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Die Situation in Afghanistan ist unerträglich. Mädchen dürfen nicht mehr zur Schule gehen, Frauen müssen Burkas tragen, und immer wieder werden Menschen grundlos verhaftet oder verschwinden. Der 13-jährige Sohail beobachtet beunruhigt, wie sich alles verändert, und versucht mit seinem Freund Obeid herauszufinden, was eigentlich vor sich geht. Eines Tages, als Sohails Schwester gerade allein zu Hause ist, stehen die Taliban vor der Tür. Sie vermuten, dass ihr Vater im Untergrund arbeitet, und durchsuchen das Haus. Sohails Vater muss sofort untertauchen, und als die Taliban ein zweites Mal die…mehr

Produktbeschreibung
Die Situation in Afghanistan ist unerträglich. Mädchen dürfen nicht mehr zur Schule gehen, Frauen müssen Burkas tragen, und immer wieder werden Menschen grundlos verhaftet oder verschwinden. Der 13-jährige Sohail beobachtet beunruhigt, wie sich alles verändert, und versucht mit seinem Freund Obeid herauszufinden, was eigentlich vor sich geht. Eines Tages, als Sohails Schwester gerade allein zu Hause ist, stehen die Taliban vor der Tür. Sie vermuten, dass ihr Vater im Untergrund arbeitet, und durchsuchen das Haus. Sohails Vater muss sofort untertauchen, und als die Taliban ein zweites Mal die Familie bedrohen, ist klar, dass auch Sohail, Taya und die Mutter fliehen müssen, doch wohin?
Autorenporträt
André Boesberg, 1949 in 's-Hertogenbosch in den Niederlanden geboren, arbeitet als Lehrer und schreibt seit 1997 Jugendbücher. Zu seinen Romanen inspirieren ihn oft Zeitungsmeldungen und Geschichten, die ihm seine Schüler oder seine drei Kinder erzählen.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.07.2008

Als Gott fluchte
Die dramatische Biographie eines Jungen aus Afghanistan
In den letzten Tagen beschäftigt mich die Frage, warum ich in diesem Land geboren wurde, in dem es immer nur Krieg gibt. Man hätte es genauso gut Kriegistan nennen können. Im Dezember 1979 fielen die Russen ein und blieben bis 1989. Dann übernahm die Mudschahedin-Regierung die Macht, und ein paar Jahre später kamen die Taliban und versetzten uns zurück in die Steinzeit.” Diese Steinzeit, in der das Leben von Willkür und Brutalität bestimmt wird, verstört den 13-jährigen Sohail. Eine öffentliche Hinrichtung im Fußballstation, das plötzliche Verschwinden des Mathematiklehrers, das geheimnisvolle Verhalten seines besten Freundes, die Veränderungen, die er bei seinen Eltern und dem Großvater erlebt, er spürt eine Gefahr, die ihn bis in seine Träume verfolgt. Und die sehr reale Züge annimmt, als die Taliban zum zweitenmal die Wohnung verwüsten und der Vater beschließt, unterzutauchen. Nun ist niemand in der Familie mehr sicher, unterstützt von einer geheimen Widerstandsorganisation flüchtet der Junge zusammen mit seiner Mutter und seiner Schwester über die Berge durch Russland, Polen und Deutschland in die Niederlande, wo sie Aufnahme als Asylsuchende finden.
Der niederländische Autor Andre
Boesberg erzählt in seinem politischen Jugendroman die Geschichte des afghanischen Jungen Sohail Wahedi, seiner Familie und Freunde im Jahr 1999. Ein Stück Zeitgeschichte, das sehr authentisch wirkt, weil es ganz aus der Sicht des Jungen geschrieben ist, den der Autor als Ich-Erzähler auftreten lässt. Die Gräueltaten der Taliban sind auch im Westen nicht vergessen. In der Biographie des 13-Jährigen erhalten sie eine bedrückende Aktualität, deren besondere Brisanz darin liegt, dass sie, obwohl sie besiegt zu sein schienen, inzwischen wieder auf dem Vormarsch sind. Vernichtet die Mohnfelder, und die Taliban sind beseitigt, erklärt der Großvater Sohail, doch immer noch ist dieses Land einer der größten Lieferanten für Rauschgift.
Diese anscheinend nicht zu lösenden politischen und sozialen Probleme, die auch darauf beruhen, dass die Bevölkerung in sich tief gespalten ist, verbittern den Jungen. Am Tage der überstürzten Flucht schwört er sich, zurückzukommen und das Mädchen wiederzutreffen, das er so mag, und das an einen reichen, alten Afghanen verheiratet wurde: „Abgesehen davon, dass wir Afghanen stinken, besserwisserisch und stolz sind, schon seit Jahren von jedem Volk verraten und verkauft wurden, dass unsere Bärte schmutzig sind und wir bei Geschäften immer versuchen, alle übers Ohr zu hauen, haben wir zumindest eine gute Eigenschaft: uns mit dem Unausweichlichen abzufinden.”
Es wird nichts verschwiegen oder jugendgerecht aufbereitet, nicht die Exzesse der Taliban, ihre brutale Willkür besonders den Frauen gegenüber. Als der Vater untergetaucht ist, muss Sohail seine Mutter begleiten, denn nur tiefverschleiert und in Begleitung eines männlichen Familienmitgliedes dürfen Frauen das Haus verlassen. Der Junge erfährt aber auch von der Widerstandsorganisation, die dafür sorgt, dass Mädchen, denen der öffentliche Schulunterricht verboten ist, heimlich unterrichtet werden. Diese Authentizität der politischen Situation wird verbunden mit den Gefühlen des Jungen, und gibt dem Buch eine besondere Spannung.
Im Nachwort von 2006 erzählt Sohail, dass die Familie in den Niederlanden gut aufgenommen wurde und er das Gymnasium besucht. Aber irgendwann will er zurückkehren, um den Vater zu finden. „Ich erinnere mich an seine Stimme. Afghanistan entstand an dem Tag, als Gott fluchte. Merk dir das gut, Sohail.”
ROSWITHA BUDEUS-BUDDE
ANDRE BOESBERG: Den Taliban entkommen. Nach der wahren Geschichte von Sohail Wahedi. Aus dem Niederländischen von Bettina Bach. Bloomsbury, Berlin 2008. 234 Seiten, 12,90 Euro. (Für Jugendliche und Erwachsene)
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Das Jugendbuch von Andre Boesberg über die wahre Geschichte eines 13-jährigen afghanischen Jungen, dessen Vater untertauchen muss und der selbst mit Mutter und Schwestern vor den Taliban in die Niederlande flüchtet, hat Roswitha Budeus-Budde sehr beeindruckt. Ohne zu beschönigen oder zu verschweigen, schildere der niederländische Autor in seinem Buch die schrecklichen Erlebnisse der Familie, so die Rezensentin anerkennend. Indem Boesberg ein Stück politische Zeitgeschichte ganz aus der Sicht des 13-jährigen Sohail erzählt, bekommt das Buch eine besondere Authentizität, die bewegt, lobt Budeus-Budde begeistert.

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