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Nach dem Scheitern des Neoliberalismus unserer Tage: Die Wiederentdeckung der wahren Utopie des Adam Smith in Frankreich_So wird Nationalökonomie anschaulich: Weniger als drei Jahrzehnte vor der Revolution reist Adam Smith von Glasgow nach Frankreich. Der bekannte Professor der Moralphilosophie begleitet einen jungen schottischen Adeligen auf Bildungsreise. Sie besuchen Voltaire in Genf; in Toulouse und in Paris beobachtet Adam Smith die vorrevolutionären Reformen, begegnet Politikern, Wissenschaftlern und den Vertretern der französischen Aufklärung: den »Ökonomisten« - und nicht zuletzt den…mehr

Produktbeschreibung
Nach dem Scheitern des Neoliberalismus unserer Tage: Die Wiederentdeckung der wahren Utopie des Adam Smith in Frankreich_So wird Nationalökonomie anschaulich: Weniger als drei Jahrzehnte vor der Revolution reist Adam Smith von Glasgow nach Frankreich. Der bekannte Professor der Moralphilosophie begleitet einen jungen schottischen Adeligen auf Bildungsreise. Sie besuchen Voltaire in Genf; in Toulouse und in Paris beobachtet Adam Smith die vorrevolutionären Reformen, begegnet Politikern, Wissenschaftlern und den Vertretern der französischen Aufklärung: den »Ökonomisten« - und nicht zuletzt den Damen der Pariser Salons, die ihn umschwärmten._In seinem großen erzählenden Buch macht Reinhard Blomert greifbar, worüber in der Literatur bisher geschwiegen wurde: Das legendäre Hauptwerk des Begründers der klassischen Nationalökonomie, Der Wohlstand der Nationen, 1776 erschienen und auch bald ins Deutsche übersetzt, verdankt sich diesen französischen Erfahrungen._Und vor allem: Der Autor der von Immanuel Kant bewunderten Theorie der ethischen Gefühle wandelte sich nicht zum amoralischen Ökonomen des Marktfundamentalismus unserer Tage. Das Image vom Vater eines Laisserfaire-Kapitalismus von unsichtbarer Hand ist nichts als die ideolo gische Projektion unserer Tage
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.04.2013

Wir sind jetzt alle Smithianer
Über Ideenreichtum und Einfluss der Werke Adam Smiths

Moral Hazard, asymmetrische Informationen, Effizienzlöhne, Verhaltens- und Evolutionsökonomik sind Begrifflichkeiten beziehungsweise Fachgebiete der modernen Ökonomik. Doch zu all dem und zu vielen anderen aktuellen Fragestellungen und Themenkomplexen lässt sich so manch kluge Abhandlung bereits in den Werken des großen schottischen Moralphilosophen und Nationalökonomen Adam Smith finden. Warum sein Werk Geschichte gemacht hat und was es uns heute noch sagen kann, verdeutlicht die Lektüre von zwei neuen Büchern, die sich mit dem Schaffen und der Wirkung des Begründers der klassischen Schule der Nationalökonomie befassen.

Die beiden ausgewiesenen Smith-Kenner Heinz D. Kurz und Richard Sturn, deren Buch den Auftakt zu einer neuen Serie über "Die größten Ökonomen" bildet, stellen umfassend und kenntnisreich dar, warum Adam Smith als universeller Ideengeber und als Vater der modernen Wirtschaftswissenschaften gilt. Auch wenn man noch keinen führenden ökonomischen Denker oder Staatenlenker hat ausrufen hören, dass "wir jetzt alle Smithianer sind", lässt sich die überragende Bedeutung, die das Werk des Schotten für die Begründung der Wirtschaftstheorie als eigenständige Wissenschaft hat, nicht abstreiten.

Aber es ist weniger die beeindruckende Fülle und die verblüffende Aktualität der von Smith vor über 230 Jahren oftmals äußerst scharfsinnig behandelten Themen, die dazu führt, dass Ökonomen fast jeder Denkschule sich heute auf Smith berufen. Eher liegt es daran, dass die Botschaft des Smithschen Gesamtwerkes nicht leicht zu erschließen ist und daher viel Raum für Interpretationen lässt. Das Werk von Adam Smith inspiriert seit jeher sowohl Konservative wie Progressive, weil es eben nur selten bestimmte Empfehlungen oder konkrete Schlussfolgerungen präsentiert, wie Kurz und Sturn betonen. Die beiden Grazer Ökonomen bezeichnen es zu Recht gerade als Smiths historisches Verdienst, dass er Modelle, Methoden und Argumentationsweisen entwickelt hat, die je nach Problemstellung und Kontext verschiedene Anwendungen und Schlüsse erlauben.

Eine leitende Erkenntnisfrage sei für Smith der Umgang mit dem Spannungsverhältnis aus individuell-partikularen und öffentlich-allgemeinen Interessen gewesen. Eine Fragestellung, die angesichts der gesellschaftlichen Auswirkungen, die sogenannte Finanzinnovationen einzelner, aber mächtiger Finanzmarktakteure in der jüngeren Vergangenheit zeitigten, höchst aktuell ist. Adam Smith hat mit seiner Leitidee der nicht intendierten Konsequenzen individuellen Verhaltens einen überaus fruchtbaren Ansatz zur Analyse des Zusammenhangs von individuellem Handeln und ungeplanten systemischen Resultaten entwickelt.

Kurz und Sturn kritisieren, dass dieses Smithsche Konzept allzu häufig zu sehr auf die Botschaft eingeengt wurde, dass allein aus dem Eigennutz der einzelnen Marktakteure quasi automatisch eine Steigerung des Gemeinwohls erfolge. Nach Smiths Auffassung sei aber vor allem eine funktionierende soziale Ordnung eine Grundvoraussetzung dafür, dass ein von Eigennutz motiviertes Verhalten letztendlich auch tatsächlich dem Allgemeininteresse diene. Dabei sind "komplexe Institutionen und soziale Strukturen ...als ungeplante Konsequenzen menschlichen Handelns zu verstehen", wie Kurz und Sturn erläutern.

Die beiden Smith-Experten monieren, dass Smith lange Zeit nur als Lieferant von Stichwörtern und allseits bekannten Metaphern (wie der von der unsichtbaren Hand) fungierte, deren systematischer Zusammenhang nicht beachtet und begriffen worden sei. Das gut strukturierte und didaktisch hilfreich aufbereitete Buch versucht daher immer wieder, Bezüge zwischen dem frühen Smith und seiner Moralphilosophie und seinem Spätwerk herzustellen. Indem die Autoren die Kontinuität im Smithschen Denken aufzeigen, wird deutlich, dass kein Widerspruch zwischen seinem älteren Konzept der "Sympathie" und seinem späteren des "Eigeninteresses" steckt (sogenanntes "Adam-Smith-Problem"). Sie regen ihre Leser mit ihrem schmalen, aber dennoch inhaltsreichen Büchlein an, die Hintergründe des Smithschen Werkes zu erfassen und dieses in den Kontext der Ideengeschichte einzuordnen.

In eine ganz ähnliche Richtung geht auch die Intention des von Reinhard Blomert eingängig und streckenweise recht unterhaltsam verfassten ausführlichen Essays über die für Adam Smith so wichtige Frankreich-Reise. Vor dem Verfassen seines "opus magnum", dem "Wealth of Nations", begleitete Adam Smith den Stiefsohn des späteren britischen Schatzkanzlers auf dessen Grand Tour durch Frankreich. In dem liebevoll gestalteten und überaus ansprechend aufgemachten Buch hebt Blomert die Bedeutung für das Spätwerk von Adam Smith hervor, die von seinen Begegnungen mit den führenden französischen Denkern seiner Zeit, wie beispielsweise Voltaire und Quesnay, ausging.

Das Buch, das sich sehr gut als Einstiegslektüre für die Beschäftigung mit einem der berühmtesten Ökonomen aller Zeiten eignet, wendet sich gegen die Verengung der Wahrnehmung Smiths als eines doktrinären Verfechters des Laissez-faire-Prinzips, der angeblich den Egoismus als generelle Handlungsmaxime legitimiert habe. Blomert nimmt den Leser auf eine leichte und erzählerische Weise mit auf die Frankreich-Reise und lässt dabei die historischen Hintergründe deutlich werden, vor denen Smith sein epochemachendes Buch vom Wohlstand der Nationen verfasste.

HAGEN KRÄMER.

Der Verfasser ist Professor an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Hochschule Karlsruhe.

Heinz D. Kurz/ Richard Sturn: Die größten Ökonomen. Adam Smith.

UTB (Lucius), Stuttgart 2012. 199 Seiten, 12,99 Euro.

Reinhard Blomert: Adam Smiths Reise nach Frankreich.

Die Andere Bibliothek, Berlin 2012. 300 Seiten, 34 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Nach der vom Autor angekündigten Korrektur des bisherigen Wissensstandes über Adam Smith sucht Caspar Hirschi in diesem Buch vergeblich. Am besten solle man Smith ruhen lassen, meint Hirschi zerknirscht, und gar nicht erst den Versuch unternehmen, ihn gegen falsche Freunde oder echte Feinde in Schutz zu nehmen, wie es der Soziologe Reinhard Blomert hier macht bzw. unterlässt. Denn: Anstatt sein ambitiöses Programm umzusetzen und das verzerrte Bild des Ökonomen anhand weniger dazu geeigneter Quellen zu glätten, schweift der Autor zum Unmut des Rezensenten vor allem ab. Anekdotisches über Smiths Leben, über Troubadoure und Katharer und den Papst in Toulouse wollte er eigentlich nicht lesen. Was der Autor an Witschaftstheorie im hinteren Teil des Buches nachschiebt, macht Hirschi dann allerdings auch nicht froh (siehe oben).

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