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Chronischer Neurotiker, verschusseltes Genie, feiner Humorist, unübertroffener Aphoristiker - Woody Allen ist eine der großen Ikonen der amerikanischen Kultur. In den vergangenen vier Jahrzehnten hat er Filmgeschichte geschrieben, ist als Jazzmusiker aufgetreten und hat Bücher verfasst. Seine Kommentare zu den alltäglichen Dingen des Lebens drücken ein Zeitgefühl aus, mit dem sich eine ganze Generation identifiziert. In Zusammenarbeit mit Woody Allen hat Stuart Hample von 1976 bis 1981 die erfolgreichen Comic Strips "Inside Woody Allen" gezeichnet. Dieses Buch bietet die Essenz der Woody-Allen-Philosophie.…mehr

Produktbeschreibung
Chronischer Neurotiker, verschusseltes Genie, feiner Humorist, unübertroffener Aphoristiker - Woody Allen ist eine der großen Ikonen der amerikanischen Kultur. In den vergangenen vier Jahrzehnten hat er Filmgeschichte geschrieben, ist als Jazzmusiker aufgetreten und hat Bücher verfasst. Seine Kommentare zu den alltäglichen Dingen des Lebens drücken ein Zeitgefühl aus, mit dem sich eine ganze Generation identifiziert. In Zusammenarbeit mit Woody Allen hat Stuart Hample von 1976 bis 1981 die erfolgreichen Comic Strips "Inside Woody Allen" gezeichnet. Dieses Buch bietet die Essenz der Woody-Allen-Philosophie.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.03.2010

Der Stiftneurotiker

Prunkvolle Auferstehung: Stuart Hample hat von 1976 bis 1984 einen Comicstrip mit Woody Allen als Helden gezeichnet. Jetzt liegt eine Auswahl auf Deutsch vor.

Stuart Hample war fünfzig, als er seinem Leben neuen Schwung verlieh. Zuvor hatte der 1926 geborene Amerikaner als Werbegrafiker gearbeitet und sich 1955 kurzfristig als Assistent des Zeichners Al Capp versucht, der mit "Li'l Abner" einen legendären Comic-Strip gestaltete, dessen beste Zeit aber schon vorbei war. Entsprechend heikel gestimmt war der egozentrische Capp, und entsprechend schwer hatte es Hample als Assistent. Da fiel die Rückkehr in die verachtete Werbebranche leicht. Doch Hample hielt zwanzig Jahre lang Ausschau nach einer neuen Comic-Herausforderung, und 1975 gelang es ihm, die Zeitungscomicserie "Rich and Famous" zu lancieren. ",Reich und berühmt' machte mich weder das eine noch das andere", schreibt er heute, aber schon im nächsten Jahr hatte Hample eine bessere Idee. Über einen Bekannten hatte er Jahre zuvor einen jungen Stand-up-Comedian kennengelernt, der mittlerweile ein Filmstar geworden war: Woody Allen. Was läge näher, als diese Berühmtheit mit ihrem unnachahmlichen Humor zum Mittelpunkt einer Comicserie zu machen?

Andererseits: Was lag ferner? Comics über berühmte Komiker hatte es zwar schon einmal gegeben, aber das war ein halbes Jahrhundert her, und die damaligen Strips über Charlie Chaplin waren nur mäßig erfolgreich gewesen. Nun ist es etwas anderes, ob man einen Stummfilmstar im Comic das tun lässt, was er auch auf der Leinwand tut, oder einen Wortkünstler zum gezeichneten Helden macht. Hample gewann Allen jedenfalls für seine Idee, er bekam sogar Einblick in die Notizhefte zugesichert, in denen der wahre Woody Allen seine Gag-Einfälle notierte, und am 4. Oktober 1976 wurde die neue Serie in 460 amerikanischen Zeitungen zugleich begonnen. Das war der erfolgreichste Start eines Comicstrips überhaupt; allerdings muss man wissen, dass die seinerzeit bestverkaufte Serie, die "Peanuts", in mehr als 1500 Blättern erschien.

Hamples Reichtum war der gleichwohl famose Start von "Inside Woody Allen" zuträglich, seinem Ruhm dagegen zunächst nicht, denn er zeichnete den Comic ein Jahr lang unter dem Pseudonym Joe Marthen, weil er neben "Rich and Famous" keine weitere Serie unter seinem Namen laufen lassen durfte. Kaum aber war der Vorgänger mangels Erfolgs eingestellt worden, signierte er vom Herbst 1977 an "Inside Woody Allen" mit Hample. Und so kompliziert die Verständigung zwischen dem Vertrieb, der angesichts des großen Interesses auf möglichst breitenwirksamen Humor setzte, und Woody Allen, der sich den Strip so sophisticated wie möglich wünschte, auch war, hielt Hample den Spagat acht Jahre lang durch. Als Allens Filme ernsthafter wurden und sein Stern in Amerika zu sinken begann, starb 1984 die Serie. Hample machte nie mehr einen neuen Versuch als Comiczeichner.

Heute dient "Inside Woody Allen" als nostalgische Reminiszenz an die siebziger und achtziger Jahre, die bis heute rund um die Welt noch Leser findet. Deshalb hat der Knesebeck Verlag sofort zugegriffen, als in Amerika eine aufwendig gestaltete Auswahl der besten Folgen von "Inside Woody Allen" erschien, und kurze Zeit später war die deutsche Ausgabe da: "Vom Irrsinn des Lebens" heißt sie, und von den insgesamt knapp 2750 Folgen druckt sie 301 nach. Das ist recht viel auf einmal, denn was dem Comic fehlt, ist die Performanz von Woody Allen auf Bühne oder Leinwand, seine Betonung, seine Gesten, sein Timing. Der Comicleser gibt selbst das Tempo der Lektüre vor, und nichts ist Comedy abträglicher als Verlangsamung. Zudem hat schon der amerikanische Verlag den Fehler gemacht, die Episoden thematisch zu ordnen. Eine Serie von mehr oder minder originellen Tagebucheintragungen verliert aber in der Ballung ebenso an Witz wie zwei Dutzend Psychoanalytiker-Strips in Folge. Und die Übersetzung von Helmut Neuberger ist nicht frei genug: Witze lassen sich aber schwer eins zu eins übertragen. Einmal immerhin wird ein Gag von 1976 auf die aktuelle Übernahme von Porsche durch VW gemünzt, aber das wirkt grässlich bemüht, weil das Thema nicht zur Person Woody Allens passt.

Stärken hat das Buch aber auch. Zunächst einmal die Ausstattung: gutes Papier, perfekter Druck (bis auf zwei Sprechblasen, wo vergessen wurde, den Originaltext zu tilgen), unauffälliges Lettering und Reproduktion aller Comics nach Hamples Originalen, so dass man noch die kleinste Korrektur studieren kann. So wünschte man sich als Liebhaber auch bedeutendere Comicstrips nachgedruckt, aber gilt das auch für normale Leser? Etwas albern ist auch die Reproduktion von Original und Kolorierungsvorlage bei einigen Sonntagsfolgen. Ein Beispiel hätte gereicht.

Hample hat für den Band eine umfangreiche Einleitung verfasst (in dem er erstaunlicherweise sein Pseudonym Joe Marthen verschweigt, das auf etlichen Folgen auftaucht), und aus dem Nachlass des Architekturvisionärs R. Buckminster Fuller hat man eine Bildergeschichte veröffentlicht, die Woody Allen als Krönung der Schöpfung und Sinn des Lebens gleichzeitig feiert - nicht gut gezeichnet, aber dank ihres Aberwitzes ein Genuss. So ist das Buch ein Schmankerl für Comic-Historiker oder -Nostalgiker. Für ein breites Publikum taugt es wohl nicht mehr - Woody Allen wird's freuen.

ANDREAS PLATTHAUS.

Stuart Hample: "Der Irrsinn des Lebens". Woody Allen in Comic Strips. Vorwort von R. Buckminster Fuller. Aus dem Englischen von Helmut Neuberger. Knesebeck Verlag, München 2009. 240 S., Abb., geb., 29,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Andreas Platthaus hält den Band für ein Schmankerl für Comic-Historiker und -Nostalgiker, nicht mehr und nicht weniger. Stuart Hamples "Inside Woody Allen"-Strips, 301 an der Zahl (von 2750), kann er in dieser Ausgabe zwar in erstklassiger Ausstattung bewundern. Doch dass der gebotene Einblick noch in die kleinste Korrektur des Zeichners nichts für ein breites Publikum ist, da ist sich der Rezensent fast sicher. Außerdem stellt sich durch die thematische Ordnung der Folgen, etwa nach Psychoanalytiker-Strips, bei Platthaus eine spürbare Witzimmunität ein. Auch, weil Woody Allens Betonung, seine Gesten, sein Timing auf Papier einfach nicht zu haben ist, wie Platthaus feststellen muss.

© Perlentaucher Medien GmbH