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Stadtarchitekt Job wohnt mit seiner Ehefrau Gaby, den pubertierenden Zwillingen und einem Hund in einem geschmackvollen Haus in Haarlem. Seit er seine Stelle verloren hat, dreht die Familie jeden Cent um. Niemand soll merken, dass es finanzielle Probleme gibt. Da kommt die neue hilfsbereite Nachbarin Judith gerade recht, die mit Gaby eine enge Freundschaft aufbaut und finanziell aushilft. Doch Judith spielt ein undurchdringliches Spiel, und selbst die Nachbarschaft ist nach einem Mord nicht mehr die, die sie einmal war.
Ein Gesellschaftsroman über Integrität, Korruption, und darüber was es braucht, reich zu werden und zu bleiben.
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Produktbeschreibung
Stadtarchitekt Job wohnt mit seiner Ehefrau Gaby, den pubertierenden Zwillingen und einem Hund in einem geschmackvollen Haus in Haarlem. Seit er seine Stelle verloren hat, dreht die Familie jeden Cent um. Niemand soll merken, dass es finanzielle Probleme gibt. Da kommt die neue hilfsbereite Nachbarin Judith gerade recht, die mit Gaby eine enge Freundschaft aufbaut und finanziell aushilft. Doch Judith spielt ein undurchdringliches Spiel, und selbst die Nachbarschaft ist nach einem Mord nicht mehr die, die sie einmal war.

Ein Gesellschaftsroman über Integrität, Korruption, und darüber was es braucht, reich zu werden und zu bleiben.
Autorenporträt
Nausicaa Marbe, geboren 1963, ist gebürtige Rumänin und kam mit 18 Jahren in die Niederlande. 1998 wurde sie mit ihrem Debütroman Mândraga
Rezensionen
Die neue Nachbarin

Nausicaa Marbes preisgekrönte Erpressergeschichte „Schmiergeld“

Ein Thriller, der von einer niederländischen Frau verfasst wurde, ist noch lange kein „vrouwenthriller“ im Sinne des Krimigenres, das in den Niederlanden, verknüpft mit Namen wie Saskia Noort, Simone van der Vlugt oder Esther Verhoef, seit Jahren hoch im Kurs steht. Denn zu dessen Merkmalen zählt nicht nur die weibliche Autorschaft, sondern auch, dass eine Frau im Zentrum des Plots steht, der sich fast ausschließlich im Privaten, im Familien- und Beziehungsleben der Protagonistin abspielt, während gesellschaftliche und politische Entwicklungen und damit assoziierte Formen der Kriminalität weitgehend ausgespart werden.

  Das alles gilt nicht für „Schmiergeld“, den zweiten Roman der Journalistin Nausicaa Marbe, der als bester niederländischer Thriller des Jahres 2015 ausgezeichnet wurde. Die Frau mit dem aparten Namen fällt freilich auch insofern aus dem Autorinnen-Raster, als sie erst 1982, mit 18 Jahren, aus Rumänien in die Niederlande kam. Ihr literarisches Debüt „Mândraga“ machte sie 1998 rasch bekannt. Ihre scharfzüngigen Kolumnen in De Volkskrant und De Telegraaf sorgen regelmäßig für Aufregung, und so werden als Vergleichsgröße für ihr preisgekröntes Zweit-Epos denn auch nicht die oben erwähnten Frauenthriller, sondern die maliziösen Gesellschaftskrimis ihres Kolumnisten-Kollegen Hermann Koch herangezogen.

  Der Ich-Erzähler in „Schmiergeld“ trägt den Vornamen Job, was doppelt ominös ist: Der Mann hat seinen Job verloren, und er muss befürchten, wie sein biblischer Namensvetter Hiob noch viel mehr einzubüßen, nämlich alles, was sein Leben ausmacht. Das wiederum hängt mit Verflechtungen von Geld, Macht und Politik zusammen, wie sie heute in den Provinzstädten eines jeden europäischen Landes zum Alltag gehören. Job van Emmerik ist Architekt, er hatte eine gut dotierte Stellung als Leiter des Stadtbauamtes von Haarlem, aber als er unverhofft auf einen großen Fall von Korruption und Immobilienbetrug stieß und sein Wissen nicht für sich behalten konnte, wurde er entlassen.

  Von einem Tag auf den anderen ist seine Familie, bestehend aus der Gattin Gaby, den pubertierenden Zwillingen Leon und Tara und dem Hund Toby, darauf angewiesen, von schrumpfenden Ersparnissen zu leben. Bewerbungen laufen ins Leere, es kriselt in der Ehe, immer anstrengender wird es, vor den Nachbarn im feinen Haarlemer Villenviertel zu verheimlichen, dass man eigentlich nicht mehr richtig dazugehört. Dieses gehobene Mittelschichtmilieu mitsamt seinen Luxusritualen und Verdrängungen, das einerseits sehr niederländisch, andererseits global wiedererkennbar ist, schildert die Autorin so detailliert wie geruhsam. In Rückblicken wird von Liebe, Heirat und Familiengründung erzählt, vom Erwerb des Traumhauses, von einem Lebensstil, der stets ein wenig exquisiter und elitärer war als der des neureichen Jetset. Und es wird dabei spürbar, wie fragil das Fundament des Idylls ist, wie abhängig von der ökonomischen Sicherheit, die nun plötzlich fehlt.

  Dann aber stellt sich heraus, dass auch früher schon einiges nicht stimmte. Job, der etwas wehleidige, moralisch scheinbar überkorrekte Erzähler, ist ein geübter Lügner und hat in der Rolle des vorbildlichen Familienvaters zumindest zeitweise nur Theater gespielt. Eine neue Nachbarin zieht ins Viertel, eine auffallende Erscheinung, die sich sogleich mit der Frau des Architekten anfreundet und sich in das Leben der Van Emmeriks einmischt. Sie nennt sich Judith Faber, aber es ist Gretta Luzerne, die nymphomanische Tochter eines rumänischen Immobilien-Tycoons, mit der Job vor etlichen Jahren eine heiße Affäre auf echten und vorgetäuschten Dienstreisen unterhielt.

  Dass er sich von ihr trennte, hat Gretta ihm nicht verziehen. Jetzt will sie sich, mit dem Geld ihres kriminellen Vaters, erkaufen, was das Leben ihr vorenthalten hat: Sie greift der ahnungslosen Gaby finanziell unter die Arme, umgarnt die Kinder mit teuren Geschenken und Reisen, will sogar den Hund übernehmen. In ihrer Maßlosigkeit konfrontiert sie den immer paranoider reagierenden Job mit einem erpresserischen Deal, doch da hat er schon eine verzweifelte Entscheidung getroffen.

  Denn inzwischen hat er, mithilfe eines eigensinnigen Kriminalbeamten und einer skurrilen Krimischriftstellerin aus der Nachbarschaft, weiter in dem Fall recherchiert, dem er seine Arbeitslosigkeit verdankt. Die Ostblock-Mafia tritt auf, immer abenteuerlicher spitzen sich die Dinge zu, aber es gelingt Nausicaa Marbe, trotz ihrer beschreibungsfreudigen Erzählweise den Spannungsbogen straff zu halten. Und nebenbei noch zu vermitteln, dass ihre Heimatstadt Bukarest unter dem Diktator Ceauşescu keineswegs vollständig zerstört wurde, sondern nach wie vor romantische Ecken hat.

KRISTINA MAIDT-ZINKE

        
    
    
    
Nausicaa Marbe:
Schmiergeld. Roman.
Aus dem Niederländischen von Heike Baryga.
Eichborn Verlag, Köln 2016. 432 Seiten, 22 Euro. E-Book 16,99 Euro.

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