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Sadako Sasaki ist zwei Jahre alt, als der erste Atombombenangriff der Geschichte ihre Heimatstadt Hiroshima trifft. Sie überlebt den Angriff scheinbar unbeschadet. Doch als sie zehn Jahre später plötzlich Schwächeanfälle bekommt, hat das Leiden schnell einen Namen: Leukämie, die Atombombenkrankheit. Sadako bleibt nur noch eine Hoffnung: Eine japanische Legende besagt, dass demjenigen, der 1.000 Papierkraniche faltet, ein Wunsch erfüllt wird. Johanna Hohnhold erzählt von Sadakos unerschütterlichem Lebensmut und ihren Kranichen, die weltweit zum Symbol des Friedens wurden.
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Produktbeschreibung
Sadako Sasaki ist zwei Jahre alt, als der erste Atombombenangriff der Geschichte ihre Heimatstadt Hiroshima trifft. Sie überlebt den Angriff scheinbar unbeschadet. Doch als sie zehn Jahre später plötzlich Schwächeanfälle bekommt, hat das Leiden schnell einen Namen: Leukämie, die Atombombenkrankheit. Sadako bleibt nur noch eine Hoffnung: Eine japanische Legende besagt, dass demjenigen, der 1.000 Papierkraniche faltet, ein Wunsch erfüllt wird.
Johanna Hohnhold erzählt von Sadakos unerschütterlichem Lebensmut und ihren Kranichen, die weltweit zum Symbol des Friedens wurden.

Mit einer Bastelanleitung für Origami-Papierkraniche sowie Material zum historischen Hintergrund
Autorenporträt
Johanna Hohnhold hat Kulturwissenschaften studiert und zahlreiche Kinder- und Bilderbücher übersetzt. Sie schreibt unter Pseudonym und lebt mit ihrem Mann in Norddeutschland.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.01.2018

Die letzten Singzikaden
Schneller laufen als die Angst: Johanna Hohnholds Antikriegsbuch über eine Jugend in Hiroshima

Das Mädchen Sadako Sasaki (1943 bis 1955) aus Hiroshima, das infolge der Atombombe an Leukämie litt und als Friedenszeichen und Überlebenswunsch 1000 Kraniche auf dem Krankenbett faltete, ist ein in Romanen, Musicals und Filmen popularisiertes Atombombenopfer. Nach dem Jugendbuchklassiker "Sadako will leben" des Wieners Karl Bruckner von 1961 und der US-Adaptation von Eleanor Coerr 1977 nimmt sich nun Johanna Hohnhold dem nuklearen Holocaust und Deus ex Machina, den Folgen und Spätfolgen des apokalyptischen Flammenmeers, an.

Wo es das Grauen auf Einzelschicksale herunterbricht, zeichnet das halbfiktionale Buch kindgerecht ihr Vermächtnis: Schlaglichter aus Sadakos kurzem intensiven Leben, ihrer Familie und Freunde als Statisten entfesselter Verhältnisse. Es beginnt mit einer Friedenszeremonie am Jahrestag des Abwurfs, als ein anonymer, ohrloser Mann Sadako und ihrem Bruder, die beschämt sind über die armselige Blume, die sie der im Inferno getöteten Großmutter offerieren wollen, eine Rose überreicht.

Die Geschichte lebt vom Wechselspiel ökonomischer und seelischer Depression, knapper Ressourcen auch des Glücks und Trugbildern der Hoffnung eines Neubeginns. Doch Sadako, die, als "der große Knall" kam, aus dem Fenster geschleudert wurde und wie durch ein Wunder die Wucht des Aufpralls überlebte, jedoch bei der Flucht mit der Mutter dem radioaktiven "Schwarzen Regen" ausgesetzt war, holt Hiroshimas Nachhall ein. Der Wiederaufbau der Stadt bildet hier den Kontrast zum körperlichen Abbau der Heldin. Die klassenbeste Staffelläuferin ("Du musst einfach schneller laufen als die Angst") bricht beim Sportfest nach Erreichen der Zielgerade zusammen.

1955 wurde Sadako in das Hiroshima Red Cross Hospital eingeliefert und konnte nur selten zur Familie heimkehren. Eine Busfahrt zum Krankenhaus quer durch die Stadt zeigt Trümmerlandschaften eines Spielbretts der Geschichte. Selbst "das verblühte Unkraut auf den Schuttbergen" kann Spuren des Atomangriffs nicht verbergen. Auch die Opferpsyche zwischen Empathie, Diskriminierung und Ausgrenzung wird evoziert, wenn eine "gläserne Wand" die Kranke und ihre Umwelt trennt, wenn von "Botschaften hinter vorgehaltenen Händen" die Rede ist und der Erfahrung, auf die Krankheit reduziert zu werden.

Die letzten Singzikaden und die ferne Erinnerung des Sommers des versehrten Kinds sind Kontrapunkte zur Machbarkeitslogik des Kriegs und zu "weiß-kalten Winkeln des Krankenhauses", wohin er führt. Die Handwerkskünste Origami und Ikebana stehen alternativ zum Waffengebrauch. Zentral sind Glücks- und Vergänglichkeitssymbole wie Senbazuru (laut Legende bekommt, wer 1000 Kraniche faltet, von den Göttern einen Wunsch erfüllt, wie Sadakos beste Freundin Chizuko erklärt), ihr Kirschblüten-Kimono und der kugelrunde und beinlose "Daruma" als Glücksbringer und Stehaufmännchen.

Das Buch ist eine Ode an die Freundschaft und Rekonvaleszenzgeschichte der Herzen. Neben der im Leid aufmunternden Chizuko zeigt der (fiktive) Schulfreund Natsuki Sadako, die sonst auf Rezepte und Beipackzettel zurückgreift, durch das Beschaffen des Rohstoffs Papier seine Zuneigung. Doch nach temporärer Entlassung, um einem Schrein-Fest für das Wohlergehen der Kinder beizuwohnen - unter der strengen Auflage der Lieblingskrankenschwester, weiter Kraniche zu falten -, verschlechtert sich Sadakos Zustand. Betörend wirken Gerda Raidts Bilder, wenn bei Sadakos Todesszene Papierkraniche in reale Vögel übergehen.

Nach Sadakos Tod wollen ihre Schulkameraden für Hiroshimas verlorene Kinder ein Denkmal als Erinnerungsort bauen. Die Initiative mündete 1958 in Sadakos Statue, dem Children's Peace Monument im Friedenspark, heute von Glaskästen mit Tausenden von Kindern gefalteter Vögel gesäumt. Assoziationen endloser Ketten aufgefädelter Kraniche mit Lennons Song "Imagine" und Träumen vernetzter Pazifisten: Das friedensbewegte Buch erzählt aufrüttelnd das Leben und Sterben "unterhalb der Wolke" von der anderen, kindlichen Perspektive aus.

STEFFEN GNAM.

Johanna Hohnhold: "Sadako. Ein Wunsch aus tausend Kranichen". Roman.

Mit Bildern von Gerda Raidt. Aladin Verlag, Hamburg 2017. 144 S., geb., 11,95 [Euro]. Ab 10 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Steffen Gnam nimmt mit Johanna Hohnholds halbfiktionalem Buch über die Hiroshima-Überlebende Sadako die Kindperspektive auf das Grauen ein. Schlaglichter aus dem kurzen Leben des verstrahlten Mädchens baut die Autorin zu einer Ode an die Freundschaft und einer Rekonvaleszenzgeschichte der Herzen aus, meint Gnam. Ein friedensbewegtes Buch, so Gnam, das aufrüttelnd vom Leben und Sterben erzählt.

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