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Deutsche haben in der Geschichte Argentiniens immer wieder eine wichtige Rolle gespielt. Nach der Staatsgründung 1810 gab es vor allem auf wirtschaftlichem und militärischem Gebiet enge Kontakte. Im 20. Jahrhundert entwickelte sich nach der Herrschaft Perons, der Zuflucht ehemaliger Nazis und der Militärdiktatur ein intensiver Austausch in den Bereichen Politik, Wissenschaft und Kultur. Deutschland ist inzwischen der viertwichtigste Handelspartner Argentiniens und einer der stärksten europäischen Kooperationspartner, noch vor Spanien. Bernd Wulffen, der lange als Diplomat in Argentinien tätig…mehr

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Produktbeschreibung
Deutsche haben in der Geschichte Argentiniens immer wieder eine wichtige Rolle gespielt. Nach der Staatsgründung 1810 gab es vor allem auf wirtschaftlichem und militärischem Gebiet enge Kontakte. Im 20. Jahrhundert entwickelte sich nach der Herrschaft Perons, der Zuflucht ehemaliger Nazis und der Militärdiktatur ein intensiver Austausch in den Bereichen Politik, Wissenschaft und Kultur. Deutschland ist inzwischen der viertwichtigste Handelspartner Argentiniens und einer der stärksten europäischen Kooperationspartner, noch vor Spanien. Bernd Wulffen, der lange als Diplomat in Argentinien tätig war, mit einer Argentinierin verheiratet ist und inzwischen einen Teil des Jahres dort lebt, berichtet in kurzweiligen, anekdotenreichen Kapiteln über die vielfältigen, oft abenteuerlichen Aktivitäten der Deutschen in Argentinien und spart dabei die schwierigen Abschnitte in den Beziehungen beider Länder nicht aus.
Autorenporträt
Wulffen, Bernd
Jahrgang 1940; aufgewachsen im Sudetenland und in Thüringen, 1948 Flucht der Familie in die Bundesrepublik; 1959-63 Studium der Rechtswissenschaften, Romanistik und Politologie in Frankfurt a.M., West-Berlin und Marburg; 1965 Stipendium in Pisa, 1967 Promotion, 1968 Assessorexamen, danach Anwaltstätigkeit; 1969 Eintritt in den höheren auswärtigen Dienst, Attaché in Madrid, 1970-91 Kulturattaché und Konsul an der Botschaft in Buenos Aires, Presseattaché in Mexiko, Wirtschafts- und Wissenschaftsattaché in Jakarta und Peking, Botschafter in Kuwait und Bahrein, 1992 Koordinator des Weltwirtschaftsgipfels in München, 1993-99 Tätigkeit im Auswärtigen Amt, 1999-2000 Ziviler Koordinator für den Kosovo, 2001-05 Botschafter in Kuba; lebt seit Juli 2005 in Berlin und Tucuman, Argentinien.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.10.2010

Alles fremd
Deutsche Einwanderer
in Argentinien
Jenseits der modischen Tango-Seligkeit haben sich Deutsche mit Argentinien stets schwergetan. In der Mentalität vieler Bewohner des Riesenlandes scheinen Züge auf, die Deutsche leicht für problematisch, wenn nicht anstößig halten: Melancholie und Überschwang, Improvisationsgeist und Lässigkeit, Stärke im ersten Auftritt und Mangel an Ausdauer. Während vielen Deutschen das Scheitern an einer Aufgabe als schlimmste aller Katastrophen erscheint, machen Argentinier sich nicht viel daraus, wenn sie trotz bester Voraussetzungen wieder mal alles versemmelt haben – und das nicht nur auf dem Fußballplatz.
Müssten Deutsche um Argentinien nicht eigentlich einen großen Bogen gemacht haben? Haben sie aber nicht, wie Bernd Wulffen in seinem neuen Buch ausführt. Hunderttausende wanderten in mehreren Wellen an den Rio de la Plata aus. Der frühere Diplomat verfolgt mal anekdotisch, mal mit wissenschaftlichem Spürsinn „Deutsche Spuren in Argentinien“: Er erzählt vom Büchsenschützen Utz Schmiedl aus Straubing, der 1535 mit den ersten Konquistadoren segelte, er erzählt von Kaufleuten, Technikern, Generälen, Glücksrittern – bis zur deutschstämmigen Sozialistentochter Tania Bunke, die Che Guevaras Gefährtin wurde.   
Wulffens Buch lässt keine Schicht und keine Gruppe aus. Sein Buch schließt eine Lücke (wobei er stark von der Vorarbeit seiner Hauptquelle Flavio Canilla profitiert). In der Vergangenheit war in Werken über Deutsche in Argentinien ja meist von geflohenen Nazis die Rede – wenn diese Bücher nicht gar von diesen selbst verfasst wurden. Hier wird nun etwa gleichberechtigt von der Geschichte der 45 000 jüdischen Auswanderer berichtet, die auf der Flucht vor Hitler in Buenos Aires ankamen.
Leider erliegt Wulffen der Versuchung, die argentinische Geschichte eingehend zu analysieren, was informativ ist, aber am Thema vorbeigeht. Stattdessen hätte man sich von dem früheren Botschaftsmitarbeiter mehr klärende Details über die oft kritisierte Rolle der deutschen Vertretung während der Diktatur gewünscht. Und man vermisst Antwort auf die Frage, wie die deutschen Einwanderer mit dem Leben in der Fremde zurecht kamen. Die meisten empfanden die kreolische Welt ja als laut, hektisch und oberflächlich. Immerhin erwähnt Wulffen den Dichter Paul Zech, den die „Unfähigkeit, sich zu verhiesigen“ plagte. Nur angerissen wird die bedenkliche Tendenz der Deutschen, sich in Zirkel und sektiererische Kolonien zurückzuziehen, die Sprache der alten Heimat zu pflegen. Die Prägung der neuen Heimat überließen sie Sizilianern, Galiciern, Katalanen und Ukrainern, weshalb man deutsche Spuren im Wesen Argentiniens heute mit der Lupe suchen muss. SEBASTIAN SCHOEPP
Bernd Wulffen
Deutsche Spuren in Argentinien
Ch. Links Verlag, Berlin 2010.
260 Seiten, 19,90 Euro.
Viele deutsche Immigranten
neigten dazu, sich in Privatzirkel
und Kolonien zurückzuziehen
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Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Sebastian Schoepp begrüßt das Buch des ehemaligen Diplomaten Bernd Wulffen, der die Geschichte der deutschen Einwanderung nach Argentinien aufarbeitet und damit eine Lücke schließt. Entgegen der landläufigen und sich hartnäckig haltenden Auffassung, die argentinische Pampa habe nur untergetauchten Nazis Zuflucht geboten, setzt Wulffen bereits im Jahr 1535, zur Zeit der Konquistadoren, mit dem "Büchsenschützen Utz Schmiedl aus Straubing" an und schreitet von dort beharrlich "mal anekdotisch, mal mit wissenschaftlichem Spürsinn" voran, bis zu den 45.000 jüdischen Deutschen, die auf der Flucht vor den Nationalsozialisten in Buenos Aires strandeten, und weiter. Bedauerlich findet es der Rezensent, dass Wulffen sich in den Einzelheiten der argentinischen Geschichtsschreibung verliert, anstatt die Haltung der deutschen Vertretung während der Diktatur zu analysieren und sich mit den Lebensbedingungen der Einwanderer auseinanderzusetzen, die en gros der Neigung verfielen, sich "in Zirkel und sektiererische Kolonien zurückzuziehen", so Schoepp.

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