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Seinen Aufbruch zu neuen Horizonten hatte sich der junge Mann anders vorgestellt. Etwas mit Geographie wollte er werden und bringt es erst einmal zum Straßenbahnfahrer. Später wird er Ingenieur in Dresden und kommt dienstlich herum in der DDR und dem Ostblock: als Entwickler der "Zahlbox", eines Kassiersystems für öffentliche Verkehrsmittel. Dann fällt die Grenze, und der zum Zeitzeugen mutierte Ost-Mensch wird eingeladen, an amerikanischen Universitäten vom Alltag und Empfinden der Deutschen hinter der einstigen Mauer zu berichten. Joochen Laabs erzählt in seinem Roman "Späte Reise" von…mehr

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Produktbeschreibung
Seinen Aufbruch zu neuen Horizonten hatte sich der junge Mann anders vorgestellt. Etwas mit Geographie wollte er werden und bringt es erst einmal zum Straßenbahnfahrer. Später wird er Ingenieur in Dresden und kommt dienstlich herum in der DDR und dem Ostblock: als Entwickler der "Zahlbox", eines Kassiersystems für öffentliche Verkehrsmittel. Dann fällt die Grenze, und der zum Zeitzeugen mutierte Ost-Mensch wird eingeladen, an amerikanischen Universitäten vom Alltag und Empfinden der Deutschen hinter der einstigen Mauer zu berichten.
Joochen Laabs erzählt in seinem Roman "Späte Reise" von Lebens-Räumen und Landschaften: Hier wird ein ganzes Leben im eigentlichen Wortsinn "erfahren": mit dem Rad auf dem Weg zur Schule; mit der Straßenbahn samt ihrer "Bodenhaftung und Linientreue"; im Auto beim Transport der hart erkämpften Schrankwand in die neue Dreiraumwohnung und durch die gewaltige Weite der Vereinigten Staaten.

Laabs entfaltet ein eindrucksvolles Panorama von der Existenz in zweierlei Systemen und der Suche nach dem eigenen Mittelpunkt. Sein Held betritt frohgemut und furchtlos jedes Neuland und setzt dabei spielerisch neue und alte Erfahrungen in Beziehung zueinander. Ein ruhiger Erzählfluß und ein heiter-gelassener Ton prägen diese Geschichte von einem, der auszieht, sich gegen allerhand Widerstände seine Welt zu erschließen.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 29.09.2006

Straßenbahn nach Iowa
Joochen Laabs und sein Roman „Späte Reise”
Damals, als aus zwei Deutschländern plötzlich eines wurde, grübelten Westmenschen der schwerblütigeren Sorte, wie es sich anfühlen mochte, nach vier Jahrzehnten mit rigoros eingeschränktem Bewegungsradius unvermittelt in die weite Welt entlassen zu werden. Man versuchte sich vorzustellen, wie die eigenen Wahrnehmungsorgane, die eigene Psyche reagieren würden, wenn man die ganze Fülle der Sinneseindrücke, die man seit früher Jugend in mehr oder weniger bequem erreichbaren Reiseländern gesammelt hatte, als Erwachsener oder älterer Mensch auf einen Schlag nachgeliefert bekäme.
Die Betroffenen direkt zu fragen verbot meist der Takt, und wer sich trotzdem traute, staunte über die Reibungslosigkeit, mit der die Anpassung an die veränderte Lage sich allem Anschein nach vollzog. Ostdeutsche Schriftsteller, zumal die der jüngeren Generation, waren auch dort, wo sie die Wende zum Thema machten, begreiflicherweise mehr an der raschen Eroberung neuer Territorien interessiert als an literarischen Aufenthalten im Wartesaal sensibler Umorientierung. Inzwischen ist die DDR weitgehend unter „erledigte Fälle” abgebucht, ihre Relikte sind entweder eliminiert oder musealisiert, und was für ein Gefühl es war, endlich aufbrechen zu können, wohin man wollte, dürfte bald vergessen sein, ebenso wie die Vielzahl der Entdeckungen, Entzückungen und Enttäuschungen, die jene seltsame historische Konstellation ausgelöst haben muss, auch wenn nur ein Bruchteil davon ins öffentliche Bewusstsein drang.
Einer aber hat sich die Freiheit genommen, um Jahre verspätet einen Roman vorzulegen, der die ganze Geschichte noch einmal aufrollt, und zwar nicht von den politischen Ereignissen her, sondern aus der Perspektive eines überrumpelten, dann schrittweise sich umgewöhnenden Individuums. Mit einer bewundernswert eigensinnigen, gegen die Stromschnellen des Zeitgeistes anschwimmenden Langsamkeit erzählt Joochen Laabs, 1937 in Dresden geboren, von einer eher unspektakulären DDR-Biographie, die in großen Zügen seiner eigenen ähnelt, und von einer Amerikareise unmittelbar nach dem Mauerfall, die im doppelten Sinne einen Aufbruch in die „neue Welt” bedeutete.
Wie sein Ich-Erzähler arbeitete Laabs, bei Cottbus aufgewachsen, zunächst als Straßenbahnfahrer, studierte dann Ingenieurswissenschaften und war längere Zeit in einem verkehrstechnischen Forschungsinstitut tätig. Anders als jener ergriff er 1975 den Schriftstellerberuf und hielt sich schon 1986 als „writer in residence” erstmals in den Vereinigten Staaten auf; später folgten noch zwei Gastprofessuren. In den Neunzigern war Laabs Generalsekretär des Ost-PEN, danach Vizepräsident des gemeinsamen deutschen PEN. Wer ihn in diesen Funktionen erlebte, weiß um seine Besonnenheit, Bedächtigkeit und Bescheidenheit, die ihm viele Sympathien eintrug.
Der Roman „Späte Reise” spiegelt solche Qualitäten wider, und zwar in einem Ausmaß, das einen vollkommen entspannten Leser ohne inneren und äußeren Termindruck voraussetzt. Zwar spielt das erste Kapitel im Flugzeug, und der Held wird im Folgenden viele tausend Meilen auf dem Luftweg zurücklegen. Dennoch sind Tempo und Rhythmus der Erzählung von der Straßenbahn bestimmt, diesem altmodischen, einst großflächig ausgerotteten, doch in jüngster Zeit sogar in den Vereinigten Staaten schon vereinzelt rehabilitierten Verkehrsmittel. Die Straßenbahn fährt mit einer Geschwindigkeit, die es erlaubt, in der Fortbewegung zugleich Betrachter zu sein und alle Details der durchfahrenen Gegenden zu registrieren. Sie kann nicht vom Kurs abweichen, den die Schienen vorgeben, aber ihre Strecke darf sich jede Menge Kurven leisten, weil sie nicht als kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten gedacht ist, sondern als Transportweg, dessen Segmente von möglichst vielen Menschen nach ihren jeweiligen Bedürfnissen genutzt werden können.
Joochen Laabs macht keinen Hehl aus seiner Affinität zu dieser urban-humanen Erfindung, wenngleich er ihr ironisch die in der DDR besonders erwünschten Eigenschaften der „Bodenhaftung und Linientreue” attestiert. Sein Roman handelt von einem Mann, der hin- und hergerissen ist zwischen seinem „Anspruch auf die Welt” und seiner so gar nicht weltläufigen Wesensart, zwischen seinem Drang ins Weite und seiner Neigung, den Dingen auf den Grund zu gehen. Als er, der Ingenieur aus Ostdeutschland, unmittelbar nach der Wende in die Vereinigten Staaten eingeladen wird, um an dortigen Universitäten über die DDR und das Scheitern ihres Systems zu berichten, vermischen sich für ihn erträumte, angelesene und im Kino gesehene Amerika-Bilder mit einer höchst aufmerksam wahrgenommenen, oft naiv staunend erlebten Realität. Dazwischen drängt sich die Erinnerung an das vergangene Leben in einem eingezäunten Land, das ein gesellschaftliches Experimentierfeld hätte sein können und stattdessen seiner eigenen Erstarrung zum Opfer fiel.
Joochen Laabs versucht sich nicht an einer politischen Analyse, auch wenn er ideologische Debatten wiedergibt, in denen sein Held als Zweifler und Skeptiker, freilich nicht als Abweichler oder Widerständler auftritt. Die gleiche skrupulös-besonnene Haltung legt er in Diskussionen mit amerikanischen Studenten und Dozenten an den Tag, deren Vorstellungen von Ostdeutschland nicht selten atemraubend schlicht sind. In der Privatsphäre verhält er sich ähnlich: Mit Ehefrau und Tochter tief verbunden, kann er den Versuchungen, die das Leben an ihn heranträgt, oft nicht widerstehen, aber sein Zögern und Nachdenken in entscheidenden Momenten verrät sein Beharrungsvermögen, das sich auch als Hang zur Treue deuten lässt. Seine Begegnung mit der unglücklich verheirateten, neurosengeplagten Kalifornierin Joyce ist eine tragikomische Variante dieses Beziehungsmusters.
Als Sehnsuchtsvehikel auf dem Weg, der ihn von New York bis in den Südwesten und parallel dazu in die Tiefe seiner Erinnerungen führt, dient dem Reisenden die fiktive Straßenbahn aus Tennessee Williams‘ Erfolgsstück „A Streetcar Named Desire”: Auch darin geht es um den Zusammenbruch eines Systems und um das Missverhältnis zwischen Wirklichkeit und Wunschträumen. Die Beobachtungen des Erzählers, ob auf dem Campus oder im Indianerreservat, im Motel oder im Mittelstandsbungalow, lassen ein atmosphärisch dichtes Bild der USA kurz vor dem Eintritt in den Golfkrieg entstehen. Der Blick zurück in die DDR-Jahrzehnte beschwört ebenso intensiv den Eindruck der untergegangenen Gegenwelt herauf, die der Held gleichfalls systematisch bereist hat, um die ostdeutschen Nahverkehrssysteme zu studieren. Die erste, bezeichnenderweise irreale Station jener frühen Reise war Kaisersaschern, die von Thomas Mann für den „Dr. Faustus” erdachte, mittelalterliche Saalestadt, in der Adrian Leverkühn seine entscheidenden Prägungen erhält.
Die Spannung zwischen beiden Welten, der neu zu entdeckenden und der abgewirtschafteten, wird nicht aufgelöst, doch am Ende scheinen sie weniger weit voneinander entfernt – nicht nur weil eine Greyhound-Station in Iowa „an die Tristheit eines HO-Gemüseladens erinnerte”. Joochen Laabs besitzt die seltene Gabe, sich Eigenem wie Fremdem mit Achtsamkeit und Geduld zuzuwenden. Sein verspäteter Blick auf das, was wir längst zu kennen glauben, kann uns neue Horizonte erschließen – sofern wir bereit sind, für die Dauer eines Romans aus den gewohnten Tempomaschinen, auch jenen des Denkens, in die Straßenbahn umzusteigen.KRISTINA MAIDT-ZINKE
JOOCHEN LAABS: Späte Reise. Roman. Steidl Verlag, Göttingen 2006. 604 Seiten, 22 Euro.
Joochen Laabs
Foto: Gerhard Steidl
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.09.2006

Reiten mit Cowboy Chamisso
Wildwest: Joochen Laabs macht aus DDR-Bürgern Indianer

Straßenbahnen taugen nicht für Weltreisen. Das weiß natürlich auch der Ingenieur aus Dresden, der seit den Indianergeschichten seiner Kindheit von endlosen Prärien und den Ufern des Mississippi träumt. Sein Fernweh entsteht in einer Zeit, in der Reisen in den Westen, den wilden wie den zivilisierten, so unmöglich scheinen wie Flüge zu anderen Planeten. Deswegen bleibt diesem Amerika-Träumer aus Sachsen, einem späten Nachfahren Karl Mays, für mehr als drei Jahrzehnte nur die Straßenbahn, um sich den Wunsch nach Mobilität wenigstens im Ansatz zu erfüllen. So lenkt er denn seine Waggons auf immer denselben Gleisen nicht nach Radebeul ins Karl-May-Museum, sondern durch Cottbus. Nach dem Studium aber wird er zum Experten des Nahverkehrs in der DDR, jenem Land, das für Fernreisen lediglich streng kontrollierte Routen in die östlichen Bruderländer vorgesehen hat.

Dieser namenlose Ingenieur ist der Ich-Erzähler von Joochen Laabs' Roman über einen späten Reisenden, dem der Autor unverkennbar autobiographische Züge verliehen hat. Laabs, 1937 ebenfalls in Dresden geboren, arbeitete Mitte der fünfziger Jahre zunächst selbst als Straßenbahnfahrer. Später war er dort Mitarbeiter eines Forschungsinstituts für den städtischen Verkehr. Als Laabs dann mit dem Schreiben begann, bewegte er sich zunächst auf vertrauten Gleisen. Der erste Gedichtband, 1969 erschienen, verband bereits in seinem Titel kulturelle Gegensätze im Zeichen des Nahverkehrs: "Eine Straßenbahn für Nofretete". Es folgten weitere Gedichte, dazu Erzählungen und Romane aus dem sozialistischen Alltagsleben. Trotzdem wird Laabs selten genannt, wenn von der Literatur aus der DDR die Rede ist; zu unspektakulär, wohl auch zu unpolitisch erschienen seine Bücher für westliche Leser und für sein eigenes Land erst recht. Seine Erfahrungen in den Vereinigten Staaten - 1986 und 1991 hatte er dort Gastdozenturen inne - inspirierten ihn jetzt offenbar zu der Handlung seines neuen Romans.

Unmittelbar nach dem Zusammenbruch der DDR also gelangt der Protagonist aus Dresden endlich in den Westen, wo er als Gast eines kleinen Colleges, irgendwo zwischen den Maisfeldern Iowas, als seltsamer Exot von Party zu Party herumgeschickt wird. Hier und an anderen Orten - New Orleans, Denver, Chicago, San Diego - hält der zum politischen Experten ernannte Ingenieur die immergleichen Vorträge, in denen er sich und seine Landsleute zur Freude seiner reichlich arglosen Zuhörer in einer etwas naiven Bildersprache mit Süßwasserfischen vergleicht, die unversehens ins aggressive Salzwasser versetzt wurden. Die DDR ein zerbrochenes Aquarium? Kein schlechter Vergleich, der das Lebensgefühl vieler Menschen unmittelbar nach der Wende widerspiegeln mag.

Kapitel für Kapitel werden amerikanische Gegenwart und ostdeutsche Vergangenheit einander gegenübergestellt, freilich in mitunter etwas ermüdender Gleichförmigkeit. Überzeugender als die Gesamtkomposition des Romans sind deshalb die Miniaturen, in denen Laabs das Alltagsleben in beiden Welten schildert. Hier gelingen ihm pointierte Schilderungen, oft voll Witz und stets mit großer Sympathie für seine Figuren, die allesamt keine großen Helden sind.

Der Bericht über die Beschaffung der ersehnten Schrankwand für die neue Wohnung in der sächsischen Plattenbausiedlung etwa wird zum grotesken Lehrstück über sozialistische Planwirtschaft; die Schilderung einer Dienstreise nach Prag ist ein tragikomischer Spiegel der politischen Hoffnungen des Frühlings 1968. In den Koordinaten der politischen Geschichte entfaltet Laabs das private Leben seines Protagonisten, das in seiner Vorhersehbarkeit typisch ist für den Mittelstand der DDR, also für den allergrößten Teil der Bevölkerung: Kindheit und Jugend mit den Entbehrungen der Nachkriegszeit, erste Liebe und Heirat, bescheidener Wohlstand im Neubau, Familienurlaub nach zugeteiltem Kontingent an der Ostsee, kleine Fluchten aus dem Alltag durch Flirts am Arbeitsplatz, leise Sympathien für Künstler, die die Grenzen des staatlich Erlaubten überschreiten - dieser Lebensentwurf wurde zwischen Harz und Oder unzählige Male variiert. Ungewöhnlich ist allerdings die Geschwindigkeit, mit der der Dresdener Verkehrsplaner nach der Wende in den Westen Amerikas katapultiert wird. Mit dem naiven Blick des Neuankömmlings staunt er über die seltsamen Gebräuche in einem Land, in dem Frühstücksmarmelade in Eimern serviert und rohes Gemüse als Party-Snack gereicht wird, was nun wiederum auch nicht gerade das Zentrum des "American way of life" trifft. Alle Gästezimmer, die er bewohnt, erscheinen ihm ebenso stereotyp eingerichtet wie die Plattenbauwohnungen in seiner Heimat, was der Reisende freilich gelassen hinnimmt, ahnt er doch längst, daß die Wildwest-Phantasien seiner Kindheit nicht der Realität entsprechen. Daß aber ein Zuhörer seiner Vorträge die DDR-Bewohner nun selbst mit Indianern vergleicht - vom Aussterben bedroht und ohne wirtschaftlichen Nutzen für die Gesellschaft -, offenbart die politische Unbedarftheit der akademischen Gastgeber, denen der Ingenieur aus der DDR als Bewohner einer phantastisch fremden Welt erscheint.

Seltsame Begegnungen ereignen sich. In der amerikanischen Provinz trifft der sächsische Ingenieur einen begeisterten Chamisso-Forscher, der diesen frühen Weltreisenden, dessen adelige Familie vor der Französischen Revolution in die preußische Monarchie geflohen war, als Heros der deutschen Literatur verehrt. Von Chamisso hat der deutsche Gast aber noch nie etwas gehört und versucht nun unbeholfen, seine Unkenntnis zu vertuschen. Die Botschaft ist deutlich: Joochen Laabs hat sein Alter ego nicht als neuen Chamisso erfunden, den die Begegnung mit der fremden Kultur zum Schriftsteller und Intellektuellen macht, sondern er läßt seinen Romanhelden bis zum Ende als staunenden und etwas ungeschickten Besucher durch die Neue Welt ziehen.

Am Schluß des Romans steht wieder ein Traum, malt sich der Erzähler doch ein Wiedersehen mit Frau und Tochter in der imposanten Landschaft der Rocky Mountains aus. Das aber ist leider unmöglich, denn die beiden erleben zu Hause gerade die Turbulenzen der deutschen Vereinigung. Davon berichtet Laabs aber nur aus der Ferne, und es bleibt offen, ob sein Held sich zur Rückkehr zu den deutschen Straßenbahnschienen und in den Schoß der Familie entschließen wird. Dadurch freilich erhält der Roman auch eine leise Note des Zweifels und einer existentiellen Unsicherheit, was zu seinem stillen Reiz beiträgt.

SABINE DOERING

Joochen Laabs: "Späte Reise". Roman. Steidl Verlag, Göttingen 2006. 604 S., geb., 22,- .

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Sabine Doering mag es still und leise. Deswegen gefällt ihr der autobiografisch angehauchte Roman des eher unbekannten Autors Joochen Laabs, eines ehemaligen Straßenbahnfahrers und späteren Verkehrsforschers der DDR. Reizvoll erscheint der Rezensentin das verhandelte Aufeinandertreffen von DDR-Geschichte und US-amerikanischer Realität, der sich der Erzähler nach der Wende aussetzt, reizvoll allerdings nicht in seiner Funktion als Gesamtkomposition des Romans, sondern in seinen konkreten miniaturartigen Schilderungen. Die, so Doering, seien "voll Witz" und zeugten von "großer Sympathie" des Verfassers für seine so gar nicht heldenmäßigen Figuren.

© Perlentaucher Medien GmbH