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Ein dreizehnjähriges Mädchen lebt mit seinem Vater in einem riesigen Naturschutzgebiet im Westen der USA. Caroline kennt alle Geheimnisse des Waldes, vor allem aber weiß sie, wie man sich in der Wildnis verbirgt. Denn niemand darf ihr und ihrem Vater auf die Spur kommen. Erst als ein Jogger ihre Behausung entdeckt, verändert sich ihr Leben: Sie ergreifen die Flucht. In einer Welt, die nicht die ihre ist, muss sich Caroline neu bewähren. Und schon bald geht es für sie um Leben oder Tod. Die Ereignisse, die Peter Rock seine einzigartige Heldin mit ihrer erstaunlich aufrichtigen und warmen Stimme…mehr

Produktbeschreibung
Ein dreizehnjähriges Mädchen lebt mit seinem Vater in einem riesigen Naturschutzgebiet im Westen der USA. Caroline kennt alle Geheimnisse des Waldes, vor allem aber weiß sie, wie man sich in der Wildnis verbirgt. Denn niemand darf ihr und ihrem Vater auf die Spur kommen. Erst als ein Jogger ihre Behausung entdeckt, verändert sich ihr Leben: Sie ergreifen die Flucht. In einer Welt, die nicht die ihre ist, muss sich Caroline neu bewähren. Und schon bald geht es für sie um Leben oder Tod. Die Ereignisse, die Peter Rock seine einzigartige Heldin mit ihrer erstaunlich aufrichtigen und warmen Stimme schildern lässt, beruhen auf einer wahren Begebenheit. "Meine Wildnis" erzählt von Überleben und Hoffnung und entführt uns an die Ränder der Gesellschaft.
Autorenporträt
Peter Rock wurde 1967 in Salt Lake City geboren. Nach dem Studium in Yale arbeitete er als Rancher und Museumswärter, unterrichtete Englische Literatur in Yale und an der University of Pennsylvania und lebt heute mit Frau und Töchtern in Portland, Oregon.

Stephan Kleiner, geb. 1975, übersetzte Bücher von Keith Gessen, Chad Harbach, Tao Lin, Peter Rock, Roger Sterling und Josh Weil ins Deutsche. Er lebt als Lektor in Köln.
Rezensionen
"Ein poetisches Flackern zwischen den Polen Bindung und Freiheit" NEON "Ein spannendes und sehr bestürzendes Buch, das lange anhält." MAIN ECHO "Bewegend und von großer Kraft." ANNABELLE "Ein atemberaubendes Buch über Sehnsucht und die Grenzen der Zivilisation." PETRA "Fast möchte man sich einen Schlafsack besorgen und auch im Wald leben." HEIKE FEDDERN, BUCHHANDLUNG SCHWANHÄUSER FREIBURG "Authentisch, lebensnah und erschreckend." NDR1 "Die Geschichte wird dunkler, dringlicher, zweideutiger, mit einem Wort: echte Literatur." SÜDDEUTSCHE ZEITUNG "Eine eigenwillige Robinsonade (...): fesselnd bis zum furiosen Schluss." WDR5 LITERATURMAGAZIN

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 24.08.2011

Ein Stromstoß ist gefährlicher als alle Kojoten
Vor Säugetieren musst du keine Angst haben, du bist ja selber eins: Peter Rocks Roman „Meine Wildnis“ über ein Mädchen aus den Wäldern
Im Jahr 2004 erschien im Lokalteil der Zeitung The Oregonian eine Meldung über einen Vietnam-Veteranen, der über Jahre hinweg mit seiner kleinen Tochter im Stadtwald von Portland, Oregon, gelebt hatte. Niemand hatte bis dahin von ihnen gewusst. Sie hatten sich eine gut getarnte Wohnhöhle eingerichtet und einen Großteil ihrer Lebensmittel selbst gesammelt und angebaut. Als ein Jogger sie aufspürte, brachten die Behörden die beidenin einer Pferderanch unter, wo der Mann einfachen Arbeiten nachging und die Tochter auf den Schuleintritt vorbereitet werden sollte. Doch wenige Wochen später tauchten sie wieder unter, und bis heute fehlt jede Spur von ihnen.
Diese Pressenotiz nimmt der 43-jährige amerikanische Autor Peter Rock zur Vorlage seines Romans „Meine Wildnis“. Die Überschrift des Vorworts verkündet: „Meine Wildnis – ein authentischer Fall wird zum literarischen Ereignis.“ Aber so glatt gehen die zwei Dinge nicht ineinander über. Denn die Authentizität kann zum Hemmschuh der dichterischen Imagination werden. Das fängt schon damit an, dass der Stadtwald von Portland sich kaum als Wildnis im engeren Sinn qualifizieren lässt. Es gibt hier Straßen und Gehöfte, es wimmelt von Freizeitsportlern, Obdachlosen und Strafgefangenen im orangefarbenen Overall, die unter Polizeiaufsicht zu Forstarbeiten eingesetzt werden. Die dreizehnjährige Caroline und ihr Vater machen sich regelmäßig auf in die Stadt, um dort unerkannt den Scheck der Invalidenrente einzulösen und Vorräte zu kaufen. Der Vater erteilt der Tochter Unterricht, alle zwei Wochen graben sie eine neue Latrine und rümpfen die Nase über die Obdachlosen, die das nicht tun.
Das Ganze hat etwas exemplarisch Pfadfinderhaftes. Einmal aufgefunden, kooperieren Vater und Tochter vorbildlich mit den Behörden; und es erweist sich, dass Caroline nicht nur von prächtiger Gesundheit ist und in der schulisch-intellektuellen Entwicklung ihre Altersgenossen in den Schatten stellt, sondern auch ihre Beziehung zum Vater von einer abgrundfreien familiären Liebe bestimmt wird. Caroline scheint es geradezu darauf angelegt zu haben, den freundlichen Polizisten und Psychologinnen, die sie befragen und natürlich einen Missbrauchsfall wittern, das Ätsch ihrer in Frischluft trainierten Normalität entgegenzuschleudern. Wo könnte bei so sauber geordneten Verhältnissen der Roman einen Fuß auf den Boden bekommen?
Das kann erst geschehen, wenn das Korsett des authentischen Zeitungsberichts von ihm abfällt – also in der zweiten Hälfte, wo Rock sich selber ausdenken muss, wie es den beiden wohl ergangen sein mag, nachdem sie sich neuerlich der Kontrolle entzogen haben. Erst hier trägt auch seine Entscheidung, das Mädchen zur Ich-Erzählerin zu machen, Früchte. Nunmehr greift das Wilde im Ernst, außen wie innen. Vater und Tochter lassen sich in einem Abrisshaus der Innenstadt nieder (der wahren amerikanischen Wildnis), dann ziehen sie bei einem Schneesturm aufs Geratewohl durch die Berge, diesmal nicht als Einsiedler, sondern als Flüchtlinge, nach denen eine Fahndung läuft, und es wird richtig gefährlich. Aber auch das Ambivalente und Fragile von Carolines seelischer Lage findet endlich seinen Ausdruck, und zwar gerade, indem sie es so angestrengt beiseite schiebt.
Aus der Wohnhöhle hat sie ein Kindernaturbuch über Säugetiere gerettet. Auch der Mensch ist ein Säugetier! Während sie diesen Satz im ersten Teil des Buches im Ton triumphierender Altklugheit äußert, verwandelt er sich im zweiten zu einem rührenden Verschlüsselungsmotiv. Caroline erreicht die Pubertät, ihre Brüste beginnen zu wachsen; und zugleich gewinnt die Frage an quälender Bedeutsamkeit, was eigentlich aus ihrer Mutter geworden ist. Sie denkt daran zurück, wie der Vater sie halb mit List und halb mit Gewalt aus der Adoptionsfamilie riss, wie sie sich seinen so außerordentlich bestimmten Forderungen unterworfen hat und heimlich mit ihm floh, wie aber auch Handschellen, mit denen er sie an ein Heizungsrohr fesselte, eine Rolle spielten. Ist er überhaupt ihr Vater? Das fragt sich der Leser, niemals sie selbst. Die Geschichte wird dunkler, dringlicher, zweideutiger, mit einem Wort: echte Literatur.
Und dann kommt der Vater ums Leben; eine hexenhafte Eremitin tötet ihn per Stromstoß, als er ein einziges Mal den Fehler begeht, einem fremden Menschen zu vertrauen. Caroline zieht seine verkohlte Leiche auf einem Schlitten durch den verschneiten Wald. Von nun an muss sie sich mit dem, was der Tote sie gelehrt hat, allein durch eine mehr als feindliche Welt schlagen. „Ich höre Kojoten heulen, aber ich habe keine Angst vor ihnen, weil sie intelligente Tiere sind, die sich hauptsächlich von Nagetieren, Insekten und Obst ernähren.“ Mit welcher kindlichen Tapferkeit sie sich an ihr Buch über die Säugetiere klammert!
Rock lässt sein Buch offen enden. Er zeigt Caroline zum Schluss um einige Jahre älter, immer noch als Außenseiterin, aber doch innerhalb der menschlichen Gemeinschaft, in Boise, Idaho, von wo sie der Vater einst entführte. Sie arbeitet teils in einer Bibliothek, teils als Hausmeisterin in einem meist leerstehenden großen Ferienhaus. Aber sie wohnt dabei in einer Jurte, einem Rundzelt, durch dessen Deckenöffnung sie nachts die Sterne sehen kann. Mit dem Vater bleibt sie im Gespräch, indem sie seine Aufzeichnungen liest und ihre Gedanken darunter schreibt.
Rock enthält sich allen Urteils und aller Prognosen über seine Heldin. Er überlässt sie sich selbst, gewiss, dass sie, nach einer langen Phase einseitiger Abhängigkeit, nunmehr auf eigenen Füßen zu stehen vermag. Hierin gleicht sie dem Buch, dessen Heldin sie ist: Auch dieses braucht seine Zeit, um aus der beengenden Bindung an äußere Vorgaben zu seiner vollen selbständigen Gestalt zu erwachsen. BURKHARD MÜLLER
PETER ROCK: Meine Wildnis. Roman. Aus dem Englischen von Stephan Kleiner. DuMont Verlag, Köln 2011. 253 Seiten, 19,99 Euro.
Nicht leicht wird aus einem
authentischen Fall ein literarisches
Ereignis – hier gelingt es am Ende
Der amerikanische Schriftsteller Peter Rock. Foto: DuMont/Ella Vining
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Zurück in die Wildnis will Burkhard Müller nicht, zumindest nicht in die von Peter Rock. Denn für Müller hat sie etwas "exemplarisch Pfadfinderhaftes" an sich und gewinnt vor lauter frischer Luft und Zivilisationsdistanz literarisch nicht so recht an Boden. Peter Rocks "Meine Wildnis" klebt für Müller zu sehr am Authentizitätsanspruch der wahren Geschichte eines Mannes, der sich mit seiner Tochter jahrelang im Stadtwald von Oregon versteckt gehalten hat. Sobald Peter Rock sich von seiner Vorlage löst und seine Figuren eigenständig erzählen lässt, wird sein Roman für Müller interessant. Den zweite Teil erzählt Rock aus der Perspektive der Tochter, die sich an ihre traumatische Vergangenheit vor dem gemeinsamen Waldleben mit ihrem Vater erinnert. Ab hier zerbricht das Bild des glücklichen Naturzustands und das Buch wird "dunkler, dringlicher, zweideutiger" so wie Müller sich echte, wilde Literatur vorstellt.

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