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1938, Reichsparteitag in Nürnberg: Adolf Hitler und die Führungsriege des "Dritten Reiches" inszenieren ihre Herrschaft. Was Millionen begeistert, soll für einen Exilanten der Schlusspunkt seines tollkühnen Plans werden: den Diktator töten, mit einem Flugzeug, mitten auf der Rednertribüne zum Absturz gebracht. Doch er wird verraten und muss um sein Leben fürchten. Nach einer wahren Begebenheit erzählen Viktor Glass und Heinz Keller einen berührenden Roman um den unbekannten Attentäter Martin Hauber, der erst gezwungen ist, Deutschland zu verlassen, in der Schweiz zum Nazi-Gegner wird und…mehr

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Produktbeschreibung
1938, Reichsparteitag in Nürnberg: Adolf Hitler und die Führungsriege des "Dritten Reiches" inszenieren ihre Herrschaft. Was Millionen begeistert, soll für einen Exilanten der Schlusspunkt seines tollkühnen Plans werden: den Diktator töten, mit einem Flugzeug, mitten auf der Rednertribüne zum Absturz gebracht. Doch er wird verraten und muss um sein Leben fürchten. Nach einer wahren Begebenheit erzählen Viktor Glass und Heinz Keller einen berührenden Roman um den unbekannten Attentäter Martin Hauber, der erst gezwungen ist, Deutschland zu verlassen, in der Schweiz zum Nazi-Gegner wird und schließlich als Kamikazepilot die Welt vom Irrsinn seiner Zeit erlösen will.
Autorenporträt
Viktor Glass studierte Sinologie und Publizistik in Bochum. Neben mehreren Reiseführern schrieb er Erzählungen und Romane unter Pseudonym. Der Autor lebt in Augsburg. Bei Rotbuch erschienen zuletzt die Romane "Diesel" (2008) und "Goethes Hinrichtung" (2009). Heinz Keller kann auf über 40 Jahre Berufserfahrung im deutschen Auswärtigen Dienst zurückblicken und kennt Botschaften und Konsulate aus seiner langjährigen Praxis im Detail. Er lebt in Bonn. "Das Attentat des Herrn Hauber" ist sein erster Roman.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.08.2012

Kamikazeflieger und allzu menschliche Diplomaten

Der Roman über einen vergessenen Versuch, Hitler zu töten, belebt den Mythos von der Zurückhaltung des deutschen "Außenamtes" im Nationalsozialismus neu.

Seit der Antike trägt der Tyrannenmord das moralphilosophische Gütesiegel. Das konnten moderne Menschenfeinde so wenig ändern wie radikale Menschenfreunde. Nicht nur erlaubt ist nach Cicero die Liquidierung des Tyrannen, sondern geradezu geboten, ihre Unterlassung ein Sittlichkeitsverstoß. Der Sozialdemokrat Martin Hauber, ein bislang eher unbekannter Luftfahrtmechaniker aus Friedrichshafen am Bodensee, wollte diesem Gebot Folge leisten und Adolf Hitler beseitigen, bevor es zu dem erwarteten großen Krieg käme. Er gehört sogar zum kleinen Kreis derer, die sich zu opfern bereit waren. Sein eigener Tod nämlich war unvermeidlich bei dem geplanten Kamikazeangriff auf die Rednertribüne des Nürnberger Reichsparteitags von 1938.

Über die Planung kam dieses Selbstmordattentat mit einem bombenbeladenen Sportflugzeug freilich nicht hinaus, denn ausgerechnet die antifaschistischen spanischen Rotgardisten, deren Gesandtschaft Hauber im Schweizer Exil um Hilfe bei der Beschaffung des Flugzeugs gebeten hatte, verrieten die Verschwörer. Die Deutschen, die längst vor der offiziellen Benachrichtigung durch die Schweiz von der Angelegenheit wussten, ließen Hauber in Basel entführen, doch ihm gelang seltsamerweise die Flucht. Noch seltsamer nimmt sich aus, dass Hauber gleichwohl wieder in Deutschland auftauchte, am seltsamsten aber, dass das gegen ihn eingeleitete Verfahren wegen "Planung eines Attentats auf den Führer" am 29. November 1941 eingestellt wurde. Gab es eine Abmachung? Vielleicht wird es dereinst den Historikern gelingen, die Umstände dieses höchst ungewöhnlichen Freispruchs zu rekonstruieren.

An den gescheiterten Versuch Martin Haubers, den Verlauf der Weltgeschichte so brachial wie naiv zum Guten hin abzulenken, erinnert der Autor Viktor Glass aber bereits jetzt, und zwar in Form eines Romans, den er gemeinsam mit dem pensionierten Diplomaten Heinz Keller verfasst hat. Viel Archivmaterial haben die Autoren ausgewertet und die Lücken literarisch überwölbt. Ihr Buch, dessen Handlung im Jahr 1932 einsetzt und mit der gelungenen Flucht aus den Händen der deutschen Häscher endet, zeigt, wie der Attentatsplan allmählich in Hauber gereift sein könnte. Unter Beobachtung stand der ehemalige SPD-Politiker schon früh, zumal er dem neuen Regime zunächst durch Aufsässigkeit die Stirn bot. Ein erster Versuch, das Land zu verlassen, brachte Hauber Misshandlungen durch die Gestapo ein. Der zweite Versuch aber gelang, und so landete der Schwabe, dessen Ingenieursfähigkeiten gefragt waren, in der Schweiz. Statt sich über diese glückliche Fügung zu freuen, wuchs in Hauber jedoch der Hass auf den Diktator. Der Tyrannenmord erschien ihm als ethische Pflicht. Die Autoren fügen der Gewissensentscheidung noch eine Komponente hinzu, indem sie das Vermächtnis eines Freundes einschalten. Ein Sozialdemokrat, gedemütigt von den neuen Herren, begeht im Roman Selbstmord und hinterlässt Hauber einen unverblümten Brief: "Du hast Kraft und Mut. Töte diesen Hitler. Töte Hitler. Töte Hitler."

Trotz des hochinteressanten Stoffs und einiger guter Dialoge ist "Das Attentat des Herrn Hauber" leider kein herausragendes Buch geworden, was nicht nur am schlichten Stil liegt, der mitunter sogar hölzern wirkt: "Das ist zwar gesetzwidrig, aber mehr und mehr scheint die Diktatur immer deutlicher durch." Erzählerisch schwächelt es an allen Fronten. Zum einen hält sich das sehr erklärend angelegte Buch, das eine fast lehrbuchartige Mission zu haben scheint, zu eng an den Stoff. Dem Figurenentwurf geht alles Psychologische ab. Zudem wird die überzeitliche Bedeutung des Gegenstands nicht einmal im Ansatz ausgelotet. Andererseits leisten die Autoren sich die Freiheit, Hauber eine fiktive Figur zu kontrastieren: im Prinzip ein guter poetologischer Kniff, wäre die erfundene Person nicht derart stereotyp geraten. Schon optisch stellt der Argentinier Hasso von Nicolasee "das Idealbild eines Germanen dar, wie man ihn sich in diesen Zeiten vorstellt". Der Sohn deutscher Einwanderer kommt ins nationalsozialistische Deutschland, um Karriere zu machen und steigt bald in der SS- und SD-Hierarchie auf. Tatsächlich gab es solche Blitzkarrieren von Heydrichs Gnaden, man denke an den jungen Geheimdienstchef Walter Schellenberg. Von Nicolasee allerdings wird sehr hollywoodhaft - und wieder ohne jede Psychologie - als Karrierist gezeichnet, der jedoch seinen Anstand behält und sich schließlich zum Hitler-Gegner wandelt. Ganz ohne Charme ist das nicht, aber gerade im Metier historischer Aufarbeitungsromane hat man schon Überzeugenderes gelesen.

Was dem Buch allerdings doch eine eigene Note verleiht, ist das Ausmaß, in dem es auf diplomatische Finessen eingeht, was sich zweifellos auf die Mitarbeit Kellers zurückführen lässt. Von Detailkenntnis zeugt es, wenn die Bedeutung der botschaftseigenen Fahrzeugflotte erklärt wird: "Das Kuriergepäck darf nicht mit dem Taxi befördert werden." Nicht nur tritt im Folgenden der reflektierte Ernst Freiherr von Weizsäcker auf, seinerzeit noch deutscher Gesandter in der Schweiz, der etwa die Phrase "Scharfmacher wie Himmler und Goebbels" geschickt verwendet: um sich zu distanzieren und sein Gegenüber zugleich unter Druck zu setzen. Selbst der eigentlich zur internen Kontrolle der Diplomaten abkommandierte von Nicolasee verwandelt sich in diesem Rahmen zum Helden. So nimmt sich der Roman ein wenig aus wie die Antwort auf den Kommissionsbericht "Das Amt", der sich jüngst anschickte, den Nachkriegsmythos einer gewissen Zurückhaltung der Diplomaten des Auswärtigen Amtes im Hinblick auf die nationalsozialistische Ideologie zu zerstören.

Den heimlichen Höhepunkt des Buches bildet denn auch ein Geheimgespräch zwischen Hitler, Himmler und Heydrich, in dem alle drei die Antiquiertheit des Auswärtigen Amtes beklagen. Himmler und Heydrich wollen gegen verträumte, allzu menschliche Diplomaten und gegen den Auslandsgeheimdienst des Oberkommandos der Wehrmacht einen resoluteren Auslandsgeheimdienst der SS durchsetzen. Ausgerechnet Hitler aber, der zwar gerne Skandalöseres über die Politiker der Nachbarländer erführe, bremst die Euphorie: "Was diese Diplomaten an Sprachkompetenz anbieten, ist beachtlich. Das kann die SS nicht annähernd leisten." Zunächst also Kritik, die sich heute positiv ausnimmt, dann unstrittige Anerkennung. So wird der einzige Auftritt des Tyrannen, um dessen Liquidierung sich das ganze Buch dreht, zu einer doppelt motivierten Lobrede für die konservativ-widerborstige Behörde Konstantin von Neuraths, für jenes "Außenamt" also, dessen enge und überzeugte Verflechtung mit der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik die Historikerkommission um Eckart Conze plakativ herausgestrichen hat. Vielleicht muss man den Roman also als Beitrag zu dieser Debatte um die Möglichkeit des richtigen Lebens im falschen lesen.

OLIVER JUNGEN

Viktor Glass, Heinz Keller: "Das Attentat des Herrn Hauber". Roman.

Rotbuch Verlag, Berlin 2011. 348 S., geb., 19,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Oliver Jungen versucht verzweifelt, diesem in Kooperation zwischen Viktor Glass und Heinz Keller entstandenen Roman um den Hitlerattentäter Hauber etwas abzugewinnen. Literarisch, daran lässt Jungen keine Zweifel, kann das Buch nicht überzeugen. Der aus Archivmaterial und romanesken Versatzstücken kompilierte Text erzählt laut Jungen zwar eine historisch hochinteressante Geschichte, die zudem noch ihrer Aufarbeitung durch die historische Zunft harrt, der einfache, ja hölzerne, mehr erläuternde Stil des Ganzen und das Fehlen jeglicher Psychologie machen ihm die Lektüre jedoch zur linden Qual. Für Jungen kommt noch hinzu, dass der überzeitlichen Bedeutung des Stoffes (Tyrannenmord!) nicht die Spur Aufmerksamkeit gewidmet wird.

© Perlentaucher Medien GmbH