-Akte, damit er über die Widerständler schriebe. Aber Fallada wollte nicht recht. Er war im Dritten Reich geblieben, hatte mitgemacht, sich angepasst, nun er wollte sich nicht auf die bessere Seite schreiben. Dann aber ließ er sich doch überreden, unterzeichnete einen Vertrag mit dem Aufbau-Verlag über einen Roman, Arbeitstitel: „Im Namen des deutschen Volkes! Streng geheim!“
Zunächst verfasst Fallada nur einen Aufsatz über die Hampels, der in der Kulturbund-Zeitschrift Aufbau erscheint. Anfang 1946 beginnt Fallada eine Entziehungskur, dann bricht er zusammen. Erst Ende September beginnt er die Niederschrift des Romans. Nach atemberaubend kurzer Zeit ist er fertig und ziemlich zufrieden mit dem Ergebnis. Schon am 30. Oktober 1946 schreibt er: „Zu meiner Freude kann ich Ihnen heute mitteilen, dass ich soeben meinen zweiten Roman nach dem Umsturz beendet habe . . . Es ist ein ziemlich umfangreiches Buch von 550 Druckseiten geworden. Das Schicksal eines Berliner Arbeiterehepaares wird darin behandelt, das in den Jahren 1940 bis 1942 antifaschistisch tätig war und das im Jahre 1943 hingerichtet wurde. Der Roman folgt in seinem äußeren Ablauf ziemlich genau aufgefundenen Akten der Gestapo. Ich glaube, ein gutes Stück Arbeit geleistet zu haben, endlich habe ich wieder nach so langer Pause meine alte Kraft gefunden.“
Die Gutachter sind anderer Meinung. Sie finden sachliche Fehler, kritisieren Unwahrscheinlichkeiten, fühlen sich unwohl mit den sämtlich sehr extremen Charakteren, vermissen die Mittelschicht, anständige Menschen. Einer meint gar, es handle sich um einen „Zuhälterroman mit politischem Aufputz“. Der Verlag aber steht zu seinem Autor. Der allerdings kann den Text nicht mehr selbst bearbeiten, am 5. Februar 1947 stirbt er in Berlin.
Und so müsste ein Buch über Falladas letzten Roman gerechterweise auf dem Schreibtisch Paul Wieglers (1878-1949) beginnen. Der hatte einst im Ullstein-Verlag die Romanabteilung geleitet und später die bis heute einzigartige Zeitschrift Sinn und Form mitbegründet. Er lektorierte Falladas Typoskript; in der Form, die Wiegler ihm gab, begeisterte der Roman Leser in aller Welt, inspirierte Verfilmungen in beiden Teilen Deutschlands. „Das beste Buch, das je über den deutschen Widerstand gegen den Nationalsozialismus geschrieben wurde“, meinte Primo Levi. Über sechzig Jahre nach dem Tod des Verfassers wurde die englische Übersetzung unter dem an Christopher Isherwood und „Cabaret“ erinnernden Titel „Alone in Berlin“ ein Bestseller.
Diesem Erfolg verdanken wir wohl auch die ungekürzte Neuausgabe nach dem für den Satz eingerichteten, überwiegend von Paul Wiegler korrigierten Typoskript. Sie lädt dazu ein, einen authentischeren, raueren Text kennenzulernen. Das 17. Kapitel – „Auch Anna Quangel macht sich frei“ – kann man nun zum ersten Mal überhaupt so lesen, wie Fallada es wünschte. Es zeigt, wie Anna Quangel ihren kleinen Posten in der NS-Frauenschaft durch Schläue und Frechheit wieder los wurde. Die Mitläuferschaft der Quangels hatte Wiegler getilgt, auch die Parteimitgliedschaft der Postbotin, ebenso den kommunistischen Hintergrund einer unbeholfenen, wenig sympathischen Widerstandsgruppe. Wiegler hat die Hinweise der Gutachter zur Kenntnis genommen, aber alles in allem doch im Dienst des Textes gearbeitet. Ein Fall politischer Zensur ist das nicht. Die Überarbeitung erfolgte, so heißt es im instruktiven Nachwort von Almut Giesecke, „im Sinne kulturpolitischer Korrektheit“.
Das ist auch ein Zeichen für einen Wandel in der Erinnerung an das Dritte Reich: man wollte nicht länger mitgemacht haben, man wollte als „verführt“ gelten. Fallada schildert den Alltag nazi-durchtränkt, von Angst und Gewalt durchherrscht, die Gesellschaft zersetzt, jedes Vertrauen zerstört. Die Streichungen belegen, wie man begann, die NS-Herrschaft allmählich zu entsorgen, indem man sie zu etwas Fremdem, Dämonischen, Unverständlichen erklärte.
1947 fielen auch vulgäre Ausdrücke und drastische Beschreibungen unter den Tisch, sie sind nun wieder hergestellt. Das Buch besticht durchs Atmosphärische, durch Milieuschilderung. Auch den Bösewichtern, Denunzianten, Gestapo-Kommissaren, wird ein Innenleben, wird seelische Entwicklung zugestanden.
Das wirkliche Ende der Hampels war freilich um einiges furchtbarer als das der Quangels. Fallada lässt die Liebe der Eheleute über die Bosheit triumphieren. In der Wirklichkeit des Jahres 1943 war es anders: um ihre Leben zu retten, haben Otto und Elise Hampel einander bezichtigt und verraten. Er habe, schrieb etwa Otto, sich von den Meinungen seiner Frau beeinflussen lassen; Elise wiederum versuchte, ihm alle Schuld in die Schuhe zu schieben. Es wäre selbstgerecht, darüber zu urteilen, aber in dem Wissen darum liest man den letzten Teil des Romans anders.
Der Germanist Manfred Kuhnke hat gute Gründe für die Annahme zusammengetragen, dass Hans Fallada nur einen Auszug aus der Gestapo-Akte in die Hände bekommen hatte und von den traurigen Gnadengesuchen der beiden nichts wusste.
JENS BISKY
HANS FALLADA: Jeder stirbt für sich allein. Roman. Ungekürzte Neuausgabe. Herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Almut Giesecke. Mit 12 Abbildungen. Aufbau Verlag, Berlin 2011. 704 Seiten, 19,95 Euro.
„,Letzten Endes: der ganze Staat,
das ist die Gestapo. Ohne
uns bräche alles zusammen . . . “
Ein Gutachter meinte, es handle
sich um einen „Zuhälterroman
mit politischem Aufputz“
Der Schriftsteller Hans Fallada (1893-1947) mit seiner Frau Anna Issel, von der er 1944 geschieden wurde. Rechts ist die erste Seite des ersten Kapitels aus dem Typoskript zu „Jeder stirbt für sich allein“ mit den Korrekturen zu sehen.
Foto: Scherl (oben)/ Abb. aus dem bespr. Band)
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensentin Felicitas von Lovenberg ist hoch erfreut, dass Hans Falladas Roman "Jeder stirbt für sich allein", der mehr als sechzig Jahre nach seinem Erscheinen zum internationalen Bestseller avancierte, nun auch als Lesung des "grandiosen" Ulrich Noethen vorliegt. Schon mit den ersten Sätzen gelingt es Noethen, der Rezensentin die Stimmung "stiller Traurigkeit und Wundheit", die über der ganzen Erzählung liege, zu vermitteln. Falladas schonungslos eindringlicher und zugleich resignativer Schilderung seiner Figuren werde Noethen mit seinem zurückhaltenden und dennoch "charakterstarken" Vortrag absolut gerecht. Lobende Worte verliert die Rezensentin auch über die gelungene Kürzung des Romans: durch das Streichen überflüssiger Randbegebenheiten und Nebenfiguren erscheine die ca. neunstündige Lesung geschlossener als die Urfassung.

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