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Gängige Vorstellungen zur Geschichte Polens sehen das Land vor allem als politisches Opfer seiner Nachbarn. Eine Ursache dafür mag sein, dass bisherige Überblicke zur Geschichte Polens sich zum Großteil auf Politik und Gesellschaft konzentrieren. Im Gegensatz dazu ist die vorliegende Darstellung eine erste deutschsprachige, knappe und integrierte Geschichte der (Hoch-)Kultur(en) Polens, die von den Anfängen bis in die Gegenwart vor den Hintergrund europäischer Entwicklungen gestellt wird. Der Schwerpunkt der Darstellung liegt auf dem 19. und dem 20./21. Jahrhundert.Gegengezeichnet werden dabei…mehr

Produktbeschreibung
Gängige Vorstellungen zur Geschichte Polens sehen das Land vor allem als politisches Opfer seiner Nachbarn. Eine Ursache dafür mag sein, dass bisherige Überblicke zur Geschichte Polens sich zum Großteil auf Politik und Gesellschaft konzentrieren. Im Gegensatz dazu ist die vorliegende Darstellung eine erste deutschsprachige, knappe und integrierte Geschichte der (Hoch-)Kultur(en) Polens, die von den Anfängen bis in die Gegenwart vor den Hintergrund europäischer Entwicklungen gestellt wird. Der Schwerpunkt der Darstellung liegt auf dem 19. und dem 20./21. Jahrhundert.Gegengezeichnet werden dabei sowohl landläufige Verortungen Polens am Rand Europas und im Schatten Russlands als auch vor allem in der polnischen Historiographie verbreitete Vorstellungen von einem ausschließlich nach Westen angebundenen und hin zum Osten weitestgehend isolierten Land. Stattdessen bietet das Buch einen breiten Blick auf die unterschiedlichen Medien repräsentativer Kultur an, angefangen bei den verschiedenen Literaturgattungen und der bildenden Kunst über die Architektur und das Museumswesen hin zum Film und zur Musik.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.08.2017

Eine neue Art von Freiheit
Christoph Augustynowicz' Kulturgeschichte Polens

Der Wiener Historiker Christoph Augustynowicz hat sich der Aufgabe gestellt, auf knappem Raum eine "Kleine Kulturgeschichte Polens" zu schreiben. Die von Augustynowicz beschriebene Zeitspanne reicht vom Mittelalter bis zur Gegenwart, und die einzelnen, der Chronologie folgenden Kapitel beziehen alle Kunstdisziplinen ein. Darüber hinaus versucht der Autor, den historischen Hintergrund - dynastische Zusammenhänge in den frühen Jahrzehnten, Eigenheiten der Adelsrepublik und die Folgen der fehlenden Staatlichkeit bis zu den Einschränkungen unter dem kommunistischen Regime und der neuen Freiheit nach dessen Sturz - zu erklären und die Auswirkungen der jeweiligen politischen Konstellation auf die Mentalität und das Selbstverständnis der Polen zu beschreiben. Dagegen ist im Prinzip nichts einzuwenden, doch angesichts des knappen Umfangs des Buches muss der Leser in Kauf nehmen, dass Literatur, Malerei oder Musik einer Epoche oft auf einer oder gar einer halben Seite und viele der angesprochenen Motive in einem oder zwei Sätzen erörtert werden. Und damit hängt das zweite Problem zusammen: Der Autor bemüht sich zwar um einen flüssigen Erzählstil, bleibt aber insbesondere im ersten Teil des Buchs Eigenheiten akademischer Prosa verhaftet. Das hat zur Folge, dass man etwa auf "ein paradigmatisches Beispiel für den Import des idealtypischen Modells" stößt oder auf "Elemente des Beharrens und der Erneuerung als Ausdruck eines verdichteten Prozesses aufgeholter Modernisierung". Entschieden flüssiger und informativer fällt die Beschreibung der Neuzeit aus, die immerhin zwei Drittel des Buches einnimmt. Selbst wenn man einige Informationen mit Vorsicht genießen sollte. Henryk Sienkiewicz etwa bekam den Literaturnobelpreis nicht für "Quo vadis?", sondern "für seine außerordentlichen Verdienste als epischer Schriftsteller". Und Stanislaw W. Reymont schrieb mit dem "Gelobten Land" kein "realistisches Drama", sondern einen Roman. Außerdem wirkt das Buch, gerade wenn es von der jüngsten Vergangenheit handelt, erstaunlich inaktuell. Wer behauptet, es sei "auffällig", dass der Flugzeugabsturz bei Smolensk, bei dem Staatspräsident Lech Kaczynski und sein Gefolge ums Leben kamen, "in der repräsentativen Kultur des Landes keine herausragende Rolle" spiele, der hat die letzten Jahre verschlafen: Es gibt kein anderes Ereignis, das im heutigen, vom Bruder des Verstorbenen regierten Polen eine größere Rolle spielen würde. Für Einsteiger in die Kultur Polens mag das Buch hilfreich sein, anspruchsvollere Leser werden anderswo Vertiefung suchen.

MARTA KIJOWSKA.

Christoph Augustynowicz: "Kleine Kulturgeschichte Polens". Vom Mittelalter bis zum 21. Jahrhundert. Promedia Verlag, Wien 2017. 224 S., br., 19,90 [Euro].

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