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Das Leben des Literaturnobelpreisträgers von 1997 ist eines, das sich auf der Bühne abspielt, stets im Rampenlicht. Aber wie jeder Künstler kreiert er auch einen geheimen Ort, einen Ort der Seele. Dieses Buch lädt ein, es uns bequem zu machen, und erzählt Geschichten, die nicht enden: von seiner Kindheit in dem verzauberten Land der Fabulierer, von seinen ersten Erfahrungen in der Kunsthochschule Brera, von der Entdeckung seiner großen Leidenschaft, des Theaters. Und von der verrückten Liebe zu Franca, unvergleichliche Begleiterin seines Lebens.Ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, mit einer…mehr

Produktbeschreibung
Das Leben des Literaturnobelpreisträgers von 1997 ist eines, das sich auf der Bühne abspielt, stets im Rampenlicht. Aber wie jeder Künstler kreiert er auch einen geheimen Ort, einen Ort der Seele. Dieses Buch lädt ein, es uns bequem zu machen, und erzählt Geschichten, die nicht enden: von seiner Kindheit in dem verzauberten Land der Fabulierer, von seinen ersten Erfahrungen in der Kunsthochschule Brera, von der Entdeckung seiner großen Leidenschaft, des Theaters. Und von der verrückten Liebe zu Franca, unvergleichliche Begleiterin seines Lebens.Ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, mit einer Note von Respektlosigkeit und Ironie, spricht Dario Fo über große und gefährliche Themen, seien es Politik, Komik, Zensur oder Glaube, Religion und soziales Engagement. In der Vergangenheit hat er manchmal falschgelegen, verloren, aber auch gelebt jeden Augenblick und mit voller Kraft.
Autorenporträt
Dario Fo, 1926 in Saniano geboren, ist einer der bekanntesten zeitgenössischen Dramatiker. Mehr als 70 Stücke gehören zum Oeuvre des Autors, der für sein Schaffen 1997 den Literaturnobelpreis erhielt und der heute einer der Protagonisten im Kampf gegen Berlusconis Medienmacht ist.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.12.2008

Froh macht Fo
Ohne Blendwerk: Der Nobelpreisträger von 1997 spricht über sein überreiches Leben – „Die Welt, wie ich sie sehe”
Dario Fo: Ein fröhlicher Spötter und überwältigender Charmeur. Als Pantomime von federnder Eleganz, im Gewand der Commedia dell‘ arte voll schrillem, derbem Witz, als linksdemokratischer Fighter unnachsichtig scharf gegen alle falsche Autorität, als Dramatiker volksnah komödiantisch und dennoch – 1997 Nobelpreisträger. Und sonst noch: Journalist, Liedermacher, Maler, Regisseur, Fernsehunterhalter – ein Mensch mit unbändiger, mitreißender Lebenslust. In Italien gilt der 82-Jährige als das „Enfant terrible”. Von vielen geliebt, von den Berlusconis gehasst, mit Auftrittsverboten belegt, verhaftet.
Dario Fo erzählt sein Leben: „Die Welt, wie ich sie sehe” ist ein großes Lesevergnügen. Der Journalistin Guiseppina Manin hat der Allroundkünstler aus San Giano am Lago Maggiore, der mit Farcen wie „Zufälliger Tod eines Anarchisten”, „Bezahlt wird nicht” und „Hohn der Angst” weltberühmt wurde, in offenbar unerschöpflicher Fabulierlust das acht Jahrzehnte währende Abenteuer seines Lebens ausgebreitet. Manin hat die Rede mit wenigen, wie zufällig eingestreuten Fragen salopp geordnet und durch informative Statements den Erzählfluss in neue Richtung gelenkt, ohne die Spannung herauszunehmen. Über diesem anschaulichen spontanen Reden taucht man in ein Leben ein, in dem jeder Moment mit allen Fasern wahrgenommen und in Beziehungen gesetzt zu sein scheint.
Das komische Mysterium
Dario Fos Reflexionen sind immer „vernetzt”, die Kunst mit der Politik, das Malen mit dem Schreiben („Das Zeichnen hat mir immer beim Denken geholfen, die Probleme der Handlung zu lösen”), das Theater mit dem Privaten (mit der Liebe zu Franca Rame, seiner Kollegin und Lebenspartnerin), und immer ist Vergangenes gegenwärtig – es ist ihm ein Leichtes über die Jahrhunderte kulturelle, politische, religiöse Entwicklungen zu skizzieren. Shakespeare, Goethe, Leonardo, Mantegna, die Apokryphen und die Päpste, er zitiert sie herbei, ordnet sie in sein überbordendes Weltbild ein.
„Die Kunst ist, wie das Theater, nie Selbstzweck”, sagt Fo in diesem Buch; sie dienen ihm dazu, „etwas anderes zu erreichen: die Wissenschaft, das Wissen, die Wahrheit. In meinem ganzen Leben habe ich nie etwas geschrieben, um die Leute nur zu unterhalten. Durch meine Texte zieht sich stets der Riss, der Gewissheiten in die Krise stürzt...”
So gibt es für ihn keine hohe und keine niedere Kunst, nur eine Kunst, die dem Leben, den Lebenden dient. Dario Fo zeigt stets seine Lust an der Auseinandersetzung; wenn es dabei Niederlagen gab, wie 1980 – er und Rame durften, weil politisch unerwünscht, nicht in die USA einreisen – feiert er es als Sieg, dass sie von der neuen Regierung unter Ronald Reagan dann 1984 doch ein Visum erhielten. Das schreibt er dann etwas ironisch der „Solidarität unter Schauspielern” zu. Das Schöne, geradezu Vergnügliche dieser Weltansicht ist, dass sie immer, eigentlich unerschütterlich, auf das gerichtet ist, was ist. Dario Fo lenkt nie ab durch die Blendwerke falscher Hoffnungen und Enttäuschungen.
„Die Welt, wie ich sie sehe” ist im Wesentlichen eine überschwängliche Rede über Menschen, ein Interview von bestechender Eloquenz über Erfahrungen und Einsichten. Bei aller Erzähllust eilt Fo nie leichtfertig über die wesentlichen Dinge hinweg. Selbst ein „Cavaliere” wie Berlusconi bringt den „Spielmann” Dario Fo nicht davon ab, „das Lachen als den höchsten Wesenszug unserer Art” zu definieren: Das Lachen ist ihm „das wirklich komische Mysterium der Menschheit”.
„Das Leben hat es meist gut mit mir gemeint”, sagt er zu Giuseppina Manin. „Ich muss deshalb zugeben, dass es mir ein wenig leid tut, es zu verlassen. Ich habe keine Angst vor dem Tod. Was mir missfällt, ist die Vorstellung, nicht mehr zu leben.” Dies vor allem, weil er noch so vieles erkunden will, um genauer zu sehen, was die Welt im Inneren zusammenhält und weil es für ihn noch eine ganze Menge zu tun gibt, dass den Menschen das Lachen nicht vergeht. THOMAS THIERINGER
DARIO FO, GIUSEPPINA MANIN:Die Welt, wie ich sie sehe. Autobiographie. Aus dem Italienischen von Peter O. Chotjewitz. Mit Illustrationen des Autors. Rotbuch Verlag, Berlin 2008. 192 Seiten, 19,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Franz Haas kennt Dario Fo als auch mit 82 Jahren noch aktiven, engagierten Intellektuellen und hat den Interviewband, in dem der Literatur-Nobelpreisträger von 1997 Giuseppina Manin über sein Leben und seine Ansichten Auskunft gibt, mit Spannung gelesen. Besonders fesselnd fand der Rezensent Fos Erinnerungen an seine Anfänge als Maler, und er schätzt seine bissigen Angriffe auf die katholische Kirche nicht zuletzt wegen ihrer stupenden Kenntnis der Kirchengeschichte und der Bibeltexte. Eher peinlich dagegen erscheinen Haas die Auslassungen über seine kurze Beziehung mit dem Faschismus - hier wird der sonst so auskunftsfreudige Autor ziemlich wortkarg, muss der Rezensent feststellen. Peinlich berührt hat Haas auch die Eitelkeit, die durchscheint, wenn Fo über seine Begegnungen mit anderen Berühmtheiten erzählt. Übersetzung und Kommentar von Peter O. Chotjewitz lobt er für Angemessenheit und Kompetenz, muss aber eine "haarsträubende Ausnahme" hervorheben: Nach Chotjewitz soll 1969 der damalige Mailänder Polizeipräsident Calabresi einen Verdächtigen während des Verhörs "ermordet" haben. Das, so Haas schaudernd, würden heute nicht einmal mehr "verknöcherte Ex-Terroristen" glauben.

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