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Erkundungen aus fünf Jahrzehnten, zu Kunst und Literatur, aus Ost- und Westdeutschland.Der Band bietet eine Auswahl jahrzehntelanger Erkundungen zu Problemen einer vergleichenden Geschichte der Künste, unter anderem zu Hogarth, Goya, E. T. A. Hoffmann, Runge sowie zu zahlreichen Künstlerschicksalen zwischen Romantik und Moderne. Jansen gibt Einblicke in politisch-historische Denkwürdigkeiten der Nachkriegszeit in Deutschland vor und nach dem Bau der Mauer.»In Elmar Jansens Schriften zur Kunst und Literatur trifft man auf beste, dichteste und umsichtigste Essayistik, die, da sie in…mehr

Produktbeschreibung
Erkundungen aus fünf Jahrzehnten, zu Kunst und Literatur, aus Ost- und Westdeutschland.Der Band bietet eine Auswahl jahrzehntelanger Erkundungen zu Problemen einer vergleichenden Geschichte der Künste, unter anderem zu Hogarth, Goya, E. T. A. Hoffmann, Runge sowie zu zahlreichen Künstlerschicksalen zwischen Romantik und Moderne. Jansen gibt Einblicke in politisch-historische Denkwürdigkeiten der Nachkriegszeit in Deutschland vor und nach dem Bau der Mauer.»In Elmar Jansens Schriften zur Kunst und Literatur trifft man auf beste, dichteste und umsichtigste Essayistik, die, da sie in Ostdeutschland entstand, das westliche Publikum nur hier und da erreicht hat. Viele seiner Aufsätze aus fünf Jahrzehnten zählen zu »Goldadern«, die in der Geistesgeschichte der Nachkriegszeit noch zu entdecken sind.«Eduard Beaucamp
Autorenporträt
Elmar Jansen, geb. 1931, bekannt durch Veröffentlichungen zu Carl Gustav Carus, Käthe Kollwitz und Ernst Barlach, studierte bei Richard Hamann (1879-1961), der ein Schüler Diltheys, Simmels und Wölfflins war. Ein breites Themenspektrum bestimmte Jansens Publikationstätigkeit. Langjähriger Mitarbeiter der Ost-Berliner Akademie der Wissenschaften, ab 1971 Akademie der Künste, die ihn 1989 zum Professor beruft.

Eduard Beaucamp, geb. 1937, ist Kunstkritiker und Publizist. Nach dem Studium der Literaturgeschichte, Kunstgeschichte und Philosophie leitete er von 1966 bis zu seiner Pensionierung das Kunstressort im Feuilleton der FAZ.Veröffentlichungen u. a.: Werner Tübke: Mein Herz empfindet optisch. Aus den Tagebüchern, Skizzen und Notizen (Mithg., 2017); Im Spiegel der Geschichte. Die Leipziger Schule der Malerei (2017); Kunststücke. Ein Tanz mit dem Zeitgeist (2012); Der verstrickte Künstler (1998).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.01.2017

Barlachs bester Kenner
Geliebte Außenseiter: Elmar Jansen porträtiert Künstler

Die Leser dieses stattlichen Bandes tun gut daran, ihn von seinem Ende her zu erschließen. Dort finden sich die rund vierzig Seiten langen "Anfänge eines Lebenslaufs", die den Zeitraum von seinem Geburtsjahr 1931 bis zum Todesjahr seines akademischen Lehrers, des Kunsthistorikers Richard Hamann, umfassen, das zugleich das Jahr des Mauerbaus war. Das autobiographische Fragment erzählt auf atmosphärisch dichte Weise von den Lehrjahren eines Kunsthistorikers und Essayisten unter schwierigen geschichtlichen Bedingungen. Sie wurden für ihn, den Bürger der DDR, nach 1961 nicht leichter; die bildungsbürgerlichen und christlichen Prägungen seiner geistigen Welt verschlossen ihm die Universitätslaufbahn.

So erhielt Jansen erst 1965 eine Assistentenstelle an der Ost-Berliner Akademie der Wissenschaften, danach 1971 an der Akademie der Künste; dort wurde er, der erst 1973 in Leipzig promoviert wurde, im Jahr des Mauerfalls zum Professor berufen. Sein Lebenslauf macht Jansens Sympathie für die unbeirrbaren Außenseiter und stillen Nonkonformisten unter den Künstlern begreiflich; zugleich zeichnet das autobiographische Fragment die geistige Landkarte, in der Jansens weit gespannte künstlerische und literarische Interessen ihren inneren Zusammenhang finden.

Elmar Jansen ist, wie zahlreiche Werkmonographien und Editionen dokumentieren, einer der besten Kenner von Leben und Werk Ernst Barlachs, und dem bildkünstlerischen und literarischen Werk dieses sperrig vergrübelten Einzelgängers ist auch ein gewichtiger Anteil der in diesem Band versammelten Essays gewidmet. Dabei fragt Jansen mit besonderer Sensibilität nach dem spannungsvollen Verhältnis der plastischen und graphischen Bildwelt Barlachs zu seiner literarischen Einbildungskraft, wie sie sich zumal in seinen Dramen entfaltet hat. Als Barlach im Jahre 1925 von Herbert Jhering gefragt wurde, was das Publikum von ihm erwarte, antwortete er mit einer Gegenfrage, der Jansens Buch seinen Titel verdankt: "Ist es so etwas wie ein Luftwechsel der Empfänglichkeit?"

Tatsächlich arbeiten auch Jansens Essays an einer solchen Um- und Neuorientierung der ästhetischen Aufmerksamkeit, an einer Sensibilisierung für übersehene oder mittlerweile aus der öffentlichen Wahrnehmung herausgefallene Künstler der DDR und an der Darstellung unbeachtet gebliebener innerer Bruchlinien im Werk einzelner Künstler. Nicht den bekannten Matadoren des DDR-Kanons von Tübke bis Sitte und Heisig gelten die Werkerkundungen dieses Essayisten, sondern es geht ihm um die Rettung solcher Künstler, deren Werk auch deshalb vergessen zu werden droht, weil sie nie mit dem Strom geschwommen sind. So macht er den Leser mit der vitalen malerischen Eleganz von Tübkes Lehrer Ernst Hassebrauk bekannt, mit Hermann Glöckners geometrischen Konstruktionen, mit Hans Theo Richters graphischen Erkundungen der menschlichen Gestalt.

Man liest diese Porträts unbeirrt ihren eigenen Weg gehender Künstler auch deshalb mit Gewinn, weil Jansen sich in Atelierbesuchen mit ihnen und ihrem Werk vertraut gemacht und dabei ihr Vertrauen gewonnen hat. Gerade weil Jansens literarische Annäherungen an die Bildwelten dieser Künstler so intensiv sind, vermisst der Leser umso schmerzlicher Abbildungen exemplarischer Werke. Wie bei allen guten Essayisten stellt sich auch bei diesem gelegentlich der Eindruck ein, er komme seinem Gegenstand so nahe, dass sein Text zum Selbstporträt wird; jedenfalls ist seine Identifikation mit der Außenseiterexistenz der von ihm dargestellten Künstler in der DDR abgründig: "Da oder dort mochte es Idyllen geben, aber er sah keine. Die herrschenden Konfrontationen griffen in sein Leben ein, da machte er sich nichts vor; sich ihnen politisch entgegenzustemmen schien ihm sinnlos. Einbußen waren hinzunehmen; sicher war nichts. Er sah kein Unglück in seinem Außenseitertum." So heißt es im Aufsatz über den experimentellen Fotokünstler Edmund Kesting.

Zu den stärksten Stücken gehören die Studien zu den Trauerspielen der Anpassung, so bei Georg Kolbe und bei Johannes R. Becher, mit dessen "zwischen Frömmigkeitsriten und Trotzgebärden" oszillierenden frühen Gedichten schon seine Deutschlehrerin den Schüler aufmerksam gemacht hat: eine frühe Einübung in den "Sprachgestus des Expressionismus", dem der Barlach-Forscher noch oft nachgegangen ist. Bechers poetischen "Träumen vom Anderswerden" und deren Zerschellen an den Realitäten des Sozialismus geht Jansen mit Gespür für innere Widersprüche in einer großen Studie nach, freilich ohne zu einem abschließenden Urteil kommen, vor allem aber, ohne Bechers expressionistische Poesie verurteilen zu wollen, weil deren Autor später der erste Kulturminister der DDR war.

Abschließende Urteile sind die Sache dieses Autors ohnehin nicht; seine Essays versteht er als "Botschaften von unterwegs".

ERNST OSTERKAMP

Elmar Jansen: "Ein Luftwechsel der Empfänglichkeit". Baal, Barlach, Benjamin und andere Essays. Mit einem Vorwort von Eduard Beaucamp.

Wallstein Verlag, Göttingen 2016. 516 S., Abb., geb., 24,90 [Euro].

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»Man liest diese Porträts unbeirrt ihren eigenen Weg gehender Künstler (...) mit Gewinn.« (Ernst Osterkamp, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.01.2017)