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Bill Buford kündigt seinen Job als Literaturchef des berühmten Magazins The New Yorker, um ein Jahr lang in der Küche des Sterne-Restaurants Babbo Töpfe und Pfannen zu schrubben und vor allem: kochen zu lernen. Am Ende hat er vor allem eins begriffen: Gutes Essen fängt bei den Zutaten an. Und so beginnt eine obsessive Expedition durch Meisterküchen, die bei einem Metzger in Italien endet. Wiglaf Droste macht Bill Bufords Küchenerfahrungen in seiner Lesung zum satirischen Gaumenschmaus, zum humorvoll-geistreichen Schmankerl. Vorsicht, nicht während des Zwiebelschneidens hören Sie müssen sonst lachen, bis Ihnen die Tränen kommen!…mehr

Produktbeschreibung
Bill Buford kündigt seinen Job als Literaturchef des berühmten Magazins The New Yorker, um ein Jahr lang in der Küche des Sterne-Restaurants Babbo Töpfe und Pfannen zu schrubben und vor allem: kochen zu lernen. Am Ende hat er vor allem eins begriffen: Gutes Essen fängt bei den Zutaten an. Und so beginnt eine obsessive Expedition durch Meisterküchen, die bei einem Metzger in Italien endet. Wiglaf Droste macht Bill Bufords Küchenerfahrungen in seiner Lesung zum satirischen Gaumenschmaus, zum humorvoll-geistreichen Schmankerl. Vorsicht, nicht während des Zwiebelschneidens hören Sie müssen sonst lachen, bis Ihnen die Tränen kommen!
Autorenporträt
Bill Buford war acht Jahre lang Literatur-Redakteur beim New Yorker, wo er zum ersten Mal auf Walton Ford aufmerksam wurde, als dieser einige seiner Geschichten illustrierte. Heute arbeitet er als fester Journalist beim New Yorker. Er lebt mit seiner Frau Jessica Green und ihren gemeinsamen Söhnen in New York.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.08.2008

Küchenbewusstsein
Wandlungen eines Kritikers: „Hitze” von Bill Buford
Nun, dass einer neben der Literatur noch andere Leidenschaften pflegt, ist nichts Ungewöhnliches. Den Job als Literaturchef des New Yorker und damit die wohl glamouröseste Stelle in der anglo-amerikanischen Literaturwelt aufzugeben und stattdessen Küchenhilfe in einem Edelrestaurant zu werden, wirkt so hirnverbrannt wie wunderbar: Wer sonst würde es wagen, das Paradies zu verlassen, um zu schauen, ob es nicht noch ein zweites gibt?
Bill Buford tat es, ließ die Literatur sausen und suchte im Kochen neue Erfüllung. Mit Ende 40 ging er beim 3-Sterne-Koch Mario Batali in die Lehre, und das heißt: Er trat in dessen „kulinarisches Rekrutenlager” ein. Dort geht es keineswegs feingeistig, sondern absolut handfest zu: Stunden und Tage des Möhrenwürfelns werden höchstens von einem kräftigen Schnitt in den eigenen Finger unterbrochen. Da heißt es Gummihandschuh drüber und so lange weitermachen, bis diese Schutzhülle zu einem „Blutballon” angeschwollen ist und ausgetauscht werden muss. So erlesen das Essen, so deftig die Umstände seiner Zubereitung.
Also spricht die Polenta
Irgendwann gelingt natürlich der Durchbruch. Spätestens als die Polenta anfängt mit ihm zu reden, erlangt Buford ein „erweitertes Küchenbewusstsein”. Er ist sogar bereit, die Kunst des Kochens als einen Nebenzweig der Metaphysik anzusehen, bleibt bei genauerer Überlegung aber bei der Überzeugung, dass selbst das beste Gericht der Welt kein „Gemälde Michelangelos” ist. Geerdete Leidenschaft also. Folgerichtig zieht es Buford nach den Erfahrungen in der High-End-Köchelei New Yorks zu den Ursprüngen guter Küche, nach Italien. Bei einem berühmten Metzger, der seine Steaks und Filets „meine Werke” nennt, als wäre er ein Meister der Plastik, lernt er das Fleisch richtig zu teilen. Ein wahrer Bildungsroman ist diese Reportage also und die Abfolge der Speisen so spannend, wie man es sich nur wünscht.
Bei all dem Kochen und Zubereiten geht es am Ende natürlich auch um die Nahrungszufuhr selbst: Als Abschluss seiner Ausbildung verzehrt Buford gemeinsam mit Batali 35 unterschiedliche Gerichte – und ist einen Moment selbst überrascht, als er erfährt, dass es sich bloß um die Vorspeisen gehandelt hat. Es folgen acht Pasta-Gerichte, dann erst geht es an die Hauptspeisen. Eine wahre Orgie, bei der das Essen zur Droge wird.
Schade nur, dass man sie auf der jetzt vorliegenden Hörbuchfassung nicht im Ganzen genießen darf, sondern nur in gekürzter Form. Dafür hat Wiglaf Droste, Mitherausgeber der Zeitschrift Häuptling eigener Herd, den richtigen Biss für diesen Text, ja er lässt ihn manchmal geradezu polentagleich anschwellen. Soviel Dramatik wäre nicht nötig gewesen, geschmeckt aber hat es trotzdem.
TOBIAS LEHMKUHL
BILL BUFORD: Hitze. Gelesen von Wiglaf Droste. Hörverlag, München 2008. 4 CD, 239 Minuten, 19,95 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Hingerissen ist Tobias Lehmkuhl von Bill Bufords Ausflügen in die Welt des Kochens und Essens und auch die Hörbuchfassung der von Wiglaf Droste hat ihm gut gefallen. In seinen Reportagen beschreibt der Literaturchef des "New Yorker" seine Lehrzeit als Küchenhilfe bei einem Spitzenkoch, als Metzgergehilfe und - zum krönenden Abschluss -  Menüverkoster beschreibt, hat er sich munden lassen. Bedauern muss er allerdings die Kürzungen, die Bufords Buch in dieser Hörbuchfassung hinnehmen musste, und er findet, dass Droste, Mitherausgeber der Zeitschrift "Häuptling eigener Herd", es mitunter etwas zu dramatisch zugehen lässt.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.03.2008

Mein Leben als Wurst
Bill Buford macht aus einem Dante'schen Kücheninferno ein Lehrbuch für Selberköche / Von Felicitas von Lovenberg

Um es gleich zu sagen: Dies ist kein Buch für Vegetarier. Es ist auch nichts für Leute, die lieber schlecht gelaunt als mit ein paar Pfunden zu viel durchs Leben gehen. Oder vielleicht gerade. Denn dieses Buch regt den Appetit an. Seine Leser wird man vorm Kühlschrank und in der Speisekammer erwischen, mit schuldbewusstem Blick vielleicht, aber ganz bestimmt vergnügt. Wer auf figürliche Disziplin hält, besorgt sich am besten rechtzeitig vor Lektürebeginn einen Dauerlutscher. Nützlich wären außerdem eine Kochschürze, ein anständiges Messerset und Brandsalbe. Küchenwaagen, Messbecher und was dergleichen Pedantenhilfen mehr sind, kann man dagegen getrost entsorgen. Denn Bill Buford hat mit "Hitze" ein gargantueskes Buch geschrieben, ein Buch, das die Lust am Essen voraussetzt, weil es von der Lust am Kochen handelt. Mit geradezu lüsterner Drastik beschreibt es die Qualen, die die Küchengötter jener subtilsten Form der Eroberung vorausgeschickt haben: der Verführung. Denn erst vom Teller aus kann die Liebe durch den Magen gehen: "Kochen mit Liebe ist die Umkehrung eines anderen Prinzips: Kochen, um geliebt zu werden."

Man darf "Hitze" ruhig als Liebeserklärung lesen, an frische Pasta, an Polenta, an das perfekte Stück Fleisch. Bei der Zubereitung dieser Genüsse geht es jedoch alles andere als romantisch zu. Die Verbrennungen und Schnittwunden, die sich Bill Buford im Verlauf seiner Lehrzeit in der New Yorker Hochleistungsküche von Mario Batali zuzieht, sind Legion; die Armhaare, die er sich am Grillposten abfackelt, noch das Harmloseste. Wer sich freiwillig und unvorbereitet als Lehrling in die Küche eines solchen Spitzenrestaurants begibt, kommt eben entweder darin um - oder geht im Laufe des Abends willig vom festen in einen anderen Aggregatszustand über: "Du schwitzt bereits heftig, da dir schon seit Stunden sehr heiß ist. Ich habe noch nie so geschwitzt. Um vier Uhr früh, wenn ich schließlich zu Bett ging, strahlte ich immer noch Hitze aus, meine Eingeweide ein fleischiges Etwas, das immer noch kochte, mein Verstand unfähig, den ständig wiederkehrenden Gedanken aufzuhalten, dass dies mein Leben war: Ich hatte mich in eine Wurst verwandelt."

Bill Buford hat diesen Höllenjob, der ihn nicht umsonst an Dantes "Inferno" erinnert, mit gut fünfzig Jahren angenommen - und für das Herumkommandiert- und Angeblafftwerden, die unverträgliche Arbeitszeit und den kargen Lohn sogar seine Stelle als Literaturchef des "New Yorker" aufgegeben. Das sagt weniger über die Zeitschrift aus als über Buford selbst, der sich schon als "eingebetteter" Journalist betätigte, bevor der Begriff überhaupt geprägt war. Bereits in den achtziger Jahren, noch vor seiner legendären Amtszeit als Herausgeber des britischen Literaturmagazins "Granta", zog er mit gewaltbereiten Fußballfans quer durch Europa und analysierte das Phänomen in der Großreportage "Geil auf Gewalt - Unter Hooligans" (2001). Die Idee, sich seiner Kochleidenschaft buchstäblich mit Haut und Haar auszuliefern, entstand 2002 bei einem von Buford gekochten Abendessen, wo der so genialische wie aufbrausende New Yorker Sternekoch Mario Batali die Einladung, bei ihm in die Lehre zu gehen, salopp aussprach. Er dürfte nicht damit gerechnet haben, dass sie angenommen wird.

Ein Jahr währt Bufords Extremerfahrung in Batalis Restaurant "Babbo", ein Jahr, in dem er in der komplexen Küchenhierarchie durchaus aufsteigt und auf jedem Posten etwas lernt, was man mit dem Verstand nicht mehr fassen kann. Seine Kollegen sprechen von "Küchenbewusstsein", für ihn ist es Instinkt, der in Fleisch und Blut übergeht: Am Zischen der Pfanne kann er hören, wann Fleisch rare ist, wann medium rare und wann, o Graus, gut durch. Der große Mario nennt das "den Unterschied zwischen der Hausfrau und dem Profi": "Du wirst die Realität einer Restaurantküche kennenlernen. Als Hobbykoch kannst du zubereiten, was du willst, wie du willst und wann du willst. Hier wollen die Leute genau das wieder, was sie hatten, als sie das letzte Mal da waren. Beständigkeit unter Druck. Das ist die Realität: eine Menge Druck." Und je besser Buford lernt, mit diesem Druck umzugehen, desto ruhiger und konzentrierter wird er: Karotten blind in gleichmäßige Würfelchen schneiden zu können, ist eine Zen-Erfahrung.

Bei all dem Wissen und all der Praxis, die er sich aneignet, ist Buford zum Glück nie das, was die Amerikaner patronizing nennen: nie überheblich, nie besserwisserisch, nie arrogant. Er setzt keine Eigenschaften voraus außer jene, die er selbst mitbringt: Neugier, Leidenschaft und die Bereitschaft, ganz von vorne anzufangen. Mit einem Kochbuch im herkömmlichen Sinn hat "Hitze" darum nichts gemein, wie man Buford überhaupt nur zustimmen kann in seiner Haltung, dass man Kochen nicht aus Büchern lernt. Es gibt keine Rezepte, aber mit Bufords wachsenden Erkenntnissen über die Natur der Zutaten und des Kochens schnappt man Tipps auf - den Pfannenboden statt des Fisches würzen, niemals Spaghetti in ein Sieb abgießen, niemals Nudeln abschrecken.

Neben dem Akt des Kochens schildert Buford auch das Milieu. Kaum einer der Köche des "Babbo" ist Amerikaner, wie Batali überhaupt bevorzugt Leute in seine Küche holt, die schon in Italien gekocht haben: Anlass für eine Hymne auf die kulinarischen Segnungen, die New York seinen Einwanderern verdankt. Hinter den Schwingtüren zählen weder Grips noch Herkunft, sondern Schnelligkeit, Präzision und Zuverlässigkeit. Und wann immer Buford, der Küchensklave, die Nerven verliert, läuft Buford, der Beobachter, zu voller Größe auf. Gerade die - zahlreichen - Demütigungen, etwa wenn er mitten im Geschehen von seinem Posten abgelöst wird, weil ihm ein Kunstgriff partout nicht gelingt, verwandelt Buford in charmante Lektionen. Die Hackordnung einer Spitzenküche vermittelt sich als fast schon militärischer Drill. Es wird absoluter Gehorsam verlangt - der mit männlicher Kameraderie belohnt wird. Wobei Buford immer wieder hört und erlebt, dass Frauen die besseren, die intuitiveren Köche sind - aber viele dem Druck und den auch physischen Belastungen auf Dauer nicht gewachsen sind. Eine wichtige Institution ist das Personalessen am Abend. Wehe dem späten Gast, der dessen Zubereitung stört! Es kommt vor, dass um fünf vor elf noch ein Fünf-Gänge-Menü bestellt wird, "und die Reaktion in der Küche - ein brüllendes Ekelgeschrei - ist so laut, dass jeder im Restaurant es hören kann".

Je länger Buford bei Batali kocht, desto lauter ruft ihn das Land, dessen Sprache, Gerüche und Traditionen, ja dessen Kultur den Gerichten ihre Namen gibt. Nach einem Jahr "Babbo" geht er nach Italien, um sich im Chianti in die Kunst der Pastaherstellung einweihen zu lassen und in Panzano in der berühmten Antica Macelleria Cecchini das Metzgerhandwerk zu lernen. Wohin das am Ende führt? "Ich war zu Hause und wollte ein Schwein."

Bei aller Gutaufgelegtheit, die Bufords Mammutrecherche ausstrahlt, bei allem Wissen und bei aller erzählerischen Abwechslung, die dafür sorgt, dass man "Hitze" fast wie einen Roman lesen kann, hat das Buch eine winzige Schwäche: Buford schildert nie, wie etwas schmeckt. Er beschreibt ideale Gerichte und subtile Geschmackskombinationen, aber nicht die Aromen selbst; er erläutert, was eine Emulsion als Sauce auszeichnet, aber nicht, wie sich das auf der Zunge anfühlt. So sind die Geschmacksnerven die vielleicht am wenigsten geforderten Sinnesorgane bei dieser Lektüre. Aber vielleicht besteht gerade im Geschmack, dessen Vokabular von den Mahlzeiten, Gerüchen und Sinneseindrücken der Kindheit geprägt wird, die eigentliche Intimität zwischen Koch und Gast.

Bill Buford: "Hitze". Abenteuer eines Amateurs als Küchensklave, Sous-Chef, Pastamacher und Metzgerlehrling. Aus dem Amerikanischen von Dinka Mrkowatschki. Hanser Verlag, München 2008.

382 S., geb., 24,90 [Euro].

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"Eine Delikatesse fürs Ohr!"