Marktplatzangebote
4 Angebote ab € 3,45 €
  • Gebundenes Buch

Unsere Kinder sind besser als ihr Ruf. Wie Eltern und Schule Potentiale finden können
Dieses Buch will bewusst gegen den Strich bürsten, denn die PISA-Studien werden seit ihrer Veröffentlichung in einem Maße missbraucht, dass dies die eigentliche Katastrophe des deutschen Bildungswesens zu werden droht. Vor allem gilt es, die Jugend zu verteidigen, wenn ihr Können shon zu Hause schlecht geredet wird. Kinder und Jugendliche brauchen Ermutigung, man kann sie bei ihrem Ehrgeiz packen, aber sie haben das Herumnörgeln an ihrer vermeintlichen Minderwertigkeit satt.
"... die Pisa-Diskussionen
…mehr

Produktbeschreibung
Unsere Kinder sind besser als ihr Ruf. Wie Eltern und Schule Potentiale finden können

Dieses Buch will bewusst gegen den Strich bürsten, denn die PISA-Studien werden seit ihrer Veröffentlichung in einem Maße missbraucht, dass dies die eigentliche Katastrophe des deutschen Bildungswesens zu werden droht. Vor allem gilt es, die Jugend zu verteidigen, wenn ihr Können shon zu Hause schlecht geredet wird. Kinder und Jugendliche brauchen Ermutigung, man kann sie bei ihrem Ehrgeiz packen, aber sie haben das Herumnörgeln an ihrer vermeintlichen Minderwertigkeit satt.

"... die Pisa-Diskussionen bergen einige Gefahren, die Josef Kraus, bodenständig und polemisch wie immer, in seinem Buch beschreibt. (...) Gegen die Leistungsvergleiche zu Felde zu ziehen ist nicht seine Absicht, vielmehr geht es ihm darum, die Legendenbildungen um Gesamt-, Einheits-, Gemeinschafts-, Alternativ- und Ganztagsschulen zu entzaubern und die Ergebnisse der schulisch angeblich so vorbildlichen Finnen ebenso zu relativieren wie die Resultate der Asiaten."
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.06.3005
Autorenporträt
Josef Kraus, geboren 1949, ist seit 1987 Präsident des Deutschen Lehrerverbandes (DL). Nach Studium und Referendariat des gymnasialen Lehramts in den Fächern Deutsch und Sport und dem Diplom in Psychologie arbeitete er fünfzehn Jahre lang als Gymnasiallehrer in Landshut und als Schulpsychologe für den Regierungsbezirk Niederbayern. 1995 wurde er Oberstudiendirektor eines bayerischen Gymnasiums, das er bis heute leitet. Josef Kraus ist Mitglied im Beirat für Fragen der Inneren Führung des Bundesministers der Verteidigung; drei Jahre lang war er Beisitzer in der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien. 2009 wurde er für sein bildungspolitisches Engagement mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.06.2005

Zwischen Täuschung und Taumel
Die Pisa-Debatte und ihre Folgen für die schulpolitische Wirklichkeit in Deutschland

Josef Kraus: Der Pisa-Schwindel. Unsere Kinder sind besser als ihr Ruf. Signum Verlag, Wien 2005, 16,90 [Euro].

"In der deutschen Schulpolitik geht seit eh und je die Angst vor der Wahrheit um", schreibt Josef Kraus - bayerischer Schulleiter und Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, in seinem neuen Buch "Der Pisa-Schwindel". Tatsächlich gab es keine westliche Industrienation mit einem so niedrigen Stand der pädagogischen Diagnostik wie die Bundesrepublik. Die bildungspolitische Debatte hat sich deshalb eher an medienwirksamen Klischees orientiert als an Fakten. Das hat sich seit der ersten internationalen Vergleichsstudie Pisa gründlich geändert. Doch die Pisa-Diskussionen bergen eigene Gefahren, die Josef Kraus, bodenständig und polemisch wie immer, in seinem Buch beschreibt, das in den nächsten Tagen in den Buchhandel gelangt.

Gegen die Leistungsvergleiche zu Felde zu ziehen ist nicht seine Absicht, vielmehr geht es ihm darum, die Legendenbildungen um Gesamt-, Einheits-, Gemeinschafts-, Alternativ- und Ganztagsschulen zu entzaubern und die Ergebnisse der schulisch angeblich so vorbildlichen Finnen ebenso zu relativieren wie die Resultate der Asiaten. Angesichts der verheißenen Lösungen des Pisa-Debakels etwa durch Ganztagsschulen fordert Kraus mehr Realismus. Ganztagsbetreuung könne gegenüber außerschulischen Erfahrungen in Jugendarbeit, Vereinen, Musik- und Sportunterricht immer nur die zweitbeste Lösung sein. Vor allem forderten Ganztagsschulen ein realistisches Finanzierungskonzept, sie kosten etwa 30 Prozent mehr als reguläre Halbtagsschulen. Berufen kann sich Kraus dafür auf das Gutachten des Frankfurter Bildungsforschers Eckhard Klieme vom Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF). Ganztagsorganisation bleibt laut Klieme ohne Wirkung auf das Leistungsniveau der Schulen.

Mit der gebotenen Nüchternheit betrachtet der Autor auch die Ergebnisse des Pisa-Siegers Finnland und verweist auf die historischen Zusammenhänge (russische Fremdherrschaft, Entwicklung des Nationalbewußtseins) und auf die Zusammensetzung der Schülerpopulation. Dabei bietet er ein wichtiges Detail, was sich in der deutschen Auswertung der Pisa-Studie nicht findet: Obwohl sich in finnischen Schulen nur 1,2 Prozent Ausländer finden und fast alle im Großraum Helsinki zur Schule gehen (in Deutschland liegt der Anteil der Kinder mit ausländischen Eltern bei 15,2 Prozent), gelingt es offensichtlich nicht, die finnischen Migrantenkinder so zu integrieren, daß sie durchschnittliche Ergebnisse erreichen. Im OECD-Durchschnitt liegt der Rückstand ausländischer Schüler bei 36 Punkten hinter dem jeweiligen Landeswert, also bei einem Schuljahr, finnische Migrantenkinder weisen einen Rückstand von 68 Punkten hinter dem finnischen Pisa-Wert auf. Deutschland liegt mit 40 Punkten Migrantenrückstand im OECD-Durchschnitt.

Warnend äußert sich Kraus zum japanischen Schulsystem, das auf gewaltigem Lerndruck, mechanischem Pauken und einer weiterverbreiteten Prüfungsangst beruhe. Ein erheblicher Erfolgsfaktor in Japan sei das teure Nachhilfesystem, meint Kraus. Vor allem aber werde das Stoffgebiet nie aufgegeben, sondern in nahezu allen Klassen in einzelnen Stunden mit reduzierter Intensität wiederholt. Kontinuität und Wiederholung müßten auch in deutschen Schulen mehr Raum haben, außerdem solle auch hierzulande Schule anstrengend sein dürfen. Zentrale Prüfungen hält Kraus für ebenso unerläßlich wie ein gegliedertes Schulwesen, das sich als kindgerechter und vernünftiger erweise. Seine Wirkung, so heißt es in den schulpolitischen Schlußfolgerungen des Autors, entfalte das gegliederte Schulsystem erst dann, wenn es verbindliche Lehrpläne mit einem inhaltlichen Kernbereich, ein transparentes Leistungsprinzip mit einer frühen Differenzierung nach der vierten Grundschulklasse sowie anspruchsvolle Abschlußprüfungen gebe. Weil das sogenannte Duale System in Deutschland für eine vergleichsweise niedrige Arbeitslosigkeit unter Jugendlichen sorgt, läßt Kraus das berufliche Schulwesen nicht außer acht. Für viele Schüler erweise sich die Mischung von Schule und Ausbildung im Betrieb als Vorteil - um so verärgerter reagiert Kraus auf die Diffamierung der Hauptschulen, aber auch auf die deutsche Lust am Schlechtreden. Mit ihrem Nationalcharakter erwiesen sich die Deutschen abermals als Volk zwischen manisch-depressivem und manisch-progressivem Irresein, hyperkinetischer Reformitis und Logorrhöe, Zwangsneurose und pädagogischer Pyrotechnik.

HEIKE SCHMOLL

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.07.2005

Nötiger Weckruf
Eine merkwürdige Polemik gegen die Pisa-Ergebnisse
Die neue Pisa-Studie ist kaum veröffentlicht, da ist der Streit schon wieder groß. Ein Buch mit dem Titel „Der PISA-Schwindel” könnte da Entlastung bieten. Doch dieses Buch ist selbst ein kleiner Schwindel, der fängt schon mit dem Untertitel an: „Unsere Kinder sind besser als ihr Ruf”. Es war aber nie der Ruf „unserer Kinder”, der in der ebenso hysterischen wie nachdenklichen Debatte zur ersten Pisa-Studie 2000 in Zweifel gezogen wurde. Es ging stets mehr um den Ruf der deutschen Schulen und Lehrer, um pädagogische Konzepte und Reformen. Nicht englische und finnische Kinder haben einen besseren Ruf (oder bessere Ergebnisse), sondern englische und finnische Schulen. Josef Kraus, Oberstudiendirektor und seit 1987 Präsident des Deutschen Lehrerverbandes (DL), ist nicht nur auf der Titelseite so ungenau.
Bald vier Jahre nach der Veröffentlichung der ersten Pisa-Daten, die die deutschen Schüler im internationalen Vergleich nicht gut aussehen ließen, kaut der Verbandsobere Kraus noch einmal alle damaligen Szenarien inklusive unnützer Talk-Shows nach. Bei Kraus’ Pisa-Schwindel geht es nicht etwa darum, dass Pisa ein Schwindel sei, sondern, dass er die Folgerungen aus den Daten ablehnt. Pisa ist die Abkürzung von „Programme for International Student Assessment”, ist also ein internationaler Leistungsvergleich. Was kann man aus so einem Test lernen: Wo stehen wir? Warum stehen wir dort? Wie können wir uns verbessern? Wie machen es die anderen und was können wir uns bei ihnen abschauen? Da Pisa eine OECD-Studie ist und die Mitglieder allesamt Industrieländer sind, haben alle Schüler (mehr oder weniger) ähnliche Bedingungen. Alle Kinder in der industrialisierten Welt schauen zu viel fern, lesen zu wenig, stammen zu oft aus kaputten Familien und haben zu viele Ausländer in den Klassen, die zu wenig gefördert werden. Und doch schaffen die einen trotz misslicher Voraussetzungen bessere Ergebnisse als die anderen.
Josef Kraus, der sich schon bei der ersten Vergleichsstudie „Timss” aus dem Jahr 1997 vor allem darauf kaprizierte, das bessere Abschneiden der Bayern zu loben, ist auch in seinem neuesten Buch ausführlich damit beschäftigt, die schulisch besseren Leistungen der Südstaaten Bayern und Baden-Württemberg hervorzuheben. Gern bedient er sich dabei des Mittels, die die Statistik vermiesenden Ausländerkinder herauszurechnen. Das ist nicht besonders redlich, denn auch Niederländer, Engländer oder Amerikaner haben massenhaft Einwanderer, deren Muttersprache nicht die Unterrichtssprache ist. Würden alle Länder diese Schüler herausrechnen, wären wir wieder dort, wo wir schon vorher waren, im Mittelfeld. Freilich geht es nicht um fünf Punkte hier oder drei Plätze dort, sondern um die Frage, welche Faktoren für die schlechteren Leistungen der deutschen Schüler vis-a-vis ihren europäischen oder asiatischen Kollegen verantwortlich sind.
Abwehr und Unglauben
Kraus macht es sich da stammtischmäßig leicht, in dem er forsch erklärt: „Die Wirklichkeit in deutschen Schulen bedarf der Verteidigung gegen Theorie und Statistik.” Sein Zorn richtet sich gegen „Theoretiker und Statistiker, die meinen, mit ihren Theorien und Endlos-Zahlenkolonnen hätten sie die Wirklichkeit abgebildet oder verstanden.” Die Antwort des OECD-Mannes Andreas Schleicher lautet darauf stets: „Without data you are just another person with an opinon.” Die deutsche Schule bedarf keiner Verteidigung, sie bedurfte allerdings des Weckrufs (wie auch die jüngsten Leistungsverbesserungen zeigen), den die internationalen Vergleichsstudien der vergangenen Dekade boten. Dass das deutsche Bildungsestablishment mit Abwehr und Unglauben reagierte, kann kaum verwundern. 40 Jahre lang hatte man es
sich mit der Vorstellung, ein fabelhaftes System zu haben, bequem gemacht. Doch so, wie unsere Universitäten langsam verkamen, so fielen auch unsere Schulen zurück.
Kraus wehrte die Timms-Ergebnisse von 1998 schon mit der Behauptung ab: „Die Studie ist nichts wert. Da werden Schülerpopulationen und Leistungen miteinander verglichen, die nicht vergleichbar sind.” Wer 18-Jährige testet, kann freilich nicht nur Abiturienten vergleichen, sondern wird nicht umhin können, Berufsschüler einzubeziehen. Bis heute reibt sich Kraus an dieser Unvergleichbarkeit von Systemen und Ländern, hat aber nichts gegen Zahlenkolonnen, wenn sie ihn bestätigen. 120-Minuten -Tests hält er überhaupt für ungeeignet, Aussagen über das Leistungsvermögen von Schülern zu treffen. Er spricht denn auch verächtlich von einer „kleinen Schulstudie”. Warum er dem beklagten „Taumel” zu dieser „kleinen” Studie dann 250 Seiten Rumpelstilzchen-Gepolter widmet, bleibt sein Geheimnis. Kraus ist gegen Gesamtschulen und für das gegliederte System, obwohl es zu großer Chancenungleichheit führt. Kein großes Industrieland zeigt eine so bittere Korrelation von Herkunft und Zukunft wie die Bundesrepublik. Zu diesem Skandal findet sich fast nichts bei Kraus. Aber wohlfeile Appelle: „Eltern sollen schlicht und einfach dafür sorgen, dass ein Kind für die Hausarbeiten und für das Lernen Gewohnheiten entwickelt.” Er ist gegen die von Pisa favorisierte Ganztagsschule, weil sie ein reges Nachmittagsleben mit Spiel und Sport zerstöre. Millionen Kinder kennen indes kein fröhliches Nachmittagsleben, haben auch keine Eltern, die ihnen Werte wie Leistung und Ordnung vermitteln können.
Kraus’ Polemik trifft nur einmal ins Schwarze: Er watscht den Finnland-Tourismus deutscher Pädagogen ab. Zu Recht geißelt er das rege Reisen in das zum Vergleich wenig geeignete unterbevölkerte Land mit seinen kleinen Schulen, kleinen Klassen und kleinem Ausländeranteil. Vorbilder für die deutschen, vor allem großstädtischen Schulprobleme, findet man sicher eher in England als im hohen Norden. Ansonsten hat die vielfältige Pisa-Diagnostik Josef Kraus kaum zu sinnvollen Therapie-Vorschlägen animiert.
CHRISTINE BRINCK
JOSEF KRAUS: Der PISA-Schwindel. Unsere Kinder sind besser als ihr Ruf. Signum Verlag, Wien 2005. 247 Seiten, 16,90 Euro.
Auch wenn die deutschen Länder im internationalen Pisa-Vergleich deutlich aufgeholt haben, bleibt noch viel zu tun.
Foto: David Ausserhofer
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Josef Kraus' "Rumpelstilzchen-Gepolter" gegen die PISA-Studie lässt Christine Brinck kopfschüttelnd zurück. Schon im Untertitel "Unsere Kinder sind besser als ihr Ruf" entdeckt sie die erste Ungenauigkeit, schließlich gehe es nicht um die Qualität der Kinder, sondern um die der Schulen. Fast empört ist die Rezensentin darüber, dass Kraus in seiner Verteidigung des hiesigen Schulsystems die Ausländerkinder herausrechnet. Die Niederländer tun das ja auch nicht, meint Brinck, und schneiden im Vergleich trotzdem besser ab. "Stammtischmäßig leicht" mache es sich Kraus, seit 1987 Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, wenn er die Daten aus den Tests mit einer Handbewegung abtut, auf der Unvergleichbarkeit der Ergebnisse besteht und gegen "Endlos-Zahlenkolonnen" wettert, um im gleichen Atemzug ausgiebig Statistiken zu zitieren, die ihm zupass kommen. Zum in Deutschland besonders deutlichen Zusammenhang zwischen Leistung und sozialer Herkunft der Schüler findet Brinck in dem Band zu ihrem Missfallen gar nichts. Nur einmal gibt sie Kraus recht: wenn er den Finnland-Tourismus der deutschen Pädagogen kritisiert. Da wäre ein Besuch im demographisch ähnlicheren England angebrachter, wie auch die Rezensentin meint.

© Perlentaucher Medien GmbH