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Ein virtuoser Roman über einen Tag im Leben eines serbisch-kanadischen Wissenschaftlers: An einem Wintertag, der damit beginnt, daß per Post die Asche seines Bruders eintrifft, gerät der Erzähler in einen Strudel der Erinnerungen an eine Jugend zwischen Punkrock, Ping pong und dem sich abzeichnenden Postjugoslawien.

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Produktbeschreibung
Ein virtuoser Roman über einen Tag im Leben eines serbisch-kanadischen Wissenschaftlers: An einem Wintertag, der damit beginnt, daß per Post die Asche seines Bruders eintrifft, gerät der Erzähler in einen Strudel der Erinnerungen an eine Jugend zwischen Punkrock, Ping pong und dem sich abzeichnenden Postjugoslawien.
Autorenporträt
Vladimir Tasi, geboren 1969 in Novi Sad/Jugoslawien, ging als Student 1988 nach New Brunswick/Kanada, wo er heute als Professor für Mathematik lebt. Für seinen ersten Roman Abschiedsgeschenk, der in mehrere Sprachen übersetzt wurde, erhielt er den renommierten serbischen Literaturpreis NIN. Sein zweiter Roman Regen und Papier, ebenfalls preisgekrönt, ist bei SchirmerGraf in Vorbereitung.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.06.2008

Zur Sonne, Bruder

Das Abschiedsgeschenk des verschollenen Bruders kommt nach Jahren der Ungewissheit per Post: eine kleine Metallbüchse, die seine Asche enthält. Er starb mit dreiunddreißig Jahren an Kardiomyopathie - der Krankheit des großen Herzens. Als der Erzähler bei Kriegsbeginn Jugoslawien verließ und nach Kanada ins Exil ging, konnte er keine Bilder des Bruders mitnehmen. Es blieb ihm nur ein Heft mit philosophischen und poetischen Versuchen. Diese versucht der Erzähler zu enträtseln: Gabe und Liebe habe der Bruder genial in Worte zu fassen versucht. Durch die Erinnerung an ihn kehrt auch jene an die Jugend in Novi Sad zurück: mitunter trauervoll, mitunter recht komisch. Zwar sei es, so der Erzähler, unmöglich, über die Liebe zu schreiben. Aber dieser Roman, eine Hommage, tut nichts anderes, umkreist den bewunderten Bruder respekt- und liebevoll. Für sein Debüt erhielt Vladimir Tasic, Mathematikprofessor in Kanada, den serbischen Literaturpreis "Nin". (Vladimir Tasic: "Abschiedsgeschenk". Roman in drei Sätzen. Aus dem Serbischen übersetzt von Patrick Alac. SchirmerGraf Verlag, München 2007. 190 S., geb., 17,80 [Euro].) cann

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.11.2007

Getragen von der stumpfsinnigen Trägheit der Materie
Der Kopf ist die Spielwiese der Ewigkeit: Vladimir Tasic’ Roman „Abschiedsgeschenk” ist eine kluge Verbeugung vor dem Leben
Nirgends bleiben die Toten so lebendig wie in der Erinnerung: Angestoßen durch einen zerknitterten Notizzettel mit dem schnell hingeschriebenen Satz oder dem bestimmten Licht zu einer genauen Tageszeit tauchen sie wieder auf und gaukeln vor, nie weg gewesen zu sein. Beim Ich-Erzähler in dem Roman „Abschiedsgeschenk” von Vladimir Tasic ist es eine schnörkellose Blechschachtel, die seinen Kopfwelten wieder Leben einhaucht und den langverschollenen Bruder zumindest in Gedanken und in Form seiner Asche zu ihm zurückbringt. Der kleine Kasten löst damit im fernen Kanada eine rasante Kettenreaktion aus, die dem Leser mal in schnell hingeworfenen Schwarz-Weiß-Skizzen, dann wieder in meisterhaften Farbgemälden schlaglichtartig das Erwachsenwerden der beiden Brüder im serbischen Novi Sad auffächert: „Der Abend war warm, klebrig und feucht. Orangefarbene Aureolen umgaben die Laternen auf der Brücke. Diese Aureolen erschienen mir komisch oder eher tragisch, ich bin mir da nicht sicher, als wären es Schutzengel, die den Auftrag erhalten hatten, ein Modell der Welt zu bewachen, eine von ihrem Schöpfer längst aufgegebene klägliche Konstruktion, die aber, getragen von der stumpfsinnigen Trägheit der Materie, unendlich weitertreibt.”
Angenehm unpathetisch reflektiert der Wissenschaftler die gemeinsame Zeit mit dem so sehr bewunderten Bruder: „In seinem akademischen Samsara, in dieser donquichottesken Irrfahrt durch die Provinzen des Wissens, besuchte er die Mehrzahl der Belgrader und Novisader Universitäten ohne die geringste Absicht, auf einer von ihnen, wie meine Mutter so schön sagte, ,sein Glück zu machen‘.” Alles münzte der Jüngere zur Wissensaneignung um, vom brüderlichen Medizinstudium bis hin zum deutschen Pornofilm oder einem fiktiven Fußballspiel, das er philosophisch genial kommentierte: „Ein langer Vorwärtspass zu Hegel. . . ein meisterlicher Zug des internationalen Italieners. . . Hegel dribbelt. . . Schelling, immer zuverlässig, übernimmt den Ball. . . Hegel dribbelt weiter ins Leere! . . . Der versierte Marx übernimmt die Verteidigung. . . Schelling wird brutal gestoppt. Freistoß Fichte. Plechanow ganz allein im linken Spielfeld. . . die Brüder Schlegel kombinieren ohne Ende. . . von hinten tauchen plötzlich Parmenides und Kusanski auf, ein phantastischer Vorstoß in den Sechzehnmeterraum, was für eine Chance, uuuuund . . . Abseits!” Selten kam Philosophie so leichtfüßig dahergedribbelt wie in „Abschiedsgeschenk”. Ähnlich unprätentiös bildet Novi Sad, nach Belgrad die zweitgrößte Stadt Serbiens und bis zum Krieg multinationaler Schmelztiegel unterschiedlichster Kulturen, den Hintergrund der Erinnerungsreise.
Auch wenn der erzählerische Fokus auf dem Bruder liegt und dadurch die Umgebung zuweilen zum silhouettenhaften Scherenschnitt reduziert wird, besitzt der erste Roman des 1969 geborenen Jugoslawen, der seit knapp 20 Jahren in Kanada lebt und als Professor für Mathematik lehrt, die distanziert erhellende Perspektive eines Einwanderers: Im Zappen durch den europäischen Fernsehkanaldschungel lässt er die national unterschiedlichen Sehgewohnheiten wie eine bunte Parade vor dem Leser aufmarschieren und amüsiert sich mit ihm über die absurd anmutenden Wirklichkeiten des Alltags, egal ob in Novi Sad, Amsterdam oder der namenlosen kanadischen Kleinstadt, in welche der Ich-Erzähler nach dem spurlosen Verschwinden des geliebten Bruders ausgewandert war.
Gewohnte Abläufe fasst Tasic dabei in wundersam enthobene Vergleiche und verliert sich mitunter höchst unterhaltsam in Gedankenspielereien, die abdriften, um die nächste Anekdote zu berühren und schließlich wieder zum Ausgangspunkt zurückgeworfen werden. Dadurch fordert er vom Leser manchmal einiges an Geduld, etwa wenn ein Auffahrunfall in Kanada zu einem Basketballspiel in Novi Sad und dem zeitlupenartigen Aufprall eines chinesischen Fahrradfahrers mit einem Kleinganoven führt, um über die unglückselige Geschichte einer gewissen Marguerite de la Roque aus der Mitte des 16. Jahrhunderts beim brüderlichen Dialog über Mythologie und Kolonialismus zu enden.
Gleichwohl entschädigt der Schriftsteller mit seinem wachen Blick auf die europäische Kulturgeschichte, ohne Dünkel und Anspruch auf Vollständigkeit. Denn wie die Erinnerung an einen Verstorbenen nur die persönliche Sicht auf diesen Menschen wiedergeben kann, so stellt doch auch die Beschäftigung mit der Geschichte nur den subjektiven Ausschnitt dar. Vladimir Tasic’ kluge Verbeugung vor dem Leben, dieser surrealistischen Schatzkiste, schildert darin höchst amüsant nicht zuletzt den großen Trost der Menschheit, die Erinnerung, denn der Kopf ist die Spielwiese der Ewigkeit.LAURA WEISSMÜLLER
VLADIMIR TASIC: Abschiedsgeschenk. Roman in drei Sätzen. Aus dem Serbischen von Patrik Alac. SchirmerGraf Verlag, München 2007. 190 Seiten, 17,80 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensentin Laura Weissmüller zeigt sich recht angetan von Vladimir Tasic' Roman, in dem sich ihren Informationen zufolge ein serbischer Wissenschaftler an seinen Bruder und die mit ihm verbrachte Zeit erinnert. Dieser war ein von Universität zu Universität tingelnder Wissenschaftler mit Hang zu kuriosen Wissensspielen. Irgendwann verschwindet der Bruder spurlos, der Ich-Erzähler verlässt Novi-Sad und landet schließlich in Kanada. Die Geschichte um den Bruder bilde den Kern des Romans, schreibt die Rezensentin, gleichzeitig flechte der in Jugoslawien geborene, in Kanada Mathematik lehrende Autor aber auch eine mitunter schablonenartige, aber dennoch "erhellende" Einwandererperspektive ein. Ihr gefällt, wie Tasic es versteht, das Gewohnte absurd aussehen zu lassen und in "wundersam enthobene Vergleiche" zu verpacken. Dass er dem Leser dabei mitunter einiges an Geduld abverlangt, während er ihn von Anekdote zu Anekdote führt, kann sie ihm verzeihen, denn für sie ist der Roman eine sehr "kluge Verbeugung vor dem Leben, dieser surrealistischen Schatzkiste."

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