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Es sind die Stories, die John Cheever zu einem der wichtigsten Autoren der amerikanischen Literatur gemacht haben. Von der internationalen Literaturkritik gepriesen, wurde er zum von Autorenkollegen verehrten Vorbild. In diesen Kurzgeschichten entfaltet sich all seine Meisterschaft - lakonisch, präzise, skurril und witzig liefern sie ein Portrait einer Zeit und sind doch auch die ganze Comédie Humaine. Aber lesen Sie, was der Autor selbst dazu schrieb: "Diese Stories sind seit meiner ehrenhaften Entlassung aus der Armee am Ende des Zweiten Weltkriegs entstanden. Manchmal wirken sie wie…mehr

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Produktbeschreibung
Es sind die Stories, die John Cheever zu einem der wichtigsten Autoren der amerikanischen Literatur gemacht haben. Von der internationalen Literaturkritik gepriesen, wurde er zum von Autorenkollegen verehrten Vorbild. In diesen Kurzgeschichten entfaltet sich all seine Meisterschaft - lakonisch, präzise, skurril und witzig liefern sie ein Portrait einer Zeit und sind doch auch die ganze Comédie Humaine. Aber lesen Sie, was der Autor selbst dazu schrieb: "Diese Stories sind seit meiner ehrenhaften Entlassung aus der Armee am Ende des Zweiten Weltkriegs entstanden. Manchmal wirken sie wie Geschichten aus einer längst untergegangenen Welt, als New York noch eine vom flirrenden Licht zweier Flüsse durchwirkte Stadt war, als man aus dem Radio das Benny-Goodman-Quartett hörte und als so gut wie jeder einen Hut trug. Hier treten die letzten aus jener Generation von Kettenrauchern auf, die morgens alle Welt mit ihrem Gehuste weckten, die sich auf Cocktailpartys regelmäßig zudröhnten, sichvoller Wehmut nach Liebe und Glück sehnten und deren Götter so alt waren wie Ihre (wer immer Sie sein mögen) und meine Götter."
Autorenporträt
John Cheever, 1912 in Massachusetts geboren, starb 1982. Er gilt als einer der Innovatoren der amerikanischen Erzählkunst und wurde vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Pulitzer-Preis, dem National Book Award, dem National Book Critics Circle Award, der Howells Medal for Fiction und der National Medal for Literature. Der DuMont Buchverlag veröffentlicht seine Werke in neuer Übersetzung. Bislang erschienen 'Die Geschichte der Wapshots' (2007), 'Der Wapshot-Skandal' (2008), 'Der Schwimmer' (2009), 'Die Lichter von Bullet Park' (2010) und 'Willkommen in Falconer' (2012). Thomas Gunkel, geboren 1956, übersetzte neben John Cheever u. a. John Griesemer, Jon Krakauer, Nick McDonell, Stewart O'Nan, Chaim Potok und William Trevor ins Deutsche.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 21.12.2009

Ab und an ein wenig Wollust
John Cheevers Erzählungen von der amerikanischen Ostküste
Wie schön alles ist, wie leicht und heiter! Die Sonne geht auf über Apartmenthäusern und idyllischen Vorstadtsiedlungen, über Sommerhäusern, die malerisch am Meer liegen. Swimming Pools laden zum Bade, die Cocktailgläser sind stets gut gefüllt, Partys und Bälle vertreiben jeden Anflug von Langeweile. Eifrige Angestellte kümmern sich um Küche und Kinder. Die Männer haben Erfolg in ihren gesellschaftlich angesehenen Berufen, die Frauen sind hübsch und geizen nicht mit der Tiefe ihrer Ausschnitte. Luxus, Ruhe und ab und an ein wenig Wollust – so schildert der 1982 verstorbene John Cheever in seinen Stories, die in den Vierzigern bis Siebzigern entstanden sind, das Leben des gehobenen Mittelstandes an der amerikanischen Ostküste.
Aber das ist nur die eine Seite der Wahrheit. Denn immer wieder passiert hier plötzlich etwas Ungeheuerliches, etwas Unvorhersehbares. Da ist etwa Larry, ein Investmentbanker. Eines Tages öffnet er die Tür zum Büro seines Chefs – und dieser steht ihm nackt gegenüber, neben sich die junge, ebenfalls nackte Witwe eines früheren Teilhabers. Larry zieht sich bestürzt zurück: „Er sagte sich, dass er bloß etwas ganz Alltägliches gesehen hatte. Aber die weiße Haut und der ruhige, eindringliche Blick von Mrs Vuiton waren nicht alltäglich gewesen. Immer wieder sagte er sich, dass er nichts Falsches getan habe, doch all seinen Vorstellungen von Gut und Böse, von Verdienst und Vergeltung lag die beharrliche, schmerzliche Natur der Dinge zugrunde, und er wusste, dass er etwas gesehen hatte, das nicht für ihn bestimmt gewesen war.”
Von nun an ist nichts mehr wie zuvor. Missgeschicke, die auf einen dramatischen Verlust des sozialen Status hindeuten, häufen sich: In einer Bar wird Larry unfreundlich behandelt; später hält man ihn für einen Lieferanten oder einen Kellner; als er am Bahnhof in sein Auto steigt, ist dessen Batterie leer und er muss zu Fuß nach Hause laufen. Kaum hat er das Tor zur Einfahrt geschlossen, stürzen die wölfischen Hunde, die er züchtet, auf ihn zu – doch nicht, um ihn freudig zu begrüßen, sondern um ihn zu zerreißen. Larry trägt den Nachnamen Actaeon, und sein Schicksal wiederholt, ins Groteske gewendet, das des antiken Jägers, der mit dem Leben dafür bezahlen musste, dass er an einem Weiher der entblößten Göttin Diana ansichtig wurde.
„Metamorphosen” heißt, in Anspielung auf Ovid, diese Story – ein Titel, der aber zu vielem, wovon John Cheever erzählt, gut passen würde. Anfangs resümiert er gerne in ein oder zwei Absätzen Charakter und Lebensumstände seiner Figuren, unter Umständen mit leicht ironischem Unterton. In „Das grauenvolle Radio” etwa lautet der erste Satz: „Jim und Irene Westcott hatten jenes zufriedenstellende Maß an Einkommen, Strebsamkeit und Ansehen erreicht, das in den Rundbriefen ehemaliger Collegestudenten als statistisches Mittel gilt.” Und dann kommt, was kommen muss, das erzählerisch leichthändig in Gang gesetzte Werk der Destruktion scheinbar unerschütterlicher Verhältnisse.
Die Menschen Cheevers gleichen Schlittschuhläufern, die sorglos über ein Eis gleiten, in dem sich unvermittelt immer mehr, immer tiefere Risse auftun, bis sie im dunklen, kalten Wasser versinken, wo gefährliche Strömungen und unheimliche Krakenwesen offenbar schon lange auf sie gewartet haben.
Um solches Verhängnis eindrucksvoll ins Szene zu setzen, flirtet der Autor in dezenter Weise auch mit Thriller- und Horrorelementen. In „Das grauenvolle Radio” kann das junge Paar mit dem neuen, teuren Gerät, das es sich geleistet hat, keine Rundfunksender mehr empfangen, sondern wird akustischer Zeuge dessen, was sich in den anderen Wohnungen ihres Hauses abspielt. Das ist zunächst komisch, dann stürzt es Irene in tiefe Depression: so viel Unglück, so viel Lüge und Heuchelei, so viel Geilheit und Gewalt, bislang verborgen und nun offenbar! Ein Mechaniker repariert das Radio; fortan sendet es nur noch das übliche Programm. Dafür geraten Jim und Irene in einen heftigen Streit. Auch bei ihnen steht es nicht zum Besten. Wie in den Erzählungen und Romanen Ray Bradburys kommt bei Cheever das Böse auf leisen Sohlen. Ist es aber eingetroffen, gibt es kaum mehr ein Entkommen.
Der Rückgriff auf Genremuster ist aber die Ausnahme, nicht die Regel. Cheever bedarf ihrer keineswegs, um beim Leser ein starkes Gefühl der Verunsicherung zu erzielen. In „Leb wohl, mein Bruder” versammelt sich eine Familie in einem Ferienhaus, die alte, verwitwete Mutter und ihre vier erwachsenen Kinder samt Anhang. Die Stimmung ist gut; nur Lawrence, der jüngste Bruder, stört sie empfindlich.
Er ist düster, verschlossen und beobachtet die Vergnügungen der übrigen so missbilligend „wie ein puritanischer Geistlicher”. Das findet zumindest einer der älteren Brüder, der als Ich-Erzähler fungiert – allerdings, ohne dass ihm ganz über den Weg zu trauen wäre, da es sich bei ihm um einen recht oberflächlichen Gesellen handelt. So stehen zwei Perspektiven auf das Leben einander gegenüber, aber welche von ihnen ist die richtige? Und trifft überhaupt zu, was der eine Bruder dem anderen unterstellt? Die Story endet nach einem blutigen Streit mit einem Moment der Versöhnung. Aber vielleicht liegt auch dessen bukolisch-pantheistischer Charakter nur im Auge des Erzählers.
Nicht alle Geschichten in diesem Band sind auf dem gleichen Niveau. Cheevers Figuren – in den Hauptrollen fast durchweg Männer – brauchen ihr angestammtes Milieu; wenn er sie auf Reisen nach Europa schickt, fehlt sofort etwas, nämlich glatt die Hälfte dessen, was diese Stories so reizvoll macht. Auch sind die jüngeren den älteren Texten zum Teil unterlegen.
Da der Abdruck in chronologischer Reihung erfolgt, gibt es für dieses Problem allerdings eine Lösung: Man lese das Buch von hinten nach vorne – dann lässt sich mit wachsendem Vergnügen ein Autor entdecken, dessen Erzählkunst in der Tat jene „alterslose Schönheit” besitzt, die T. C. Boyle ihr in seinem enthusiastischen Nachwort zuschreibt.
CHRISTOPH HAAS
JOHN CHEEVER: Der Schwimmer. Stories. Mit einem Nachwort von T. C. Boyle. Aus dem Englischen von Thomas Gunkel. DuMont Buchverlag, Köln 2009. 352 Seiten, 19,95 Euro.
Das Böse kommt bei Cheever auf leisen Sohlen
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.10.2018

Verschwimmende Grenzen

Ein Mann träumt sich eine Welt aus Swimmingpools. Und er hofft, indem er von einem zum anderen schwimmt, nach Hause zu kommen. Aber je weiter er schwimmt, desto mehr verschwimmt, was das eigentlich ist, Zuhause. Und wo er ist und wie schön der Tag und ob er nicht längst zu Ende ist, ob nicht alles längst zu spät ist und er je der Mann gewesen ist, für den er sich hält. John Cheevers Erzählung "Der Schwimmer" von 1964, vier Jahre später verfilmt mit Burt Lancaster (Bild oben), hat man gelesen als Elegie auf die amerikanische Vorstadt mit ihren Illusionen von Wohlstand. Gleichzeitig aber hat Cheever eine melancholische Stimmung in Worte gefasst, die man spürt, wenn man am Pool liegt, ob im eigenen Garten oder anderswo: dass hier die echte Welt aufhört und die Grenzen verschwimmen, aber der Weg immer nur zurück geht. Man bleibt nie, man muss immer weiter. Alles zerrinnt, das Wasser ist nur so lange türkis, bis man darin schwimmt, der Pool ist nie ein Zuhause, immer nur eine Station, Ausnahmezustand, Auszeit: der Ort, an dem man sich erinnert, auch einmal anderswo am Pool gelegen zu haben, um von dort wieder aufgebrochen zu sein. Weil man weitermusste. Von einem Pool zum nächsten: Das ist das Leben.

Tobias Rüther

John Cheever: "Der Schwimmer: Stories". Heyne-Taschenbuch, 9,99 Euro. Der Film "The Swimmer" mit Burt Lancaster ist auf DVD erhältlich.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Endlich gut übersetzt: Kurzgeschichten von John Cheever, dem Vorbild vieler Star-Autoren (..) voller zeitlos grandioser Sätze." KULTURSPIEGEL

"Die Menschen Cheevers gleichen Schlittschuhläufern, die sorglos über ein Eis gleiten, in dem sich unvermittelt immer mehr, immer tiefere Risse auftun, bis sie im dunklen Wasser versinken, wo gefährliche Strömungen und unheimliche Krakenwesen offenbar schon lange auf sie gewartet haben. Um solches Verhängnis eindrucksvoll in Szene zu setzen, flirtet der Autor in dezenter Weise auch mit Thriller- und Horrorelementen. (...) Der Rückgriff auf Genremuster ist aber die Ausnahme, nicht die Regel. Cheever bedarf ihrer keineswegs, um beim Lesen ein starkes Gefühl der Verunsicherung zu erzielen."
SÜDDEUTSCHE ZEITUNG

"Seine Stories wirken pointierter als die von Updike und humorvoller als die von Carver. Verspielter, leichter kommen sie daher, und machen zugleich schwindelig."
KÖLNISCHE RUNDSCHAU

"CHEEVERS Stories sind Echos aus der Vergangenheit, wie Boyle meint. Wer hinhört, der vernimmt amüsante und anrührende Geschichten, die mitten aus dem Leben gefischt worden sind."
KÖLNER STADTANZEIGER

"Cheevers Sätze schleichen sich in die emotionale Blutbahn des Lesers wie ein narkotisches Gitft, das man nicht mehr missen will. (...) Einer der bedeutendsten amerikanischen Schriftsteller des letzten Jahrhunderts."
NEUE ZÜRCHER ZEITUNG

"So meisterhaft und allegorisch hat kaum ein anderer Autor die Abstiegsängste einer saturierten Gesellschaft beschrieben." SWR2

"Das muss man lesen (...) in der ausgezeichneten Neuübersetzung von Thomas Gunkel liegt endlich der Band vor, der Cheevers eigentliches Hauptwerk ist." FAZ
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

So sieht eine Lektüreempfehlung aus. Dass wir zwar Carver und Hemingway kennen, aber John Cheever nicht, ahnt Heinrich Detering zwar, aber glauben kann er es nicht. Schließlich findet Detering bei Cheever genau die richtige Mischung aus urbaner Eleganz, Ironie und pointierter Erzählweise, die man bei "klassischen" Short Stories erwarten darf. 27 davon aus den Jahren 1946-1978 versammelt der Band und sogar die Nebenwerke sind lesenswert, beteuert Detering. Wie Short Cuts in Schwarzweiß flimmern Momente einer "suburban" Lebenswelt, der Ostküsten-Mittelklasse, an Deterings Augen vorüber, spartanisch entworfen, handlungsbezogen und klar, dass es beißt. Die sehr männlichen Helden verlieren dabei schon mal nach "mythischem Muster" die Hosen. Wie lässig der Autor hier zwischen Wahn und Wirklichkeit wechselt, verschlägt dem Rezensenten den Atem. Wer Cheever nicht kennt, den scheucht Detering in die nächste Buchhandlung, sich dieses Buch unter den Arm zu klemmen.

© Perlentaucher Medien GmbH