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New York 1943. Linus streift mit seinem Obst- und Gemüsekarren durch die Straßen von Manhattan. Er mag seinen neuen Job, den er ebenso wie die Schuhe von seinem älteren Bruder geerbt hat. Beim Ausliefern der Bestellungen lässt sich wunderbar träumen. Zum Beispiel von Mister Super, dem Comichelden, den sein Bruder Apke gezeichnet hat. Aber nun ist Apke im Krieg ... Alle zwei Wochen liefert Linus eine Kiste Apfelsinen an Mister Orange, dessen wirklichen Namen er sich nicht merken kann. In der Wohnung des Malers sieht es ganz anders aus als bei Linus zu Hause: Die Wände sind weiß gestrichen und…mehr

Produktbeschreibung
New York 1943. Linus streift mit seinem Obst- und Gemüsekarren durch die Straßen von Manhattan. Er mag seinen neuen Job, den er ebenso wie die Schuhe von seinem älteren Bruder geerbt hat. Beim Ausliefern der Bestellungen lässt sich wunderbar träumen. Zum Beispiel von Mister Super, dem Comichelden, den sein Bruder Apke gezeichnet hat. Aber nun ist Apke im Krieg ... Alle zwei Wochen liefert Linus eine Kiste Apfelsinen an Mister Orange, dessen wirklichen Namen er sich nicht merken kann. In der Wohnung des Malers sieht es ganz anders aus als bei Linus zu Hause: Die Wände sind weiß gestrichen und überall hängen rote, gelbe und blaue Rechtecke. Mister Orange sagt, das sind die Farben der Zukunft. Truus Matti erweckt in ihrer packenden Familiengeschichte den Maler Piet Mondrian zum Leben und bringt die Welt seiner Farben zum Tanzen. Darüber hinaus entwirft sie ein atmosphärisches Bild vom New York der 1940er Jahre.
Autorenporträt
Truus Matti, geboren 1961, studierte an der Rietveld Academie in Amsterdam. Sie arbeitete bei verschiedenen niederländischen Verlagen als Redakteurin und Lektorin. Seit ihrem viel beachteten Romandebüt im Jahre 2007 widmet sie sich ganz dem Schreiben.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Begeistert hat Rezensentin Katharina Rudolph das zweite, nun unter dem Titel "Apfelsinen für Mister Orange" erschienene Jugendbuch der niederländischen Autorin Truus Matti gelesen. Erzählt wird die Geschichte des kleinen Linus, der mit seinen Eltern und Geschwistern im New York der 1940er Jahre lebt und erlebt, wie sein ältester Bruder in den Krieg gegen Deutschland zieht. Vor allem aber, so Rudolph, geht es hier um den Maler Piet Mondrian, der dem neugierigen kleinen Jungen als mysteriöser Mr. Orange begegnet und ihm die Welt der Malerei eröffnet. Ein wunderbare Geschichte über Krieg, Frieden, Zukunft, Fantasie und Erwachsenwerden, die ganz ohne Pathos, aber mit viel Einfühlungsvermögen erzählt wird, lobt die Kritikerin.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 22.02.2013

Boogie Woogie
Truus Mattis Kinderbuch führt in das New York des Piet Mondrian
Nach der Lektüre dieses Buches trauert man nicht etwa wieder einmal um das Ende einer Geschichte, sondern will sich am liebsten auf der Stelle in den nächsten Zug nach Den Haag setzen. Aus dem schlichten Grund, im dortigen Gemeentemuseum leibhaftig ein Kunstwerk zu betrachten: Piet Mondrians letztes, nicht ganz vollendetes Bild, „Victory Boogie Woogie“. Vor Kurzem traf man schon einmal auf den großen Maler, in Wouter van Reeks Krawinkel & Eckstein-Bildergeschichte „Auf den Spuren von Piet Mondrian“.
  Wenn man nun die letzte Seite in Apfelsinen für Mister Orange umgeblättert hat, dem neuen Roman der niederländischen Autorin (und van Reeks Lebenspartnerin) Truus Matti, schwirren einem Bilder und Stimmungen durchs Gemüt, zu denen man am liebsten Boogie Woogie tanzen wollte. Weil Zeitreisen ins New York des Frühjahrs 1945 leider nach wie vor schwer zu realisieren sind, würde einen bereits die Betrachtung des Originalkunstwerks inspirieren. Auf diesem Bild scheinen sich in einem strengen Linienraster die Primärfarben Rot, Blau und Gelb im wilden Boogierhythmus mit Weiß und Grau und Schwarz zu vereinen, so als würden die Menschen auf den Straßen Manhattans tanzend den Sieg über Hitlerdeutschland feiern. Dieses Bild nämlich fasziniert den kleinen Helden in der Geschichte, den elfjährigen Linus. Den setzt Truus Matti als eines von sechs Kindern des in sehr beengten Verhältnissen lebenden Obst- und Gemüsehändlers im Herbst 1943 in die Straßenschluchten der East Side Manhattans.
  Nachdem sich der älteste Bruder freiwillig zur Army gemeldet hat und bald in Europa kämpfen wird, muss Linus die Hauslieferungen per Leiterwägelchen übernehmen. Sein interessantester Kunde ist ein Maler, der zehn Blocks entfernt, nahe des Central Parks, wohnt. Alle zwei Wochen, montags, bringt er ihm eine Kiste Apfelsinen ins Haus. Da Linus den fremd klingenden Namen nicht versteht, nennt er den freundlichen Mann „Mr. Orange“. Mit offenen Augen und offenem Mund bestaunt Linus die ganz in Weiß gehaltene Wohnung. „Und in all diesem Weiß bunte Rechtecke, wo er auch hinsah. In Gruppen oder allein, an den Wänden, auf einer Schranktür, auf dem Kaminsims. Kleine Farbinseln in einem Meer aus Weiß.“ Auch wenn die Farben den Comicfreak Linus an die Uniform seines Lieblingshelden Superman erinnern, eröffnet sich für ihn in der Wohnung des Künstlers eine gänzlich neue Welt. In kleinen Gesprächen mit Mr. Orange setzen sich in Linus auch neue Gedanken fest, über Farben, über Musik, ja sogar über Krieg, Hoffnung und Zukunft. All diese verwirrenden neuen Ideen in Linus’ Kopf bettet Truus Matti in eine kleine, aber feine Alltagsgeschichte aus dem New York dieser Zeit.
  Wer jetzt auf den Gedanken käme, das Ganze wirke pädagogisch wertvoll konstruiert, würde sich täuschen. Die Autorin (und mit ihr die Übersetzerin Verena Kiefer) gestaltet die wundersame Begegnung mit einer neuen Welt gänzlich unprätentiös. Das Milieu wirkt glaubhaft. Als Leser fühlt man sich manchmal sogar so, als zöge man den Obstkarren an Linus’ Seite durch die Menschenmenge.
  Eine anrührende Geschichte über das alltägliche, manchmal freundliche, manchmal nüchterne, manchmal tragische Leben eines einfachen Jungen im Großstadtdschungel. Eine Geschichte über die Spielarten der Phantasie, über neue Bilder im Kopf und die Bedeutung von Phantasie und Kunst für ein menschenwürdiges Leben. (ab 12 Jahre)
SIGGI SEUSS
Truus Matti: Apfelsinen für Mister Orange. Aus dem Niederländischen von Verena Kiefer. Gerstenberg 2013. 174 Seiten, 12,95 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.05.2013

Ein Ballsaal zum Malen

Mit Apfelsinen gegen die Realität des Krieges: Wer junge Leser in Mondrians Welt führen möchte, sollte zu diesem Buch greifen.

Jeden Tag schlängelt sich der dreizehnjährige Linus mit seinem bis an den Rand gefüllten Holzkarren voller Obst und Gemüse zu Fuß durch die Straßen von New York. Er trägt die Bestellungen für seine Eltern aus, die einen kleinen Lebensmittelladen führen. Einen Sack Zwiebeln, Zitronen, Lauch und Tomaten für den barschen Restaurantbesitzer Castelli, ein Pfund Pflaumen und eine Tüte Trauben für die vereinsamte, tatterige Frau de Winter und eine Kiste Apfelsinen für den wundersamen Mister Orange, dessen richtigen Namen sich der Junge einfach nicht merken kann. Linus hat fünf Geschwister. Und so, wie jeder die abgetragenen Schuhe des Nächstälteren bekommt, bekommt auch jeder die Aufgabe des Nächstälteren. Linus hat Simons Job übernommen, die Lieferungen auszufahren, Simon wiederum hat Apkes Job übernommen, die Post einer Zeitung zu sortieren. Und Apke, der Älteste? Der ist gerade dabei, in den Krieg zu ziehen, gegen Deutschland, im September 1943. Hier beginnt die Erzählung. Sie endet anderthalb Jahre später, im März 1945.

Die niederländische Autorin Truus Matti, Jahrgang 1961, publizierte ihren ersten Roman erst spät, nachdem sie lange in Verlagen gearbeitet hatte - ihr Debüt "Bitte umsteigen" erschien 2007. Mit der Geschichte über den neugierigen und nachdenklichen Linus, die in "Apfelsinen für Mister Orange" erzählt wird, hat sie nun ihr zweites Buch in deutscher Übersetzung vorgelegt. Eines, in dem es voller Leichtigkeit, Einfühlungsvermögen und ganz unpathetisch um große Themen geht: Krieg, Frieden, Zukunft, Phantasie, Erwachsenwerden. Und um den Maler Piet Mondrian, dessen Name in der Geschichte nicht ein einziges Mal genannt wird, der sich aber hinter dem mysteriösen Mister Orange verbirgt.

Die Erzählung spielt in Manhattan und hier besonders an zwei zentralen Schauplätzen. Da ist das Zuhause von Linus, seinen Eltern und seinen Geschwistern, liebevoll, aber auch laut und beengt, ein wenig unordentlich mit Blümchentapete und dunklen Holzmöbeln. Und da ist das Atelier des verträumten, lebensfrohen und fast kindlichen alten Malers, dem Linus alle zwei Wochen eine Kiste Apfelsinen bringt. Als "ein Ballsaal zum Malen" erscheint dem Jungen diese Wohnung. Groß, geräumig, still, alles in Weiß und voller Rechtecke in Blau, Rot und Gelb.

Mit Mister Orange spricht Linus über Kunst, das Suchen nach Antworten, das Ausprobieren, Boogie-Woogie, die Farben der Zukunft, die Zukunft ganz allgemein und auch über den Krieg. Zu Hause dreht sich, neben der stetigen Arbeit, alles um Apke. Täglich wartet die Familie auf Post von ihm. Linus ist stolz auf seinen Bruder, der mitmacht beim großen Krieg, und er versteht nicht, warum seine Eltern das schöne Banner mit dem blauen Stern, an dem jeder sehen kann, dass ein Mitglied der Familie im Krieg ist, nicht ins Fenster hängen wollen. Der Einwand seiner Mutter, dass Flaggen für Feste da seien und der Krieg keines sei, befriedigt ihn zunächst nicht. Doch allmählich merkt er an den Briefen von Apke, am Verhalten seiner Eltern und an den Gesprächen mit Mister Orange, dass der Krieg doch nicht so eine abenteuerliche und heldenhafte Sache ist, wie er gedacht hatte. Und nicht einmal Mister Super, ein recht menschlicher Superheld aus Comic-Zeichnungen, der Linus von Zeit zu Zeit erscheint, kann etwas tun gegen die vielen Toten.

Bei Mister Orange findet Linus Halt. Er lehrt ihn, dass auch die Vorstellungskraft eine große Macht ist, dass sie da ist, um die Zukunft zu gestalten. Das Ende der Erzählung versetzt Linus dann in einen Zustand zwischen Euphorie und Trauer: Apke kommt zurück aus dem Krieg, Mister Orange ist an einer Lungenentzündung gestorben. Als er knapp ein Jahr später, sein Bruder ist neuerlich in den Krieg gezogen, in einem großen Museum Mister Oranges letztes, unvollendetes Bild entdeckt, weiß er, dass er seinen Freund nicht verloren hat. Denn er "findet die ganze Welt von Mister Orange in dem Bild wieder". So, wie der Leser in diesem Buch nicht zuletzt der Malerwelt von Piet Mondrian begegnet.

KATHARINA RUDOLPH

Truus Matti: "Apfelsinen für Mister Orange".

Aus dem Niederländischen von Verena Kiefer. Gerstenberg Verlag, Hildesheim 2013. 174 S., geb., 12,95 [Euro]. Ab 12 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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