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Produktdetails
  • Verlag: Brandstätter
  • Seitenzahl: 168
  • Deutsch
  • Abmessung: 245mm x 197mm x 19mm
  • Gewicht: 906g
  • ISBN-13: 9783854981909
  • ISBN-10: 3854981902
  • Artikelnr.: 10828560
Autorenporträt
Christiane Mühlegger-Henhapel studierte Vergleichende Literaturwissenschaft und Romanistik an der Universität Innsbruck. Seit 1999 ist sie Kustodin im Theatermuseum in Wien, verantwortlich für die Sammlung Handschriften und Nachlässe.

Ulrike Dembski, geboren 1948. Studium der Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte an der Universität Wien. Seit 1981 Kuratorin im Österreichischen Theatermuseum. Zahlreiche Publikationen und Ausstellungen im In- un d Ausland.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 03.12.2002

Allzu oft ein kleines Lächeln
Unvergesslich wie das zarte Gesicht des ewig jungenhaften Blondschopfs ist das Timbre seiner Stimme, die eigentlich Musik war. Auch wenn sie in Wiener Charme wattiert war, schien sie nicht von dieser Welt, sondern von einem fernen Stern zu kommen. So wie auch das Spiel des Mimen, das eher ein Schweben über die Bühne war. Dabei hat kein Hamlet je tiefsinniger und grüblerischer als Oskar Werner in die hohle Hand der Melancholie geblickt. In der Gestalt des Prinzen von Dänemark hatte der Schauspieler – wie er von sich selbst sagte – seinen „Zwillingsbruder” gefunden. „Oskar Werner spielt nicht Hamlet. Oskar Werner ist Hamlet.” So bejubelte die Kritik eine legendäre Inszenierung des Jahres 1953, bevor sich ihr Tenor zehn Jahre später bei einer verwandten Rolle ins Gegenteil verkehrte. Da hieß es: „Man kam, um die Tragödie des Torquato Tasso zu sehen, und sah die Tragödie Oskar Werners.”
Die von mannigfachen Exzessen begleitete Tragödie des Oskar Werner, der als Filmstar zu Weltruhm gelangt war und sich vom Theaterbetrieb zurückgezogen hatte, endete in einer Oktobernacht des Jahres 1984 in der Einsamkeit eines Hotels der oberhessischen Provinzstadt Marburg an der Lahn: Dort war am Abend zuvor einer seiner Rezitationsabende abgesagt worden, weil lediglich zehn Karten verkauft worden waren.
Trauriger hätte kein Tod und auch kein Bühnentod sein können. Überdies gab es eine merkwürdige Koinzidenz im Stillstand gleich zweier hochempfindlicher Herzen: Zwei Tage zuvor war in Paris der Filmregisseur Francois Truffaut verstorben, in dessen Meisterwerken „Jules und Jim” und „Fahrenheit 451” Oskar Werner Hauptrollen gespielt hatte. Von den Dreharbeiten zu „Fahrenheit 451” waren beide allerdings im Zerwürfnis geschieden: Truffaut war der Meinung, Oskar Werner habe in der Rolle des strohtrockenen Feuerwehrmanns Montag allzu oft ein kleines Lächeln gezeigt. Also konnte nicht ganz wahr sein, was die Theaterkritik beinahe unisono über Oskar Werner geschrieben hatte: „Ihm ist alles Tragödie, also spielt er nur Tragödien.”
Unsere Abbildungen, auf denen man einen schelmischen Oskar Werner herzhaft lachen sieht, sind um 1956 im Wiener Café Hawelka entstanden. Sie sind einem opulent bebilderten Band entnommen, der einen der größten deutschsprachigen Mimen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts würdigt. VOLKER BREIDECKER
CHRISTIANE MÜHLEGGER-HENHAPEL, ULRIKE DEMBSKI (Hrsg.): Welch einen sonderbaren Traum träumt’ ich. Oskar Werner 1922-1984. Verlag Christian Brandstätter, Wien 2002. 168 S., 36 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Über den von Christiane Mühlegger-Henhapel und Ulrike Dembski herausgegebenen Band über Oskar Werner verliert Rezensent Volker Breidecker leider kein einziges Wort. Stattdessen gibt er sich lieber seinen durch den Band womöglich wieder aufgefrischten Erinnerungen an den Schauspieler hin. Unvergesslich wie das zarte Gesicht des ewig jungenhaften Blondschopfs sei das Timbre seiner Stimme, die eigentlich Musik wäre, schwärmt Breidecker. Das Spiel des Mimen sei eher ein Schweben über die Bühne gewesen. Dabei habe kein Hamlet je tiefsinniger und grüblerischer als Oskar Werner in die hohle Hand der Melancholie geblickt. Nachdem sich Werner vom Theaterbetrieb zurückgezogen hatte, gelangte er als Filmstar zu Weltruhm, u.a. mit seinen Rollen in Francois Truffauts Meisterwerken "Jules und Jim" und "Fahrenheit 451". Tragisch findet Breidecker Werners Ende in einer Oktobernacht des Jahres 1984 in der Einsamkeit eines Hotels der oberhessischen Provinzstadt Marburg an der Lahn: Dort war am Abend zuvor einer seiner Rezitationsabende abgesagt worden, weil lediglich zehn Karten verkauft worden waren. "Trauriger", so der Rezensent mitfühlend, "hätte kein Tod und auch kein Bühnentod sein können."

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