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Heißer Streit und kalte Ordnung meint die Jahrhunderte alte heftige Debatte um den Vorrang der Geschlechter. Wer ist besser in Wissenschaft und Literatur, in Alltag und Moral - Mann oder Frau? Wer darf sprechen, wer darf wissen? Solche Kampfrhetorik trägt den Streit um Geschlechterwissen aus der Vormoderne in die Moderne. Die Querelle hat eine große Texttradition und eine große Wirkungsmacht auf kulturelle Milieus. Ob Medizin, Recht, Theologie, Philosophie Kunst oder Pädagogik: Überall bringt die Politik des öffentlichen In-Streit-Stellens die alten Ordnungen in Fluss. Die Autorinnen und…mehr

Produktbeschreibung
Heißer Streit und kalte Ordnung meint die Jahrhunderte alte heftige Debatte um den Vorrang der Geschlechter. Wer ist besser in Wissenschaft und Literatur, in Alltag und Moral - Mann oder Frau? Wer darf sprechen, wer darf wissen? Solche Kampfrhetorik trägt den Streit um Geschlechterwissen aus der Vormoderne in die Moderne. Die Querelle hat eine große Texttradition und eine große Wirkungsmacht auf kulturelle Milieus. Ob Medizin, Recht, Theologie, Philosophie Kunst oder Pädagogik: Überall bringt die Politik des öffentlichen In-Streit-Stellens die alten Ordnungen in Fluss. Die Autorinnen und Autoren erforschen den Geschlechterstreit in Europa und Amerika mit Schwerpunkt Spanien und Hispano-Amerika. Dabei reicht der Forschungshorizont vom Mittelalter bis zum spanischen Postfrankismus.
Autorenporträt
Die HerausgeberinFriederike Hassauer, geb. 1951, ist Lehrstuhlinhaberin für Romanische Philologie an der Universität Wien. Veröffentlichungen u.a. über die Fabel der französischen Aufklärung, die Mediengeschichte des mittelalterlichen Santiago-Weges, die Querelle in Frankreich und Spanien ('Homo Academica', 1994). Zuletzt erschien 'Geschlechterstreit am Beginn der europäischen Moderne' (Mithg., 2004).
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.05.2008

Frauen im Geröll
Spanische Spiele: Der weibliche Kampf gegen Unterdrückung
Der Titel dieses Buches fordert in seiner Rätselhaftigkeit zum Nachdenken heraus: Die „kalte Ordnung” bezeichnet die von Männern gemachte Entmündigung der Frau, der „heiße Streit” ihr seit dem Mittelalter einsetzendes Bemühen, diese Ordnung in Frage zu stellen und diskursiv zu unterhöhlen. „Querelle des femmes” ist ein diffuser Begriff, da sein zweiter Bestandteil als Genitivus subiectivus oder obiectivus verstanden werden kann: Es streiten die Frauen für ihre Rechte – aber es wird auch über die Rechte der Frauen gestritten.
Die Zahl der Publikationen zum Gegenstand hat in den letzten dreißig Jahren sprunghaft zugenommen. Angesichts der Inflation literatur-, kultur- und geisteswissenschaftlicher Arbeiten stellt sich die Frage, ob Texte, in denen Frauen ihre Rechte einklagen, nur ein „Geröll im Flussbett der Literaturhistorie unter so vielem anderen Geröll” darstellen (Peter Roos), oder ob sie besondere Aufmerksamkeit verdienen. Die in Wien lehrende Romanistin Friederike Hassauer beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Theorie und Praxis der Frauenliteratur und hat zahlreiche wegweisende Studien dazu veröffentlicht. Der vorliegende Sammelband, zu dem einundzwanzig Wissenschaftler(innen) aus Deutschland, Großbritannien, Österreich, Spanien und den USA sachkundige Analysen beigesteuert haben, ist der Iberoromania gewidmet. Die Mehrheit der interpretierten Beispiele gehört dem Spätmittelalter, der Renaissance und der Aufklärung an.
Wer vermutet, im katholischen Spanien hätten die Frauen nur selten oder erst spät ihre Sprachlosigkeit überwunden, wird schnell eines Besseren belehrt. Spanische Frauen schreiben seit dem 14. Jahrhundert gegen die von Männern prätendierte physiologische, intellektuelle, sprachlich-rhetorische, moralische, theologische, juristische, soziale und unternehmerische „Unterlegenheit” an, am wirksamsten mit den Mitteln der Satire, der Burleske und des Pastiche. In einer methodisch wie sprachlich glänzenden Einleitung führt die Herausgeberin ihre Leser an die vielfach spröden und auf ersten Blick nur wissensarchäologisch interessierenden Texte heran. Auch sie und ihre Mitstreiter sind sich bewusst, dass vor allem die frühen Zeugnisse der Misogynie eine gleichermaßen rhetorische wie spielerische Dimension haben und vor dem Hintergrund der im Mittelalter blühenden Streitliteratur gelesen werden müssen. Erst im Agon, der Altercatio, der Tenzone, dem Contrasto und wie die Gattungen alle heißen, vergewissern sich die Disputant(inn)en ihrer eigenen Position.
Die hier besprochenen Texte lehren, dass es den Frauen bei aller Zuspitzung nicht um die Leugnung der Unterschiede zwischen den Geschlechtern, sondern um die Aufwertung der Frau und ihre soziale Besserstellung ging (und geht). Insofern können auch ältere Texte Aktualität beanspruchen, denn sie sind gleichzeitig Zeugen der longue durée weiblicher Unterdrückung wie auch eines aufklärerischen Diskurses, der diese Unterdrückung von Mal zu Mal dekonstruiert. FRANK-RUTGER HAUSMANN
FRIEDERIKE HASSAUER (Hrsg.): Heißer Streit und kalte Ordnung. Epochen der Querelle des femmes zwischen Mittelalter und Gegenwart. Wallstein Verlag, Göttingen 2008. 435 Seiten, 49 Euro.
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Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Dem von Friederike Hassauer herausgegebenen Sammelband mit Beiträgen von 21 Wissenschaftlerinnen zur spanischen Frauenliteratur seit dem Mittelalter entnimmt Rezensent Frank-Rutger Hausmann nicht nur, dass Frauen in Spanien sich bereits seit dem 14. Jahrhundert schriftlich gegen männliche Unterdrückung auflehnen. Deutlich wird für den Rezensenten in den Beiträgen, die hauptsächlich Texte aus dem Mittelalter, der Renaissance und der Aufklärung untersuchen, dass es den Schriftstellerinnen nicht um die Nivellierung der Geschlechterunterschiede, sondern um die Stärkung von Frauenrechten ging. Somit kann man auch die frühen Texte durchaus als aktuell bezeichnen, betont der Rezensent, der insbesondere das Vorwort der Herausgeberin als "methodisch wie sprachlich" brillant preist.

© Perlentaucher Medien GmbH
'Der Sammelband vermittelt wertvolle Denkanstöße, die das Verhältnis für die Geschichte des Protestantismus wesentlich fördern.'(Dirk Fleischer, Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 58. Jg., 1/2010)