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Zwischen Kunst und Kommerz
Grafik-Design, die zweckentsprechende, sachlich und künstlerisch hochwertige Organisation von Worten und Bildern auf einem Informationsträger, hat in unserem täglichen Leben ein enormes Wirkungsfeld: Drucksachen aller Art umgeben uns in überwältigender Vielfalt – als Plakat, Buch, Verpackung, Anzeige, Briefmarke, Geldschein, Eintrittskarte, Stadtplan, Bedienungsanleitung, Beipackzettel und vieles mehr. Grafik für Fernsehbilder gibt einer Sendung den gewünschten Rahmen, gestaltete Benutzeroberflächen auf Bildschirmen sind notwendig, damit wir Computer oder Handys…mehr

Produktbeschreibung
Zwischen Kunst und Kommerz

Grafik-Design, die zweckentsprechende, sachlich und künstlerisch hochwertige Organisation von Worten und Bildern auf einem Informationsträger, hat in unserem täglichen Leben ein enormes Wirkungsfeld: Drucksachen aller Art umgeben uns in überwältigender Vielfalt – als Plakat, Buch, Verpackung, Anzeige, Briefmarke, Geldschein, Eintrittskarte, Stadtplan, Bedienungsanleitung, Beipackzettel und vieles mehr. Grafik für Fernsehbilder gibt einer Sendung den gewünschten Rahmen, gestaltete Benutzeroberflächen auf Bildschirmen sind notwendig, damit wir Computer oder Handys überhaupt bedienen können.

"Schnellkurs Grafik-Design" umreißt die Entwicklung dieser relativ jungen Disziplin zwischen Kunst und Kommerz: Die Anfänge fallen in die Zeit um 1900, gehen einher mit den neuen Anforderungen von Industrialisierung und Massenproduktion. Zunächst gehörte Grafik-Design zum Arbeitsbereich von Architekten und bildenden Künstlern, ein eigenständiges Berufsbild entwickelte sich erst nach dem Zweiten Weltkrieg. Im digitalen Zeitalter erstreckt sich die Tätigkeit des Grafik-Designers zunehmend auch auf die Gestaltung von Bildschirmoberflächen sowie Zeichen- und Informationssystemen in einer zunehmend komplexer werdenden Umwelt.
Autorenporträt
Pina Lewandowsky, geboren 1961 in Leipzig, Schriftsetzerin, Dipl.-Designerin an der Hochschule für Bildende Künste Dresden, dort Lehrauftrag für das Grundlagenstudium, freie Künstlerin, Grafik- und Screendesignerin. Seit 1998 Buchveröffentlichungen.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 11.09.2006

Wohin mit so viel Freiheit?
Pina Lewandowsky hat eine brillante Einführung in die Geschichte und die Funktion des Grafik-Designs geschrieben
Was für ein Wunderland der Bilder und Bildarrangeure war doch das 20. Jahrhundert. Der explosiven Verbreitung von Waren folgte eine Revolution der Ästhetik. Futuristen, Kubisten und Fotomontage-Meister zertrümmerten die historischen Werbegefäße; aus verschnörkelten Produkt-Anzeigen, Handzetteln und Plakaten wurden avantgardistische Bildmanifeste. Massendrucksachen und Zeitungen beschleunigten zudem das Leben. Die Gutenberg-Galaxis teilte sich spätestens mit Ottmar Mergenthalers 1883 erfundener Zeilengussmaschine, der „Linotype”. Die Apparatur löste für Texte das aus, was die Lithografie schon Ende des 18. Jahrhunderts für die Verbreitung von Bildern geleistet hatte: unglaubliches Tempo. Drucker und Entwerfer gingen fortan getrennte Wege. Zumeist bildende Künstler wuchsen zu Vollstreckern der neuen Visualität, zu Grafik-Designern. 1907 entwirft Peter Behrens für die Allgemeine Elektricitiätsgesellschaft (AEG) Berlin das gesamte Erscheinungsbild. Das neue Plakat steigt zur stärksten Ausdrucksform seiner Zeit auf, mit ihm befreit sich das Bild endgültig vom Dienst an der Sprache.
Die schreibende Schriftsetzerin
Wohin mit so viel Freiheit? Dass Grafik-Design mehr bedeutet als schön verpackte Bilder, mehr auch als angewandte Kunst, zeigt Pina Lewandowsky in ihrer brillanten Einführung, dem „Schnellkurs Grafik-Design”. Die gelernte Schriftsetzerin entzaubert schöne Entwürfe als Propagandamedium oder Teil einer mehr oder weniger exakten Informationswissenschaft.
Die Autorin preist Grafik-Design als „bewusste, zweckentsprechende, hochwertige Organisation von Zeichen, Symbolen, Worten und Bildern auf einem Informationsträger”. Auf 200 Seiten liefert sie einen Überblick über die Gestaltungs(ab)wege des letzten Jahrhunderts und schärft so den Blick für die Grundlagen unserer Wissens- und Informationsgesellschaft.
Dabei gelingt ihr etwas Seltenes: Lewandowsky verpackt Fachwissen in eine präzise, sehr anschauliche Sprache. Die Diplom-Designerin lädt ein zu einem Streifzug durch die wunderbare Welt der Typografie und Bilderfindungen bis zu ihrer Digitalisierung. 1984 lehrt der Apple Macintosh einer ganzen Branche das Fürchten. Mit einem Schlag konnte jeder dank DTP (Desktop Publishing) eigene Drucksachen erstellen. Die Demokratisierung der Medien führte nicht nur zu mehr bedrucktem Papier, sie schickte vor allem die Qualität in den Keller. Heute geht nichts mehr ohne den Kollegen Computer, und was früher harte Ausschneide-, Klebe- und Montagearbeit war, geht heute per Copy & Paste. Gute Gestalter haben das gerne aufgegriffen und ihren Kanon erweitert.
Lewandowsky beschränkt sich nicht auf eine Ahnengalerie herausragender Design-Persönlichkeiten. Was ist – und zu welchem Zweck machen wir die visuelle Gestaltung unseres Lebens?, lautet ihre heimliche Fragestellung. „Heute vertreten viele die Idee, dass Grafik-Design die Gesellschaft beeinflussen kann”, schreibt Lewandowsky, „hin zu mehr Demokratie.” Diese gesellschaftliche Verpflichtung der Gestalter hat für die 45-Jährige viel mit einem neuen – alten – Berufsbild zu tun: Neben dem „Schönmachen für klassische Produkte” solle im Vordergrund stehen, alle „Informationen über Dinge verständlich und für breite Schichten zugänglich zu machen”. Welche Rolle das Internet dabei in Zukunft entfalten wird, bleibt leider weitgehend ausgeblendet. Lewandowskis engagiertes Buch endet mit der digitalen Welt um 2000 – von einem Schnellkurs kann man eben nicht alles erwarten.
OLIVER HERWIG
PINA LEWANDOWSKY: Schnellkurs Grafik-Design. DuMont Literatur und Kunst Verlag, Köln, 2006. 192 Seiten, 14,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Für Oliver Herwig ist der Band mehr als eine knappe, präzise Einführung und ein anschaulicher Überblick über Gestaltung im 20. Jahrhundert. Die "heimliche" Frage, auf die Herwig hier stößt und die ihn bannt, ist die nach dem Grund für die visuelle Gestaltung unseres Lebens. Antworten gibt die Autorin auch: Grafik-Design als Propagandamedium und Teil der Wissensgesellschaft, als Demokratisierungsmotor der Gesellschaft, als wirkungsvolles Instrument der Information. Für letzteres hält Herwig den Band selbst. Schade findet er bloß, dass dieser schon mit dem Jahr 2000 endet und das Internet als visuelles Medium mit enormem Potential so gut wie nicht behandelt.

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