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Die klassische Staatlichkeit befindet sich im Wandel. Mit der fortschreitenden Integration der Nationalstaaten in ein vereinigtes Europa ist ein Prozess der Europäisierung in Gang gekommen, der weit reichende Konsequenzen hat. Die Nationalstaaten sind inzwischen "europäisierte Nationalstaaten" mit einer europarechtlich überformten Rechts- und Wirtschaftsordnung. Zugleich ist ein neuer Herrschaftsverband entstanden, dessen Eigenart mit den überkommenen Kategorien von Bundesstaat und Staatenbund nicht angemessen zu erfassen ist. Dies bedeutet, dass öffentliche Herrschaft und Freiheitsordnung…mehr

Produktbeschreibung
Die klassische Staatlichkeit befindet sich im Wandel. Mit der fortschreitenden Integration der Nationalstaaten in ein vereinigtes Europa ist ein Prozess der Europäisierung in Gang gekommen, der weit reichende Konsequenzen hat. Die Nationalstaaten sind inzwischen "europäisierte Nationalstaaten" mit einer europarechtlich überformten Rechts- und Wirtschaftsordnung. Zugleich ist ein neuer Herrschaftsverband entstanden, dessen Eigenart mit den überkommenen Kategorien von Bundesstaat und Staatenbund nicht angemessen zu erfassen ist. Dies bedeutet, dass öffentliche Herrschaft und Freiheitsordnung nicht länger allein staatliche Phänomene sind, sondern eine neue Ordnung entstanden ist, die disziplinenübergreifend neu zu vermessen ist. Diese Neuvermessung nimmt der Band Europawissenschaft systematisch vor und bündelt dabei die vorhandene europabezogene Forschung. EU-Europa wird dabei als eigenständiger Forschungsgegenstand und eigenständige Forschungsherausforderung begriffen.
Autorenporträt
Ulrich Haltern geboren 1967, ist seit 2004 Professor an der Leibniz Universität Hannover und lehrt Öffentliches Recht, Völker- und Europarecht, Rechtsvergleichung und Rechtsphilosophie. Er hat u. a. in Harvard und Yale studiert und an den Law Schools der Universitäten Yale, Michigan und Connecticut unterrichtet.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.12.2005

Sehscharf
Ein Sammelband erforscht die Europawissenschaft

In einem opulenten Sammelband haben drei Juristen eine Kartographie der "Europawissenschaft" vorgelegt, die aufschlußreiche Überblicke erlaubt. Den Herausgebern geht es um "die Etablierung einer Wissenschaftsdisziplin, die auf den Forschungsgegenstand EU-Europa fokussiert ist und diesem mit methodischen Zugängen, Fragestellungen und Begrifflichkeiten zu Leibe rückt, die sich von den überkommenen Dichotomien national-international unterscheiden". Dabei solle, so der am Berliner Wissenschaftszentrum forschende Gunnar Folke Schuppert, etwas Neues neu vermessen werden. Um den "Mehrwert einer multidisziplinären Beschäftigung mit Europa" ist es den Herausgebern zu tun: "Wir sind der festen Überzeugung, daß durch einen disziplinenübergreifenden Zugriff auf Europa die Sehschärfe erhöht wird und die analytische Kompetenz zunimmt."

Es überrascht nicht, daß dem Leser in manchen der in 21 Einzelbeiträgen versammelten Überlegungen zu Identität, Legitimität und den Grenzen der Staatlichkeit Vertrautes wieder begegnet. Daß es daneben aber auch Neues gibt, zeigen beispielsweise Ulrich Halterns Überlegungen zur "Rechtswissenschaft als Europawissenschaft". Am Beispiel der Debatten um Gestalt, Verfaßtheit und Identität der Europäischen Union macht Haltern die Unterströmungen einer innerdisziplinären Dynamik sichtbar, die Anstöße von außen aufgreift und transformiert - und dabei weit über das Klipp-Klapp statischer Konzeptionen von Staatenbund, Bundesstaat oder Zweckverband hinausgeht.

Lehrbuchbeiträge wie die zu Europa als Rechts- und Wirtschaftsgemeinschaft wechseln mit Miszellen und tiefschürfenden Handbuchartikeln. Die "Europäisierung des Europäischen", die Armin von Bogdandy einmal andernorts in "Beobachtungen zur Wissenschaft vom Europarecht" postuliert hat, bleibt dabei weithin Desiderat. Und dann gibt es neben der Provinzialität des Raumes auch in europäischen Dingen jene Provinzialität der Zeit, vor der T. S. Eliot schon 1944 gewarnt hat: Das Vergangene bliebe Dekorum, hätte nicht der Sozialhistoriker Hartmut Kaelble in einem facettenreichen Zugriff die spannende Frage nach der "europäischen Gesellschaft" gestellt.

ALEXANDRA KEMMERER

Gunnar Folke Schuppert, Ingolf Pernice, Ulrich Haltern (Hrsg.): "Europawissenschaft". Nomos Verlag, Baden-Baden 2005. XVII, 813 S., geb., 78,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensentin Alexandra Kemmerer hat durch diesen "opulenten Sammelband" einen aufschlussreichen Überblick über die "Kartographie der Europawissenschaft" gewonnen, wie sie mit Anerkennung für die Edition der drei Juristen schreibt. In den einundzwanzig Einzelbeiträgen samt der darin "versammelten Überlegungen zu Identität, Legitimität und den Grenzen der Staatlichkeit" ist sie, wie wir lesen, zwar nicht nur neuem Gedankengut begegnet. Auch die Qualität der Beiträge ist ihrer Beschreibung zufolge gelegentlich schwankend. So sah sie Lehrbuchbeiträge "mit Miszellen und tiefschürfenden Handbuchartikeln" sich abwechseln. Lohnend machen die Lektüre allerdings einige Texte, denen sie "eine facettenreichen Zugriff" und spannende Fragestellungen bescheinigt, beispielsweise der Beitrag des Sozialhistorikers Hartmut Kaelble über die "europäische Gesellschaft" und Ulrich Halterns Überlegungen zur "Rechtswissenschaft als Europawissenschaft".

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